Schneiorsche Schul: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Anfänge der Privatsynagoge legen sich nur namentlich als „Eisig-Schul“<ref>Eisig oder Eisik = Isaak</ref> nahe und werden selten bereits ab 1609 datiert, also acht Jahre vor dem Synagogenbau der [[Altschul]].<ref>so [[Gisela Naomi Blume]]: [[Der alte jüdische Friedhof in Fürth (Buch)|Der alte jüdische Friedhof in Fürth]], Seite 23. Ihr Verweis auf eine „''Weiberschul''“ scheint allerdings auf eine Bemerkung von Andreas Würfel: „[[Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth (Buch)|Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth Unterhalb Nürnberg/ In zween Theilen]]“, 1754, IV. Capitel - § 16, S. 29 zurück zu gehen.</ref> Dieser erste öffentliche Gebetsraum der Juden in Fürth war in dem Haus des Simon Michel (später [[Rednitzstraße 28]]) eingerichtet worden.</br>
Die Anfänge der Privatsynagoge legen sich nur namentlich als „Eisig-Schul“<ref>Eisig oder Eisik = Isaak</ref> nahe und werden selten bereits ab 1609 datiert, also acht Jahre vor dem Synagogenbau der [[Altschul]].<ref>so [[Gisela Naomi Blume]]: [[Der alte jüdische Friedhof in Fürth (Buch)|Der alte jüdische Friedhof in Fürth]], Seite 23. Ihr Verweis auf eine „''Weiberschul''“ scheint allerdings auf eine Bemerkung von Andreas Würfel: „[[Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth (Buch)|Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth Unterhalb Nürnberg/ In zween Theilen]]“, 1754, IV. Capitel - § 16, S. 29 zurück zu gehen.</ref> Dieser erste öffentliche Gebetsraum der Juden in Fürth war in dem Haus des Simon Michel (später [[Rednitzstraße 28]]) eingerichtet worden.</br>
   
