Brauerei Grüner: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte der Grüner Bräu ==
== Geschichte der Grüner Bräu ==
[[Bild:Grüner Sudhaus.jpg|mini|right|Sudhaus der Grüner Brauerei im Jahr 1940]]Erstmals [[1860]] bzw. [[1862]] erscheint im Zusammenhang mit Bier der Name Grüner in Fürth. Die Brüder Johann Georg (geb. [[19. Februar]] [[1833]], gest. [[28. Februar]] [[1881]]), Johann Heinrich (gest. [[1893]]) und [[Georg Heinrich Grüner]] aus Altdorf erwarben am [[3. Mai]] [[1860]] eine Brauerei an der [[Gartenstraße]], auf deren Grundstück bereits seit dem [[11. April]] [[1709]] eine erst später genutzte "Bräugerechtigkeit" lag, und bauten diese [[1863]] auf dem Gelände zwischen [[Rosenstraße|Rosen-]], Gartenstraße und [[Wasserstraße]] stark aus. Nacheinander wurden die Mälzerei, das Sudhaus, die Gär- und Lagerkeller ausgebaut. Allerdings sorgte die Brauerei bereits kurz vor der Fertigstellung des Neubaus für Schlagzeilen, als der Felsenkeller unterhalb des Anwesens kurz vor Fertigstellung [[1866]] einstürzte und eine große Menge Bier verloren ging.<ref>Fürther Tageblatt - In den Fürther Katakomben, 26./27. November 1932</ref> Um kurzfristig einen Ersatz für den verloren gegangenen Lagerkeller zu schaffen, wich man auf das Familienanwesen in der [[Vacher Straße]] aus und baute hier von [[1866]] bis [[1872]] einen neuen Felsenkeller, den heute noch existierenden [[Grüner-Keller]].  
[[Bild:Grüner Sudhaus.jpg|mini|right|Sudhaus der Grüner Brauerei im Jahr 1940]]Erstmals [[1860]] bzw. [[1862]] erscheint im Zusammenhang mit Bier der Name Grüner in Fürth. Die Brüder Johann Georg (geb. [[19. Februar]] [[1833]], gest. [[28. Februar]] [[1881]]), Johann Heinrich (gest. [[1893]]) und [[Georg Heinrich Grüner]] aus Altdorf erwarben am [[3. Mai]] [[1860]] eine Brauerei an der [[Gartenstraße]], auf deren Grundstück bereits seit dem [[11. April]] [[1709]] eine erst später genutzte [[wikipedia:Braurecht|"Bräugerechtigkeit"]] lag, und bauten diese [[1863]] auf dem Gelände zwischen [[Rosenstraße|Rosen-]], Gartenstraße und [[Wasserstraße]] stark aus. Nacheinander wurden die Mälzerei, das Sudhaus, die Gär- und Lagerkeller ausgebaut. Allerdings sorgte die Brauerei bereits kurz vor der Fertigstellung des Neubaus für Schlagzeilen, als der Felsenkeller unterhalb des Anwesens kurz vor Fertigstellung [[1866]] einstürzte und eine große Menge Bier verloren ging.<ref>Fürther Tageblatt - In den Fürther Katakomben, 26./27. November 1932</ref> Um kurzfristig einen Ersatz für den verloren gegangenen Lagerkeller zu schaffen, wich man auf das Familienanwesen in der [[Vacher Straße]] aus und baute hier von [[1866]] bis [[1872]] einen neuen Felsenkeller, den heute noch existierenden [[Grüner-Keller]].  


[[Datei:Grüner Brauerei A5675.jpg|mini|left|Grüner Brauerei um 1930]]Als die Gebrüder Grüner die Brauerei übernahmen, entsprach [[1860]] der Bierausstoß "lediglich" 5.500 hl Bier. Bis [[1865]] erreichten die Gebrüder Grüner bereits einen Bierausstoß von 20.000 hl Bier. Die Söhne (Heinrich, Georg und Johann Georg), die das Unternehmen nach dem Tod des Vaters Johann Heinrich Grüner [[1866]] übernommen hatten, konnten den Bierausstoß bis [[1890]] weiter erhöhen - auf ca. 63.000 hl Bier. Mit dem Beginn der Industrialisierung und der zügigen Anbindung Fürths an das damals neu entstehende Bahnnetz stand dem Export des Grüner Biers nichts mehr im Weg. Eigens hierfür wurden sechs Eisenbahnwaggons mit Eiskühlung angeschafft.  
[[Datei:Grüner Brauerei A5675.jpg|mini|left|Grüner Brauerei um 1930]]
Als die Gebrüder Grüner die Brauerei übernahmen, entsprach [[1860]] der Bierausstoß "lediglich" 5.500 hl Bier. Bis [[1865]] erreichten die Gebrüder Grüner bereits einen Bierausstoß von 20.000 hl Bier. Die Söhne (Heinrich, Georg und Johann Georg), die das Unternehmen nach dem Tod des Vaters Johann Heinrich Grüner [[1866]] übernommen hatten, konnten den Bierausstoß bis [[1890]] weiter erhöhen - auf ca. 63.000 hl Bier. Mit dem Beginn der Industrialisierung und der zügigen Anbindung Fürths an das damals neu entstehende Bahnnetz stand dem Export des Grüner Biers nichts mehr im Weg. Eigens hierfür wurden sechs Eisenbahnwaggons mit Eiskühlung angeschafft.  


[[Bild:A5242 Hermann Grüner.jpg|mini|left|Hermann Grüner]]Am [[18. September]] [[1896]] wurde die Brauerei in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, nachdem Georg Heinrich Grüner nach dem Tod der Brüder Alleininhaber geworden war. Der offizielle Name der Brauerei lautete nun wie folgt: ''Aktienbrauerei Fürth, vorm. Gebrüder Grüner in Fürth''.<ref>Beglaubigte Abschrift der Urkunde für Hrn. Comerzienrat Heinrich Grüner, Brauereibesitzer in Fürth von dem Kgl. Notar Johann Baptist Fick in Fürth, vom 16.09.1896, Stadtarchiv Fürth</ref> Das Stammkapital betrug am Gründungstag 1.350.000 Mark. Direktor wurde Hermann Grüner, der Sohn des Kommerzienrates Heinrich Grüner. Unter seiner Leitung konnte das Brauereianwesen stetig erweitert und modernisiert werden, so dass der Bierausstoß bis kurz vor Kriegsbeginn 1914 bei knapp 100.000 hl Liter lag.  
[[Bild:A5242 Hermann Grüner.jpg|mini|left|Hermann Grüner]]
Am [[18. September]] [[1896]] wurde die Brauerei in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, nachdem Georg Heinrich Grüner nach dem Tod der Brüder Alleininhaber geworden war. Der offizielle Name der Brauerei lautete nun wie folgt: ''Aktienbrauerei Fürth, vorm. Gebrüder Grüner in Fürth''.<ref>Beglaubigte Abschrift der Urkunde für Hrn. Comerzienrat Heinrich Grüner, Brauereibesitzer in Fürth von dem Kgl. Notar Johann Baptist Fick in Fürth, vom 16.09.1896, Stadtarchiv Fürth</ref> Das Stammkapital betrug am Gründungstag 1.350.000 Mark. Direktor wurde Hermann Grüner, der Sohn des Kommerzienrates Heinrich Grüner. Unter seiner Leitung konnte das Brauereianwesen stetig erweitert und modernisiert werden, so dass der Bierausstoß bis kurz vor [[Erster Weltkrieg|Kriegsbeginn 1914]] bei knapp 100.000 hl Liter lag.  


