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[[E. A. Saueracker]] schreibt in seiner Chronik von Fürth, dass an dem Platz der [[Armen- und Waisenschule]] vorher ein "Hirtenhaus" gestanden habe. Die damaligen Bürgermeister von Fürth ließen das Hirtenhaus niederreißen und wollten an der Stelle ein Gemeindegebäude als Versammlungshaus errichten. Saueracker, der den Bürgermeistern sowieso schon "Schwindelgeist" und "übel geführte Haushaltung" vorwarf, verurteilte dieses Vorhaben als Geldverschwendung ("Geldversplitterung"). Auch die Domprobstei beargwöhnte das Vorhaben mit "schelen Augen", weil sie "böse Folgen für ihre eingebildete Gemeinherrschaft befürchtete". Weil die Probstei den Bau nicht direkt verhindern konnte, versuchte sie erfolgreich, die Judengemeinde "aufzuhetzen, wider den Bau zu protestiren". Diese, wegen der "schlechten Verwaltung" auf eine solche Gelegenheit geradezu wartend, versuchten den Bau zu verhindern, indem sie den Platz kaufen wollten. Trotz eines hohen Gebotes führten die Bürgermeister ihr Vorhaben fort, woraufhin die Juden "in Wien ein Mandat" erwirkten. Nach vielen Verhandlungen kam man schließlich zu folgendem Vergleich: dass das angefangene Gebäude "zur Armenschule bestimmt" sei. Darüber hinaus wurde zur "Einführung einer bessern Haushaltung vieles verabredet". Am 22. April [[1767]] wurde das Schulhaus eingeweiht. | [[E. A. Saueracker]] schreibt in seiner Chronik von Fürth, dass an dem Platz der [[Armen- und Waisenschule]] vorher ein "Hirtenhaus" gestanden habe. Die damaligen Bürgermeister von Fürth ließen das Hirtenhaus niederreißen und wollten an der Stelle ein Gemeindegebäude als Versammlungshaus errichten. Saueracker, der den Bürgermeistern sowieso schon "Schwindelgeist" und "übel geführte Haushaltung" vorwarf, verurteilte dieses Vorhaben als Geldverschwendung ("Geldversplitterung"). Auch die Domprobstei beargwöhnte das Vorhaben mit "schelen Augen", weil sie "böse Folgen für ihre eingebildete Gemeinherrschaft befürchtete". Weil die Probstei den Bau nicht direkt verhindern konnte, versuchte sie erfolgreich, die Judengemeinde "aufzuhetzen, wider den Bau zu protestiren". Diese, wegen der "schlechten Verwaltung" auf eine solche Gelegenheit geradezu wartend, versuchten den Bau zu verhindern, indem sie den Platz kaufen wollten. Trotz eines hohen Gebotes führten die Bürgermeister ihr Vorhaben fort, woraufhin die Juden "in Wien ein Mandat" erwirkten. Nach vielen Verhandlungen kam man schließlich zu folgendem Vergleich: dass das angefangene Gebäude "zur Armenschule bestimmt" sei. Darüber hinaus wurde zur "Einführung einer bessern Haushaltung vieles verabredet". Am 22. April [[1767]] wurde das Schulhaus eingeweiht. | ||
Das alte Hirten- und Armenhaus, das bis sich dahin an dieser Stelle befand, wurde in die Nürnberger Straße verlegt. | Das alte Hirten- und Armenhaus, das bis sich dahin an dieser Stelle befand, wurde in die Nürnberger Straße verlegt. | ||
Der Gastwirt und Weinhändler [[Paul Stollberg]] initiierte [[1774]] durch eine Spende in Höhe von 200 fl. den Bau eines Uhrturms, welcher dann jedoch "1500 fl. gekostet hat". Als weiterer Unterstützer des Turmbaus wird von Saueracker der Gastwirt zum [[Schwarzes Kreuz|Schwarzen Kreuz]], [[Johann Michael Meisel]], gelobt.<ref>E. A. Saueracker: ''Versuch einer Chronologisch-Diplomatisch-Statistischen Geschichte des Hofmarks Fürth und seiner zwölf einverleibten Ortschaften. Vierter und letzter Theil.'' Nürnberg, 1789, S 390ff. - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10014104-1 online]</ref> | Der Gastwirt und Weinhändler [[Paul Stollberg]] initiierte [[1774]] durch eine Spende in Höhe von 200 fl. den Bau eines Uhrturms, welcher dann jedoch "1500 fl. gekostet hat". Als weiterer Unterstützer des Turmbaus wird von Saueracker der Gastwirt zum [[Schwarzes Kreuz|Schwarzen Kreuz]], [[Johann Michael Weißel|Johann Michael Meisel]], gelobt.<ref>E. A. Saueracker: ''Versuch einer Chronologisch-Diplomatisch-Statistischen Geschichte des Hofmarks Fürth und seiner zwölf einverleibten Ortschaften. Vierter und letzter Theil.'' Nürnberg, 1789, S 390ff. - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10014104-1 online]</ref> | ||
Die Glocken wurden später "auf das gegenüberliegende Schrannengebäude übertragen".<ref>''Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 29. [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl? online-Digitalisat]</ref> | Die Glocken wurden später "auf das gegenüberliegende Schrannengebäude übertragen".<ref>''Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 29. [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl? online-Digitalisat]</ref> | ||
Version vom 12. März 2017, 19:06 Uhr
Beschreibung des Baudenkmals
Zweigeschossiger, dreiseitig freistehender Sandsteinquaderbau mit flachem Walmdach und reichem hölzernen Konsoltraufgesims, 1767, Umbau und Erweiterung 1861; Teil des Ensembles Altstadt.