   
Der Hoffaktor und [[wikipedia:Parnas (Judentum)|Parnaß]] Salomon Schneior/From (1611-1692) erwarb 1687/88 das Anwesen Königsplatz 5, wo er dann mit seiner Frau Pessel, sechs Töchtern und drei Söhnen wohnte. Er baute vermutlich kurz danach die [[wikipedia:Mikwe|Mikwe]] ein.<ref>Gisela Naomi Blume: „Häuser um den Königsplatz und ihre jüdischen Besitzer“ 1. Teil in [[Fürther Geschichtsblätter]] (FGB) 2/11 zu Königsplatz 5; Seite 63; ebenso Gisela Naomi Blume: „Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen“ 1. Teil in [[Fürther Geschichtsblätter]] (FGB) 2/13 zu „Mikwe im Haus Königsplatz 5, Schneior-/Eisig-Schul (1687?)”; Seite 43</ref> Als Geldverleiher und Vorsteher der jüdischen Gemeinde Fürth genoss Salomon Fromm großes Ansehen, dem er dadurch gerecht werden sollte, in dem er in seinem Haus eine Privatsynagoge betrieb.<ref>Daniela F. Eisenstein:  „[https://www.nordbayern.de/kultur/hausgeschichten-konigstrasse-89-1.8687916 Hausgeschichten Königstraße 89]“ in: nb (Nordbayern.de) vom 26. Februar 2019</ref> Diese führten sein Sohn Abraham und sein Schwiegersohn Isaak „Eisig“ Bing als Lehrhaus weiter.<ref>Auf diese Einrichtung bezieht sich Andreas Würfel: „[[Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth (Buch)|Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth Unterhalb Nürnberg/ In zween Theilen]]“, 1754, IV. Capitel - § 16, S. 29 der dort auf Christoph Wagenseil: „De Sacri Rom. Imperii“ S. 125 beruft und vermerkt, dass diese sich in seiner Zeit in „''guten Ansehen und Aufnehmen befunden''“. Monika Preuß: „Gelehrte Juden – Lernen als Frömmigkeitsideal in der frühen Neuzeit“, 2007; Seite 20 belegt Würfels Notiz zu Wagenseil in Fußnote 70: „älteste Schul“ (Nebenschul)</ref> In dem [[Fürther Memorbücher|Memorbuch]] der Altschul findet sich der Eintrag über den „''hochgelehrten R. Abraham, Sohn des Vorstehers R. Salomon Schneior, der seine ganze Lebenszeit mit frommen Thaten verbrachte und in seinem Hause ein Bet hamidrasch errichtete, wo er alle Diejenigen, die in demselben studirten, aus eigener Tasche den Lebensunterhalt gewährte, wie er auch zu dessen immerwährender Erhaltung ein bedeutendes Kapital gestiftet.''“<ref>Leopold Löwenstein [https://www.google.de/books/edition/Zeitschrift_f%C3%BCr_die_Geschichte_der_Jude/fZ46AQAAMAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=L%C3%B6wenstein+Memorb%C3%BCcher+Altschul+Abraham+Schneior&pg=PA94&printsec=frontcover Memorbücher]“, in: „Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland“, Bd. II, 1888, Seite 94</ref>
Der Hoffaktor und [[wikipedia:Parnas (Judentum)|Parnaß]] Salomon Schneior/From (1611-1692) erwarb 1687/88 das Anwesen Königsplatz 5, wo er dann mit seiner Frau Pessel, sechs Töchtern und drei Söhnen wohnte. Er baute vermutlich kurz danach die [[wikipedia:Mikwe|Mikwe]] ein.<ref name="Häuser um Königsplatz">Gisela Naomi Blume: „Häuser um den Königsplatz und ihre jüdischen Besitzer“ 1. Teil in [[Fürther Geschichtsblätter]] (FGB) 2/11 zu Königsplatz 5; Seite 63; ebenso Gisela Naomi Blume: „Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen“ 1. Teil in [[Fürther Geschichtsblätter]] (FGB) 2/13 zu „Mikwe im Haus Königsplatz 5, Schneior-/Eisig-Schul (1687?)”; Seite 43</ref> Als Geldverleiher und Vorsteher der jüdischen Gemeinde Fürth genoss Salomon Fromm großes Ansehen, dem er dadurch gerecht werden sollte, in dem er in seinem Haus eine Privatsynagoge betrieb.<ref>Daniela F. Eisenstein:  „[https://www.nordbayern.de/kultur/hausgeschichten-konigstrasse-89-1.8687916 Hausgeschichten Königstraße 89]“ in: nb (Nordbayern.de) vom 26. Februar 2019</ref> Diese führten sein Sohn Abraham und sein Schwiegersohn Isaak „Eisig“ Bing als Lehrhaus weiter.<ref>Auf diese Einrichtung bezieht sich Andreas Würfel: „[[Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth (Buch)|Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth Unterhalb Nürnberg/ In zween Theilen]]“, 1754, IV. Capitel - § 16, S. 29 der dort auf Christoph Wagenseil: „De Sacri Rom. Imperii“ S. 125 beruft und vermerkt, dass diese sich in seiner Zeit in „''guten Ansehen und Aufnehmen befunden''“. Monika Preuß: „Gelehrte Juden – Lernen als Frömmigkeitsideal in der frühen Neuzeit“, 2007; Seite 20 belegt Würfels Notiz zu Wagenseil in Fußnote 70: „älteste Schul“ (Nebenschul)</ref> In dem [[Fürther Memorbücher|Memorbuch]] der Altschul findet sich der Eintrag über den „''hochgelehrten R. Abraham, Sohn des Vorstehers R. Salomon Schneior, der seine ganze Lebenszeit mit frommen Thaten verbrachte und in seinem Hause ein Bet hamidrasch errichtete, wo er alle Diejenigen, die in demselben studirten, aus eigener Tasche den Lebensunterhalt gewährte, wie er auch zu dessen immerwährender Erhaltung ein bedeutendes Kapital gestiftet.''“<ref>Leopold Löwenstein [https://www.google.de/books/edition/Zeitschrift_f%C3%BCr_die_Geschichte_der_Jude/fZ46AQAAMAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=L%C3%B6wenstein+Memorb%C3%BCcher+Altschul+Abraham+Schneior&pg=PA94&printsec=frontcover Memorbücher]“, in: „Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland“, Bd. II, 1888, Seite 94</ref></br>
Die Gründung dieses Lehrhauses (בית הםדרש, Beit Ha[[wikipedia:Midrasch|midrasch]])<ref>Ort, der zum Studium, zur Diskussion und zum Gebet der Thora genutzt wird</ref> geht auf das Jahr 1699 zurück.<ref>Barbara Ohm: [[Geschichte der Juden in Fürth (Buch) (Ohm)|Geschichte der Juden in Fürth]], S. 63</ref>
 