Folgende technische Neuerungen wurden u. a. in der Grüner vorgenommen:<ref>Handschriftliche Chronik der Brauerei Grüner, ca. 1950, Stadtarchiv</ref>
Folgende technische Neuerungen wurden u. a. in der Grüner vorgenommen:<ref>Handschriftliche Chronik der Brauerei Grüner, ca. 1950, Stadtarchiv</ref>
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* [[1956]] Kauf von ca. 98 % der Aktien der Henninger-Reifbräu Erlangen
* [[1956]] Kauf von ca. 98 % der Aktien der Henninger-Reifbräu Erlangen
[[Bild:Grüner Modellbild.jpg|mini|right|200px|Modellbild der Brauerei von 1950]]
[[Bild:Grüner Modellbild.jpg|mini|right|200px|Modellbild der Brauerei von 1950]]
Ebenfalls in die Ära [[Wilhelm Schülein|Schüleins]] fallen zwei außergewöhnliche Marketingmaßnahmen für diese Zeit. Zum Einen prägte [[Wilhelm Schülein|Schülein]] den Werbespruch "''Bekannt Vorzüglich''", der später umbenannt wurde zu "''Beliebt bekannt bekömmlich''". Zusätzlich erfand er in Erinnerung an den Schwedenkönig Gustav Adolf, der während des [[Dreißigjähriger Krieg|30-jährigen Krieges]] in der Grüner Wirtschaft "[[Grüner Baum]]" angeblich in der [[Gustavstraße]] übernachtete, den sog. "''Königstrunk''", der in 0,33-l-Bierdosen bis Ende der 1970er noch in die USA erfolgreich exportiert wurde. Die Führungsriege rund um NS-Stadtrat Schülein pflegte eine große Affinität zu prominenten Künstlern der NS-Diktatur: So hing im Direktors-Zimmer ein Gemälde von [[Hermann Gradl]], Werbeprospekte wurden von [[Gustav Goetschel]] illustriert.
Ebenfalls in die Ära Wilhelm Schüleins fallen zwei außergewöhnliche Marketingmaßnahmen für diese Zeit. Zum Einen prägte Wilhelm Schülein den Werbespruch "''Bekannt Vorzüglich''", der später umbenannt wurde zu "''Beliebt bekannt bekömmlich''". Zusätzlich erfand er in Erinnerung an den Schwedenkönig Gustav Adolf, der während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] in der Grüner Wirtschaft "[[Grüner Baum]]" angeblich in der [[Gustavstraße]] übernachtete, den sog. "''Königstrunk''", der in 0,33-l-Bierdosen bis Ende der 1970er noch in die USA erfolgreich exportiert wurde. Die Führungsriege rund um [[Stadtrat 1935 - 1945|NS-Stadtrat]] Wilhelm Schülein pflegte eine große Affinität zu prominenten Künstlern der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NS-Diktatur]]: So hing im Direktors-Zimmer ein Gemälde von [[Hermann Gradl]], Werbeprospekte wurden von [[Gustav Goetschel]] illustriert.


Nach dem Krieg wurde die Grüner Bräu A.G. zunächst von der US-Armee annektiert. Hierzu steht im Skript zur Festschrift des 75-jährigen Bestehens der AG folgendes: ''Bald nach dem Einmarsch der [[US Army|Amerikaner]] verstopften unübersehbare Kolonnen von US-Lastwagen die Rosenstraße und die angrenzenden Straßenzüge.... Die hygienischen Verhältnisse entsprachen den überaus verwöhnten Ansprüchen der [[US Army|Amerikaner]]... und so wurde die Grüner Bräu AG durch Armeebefehl zur ersten und zunächst einzigen Armee-Bierbrauerei der amerikanischen Besatzungsmacht für die gesamte US-Zone ernannt.''<ref>Skript - Grüner Bräu - 75 Jahre Aktiengesellschaft Fürth/Bayern, 1970, S. 16</ref> Im Umkehrschluss bedeutete dies aber, dass es Grüner Bier für die Fürther Bevölkerung unmittelbar nach dem Krieg kaum noch gab. Den Bierdurst der Bevölkerung deckte Grüner zu dieser Zeit durch die [[1936]] erworbene Zirndorfer Brauerei ab, neben den anderen noch bestehenden Brauereien in Fürth.  
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Grüner Bräu A.G. zunächst von der [[U.S. Army|US-Armee]] beschlagnahmt. Hierzu steht im Skript zur Festschrift des 75-jährigen Bestehens der Grüner Bräu A.G. folgendes: ''Bald nach dem Einmarsch der [[U.S. Army|Amerikaner]] verstopften unübersehbare Kolonnen von US-Lastwagen die Rosenstraße und die angrenzenden Straßenzüge ... Die hygienischen Verhältnisse entsprachen den überaus verwöhnten Ansprüchen der Amerikaner ... und so wurde die Grüner Bräu AG durch Armeebefehl zur ersten und zunächst einzigen Armee-Bierbrauerei der amerikanischen Besatzungsmacht für die gesamte US-Zone ernannt.''<ref>Skript - Grüner Bräu - 75 Jahre Aktiengesellschaft Fürth/Bayern, 1970, S. 16</ref> Im Umkehrschluss bedeutete dies aber, dass es Grüner Bier für die Fürther Bevölkerung unmittelbar nach dem Krieg kaum noch gab. Den Bierdurst der Bevölkerung deckte Grüner zu dieser Zeit durch die [[1936]] erworbene Zirndorfer Brauerei ab, neben den anderen noch bestehenden Brauereien in Fürth.  
[[1957]] verstarb Wilhelm Schülein, der nach dem Krieg ebenfalls als ''harmloser Mitläufer'' klassifiziert wurde (siehe Gustav Schickedanz). Bis zu seinem Tod konnte der jährliche Bierausstoß auf mehr als 15,5 Mio. Liter gesteigert werden.  
[[1957]] verstarb Wilhelm Schülein, der nach dem Krieg ebenfalls als ''harmloser Mitläufer'' klassifiziert wurde (siehe [[Gustav Schickedanz]]). Bis zu seinem Tod konnte der jährliche Bierausstoß auf mehr als 15,5 Mio. Liter gesteigert werden.  


Ungeachtet dessen blieb die Mehrheit der Aktien in der noch verbliebenen Familie Grüner, weswegen man noch bis Ende der 1960er Jahre von einer sog. "Familienaktiengesellschaft" sprechen konnte. [[1947]] heiratete die Tochter Hermann Grüners, Edith Grüner, den Sohn des Brauereidirektors [[Wilhelm Schülein]], Dr. [[Richard Schülein]], der als Kinderarzt in Fürth und Mitglied des Aufsichtsrats der Grüner Bräu AG tätig war.  
Ungeachtet dessen blieb die Mehrheit der Aktien in der noch verbliebenen Familie Grüner, weswegen man noch bis Ende der 1960er Jahre von einer sog. "Familienaktiengesellschaft" sprechen konnte. [[1947]] heiratete die Tochter Hermann Grüners, Edith Grüner, den Sohn des Brauereidirektors [[Wilhelm Schülein]], Dr. [[Richard Schülein]], der als Kinderarzt in Fürth und Mitglied des Aufsichtsrats der Grüner Bräu A.G. tätig war.  