Ab 1774 befand sich ein Glockenturm auf dem Gebäude, dieser wurde jedoch 1861 auf die benachbarte Gastwirtschaft Zum roten Roß versetzt.
Das Gebäude diente lange Zeit als Armen- und Waisenschule.
Geschichte des Gebäudes
E. A. Saueracker schreibt in seiner Chronik von Fürth, dass an dem Platz der Armen- und Waisenschule vorher ein "Hirtenhaus" gestanden habe. Die damaligen Bürgermeister von Fürth ließen das Hirtenhaus niederreißen und wollten an der Stelle ein Gemeindegebäude als Versammlungshaus errichten. Saueracker, der den Bürgermeistern sowieso schon "Schwindelgeist" und "übel geführte Haushaltung" vorwarf, verurteilte dieses Vorhaben als Geldverschwendung ("Geldversplitterung"). Auch die Domprobstei beargwöhnte das Vorhaben mit "schelen Augen", weil sie "böse Folgen für ihre eingebildete Gemeinherrschaft befürchtete". Weil die Probstei den Bau nicht direkt verhindern konnte, versuchte sie erfolgreich, die Judengemeinde "aufzuhetzen, wider den Bau zu protestiren". Diese, wegen der "schlechten Verwaltung" auf eine solche Gelegenheit geradezu wartend, versuchten den Bau zu verhindern, indem sie den Platz kaufen wollten. Trotz eines hohen Gebotes führten die Bürgermeister ihr Vorhaben fort, woraufhin die Juden "in Wien ein Mandat" erwirkten. Nach vielen Verhandlungen kam man schließlich zu folgendem Vergleich: dass das angefangene Gebäude "zur Armenschule bestimmt" sei. Darüber hinaus wurde zur "Einführung einer bessern Haushaltung vieles verabredet". Am 22. April 1767 wurde das Schulhaus eingeweiht. Das alte Hirten- und Armenhaus, das bis sich dahin an dieser Stelle befand, wurde in die Nürnberger Straße verlegt. Der Gastwirt und Weinhändler Paul Stollberg initiierte 1774 durch eine Spende in Höhe von 200 fl. den Bau eines Uhrturms, welcher dann jedoch "1500 fl. gekostet hat". Als weiterer Unterstützer des Turmbaus wird von Saueracker der Gastwirt zum Schwarzen Kreuz, Johann Michael Meisel, gelobt.[1] Die Glocken wurden später "auf das gegenüberliegende Schrannengebäude übertragen".[2]
Nach der Zeit als Armen- und Waisenschule wurden dem Gebäude mehrere Nutzungen zuteil: Realschule; Bezirksamt; Verwaltung des Elektrizitätswerks; Installationsgeschäft mit Ausstellung des Städtischen Betriebsamts; Arbeits- und Armenamt; Post; heute privat.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ E. A. Saueracker: Versuch einer Chronologisch-Diplomatisch-Statistischen Geschichte des Hofmarks Fürth und seiner zwölf einverleibten Ortschaften. Vierter und letzter Theil. Nürnberg, 1789, S 390ff. - online
- ↑ Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 29. online-Digitalisat
Bilder
Gebäude Königstraße 76 und Königstraße 74 im Dez. 2019
Blick nach Nord-Westen links Häuserzeile in der Wasserstraße mit Fraveliershof (großes Gebäude), 1976
Steindruck der Armen- und Waisenschule, 1835 zeitweise auch Sitz der Realschule (heutige Königstraße 76)