Abraham Schneior arbeitete mit seinem Schwager Eisik (=Isaak) Bing – der aus Wien vertrieben nach Fürth gekommen war - zusammen in seiner Druckerei. Eisik Bing stiftete ebenso wie Schneior zu der Talmudschule, die daher den Namen ''Schneior-'' oder ''Eisik-Schul'' trug<ref name="Häuser um Königsplatz"/> und sich im hinteren Teil des Hauses [[Königsplatz 5]] befand. [[1728]] kaufte Isaak, ein Sohn des Oberrabbiners [[Bermann Fränkel|Bärmann Fränkel]] das Haus für 4700 fl. und der Bedingung, darin auf ewig das Lehrhaus zu halten. Allerdings war es ihm freigestellt, das Lehrhaus ins (hinter Königsplatz 4 liegende) Hinterhaus zu transferieren, was zwischen 1728 und 1805 geschah.<ref name="Häuser um Königsplatz"/>


===Das Ende der Synagoge nach 1836===
===Das Ende der Synagoge nach 1836===

Version vom 5. Februar 2024, 10:24 Uhr

Schneiorsche Stiftung, Königsplatz 3Dennemarck.jpg
Das ehemalige Stiftungsgebäude der Schneior-Eisik Schul; der kleinere Giebel im Anschluss vorne links markiert das Vorderhaus Königsplatz 4, der hohe Giebel rechts daneben das Vorderhaus Königsplatz 3; Situation 1938; anstelle der Häuser Königsplatz 3-5 steht heute das Sozialrathaus
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Die ehemalige „Schneiorsche Schul” (eigentlich „Schneior-Eisik-Bing Schul“) war eine Stiftungssynagoge, die als Talmudschule (Lehrhaus) fungierte. Sie befand sich am Königsplatz, wo sie im Gebäude Königsplatz 5 ihren Ursprung hatte, aber im 18. Jahrhundert in das Hinterhaus von Königsplatz 4 transloziert wurde.

1707 Stiftung einer Talmudschule durch Abraham Schneior

Die Anfänge der Privatsynagoge legen sich nur namentlich als „Eisig-Schul“[1] nahe und werden selten bereits ab 1609 datiert, also acht Jahre vor dem Synagogenbau der Altschul.[2] Dieser erste öffentliche Gebetsraum der Juden in Fürth war in dem Haus des Simon Michel (später Rednitzstraße 28) eingerichtet worden.