=== Hypotheken und Hochinflation ===
=== Hypotheken und Hochinflation ===
Schon bei Gründung der Aktiengesellschaft im Jahr 1896 hatte die Familie von Kommerzienrat Heinrich Grüner den Kunden / Wirten der Brauerei eine beträchtliche Zahl von Hypotheken eingeräumt, die im Laufe der Jahre bis auf 1,5 Mio. Mark angewachsen waren. Im Interesse der Brauerei und ihrer Geschäftsbeziehung zu den betroffenen Wirten beließen Heinrich Grüner und später seine Witwe Emma Grüner diese Kapitalien ungekündigt. Noch 1913 verpflichtete sich Emma Grüner in einem Abkommen mit dem Aufsichtsrat der Gesellschaft das Kapital bis 1923 nicht zu kündigen. Die Inflationszeit wurde von den Abnehmern der Brauerei jedoch dazu genutzt, die in Goldmark erhaltenen Hypotheken im Umfang von rund 1 Mio. Mark in fast wertlosen Papiermark zurückzubezahlen. Nach Bekunden der Grüner AG wurden die während des Krieges und der Hochinflation getätigten Rückzahlungen entgegengenommen, auch um ständige Interessens-Kollisionen und Kundenverluste bei der Brauerei zu vermeiden<ref name="Grüner AG FA1">Schreiben der Aktienbrauerei Fürth, vorm. Gebr. Grüner vom 16. Juni 1927 an das Finanzamt I - In: Protokollbuch des Aufsichtsrats der Aktienbrauerei Fürth, vormals Gebr. Grüner</ref>. Dieser Schaden der Hochinflation war ein branchentypisches Risiko für die Vor-Eigentümer späterer Aktiengesellschaften, so sind vergleichbare Vorgänge etwa auch bei der Brauerei Geismann dokumentiert. Die Brauerei Grüner entschädigte die Familie auf deren Antrag hin mit einem umfangreichen Aktienpaket, im Gegenzug verzichtete die Familie auf weitere Ansprüche der Entschädigung. Im Zuge einer Buch- und Betriebsprüfung durch das Finanzamt I im Dezember 1926 wurde festgestellt, dass für diese Aktien-Übertragungen keine Börsenumsatzsteuer i. H. v. 1,196,70 RM entrichtet wurde. Hierfür erging eine entsprechende Nachforderung und ein Strafbescheid über 50 RM.<ref name="Strafbescheid">Strafbescheid gegen die Grüner-Brauerei Aktiengesellschaft in Fürth vom 3. Oktober 1927, Finanzamt Nürnberg I, Str. Nr. 2472 - In: Protokollbuch des Aufsichtsrats der Aktienbrauerei Fürth, vormals Gebr. Grüner</ref>
Schon bei Gründung der Aktiengesellschaft im Jahr 1896 hatte die Familie von Kommerzienrat Heinrich Grüner den Kunden / Wirten der Brauerei eine beträchtliche Zahl von Hypotheken eingeräumt, die im Laufe der Jahre bis auf 1,5 Mio. Mark angewachsen waren. Im Interesse der Brauerei und ihrer Geschäftsbeziehung zu den betroffenen Wirten beließen Heinrich Grüner und später seine Witwe Emma Grüner diese Kapitalien ungekündigt. Noch 1913 verpflichtete sich Emma Grüner in einem Abkommen mit dem Aufsichtsrat der Gesellschaft das Kapital bis 1923 nicht zu kündigen. Die Inflationszeit wurde von den Abnehmern der Brauerei jedoch dazu genutzt, die in Goldmark erhaltenen Hypotheken im Umfang von rund 1 Mio. Mark in fast wertlosen Papiermark zurückzubezahlen. Nach Bekunden der Grüner AG wurden die während des Krieges und der Hochinflation getätigten Rückzahlungen entgegengenommen, auch um ständige Interessens-Kollisionen und Kundenverluste bei der Brauerei zu vermeiden<ref name="Grüner AG FA1">Schreiben der Aktienbrauerei Fürth, vorm. Gebr. Grüner vom 16. Juni 1927 an das Finanzamt I - In: Protokollbuch des Aufsichtsrats der Aktienbrauerei Fürth, vormals Gebr. Grüner</ref>. Dieser Schaden der Hochinflation war ein branchentypisches Risiko für die Vor-Eigentümer späterer Aktiengesellschaften, so sind vergleichbare Vorgänge etwa auch bei der [[Brauerei Geismann]] dokumentiert. Die Brauerei Grüner entschädigte die Familie auf deren Antrag hin mit einem umfangreichen Aktienpaket, im Gegenzug verzichtete die Familie auf weitere Ansprüche der Entschädigung. Im Zuge einer Buch- und Betriebsprüfung durch das Finanzamt I im Dezember 1926 wurde festgestellt, dass für diese Aktien-Übertragungen keine Börsenumsatzsteuer i. H. v. 1,196,70 RM entrichtet wurde. Hierfür erging eine entsprechende Nachforderung und ein Strafbescheid über 50 RM.<ref name="Strafbescheid">Strafbescheid gegen die Grüner-Brauerei Aktiengesellschaft in Fürth vom 3. Oktober 1927, Finanzamt Nürnberg I, Str. Nr. 2472 - In: Protokollbuch des Aufsichtsrats der Aktienbrauerei Fürth, vormals Gebr. Grüner</ref>
 
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[[Bild:Grüner_Abriss.jpg|mini|right|Abriss der Brauerei Ende der 1980er Jahre]]
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[[Datei:Grüner 1980.jpg|mini|left|Brauerei in den 1980er Jahren vor dem Abriss]]
[[Datei:Grüner 1980.jpg|mini|left|Brauerei in den 1980er Jahren vor dem Abriss]]
Die Grüner-Bräu AG expandierte nach dem 2. Weltkrieg weiterhin. So konnte sie Anfang der 1960er Jahre über ein Vertriebsnetz von knapp 600 Absatzstellen im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen berichten. Gleichzeitig wurden Vertrieb-Depots außerhalb der Region aufgebaut, so z. B. [[1961]] in Ulm, Mannheim, Weiden, [[1962]] in Würzburg und [[1968]] in Aschaffenburg und Ingolstadt. Gleichzeitig versuchte man den allgemeinen Trinkgewohnheiten der Deutschen gerecht zu werden, in dem immer mehr nicht alkoholische Getränke im Sortiment aufgenommen wurden. In der Festschrift wird leicht zynisch davon berichtet, dass ''die Motorisierung ungeahnte Ausmaße annehme, was wiederum zwangsläufig beim Biergenuß Grenzen setzt.'' Der Verzicht auf Alkohol am Steuer sei nicht wegen der drohenden Strafen durch die Polizei ratsam (Zitat: ''die Polizei merkt schließlich doch nicht alles!''), ''sondern vor allem aus Rücksicht auf seine gesunden Glieder oder Leib und Leben der ihm anvertrauten Begleitperson.''<ref>Skript - Grüner Bräu - 75 Jahre Aktiengesellschaft Fürth/Bayern, 1970, S. 23</ref>  
Die Grüner-Bräu AG expandierte nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] weiterhin. So konnte sie Anfang der 1960er Jahre über ein Vertriebsnetz von knapp 600 Absatzstellen im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen berichten. Gleichzeitig wurden Vertrieb-Depots außerhalb der Region aufgebaut, so z. B. [[1961]] in Ulm, Mannheim, Weiden, [[1962]] in Würzburg und [[1968]] in Aschaffenburg und Ingolstadt. Gleichzeitig versuchte man den allgemeinen Trinkgewohnheiten der Deutschen gerecht zu werden, in dem immer mehr nicht alkoholische Getränke ins Sortiment aufgenommen wurden. In der Festschrift wird leicht zynisch davon berichtet, dass ''die Motorisierung ungeahnte Ausmaße annehme, was wiederum zwangsläufig beim Biergenuß Grenzen setzt.'' Der Verzicht auf Alkohol am Steuer sei nicht wegen der drohenden Strafen durch die Polizei ratsam (Zitat: ''die Polizei merkt schließlich doch nicht alles!''), ''sondern vor allem aus Rücksicht auf seine gesunden Glieder oder Leib und Leben der ihm anvertrauten Begleitperson.''<ref>Skript - Grüner Bräu - 75 Jahre Aktiengesellschaft Fürth/Bayern, 1970, S. 23</ref>  


Ende der 1960er Jahre stieg die Schickedanz-Gruppe bei der Brauerei Grüner ein und übernahm zunächst knapp 40 % des Aktienpakets. Anfang [[1972]] übernahm schließlich die [[Patrizier Bräu|Patrizier AG]] die Aktienmehrheit an der Grüner-Bräu AG und ließ diese im eigenen Unternehmen als Marke aufgehen. Der Brauerei-Betrieb wurde [[1977]] eingestellt.
Ende der 1960er Jahre stieg die Schickedanz-Gruppe bei der Brauerei Grüner ein und übernahm zunächst knapp 40 % des Aktienpakets. Anfang [[1972]] übernahm schließlich die [[Patrizier Bräu|Patrizier AG]] die Aktienmehrheit an der Grüner-Bräu AG und ließ diese im eigenen Unternehmen als Marke aufgehen. Der Brauerei-Betrieb wurde [[1977]] eingestellt.


Die Brauereigebäude wurden noch eine Weile als Lager genutzt und dann Ende der 1980er Jahre abgerissen. Das Grundstück hatte die Strabag aus Nürnberg erworben, für die kurze Zeit von zwei Monaten durften Studenten der Kunstakademie Nürnberg die Räume zur Zwischennutzung benutzen. Auf dem Gelände erinnern heute lediglich Teile der Fassade des Sudhauses und der ehem. Torbogen über der Hofeinfahrt an die Grüner Brauerei, die auf Intervention des Landesamts für Denkmalschutz erhalten blieben, der neue Eigentümer hätte diese sonst ebenfalls entfernt.<ref>noa: Teil der Fassaden muß erhalten bleiben. In: Fürther Nachrichten vom 7. März 1990, S. 49</ref> Auf dem Brauereigelände ist heute ein Altenheim, eine dichte Wohnbebauung und ein Supermarkt zu finden.  
Die Brauereigebäude wurden noch eine Weile von der Patrizier Brauerei als Lager genutzt bzw. vermietet. Eine Zeit lang stand das Gebäude leer, während in der Öffentlichkeit die weitere Nutzung diskutiert wurde. Zwischen einem kompletten Abriss oder einem Teilerhalt des Gebäudes aus dem Jahr 1860 mit einer Nutzung als Einkaufszentrum gingen die Planungen weit auseinander. 1987 konnten für zwei Monate Studenten der Kunstakademie Nürnberg die Räumlichkeiten nutzen, ehe es wieder leer stand. Ende der 1980er Jahre übernahm der Bauträger Strabag das Gebäude samt Grundstück. Zunächst stellte der neue Eigentümer einen Abrissantrag, dem aber durch das Landesamt für Denkmalpflege widersprochen wurde. Vielmehr bestand das Landesamt auf den Erhalt der Fassade in der Gartenstraße, sowie zwei Häuser - eines davon in der Rosenstraße. Der Bauträger willigte zu und begann mit den Abrissarbeiten und dem Neubau.<ref>noa: Teil der Fassaden muss erhalten bleiben. In: Fürther Nachrichten vom 7. März 1990</ref>
 
Auf dem Gelände erinnern heute lediglich Teile der Fassade des Sudhauses und der ehemalige Torbogen über der Hofeinfahrt an die Grüner Brauerei, die auf Intervention des Landesamts für Denkmalschutz erhalten blieben, der neue Eigentümer hätte diese sonst ebenfalls entfernt.<ref>noa: Teil der Fassaden muß erhalten bleiben. In: Fürther Nachrichten vom 7. März 1990, S. 49</ref> Auf dem Brauereigelände ist heute ein Altenheim, eine dichte Wohnbebauung und ein Supermarkt zu finden.  
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Zur "Wiederbelebung" der Marke Grüner kam es nach Angaben des Tucher-Chefs Fred Höfler wie folgt:  
Zur "Wiederbelebung" der Marke Grüner kam es nach Angaben des Tucher-Chefs Fred Höfler wie folgt:  
:''"Er selbst habe im Jahr 2000 dem Grüner-Bier den (vermeintlichen) Todesstoß versetzt... Damals sei die Marke allerdings schon praktisch nicht mehr existent gewesen. Das war unter anderem die Folge einer Politik, die bei der Patrizier-Bräu betrieben wurde und macht abermals keinen Hehl daraus, dass er auch die Konzentration auf die Marke Patrizier, die ab 1972 forciert wurde und in der neben Grüner auch Marken wie Lederer, Humbser oder Geismann aufgingen, rückblickend für einen schwerwiegenden Fehler hält. Als wir 2009 in Folge des Umzugs der Verwaltung aus dem Humbser-Areal in die Tucherstraße dort aufräumten, kamen einige unglaubliche Dinge zu Tage... Damals wurden Bierkeller und Gewölbe leergeräumt, in denen Brauer Generationen lang lieb gewonnene Andenken und skurrile Erinnerungsstücke eingelagert hatten. Unter anderem tauchten einige in Kalbsleder gebundene, handschriftliche Bücher älteren Datums auf – Originalrezepturen der in Tucher aufgegangenen Marken, darunter auch die von Grüner Hell. Dennoch bedurfte es noch der Hartnäckigkeit eines Fürther Originals, bis er sich schließlich erweichen ließ, einen Testlauf mit dem alten Rezept zu starten: Mit [[Helmut Ell]] hatte ich im Kontext der Eröffnung des Gelben Löwen in Fürth zu tun – und er ließ einfach nicht locker. Schließlich gab er doch einen Grüner-Sud in Auftrag: Und das war gar nicht so einfach, weil wir ja nicht einfach mal so eine Kleinstmenge brauen können! Im Jahr 2011 fand also eine Blindverkostung mit weitreichenden Folgen statt: Ich habe Helmut Ell zugesagt, das Bier in geringen Mengen zu produzieren, wenn er es aus zehn verschiedenen Bieren herausschmeckt. Aus der Tatsache, dass wir mit Grüner wieder am Markt sind, lässt sich herauslesen, wie die Geschichte ausging!."''<ref>Sebastian Linstädt: Der Bier-Restaurator gab "Grüner" eine Chance. In: Nürnberger Zeitung vom 4. November 2014 - [http://www.nordbayern.de/essen-trinken/brauerei-guide/der-bier-restaurator-gab-gruner-eine-chance-1.3987229? online abrufbar]</ref>
:''"Er selbst habe im Jahr 2000 dem Grüner-Bier den (vermeintlichen) Todesstoß versetzt... Damals sei die Marke allerdings schon praktisch nicht mehr existent gewesen. Das war unter anderem die Folge einer Politik, die bei der Patrizier-Bräu betrieben wurde und macht abermals keinen Hehl daraus, dass er auch die Konzentration auf die Marke Patrizier, die ab 1972 forciert wurde und in der neben Grüner auch Marken wie Lederer, Humbser oder Geismann aufgingen, rückblickend für einen schwerwiegenden Fehler hält. Als wir 2009 in Folge des Umzugs der Verwaltung aus dem Humbser-Areal in die Tucherstraße dort aufräumten, kamen einige unglaubliche Dinge zu Tage... Damals wurden Bierkeller und Gewölbe leergeräumt, in denen Brauer Generationen lang lieb gewonnene Andenken und skurrile Erinnerungsstücke eingelagert hatten. Unter anderem tauchten einige in Kalbsleder gebundene, handschriftliche Bücher älteren Datums auf – Originalrezepturen der in Tucher aufgegangenen Marken, darunter auch die von Grüner Hell. Dennoch bedurfte es noch der Hartnäckigkeit eines Fürther Originals, bis er sich schließlich erweichen ließ, einen Testlauf mit dem alten Rezept zu starten: Mit [[Helmut Ell]] hatte ich im Kontext der Eröffnung des Gelben Löwen in Fürth zu tun – und er ließ einfach nicht locker. Schließlich gab er doch einen Grüner-Sud in Auftrag: Und das war gar nicht so einfach, weil wir ja nicht einfach mal so eine Kleinstmenge brauen können! Im Jahr 2011 fand also eine Blindverkostung mit weitreichenden Folgen statt: Ich habe Helmut Ell zugesagt, das Bier in geringen Mengen zu produzieren, wenn er es aus zehn verschiedenen Bieren herausschmeckt. Aus der Tatsache, dass wir mit Grüner wieder am Markt sind, lässt sich herauslesen, wie die Geschichte ausging!."''<ref>Sebastian Linstädt: Der Bier-Restaurator gab "Grüner" eine Chance. In: Nürnberger Zeitung vom 4. November 2014 - [http://www.nordbayern.de/essen-trinken/brauerei-guide/der-bier-restaurator-gab-gruner-eine-chance-1.3987229? online]</ref>
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==Lokalberichterstattung==
==Lokalberichterstattung==
* Johannes Alles: ''Wiedergeburt eines Fürther Bieres''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 21. September 2011 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/wiedergeburt-eines-further-bieres-1.1520791 online abrufbar]
* Johannes Alles: ''Wiedergeburt eines Fürther Bieres''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 21. September 2011 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/wiedergeburt-eines-further-bieres-1.1520791 online]
* Johannes Alles: ''Grüner Bier fließt aus allen Hähnen''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 26. Januar 2012 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/gruner-bier-fliesst-aus-allen-hahnen-1.1811784 online abrufbar]
* Johannes Alles: ''Grüner Bier fließt aus allen Hähnen''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 26. Januar 2012 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/gruner-bier-fliesst-aus-allen-hahnen-1.1811784 online]
* Florian Burghardt: ''Wirtshauskultur kehrt zurück''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 28. August 2014 - [http://www.nordbayern.de/essen-trinken/wirtshauskultur-kehrt-zuruck-1.3854592 online abrufbar]
* Florian Burghardt: ''Wirtshauskultur kehrt zurück''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 28. August 2014 - [http://www.nordbayern.de/essen-trinken/wirtshauskultur-kehrt-zuruck-1.3854592 online]
* Sebastian Linstädt: ''Der Bier-Restaurator gab "Grüner" eine Chance''. In: Nürnberger Zeitung vom 4. November 2014  - [http://www.nordbayern.de/essen-trinken/brauerei-guide/der-bier-restaurator-gab-gruner-eine-chance-1.3987229 online abrufbar]
* Sebastian Linstädt: ''Der Bier-Restaurator gab "Grüner" eine Chance''. In: Nürnberger Zeitung vom 4. November 2014  - [http://www.nordbayern.de/essen-trinken/brauerei-guide/der-bier-restaurator-gab-gruner-eine-chance-1.3987229 online]
* fn: ''Fürth vor 25 Jahren: Abriss der Grüner-Brauerei naht''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 24. April 2015 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/furth-vor-25-jahren-abriss-der-gruner-brauerei-naht-1.4340491 online abrufbar]
* fn: ''Fürth vor 25 Jahren: Abriss der Grüner-Brauerei naht''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 24. April 2015 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/furth-vor-25-jahren-abriss-der-gruner-brauerei-naht-1.4340491 online]
* Nicole Forstner: ''Voller Erfolg: Wie das Grüner Bier zurückkehrte''. In: Fürther Nachrichten vom 9. September 2017
* Nicole Forstner: ''Voller Erfolg: Wie das Grüner Bier zurückkehrte''. In: Fürther Nachrichten vom 9. September 2017
==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[Brauereien]]
* [[Brauereien]]

Aktuelle Version vom 15. Januar 2024, 07:01 Uhr

Brauerei Grüner Fürth
Gründung: 1709 bzw. 1860
Schließung: 1977
Daten
Hauptsitz: Gartenstraße 11

Rosenstraße 14

Neubauten: siehe unten
Gesellschaftsform: seit 1896: AG

Die Brauerei Grüner war eine der fünf bedeutenden Großbrauereien im Fürth des 19./20. Jahrhunderts. Neben dem Vollbier „Hell“ erfreute sich in der Vergangenheit ebenso das Exportbier „Königstrunk“ großer Beliebtheit. 2011 kam es durch die Brauerei Tucher zu einer Wiederbelebung der Marke Grüner Bier. Seit dieser Zeit wird das Grüner Bier wieder auf dem Markt angeboten.