Der Hoffaktor und Parnaß Salomon Schneior/From (1611-1692) erwarb 1687/88 das Anwesen Königsplatz 5, wo er dann mit seiner Frau Pessel, sechs Töchtern und drei Söhnen wohnte. Er baute vermutlich kurz danach die Mikwe ein.[3] Als Geldverleiher und Vorsteher der jüdischen Gemeinde Fürth genoss Salomon Fromm großes Ansehen, dem er dadurch gerecht werden sollte, in dem er in seinem Haus eine Privatsynagoge betrieb.[4] Diese führten sein Sohn Abraham und sein Schwiegersohn Isaak „Eisig“ Bing als Lehrhaus weiter.[5] In dem Memorbuch der Altschul findet sich der Eintrag über den „hochgelehrten R. Abraham, Sohn des Vorstehers R. Salomon Schneior, der seine ganze Lebenszeit mit frommen Thaten verbrachte und in seinem Hause ein Bet hamidrasch errichtete, wo er alle Diejenigen, die in demselben studirten, aus eigener Tasche den Lebensunterhalt gewährte, wie er auch zu dessen immerwährender Erhaltung ein bedeutendes Kapital gestiftet.[6]
Die Gründung dieses Lehrhauses (בית הםדרש, Beit Hamidrasch)[7] geht auf das Jahr 1699 zurück.[8]

Abraham Schneior arbeitete mit seinem Schwager Eisik (=Isaak) Bing – der aus Wien vertrieben nach Fürth gekommen war - zusammen in seiner Druckerei. Eisik Bing stiftete ebenso wie Schneior zu der Talmudschule, die daher den Namen Schneior- oder Eisik-Schul trug[3] und sich im hinteren Teil des Hauses Königsplatz 5 befand. 1728 kaufte Isaak, ein Sohn des Oberrabbiners Bärmann Fränkel das Haus für 4700 fl. und der Bedingung, darin auf ewig das Lehrhaus zu halten. Allerdings war es ihm freigestellt, das Lehrhaus ins (hinter Königsplatz 4 liegende) Hinterhaus zu transferieren, was zwischen 1728 und 1805 geschah.[3]

Das Ende der Synagoge nach 1836

Bis 1836 diente die „Schul” als Gebetsraum. 1836 verfügte der bayerische Staat die Schließung sämtlicher Privatsynagogen. Nach Schließung blieb das Hinterhaus bis 18.. als Pfründnerhaus im Besitz der Stiftung und diente als Wohnhaus.

Einzelnachweise

  1. Eisig oder Eisik = Isaak
  2. so Gisela Naomi Blume: Der alte jüdische Friedhof in Fürth, Seite 23. Ihr Verweis auf eine „Weiberschul“ scheint allerdings auf eine Bemerkung von Andreas Würfel: „Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth Unterhalb Nürnberg/ In zween Theilen“, 1754, IV. Capitel - § 16, S. 29 zurück zu gehen.
  3. 3,0 3,1 3,2 Gisela Naomi Blume: „Häuser um den Königsplatz und ihre jüdischen Besitzer“ 1. Teil in Fürther Geschichtsblätter (FGB) 2/11 zu Königsplatz 5; Seite 63; ebenso Gisela Naomi Blume: „Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen“ 1. Teil in Fürther Geschichtsblätter (FGB) 2/13 zu „Mikwe im Haus Königsplatz 5, Schneior-/Eisig-Schul (1687?)”; Seite 43
  4. Daniela F. Eisenstein: „Hausgeschichten Königstraße 89“ in: nb (Nordbayern.de) vom 26. Februar 2019
  5. Auf diese Einrichtung bezieht sich Andreas Würfel: „Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth Unterhalb Nürnberg/ In zween Theilen“, 1754, IV. Capitel - § 16, S. 29 der dort auf Christoph Wagenseil: „De Sacri Rom. Imperii“ S. 125 beruft und vermerkt, dass diese sich in seiner Zeit in „guten Ansehen und Aufnehmen befunden“. Monika Preuß: „Gelehrte Juden – Lernen als Frömmigkeitsideal in der frühen Neuzeit“, 2007; Seite 20 belegt Würfels Notiz zu Wagenseil in Fußnote 70: „älteste Schul“ (Nebenschul)
  6. Leopold Löwenstein Memorbücher“, in: „Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland“, Bd. II, 1888, Seite 94
  7. Ort, der zum Studium, zur Diskussion und zum Gebet der Thora genutzt wird
  8. Barbara Ohm: Geschichte der Juden in Fürth, S. 63

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