Geschichte der Grüner Bräu[Bearbeiten]

Sudhaus der Grüner Brauerei im Jahr 1940

Erstmals 1860 bzw. 1862 erscheint im Zusammenhang mit Bier der Name Grüner in Fürth. Die Brüder Johann Georg (geb. 19. Februar 1833, gest. 28. Februar 1881), Johann Heinrich (gest. 1893) und Georg Heinrich Grüner aus Altdorf erwarben am 3. Mai 1860 eine Brauerei an der Gartenstraße, auf deren Grundstück bereits seit dem 11. April 1709 eine erst später genutzte "Bräugerechtigkeit" lag, und bauten diese 1863 auf dem Gelände zwischen Rosen-, Gartenstraße und Wasserstraße stark aus. Nacheinander wurden die Mälzerei, das Sudhaus, die Gär- und Lagerkeller ausgebaut. Allerdings sorgte die Brauerei bereits kurz vor der Fertigstellung des Neubaus für Schlagzeilen, als der Felsenkeller unterhalb des Anwesens kurz vor Fertigstellung 1866 einstürzte und eine große Menge Bier verloren ging.[1] Um kurzfristig einen Ersatz für den verloren gegangenen Lagerkeller zu schaffen, wich man auf das Familienanwesen in der Vacher Straße aus und baute hier von 1866 bis 1872 einen neuen Felsenkeller, den heute noch existierenden Grüner-Keller.

Grüner Brauerei um 1930

Als die Gebrüder Grüner die Brauerei übernahmen, entsprach 1860 der Bierausstoß "lediglich" 5.500 hl Bier. Bis 1865 erreichten die Gebrüder Grüner bereits einen Bierausstoß von 20.000 hl Bier. Die Söhne (Heinrich, Georg und Johann Georg), die das Unternehmen nach dem Tod des Vaters Johann Heinrich Grüner 1866 übernommen hatten, konnten den Bierausstoß bis 1890 weiter erhöhen - auf ca. 63.000 hl Bier. Mit dem Beginn der Industrialisierung und der zügigen Anbindung Fürths an das damals neu entstehende Bahnnetz stand dem Export des Grüner Biers nichts mehr im Weg. Eigens hierfür wurden sechs Eisenbahnwaggons mit Eiskühlung angeschafft.

Hermann Grüner

Am 18. September 1896 wurde die Brauerei in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, nachdem Georg Heinrich Grüner nach dem Tod der Brüder Alleininhaber geworden war. Der offizielle Name der Brauerei lautete nun wie folgt: Aktienbrauerei Fürth, vorm. Gebrüder Grüner in Fürth.[2] Das Stammkapital betrug am Gründungstag 1.350.000 Mark. Direktor wurde Hermann Grüner, der Sohn des Kommerzienrates Heinrich Grüner. Unter seiner Leitung konnte das Brauereianwesen stetig erweitert und modernisiert werden, so dass der Bierausstoß bis kurz vor Kriegsbeginn 1914 bei knapp 100.000 hl Liter lag.

Folgende technische Neuerungen wurden u. a. in der Grüner vorgenommen:[3]

  • 1865 Errichtung eines Maschinengebäudes sowie Sud- und Kühlhauses in der Gartenstraße
  • 1898 Errichtung eines Eishauses auf dem Gelände Gartenstraße 14
  • 1907 Errichtung einer maschinellen Flaschenfüllerei
  • 1910 Errichtung eines Malzsilos
  • 1927 Errichtung eines zweiten Sudhauses
  • 1928 Errichtung einer neuen Hopfenseieranlage
  • 1929 Errichtung einer Tank- und Benzinzapfstelle für firmeneigene Fahrzeuge
  • 1935 Errichtung eines 35,20 m hohen Schornsteins aus Eisenbeton

Hermann Grüner, ab 1922 wie sein Vater auch mit dem vom Bay. Staat verliehenen Titel Kommerzienerat, verstarb unerwartet 1928 an einem Herzinfarkt. Die Aktiengesellschaft besaß zu diesem Zeitpunkt dreizehn eigene Wirtschaftsanwesen in Fürth, Nürnberg und Erlangen. Der Gebäudekomplex der Brauerei Wasserstraße/Rosenstraße umfasste ca. 7 ha.[4] 1926 wurde die Brauerei erneut umbenannt in: Grüner-Bräu A.G., Fürth/B.[5]

Werbung der Grüner Bräu A.G. 1934

Der Sohn von Hermann Grüner, Dr. jur. Karlheinz Grüner, sollte nach dem Ausscheiden seines Vaters die Geschäfte der Grüner Brauerei übernehmen. Allerdings kam es nicht mehr dazu. In der Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der Grüner Brauerei AG heißt es hier: Ein tragisches Geschick riß ihn, den letzten männlichen Träger des Familiennamens, jedoch vorzeitig aus dem Leben: Er fiel 1942 als Hauptmann in Rußland. Leider ist dieser Satz in der Festschrift nicht korrekt. Dr. jur. Karlheinz Grüner hinterließ eine Tochter und einen Sohn, die beide den Namen Grüner tragen und in München wohnen. Von den drei Enkeln gibt es auch in der jüngeren Generation einen weiteren Träger des Familiennamens. Nach dem Tod Hermann Grüners übernahm der Brauereidirektor Wilhelm Schülein die Geschäfte und trieb die Modernisierung und Erweiterung des Grüner maßgeblich voran.

So wurden u. a. in der Ära Schülein folgende Übernahmen getätigt:

  • 1936 Kauf der Brauerei Zirndorfer
  • 1940 Kauf der Eiswerke Fürsattel Nürnberg
  • 1956 Kauf von ca. 98 % der Aktien der Henninger-Reifbräu Erlangen
Modellbild der Brauerei von 1950

Ebenfalls in die Ära Wilhelm Schüleins fallen zwei außergewöhnliche Marketingmaßnahmen für diese Zeit. Zum Einen prägte Wilhelm Schülein den Werbespruch "Bekannt Vorzüglich", der später umbenannt wurde zu "Beliebt bekannt bekömmlich". Zusätzlich erfand er in Erinnerung an den Schwedenkönig Gustav Adolf, der während des Dreißigjährigen Krieges in der Grüner Wirtschaft "Grüner Baum" angeblich in der Gustavstraße übernachtete, den sog. "Königstrunk", der in 0,33-l-Bierdosen bis Ende der 1970er noch in die USA erfolgreich exportiert wurde. Die Führungsriege rund um NS-Stadtrat Wilhelm Schülein pflegte eine große Affinität zu prominenten Künstlern der NS-Diktatur: So hing im Direktors-Zimmer ein Gemälde von Hermann Gradl, Werbeprospekte wurden von Gustav Goetschel illustriert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Grüner Bräu A.G. zunächst von der US-Armee beschlagnahmt. Hierzu steht im Skript zur Festschrift des 75-jährigen Bestehens der Grüner Bräu A.G. folgendes: Bald nach dem Einmarsch der Amerikaner verstopften unübersehbare Kolonnen von US-Lastwagen die Rosenstraße und die angrenzenden Straßenzüge ... Die hygienischen Verhältnisse entsprachen den überaus verwöhnten Ansprüchen der Amerikaner ... und so wurde die Grüner Bräu AG durch Armeebefehl zur ersten und zunächst einzigen Armee-Bierbrauerei der amerikanischen Besatzungsmacht für die gesamte US-Zone ernannt.[6] Im Umkehrschluss bedeutete dies aber, dass es Grüner Bier für die Fürther Bevölkerung unmittelbar nach dem Krieg kaum noch gab. Den Bierdurst der Bevölkerung deckte Grüner zu dieser Zeit durch die 1936 erworbene Zirndorfer Brauerei ab, neben den anderen noch bestehenden Brauereien in Fürth. 1957 verstarb Wilhelm Schülein, der nach dem Krieg ebenfalls als harmloser Mitläufer klassifiziert wurde (siehe Gustav Schickedanz). Bis zu seinem Tod konnte der jährliche Bierausstoß auf mehr als 15,5 Mio. Liter gesteigert werden.

Ungeachtet dessen blieb die Mehrheit der Aktien in der noch verbliebenen Familie Grüner, weswegen man noch bis Ende der 1960er Jahre von einer sog. "Familienaktiengesellschaft" sprechen konnte. 1947 heiratete die Tochter Hermann Grüners, Edith Grüner, den Sohn des Brauereidirektors Wilhelm Schülein, Dr. Richard Schülein, der als Kinderarzt in Fürth und Mitglied des Aufsichtsrats der Grüner Bräu A.G. tätig war.

Hypotheken und Hochinflation[Bearbeiten]

Schon bei Gründung der Aktiengesellschaft im Jahr 1896 hatte die Familie von Kommerzienrat Heinrich Grüner den Kunden / Wirten der Brauerei eine beträchtliche Zahl von Hypotheken eingeräumt, die im Laufe der Jahre bis auf 1,5 Mio. Mark angewachsen waren. Im Interesse der Brauerei und ihrer Geschäftsbeziehung zu den betroffenen Wirten beließen Heinrich Grüner und später seine Witwe Emma Grüner diese Kapitalien ungekündigt. Noch 1913 verpflichtete sich Emma Grüner in einem Abkommen mit dem Aufsichtsrat der Gesellschaft das Kapital bis 1923 nicht zu kündigen. Die Inflationszeit wurde von den Abnehmern der Brauerei jedoch dazu genutzt, die in Goldmark erhaltenen Hypotheken im Umfang von rund 1 Mio. Mark in fast wertlosen Papiermark zurückzubezahlen. Nach Bekunden der Grüner AG wurden die während des Krieges und der Hochinflation getätigten Rückzahlungen entgegengenommen, auch um ständige Interessens-Kollisionen und Kundenverluste bei der Brauerei zu vermeiden[7]. Dieser Schaden der Hochinflation war ein branchentypisches Risiko für die Vor-Eigentümer späterer Aktiengesellschaften, so sind vergleichbare Vorgänge etwa auch bei der Brauerei Geismann dokumentiert. Die Brauerei Grüner entschädigte die Familie auf deren Antrag hin mit einem umfangreichen Aktienpaket, im Gegenzug verzichtete die Familie auf weitere Ansprüche der Entschädigung. Im Zuge einer Buch- und Betriebsprüfung durch das Finanzamt I im Dezember 1926 wurde festgestellt, dass für diese Aktien-Übertragungen keine Börsenumsatzsteuer i. H. v. 1,196,70 RM entrichtet wurde. Hierfür erging eine entsprechende Nachforderung und ein Strafbescheid über 50 RM.[8]

Übernahme und Stilllegung[Bearbeiten]

Abriss der Brauerei Ende der 1980er Jahre
Brauerei in den 1980er Jahren vor dem Abriss

Die Grüner-Bräu AG expandierte nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin. So konnte sie Anfang der 1960er Jahre über ein Vertriebsnetz von knapp 600 Absatzstellen im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen berichten. Gleichzeitig wurden Vertrieb-Depots außerhalb der Region aufgebaut, so z. B. 1961 in Ulm, Mannheim, Weiden, 1962 in Würzburg und 1968 in Aschaffenburg und Ingolstadt. Gleichzeitig versuchte man den allgemeinen Trinkgewohnheiten der Deutschen gerecht zu werden, in dem immer mehr nicht alkoholische Getränke ins Sortiment aufgenommen wurden. In der Festschrift wird leicht zynisch davon berichtet, dass die Motorisierung ungeahnte Ausmaße annehme, was wiederum zwangsläufig beim Biergenuß Grenzen setzt. Der Verzicht auf Alkohol am Steuer sei nicht wegen der drohenden Strafen durch die Polizei ratsam (Zitat: die Polizei merkt schließlich doch nicht alles!), sondern vor allem aus Rücksicht auf seine gesunden Glieder oder Leib und Leben der ihm anvertrauten Begleitperson.[9]

Ende der 1960er Jahre stieg die Schickedanz-Gruppe bei der Brauerei Grüner ein und übernahm zunächst knapp 40 % des Aktienpakets. Anfang 1972 übernahm schließlich die Patrizier AG die Aktienmehrheit an der Grüner-Bräu AG und ließ diese im eigenen Unternehmen als Marke aufgehen. Der Brauerei-Betrieb wurde 1977 eingestellt.

Die Brauereigebäude wurden noch eine Weile von der Patrizier Brauerei als Lager genutzt bzw. vermietet. Eine Zeit lang stand das Gebäude leer, während in der Öffentlichkeit die weitere Nutzung diskutiert wurde. Zwischen einem kompletten Abriss oder einem Teilerhalt des Gebäudes aus dem Jahr 1860 mit einer Nutzung als Einkaufszentrum gingen die Planungen weit auseinander. 1987 konnten für zwei Monate Studenten der Kunstakademie Nürnberg die Räumlichkeiten nutzen, ehe es wieder leer stand. Ende der 1980er Jahre übernahm der Bauträger Strabag das Gebäude samt Grundstück. Zunächst stellte der neue Eigentümer einen Abrissantrag, dem aber durch das Landesamt für Denkmalpflege widersprochen wurde. Vielmehr bestand das Landesamt auf den Erhalt der Fassade in der Gartenstraße, sowie zwei Häuser - eines davon in der Rosenstraße. Der Bauträger willigte zu und begann mit den Abrissarbeiten und dem Neubau.[10]

Auf dem Gelände erinnern heute lediglich Teile der Fassade des Sudhauses und der ehemalige Torbogen über der Hofeinfahrt an die Grüner Brauerei, die auf Intervention des Landesamts für Denkmalschutz erhalten blieben, der neue Eigentümer hätte diese sonst ebenfalls entfernt.[11] Auf dem Brauereigelände ist heute ein Altenheim, eine dichte Wohnbebauung und ein Supermarkt zu finden.

Wiederbelebung der Marke[Bearbeiten]

Das erste Grüner, frisch gezapft im Grüner-Keller
Einladung zum Comeback des Jahres 2011

Im September 2011 wurde bekannt, dass die Tucher Bräu plant, die Traditionsmarke Grüner wieder aufleben zu lassen.[12] Als erste Gaststätte brachte der Gelbe Löwe in der Gustavstraße das Bier vom Fass zum Ausschank.

Zur "Wiederbelebung" der Marke Grüner kam es nach Angaben des Tucher-Chefs Fred Höfler wie folgt:

"Er selbst habe im Jahr 2000 dem Grüner-Bier den (vermeintlichen) Todesstoß versetzt... Damals sei die Marke allerdings schon praktisch nicht mehr existent gewesen. Das war unter anderem die Folge einer Politik, die bei der Patrizier-Bräu betrieben wurde und macht abermals keinen Hehl daraus, dass er auch die Konzentration auf die Marke Patrizier, die ab 1972 forciert wurde und in der neben Grüner auch Marken wie Lederer, Humbser oder Geismann aufgingen, rückblickend für einen schwerwiegenden Fehler hält. Als wir 2009 in Folge des Umzugs der Verwaltung aus dem Humbser-Areal in die Tucherstraße dort aufräumten, kamen einige unglaubliche Dinge zu Tage... Damals wurden Bierkeller und Gewölbe leergeräumt, in denen Brauer Generationen lang lieb gewonnene Andenken und skurrile Erinnerungsstücke eingelagert hatten. Unter anderem tauchten einige in Kalbsleder gebundene, handschriftliche Bücher älteren Datums auf – Originalrezepturen der in Tucher aufgegangenen Marken, darunter auch die von Grüner Hell. Dennoch bedurfte es noch der Hartnäckigkeit eines Fürther Originals, bis er sich schließlich erweichen ließ, einen Testlauf mit dem alten Rezept zu starten: Mit Helmut Ell hatte ich im Kontext der Eröffnung des Gelben Löwen in Fürth zu tun – und er ließ einfach nicht locker. Schließlich gab er doch einen Grüner-Sud in Auftrag: Und das war gar nicht so einfach, weil wir ja nicht einfach mal so eine Kleinstmenge brauen können! Im Jahr 2011 fand also eine Blindverkostung mit weitreichenden Folgen statt: Ich habe Helmut Ell zugesagt, das Bier in geringen Mengen zu produzieren, wenn er es aus zehn verschiedenen Bieren herausschmeckt. Aus der Tatsache, dass wir mit Grüner wieder am Markt sind, lässt sich herauslesen, wie die Geschichte ausging!."[13]


Am 2. September 2014 eröffnete nach dreimonatigem Umbau des zuvor bestehenden Restaurants Heinrich Finest Grill in der Comödie Fürth das Grüner Brauhaus. Dort wird exklusiv die neue Biersorte Grüner Naturtrüb angeboten.[14]

Werbeslogan "bekömmlich vs. begehrt"[Bearbeiten]

Reste der historisierenden Fassade von 1927 an der Gartenstraße
Ehemalige Fassadenwerbung Ludwigstraße

Der Werbespruch, für den die Grüner Biere jahrzehntelang bekannt waren, lautete "beliebt, bekannt, bekömmlich". Bei der Wiedereinführung der Marke im September 2011 wurde der bisher bekannte Werbeslogan ebenfalls durch die Tucher Bräu AG wiederbelebt. Somit wurden für den Pressetermin und ersten Bieranstich im Felsenkeller der ehem. Grüner Bräu die neuen Bierkästen, Werbemittel und Biergläser mit diesem Slogan bedruckt. Leider hatten jedoch die Verantwortlichen übersehen, dass eine Verordnung der Europäischen Union (EU) die Begrifflichkeit "bekömmlich" für ein alkoholisches Getränk untersagt.[15] In einem Schreiben der Amtlichen Lebensmittelüberwachung (ALS) an die Tucher Bräu AG wurden die Verantwortlichen wie folgt von diesem Umstand unterrichtet:

Auf den Etiketten des Erzeugnisses, das laut Deklaration einen Alkoholgehalt von 5,3 % vol. aufweist, befindet sich die folgende Auslobung: "... und bekömmlich" sowie "ein bekömmlicher Genuss". Nach der s.g. EU-Health-Claims-Verordnung (VO (EG) 1924/2006) dürfen Getränke mit einem Alkoholgehalt von mehr als 1,2 Volumenprozent keine gesundheitsbezogenen Angaben tragen. Weiterhin sind bei Getränken mit einem Alkoholgehalt von mehr als 1,2 Volumenprozent nur nährwertbezogene Angaben zulässig, die sich auf einen geringen Alkoholgehalt oder eine Reduzierung des Alkoholgehaltes oder eine Reduzierung des Brennwerts beziehen (Kapitel II, Artikel 4 Absatz 3). ... Ebenso sind Verweise auf allgemeine nichtspezifische Vorteile für die Gesundheit im Allgemeinen oder das gesundheitliche Wohlbefinden wie z.B. "Appetitanregend", "wohltuend" oder "bekömmlich" im Sinne von Art. 10 Abs. 3 der Verordnung bei alkoholhaltigen Getränken abzulehnen, da sie mit spezifischen Claims verbunden werden müssten, die aber nach Artikel 4 Abs. 3 der Verordnung für alkoholhaltige Getränke grundsätzlich nicht zulässig sind. Darüberhinaus sind Angaben, die geeignet sind, die Alkoholwirkung zu verharmlosen und zu einem regelmäßigen Verzehr von Alkohol zu verleiten, unter dem Gesichtspunkt einer Irreführung i.S. von § 11 Abs. 1 LFGB zu prüfen." Das Erzeugnis entspricht somit nicht den Anforderungen der VO (EG) 1924/ 2006.[16]

Aufgrund der Feststellung der Amtlichen Lebensmittelüberwachung wurde der ursprüngliche Slogan von "beliebt, bekannt, bekömmlich" in "beliebt, bekannt, begehrt" umgewandelt. Eine nicht unerhebliche Anzahl mit bereits dem alten Slogan bedruckter Artikel, wurde von der Tucher Bräu AG wieder eingezogen und vernichtet. Trotzdem waren bei der Vorstellung des neuen Sudes am 29. September 2011 im ehemaligen Grüner-Keller sowie auf der Michaelis-Kirchweih 2011 neu gefertigte Bierkästen, Gläser und Werbeschilder mit dem alten Werbespruch in Umlauf und fanden ihren Weg in Sammlerhände

Chronik der Brauerei[Bearbeiten]

  • 1709: Am 11. April erhält Friedrich Wunderer die Braukonzession für sein Anwesen Gartenstraße 16/Wasserstraße 9. Johann Schmid, gelernter Brauer und ehemaliger Ratsherr aus Ansbach, erwirbt das Anwesen.
  • 1713: Tod von Johann Schmid. Seine Witwe heiratet den Bierbrauer Johann Hör(n)lein. Er baut die Braustätte mit dem guten Ruf weiter aus.
  • 1752-1862: Die Brauerei wechselt häufig den Besitzer. Inhaber sind Humbser (Johann Adam Humbser), Steinberger, Reuter (Johann Martin Reuter), Humbser (Michael Humbser sen.), Selig & Fischer und Heine (Heyne).
  • 1862: Die Namensgeber Johann Heinrich Grüner und Georg Grüner sind die neuen Eigentümer der Brauerei.
  • 1863: Johann Grüner beginnt mit der Neueinrichtung der Brauerei in der Gartenstraße. Landwirtschaft und Brennerei der Vorbesitzer werden aufgegeben.
  • 1866: Tod von Johann Grüner. Seine drei Söhne, Heinrich, Georg und Johann Georg, führen den Betrieb sehr erfolgreich weiter. Einsturz der Eiskeller unterhalb der Brauerei nach der Fertigstellung der Erweiterungsarbeiten.
  • 1866-1872: Am Nottelberg werden Lager- und Eiskeller nahe des Familienanwesens in der Vacher Straße angelegt (heute: Grüner-Park), der Grüner-Keller entsteht.
  • 1873: Eine Pensions- und Unterstützungskasse für das Personal wird eingerichtet. Die Beiträge zahlt ausschließlich der Arbeitgeber.
  • 1877: Am 31. März kommt es in der Nacht zu einem Großbrand, der auch die Nachbarhäuser bedroht, und zu dessen Eindämmung die Feuerwehren aus den Nachbarorten herbeieilen müssen.[17]
  • 1881: Tod von Johann Georg Grüner.
  • 1890: Der Bierausstoß der Export-Bierbrauerei und Mälzerei der Gebrüder Grüner beträgt über 60.000 Hektoliter.
  • 1893: Tod von Johann Heinrich Grüner.
  • 1896: Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Neuer Name: Aktienbrauerei Fürth, vormals Gebrüder Grüner. Hermann Grüner, der Sohn von Heinrich Grüner, wird Direktor.
  • 1905: Tod von Heinrich Grüner.
  • 1907: Bau einer maschinellen Flaschenabfüllanlage.
  • 1914: Bei Kriegsbeginn beträgt der Bierausstoß fast 100.000 Hektoliter.
  • 1926: Umbenennung in Grüner-Bräu A.G. Fürth/B.
  • 1928: Inbetriebnahme des neuen Sudhauses in der Gartenstraße. Tod von Hermann Grüner. Die Leitung der Brauerei übernimmt Wilhelm Schülein.
  • 1930: Die damalige Rekordhöhe von 140.000 Hektolitern Bierausstoß wird erreicht.
  • 1936/1940: Kauf der Aktiengesellschaft Brauerei Zirndorf mit Mälzerei und der Eiswerke Fürsattel Nürnberg.
  • 1942: Karl-Heinz Grüner, der letzte Träger des Namens Grüner, fällt im August in Russland.
  • 1946: Für die Fürther Kirchweih wurde die Aufstellung eines 700 Personen fassenden Bierzeltes erlaubt (Festwirt Bernhard Brunner).
  • 1950: Neubau der Flaschenabfüllung und Lagerräume. Kellertiefe 11 Meter.
  • 1956: Erwerb von 98 % der Aktien der Henninger-Reifbräu Erlangen.
  • 1965-1968: Errichtung neuer Lager- und Gärkeller. Die Lagerfässer und Gärbottiche aus Holz werden durch Edelstahlbehältnisse ersetzt. Inbetriebnahme einer neuen Abfüllanlage: Abfüllleistung 24.000 Flaschen pro Stunde. Der Jahresausstoß beträgt etwa 230.000 Hektoliter.
  • 1969: Die Schickedanz-Gruppe erwirbt 25 % der Grüner-Aktien. Der Rest der Aktien verteilt sich auf die Familie (34 %), die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank (31 %) und Streubesitz (10 %).
  • 1972: Eingliederung in die Patrizier Bräu AG.
  • 1977: Der Braubetrieb wird eingestellt, die Gebäude weiterhin als Lager genutzt.
  • Ende der 1980er Jahre: Abriss der Gebäude für ein Altenheim in der Rosenstraße und Wohnbebauung in der Garten- und Wasserstraße. Das Sudhaus bleibt teilweise erhalten und wird zu Wohnzwecken umgebaut.
  • 2011: Wiederbelebung der Marke Grüner durch die Tucher Bräu AG.[18]

Geschichte des Brauhauses[Bearbeiten]

Brauerei Grüner in der Gartenstraße im Juni 1980
Relief am ehemaligen Sudhaus, bezeichnet 1928

Die erste nachweisbare Urkunde zur Brauerei stammt vom 11. April 1709.[19] Hier erhielt Friedrich Wunderer für das Anwesen Gartenstraße 16/Wasserstraße 9 die Brauereikonzession von der markgräflichen Regierung in Ansbach. Friedrich Wunderer selbst kam aus Boxdorf und hatte das Anwesen um 1700 gekauft. Die Brauereikonzession schien er allerdings nur zur Wertsteigerung des Objektes erworben zu haben, da er selbst weder Brauer war, noch selbst Bier gebraut hat. Im gleichen Jahr verkaufte Friedrich Wunderer das Anwesen an Johann Schmid aus Ansbach. Johann Schmid war zuvor Ratsherr in Ansbach - und vor allem gelernter Brauer. Bereits kurz nach dem Kauf des Anwesens im Jahr 1709 begann Johann Schmid mit dem Brauen von Bier, so dass zumindest hier die Geburt der Brauerei festgestellt werden kann. In den folgenden Jahren konnte er die angrenzenden Grundstücke kaufen, und damit das Anwesen deutlich vergrößern. Als Johann Schmid 1713 starb, heiratete die Witwe den Bierbrauer Johann Hör(n)lein, der den Betrieb weiter ausbaute.[20] 1723 wird die Brauerei mit folgenden Objekten beschrieben: ein großes Wohnhaus, Hinter- und Bräuhaus, Stadeln, Schuppen, Brunnen, Schweineställe und ein großer Hofreit mit je einer Torausfahrt zur Garten- und Wasserstraße.[21] In den folgenden Jahren wechselten die Besitzer des öfteren, die inzwischen dem "Domprobstei Bambergisches Lehen" angehörten. Johann Grüner beginnt 1863 mit der Neueinrichtung der Brauerei in der Gartenstraße. Nach der Fertigstellung der Erweiterungsarbeiten kommt es 1866 zum Einsturz der Eiskeller unterhalb der Brauerei. 1928 wird ein neues Sudhauses in der Gartenstraße in Betrieb genommen. Am 16. Mai 1950 wurde ein neues Gebäude für die Flaschenabfüllung und Lagerräume an der Rosenstraße eingeweiht. Geplant war das Gebäude schon 1938, aber der Krieg verhinderte die Ausführung bis in die Nachkriegszeit. Der Bau wurde bis 11 Meter tief unterkellert. 1977 wird der Braubetrieb eingestellt und die Gebäude weiterhin als Lager genutzt. Ende der 1980er werden die Gebäude für ein Altenheim und für Wohnbebauung abgerissen. Das Sudhaus bleibt teilweise erhalten und wird zu Wohnzwecken umgebaut.

Besitzer[Bearbeiten]

Die Besitzer waren, wenn nicht anders angegeben, laut der Wunschel Häuserchronik[22] wie folgt:

  • 1700 Wunderer, Friedrich
  • 1709 Schmid, Johann
  • 1713 Hörnlein, Johann & Margarete (Auf dem Vetter´schen Grundriss von 1717 heißt er nur "Hörlein".)
  • 1752 Humbser, Johann Adam
  • xxxx Steinberger, Georg Friedrich
  • 1779 Steinberger, Klara Sofia
  • 1790 Reuter, Johann Martin und Frau Klara Sofia, geb. Steinberger
  • 1819 Humbser, Michael[23]
  • 1828 Humbser, Michael
  • 1840 Humbser, Michael senior
  • 1851 Selig, Heinrich & Fischer
  • 1860 Heine, Friedrich Wilhelm - Onkel von Grüner, Johann
  • 1862 Grüner, Johann Heinrich & Georg

frühere Adressbezeichnungen[Bearbeiten]

  • 1717: Das Brauereigebäude mit der Nr. 56 und die Scheune mit der Nr. 45 gehören zu den Ansbacher Häusern.
  • 1807: "In der hintern Wassergaße" Haus-Nr. 504[24]
  • 1819: "In der hintern Wassergasse" Haus-Nr. 504[25]
  • 1846: "Gartenstraße" Nr. 215[26]


Literatur[Bearbeiten]

Lokalberichterstattung[Bearbeiten]

  • Johannes Alles: Wiedergeburt eines Fürther Bieres. In: Fürther Nachrichten vom 21. September 2011 - online
  • Johannes Alles: Grüner Bier fließt aus allen Hähnen. In: Fürther Nachrichten vom 26. Januar 2012 - online
  • Florian Burghardt: Wirtshauskultur kehrt zurück. In: Fürther Nachrichten vom 28. August 2014 - online
  • Sebastian Linstädt: Der Bier-Restaurator gab "Grüner" eine Chance. In: Nürnberger Zeitung vom 4. November 2014 - online
  • fn: Fürth vor 25 Jahren: Abriss der Grüner-Brauerei naht. In: Fürther Nachrichten vom 24. April 2015 - online
  • Nicole Forstner: Voller Erfolg: Wie das Grüner Bier zurückkehrte. In: Fürther Nachrichten vom 9. September 2017

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Fürther Tageblatt - In den Fürther Katakomben, 26./27. November 1932
  2. Beglaubigte Abschrift der Urkunde für Hrn. Comerzienrat Heinrich Grüner, Brauereibesitzer in Fürth von dem Kgl. Notar Johann Baptist Fick in Fürth, vom 16.09.1896, Stadtarchiv Fürth
  3. Handschriftliche Chronik der Brauerei Grüner, ca. 1950, Stadtarchiv
  4. Grüner Bräu - 75 Jahre Aktiengesellschaft Fürth/Bayern
  5. Abschrift - Der Aufsichtsrat der Aktienbrauerei vorm. Gebr. Grüner, S. 1, Stadtarchiv
  6. Skript - Grüner Bräu - 75 Jahre Aktiengesellschaft Fürth/Bayern, 1970, S. 16
  7. Schreiben der Aktienbrauerei Fürth, vorm. Gebr. Grüner vom 16. Juni 1927 an das Finanzamt I - In: Protokollbuch des Aufsichtsrats der Aktienbrauerei Fürth, vormals Gebr. Grüner
  8. Strafbescheid gegen die Grüner-Brauerei Aktiengesellschaft in Fürth vom 3. Oktober 1927, Finanzamt Nürnberg I, Str. Nr. 2472 - In: Protokollbuch des Aufsichtsrats der Aktienbrauerei Fürth, vormals Gebr. Grüner
  9. Skript - Grüner Bräu - 75 Jahre Aktiengesellschaft Fürth/Bayern, 1970, S. 23
  10. noa: Teil der Fassaden muss erhalten bleiben. In: Fürther Nachrichten vom 7. März 1990
  11. noa: Teil der Fassaden muß erhalten bleiben. In: Fürther Nachrichten vom 7. März 1990, S. 49
  12. Fürther Nachrichten vom 02.09.2011 - Tucher hat ein neues Bier eingebraut, das unter dem alten Namen Grüner auf den Markt kommen soll.
  13. Sebastian Linstädt: Der Bier-Restaurator gab "Grüner" eine Chance. In: Nürnberger Zeitung vom 4. November 2014 - online
  14. Wirtshauskultur kehrt zurück. In: Fürther Nachrichten vom 28. August 2014
  15. Fürther Nachrichten vom 21.09. 2011 - Wiedergeburt eines Fürther Bieres.
  16. Schreiben der Amtlichen Lebensmittelkontrolle (ALS) an die Tucher Bräu AG, S. 2
  17. Fronmüllerchronik, 1887, S. 474
  18. Stadtmuseum Fürth: Hopfen und Malz - Fürther Brauereien, Ausstellung Juni - Dezember 2013
  19. Grüner Bräu - 75 Jahre Aktiengesellschaft Fürth/Bayern
  20. Alt Fürth - Wunschel Chronik, Fürth 1940
  21. Salbuch des Bambergischen Domprobsteiamtes Fürth
  22. Wunschel Häuserchronik Fürth, 1940, Stadtarchiv
  23. Adressbuch von 1819
  24. Adressbuch von 1807
  25. Adressbuch von 1819
  26. Adressbuch von 1846

Bilder[Bearbeiten]


Videos[Bearbeiten]