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Version vom 24. Juli 2024, 12:05 Uhr
XV. Epilog 1. Schlussbemerkungen Die Geschichte der Lebenshilfe Fürth e.V. und die von ihr geschaffenen Einrichtungen wurden im Detail vorgestellt, es bedarf hier keiner Wiederholung. Aus einem Spielnachmittag entstand ein mehrstufiges Betreuungssystem, aufgelassene Kindergärten und Kinderkrippen verwandelten sich in Förderschulen, Werkstätten und Betreuungszentren. Die Anfangsziele der Gründungsmütter und Gründungsväter aus dem Jahre 1961 wurden somit mehr als erfüllt: - Schaffung von Einrichtungen in Eigeninitiative. - Kontaktaufnahme mit den zuständigen Behörden, um sie zur Mitarbeit zu gewinnen. - Werbung von Mitgliedern, um den Verein auf sichere Füße zu stellen. - Aufklärung der Fürther Bevölkerung über geistig Behinderte und die Ziele des Vereins. Integration muss als Bereicherung unserer Gesellschaft nicht nur verstanden, sondern verinnerlicht werden. Eine Schwierigkeit dabei wird vielleicht immer bestehen bleiben: Menschen mit Behinderungen benötigen individuelle Angebote zur Bewältigung ihrer Lebens- und Lernschwierigkeiten. Die Schließung von Sondereinrichtungen kommt von daher auch im Rahmen der Inklusion nicht in Frage, das schließt aber eine evolutionäre Umstrukturierung nicht aus. Dabei tun sich Träger wie die Lebenshilfe aufgrund ihres historischen und gesellschaftlichen Ansatzes leichter als Fürsorgeeinrichtungen, deren Wurzeln historisch älter sind. Aber die Forderung nach Inklusion richtet sich letztendlich weniger an die Träger der Hilfen für behinderte Menschen, sondern vor allem an das gesellschaftliche Umfeld: „Wir brauchen ganz verschiedene Menschen, damit die Welt sich dreht“. Und die Grenzen der Integration sind noch lange nicht erreicht.
Menschen mit Behinderung einfach die Gesellschaft reicher und vielfältiger machen, nicht nur etwas kosten. Die Lebenshilfe hat in den letzten Jahren viel aufgebaut, von einem Betreuungsnetzwerk von der Wiege bis zur Bahre ist die Rede. Ist das System lückenfrei? Nicht lückenfrei, aber für Kernfragen des Lebens bietet die Lebenshilfe passgenaue Angebote. Wichtig ist dabei immer der Integrationsgedanke, das bedeutet, bestehende Einrichtungen auch immer in Frage zu stellen und weiter zu entwickeln. Gesetzesänderungen haben viel dazu beigetragen, dass die Lebenshilfe überhaupt erst aufgebaut werden konnte. In letzter Zeit gab es aber auch Rückschritte, Kürzungen, mehr Bürokratie. Wie würden Sie die Situation einschätzen? Die Versorgung der Menschen mit Behinderung in Fürth ist immer noch auf einem sehr hohen Niveau möglich, Einschränkungen kann ich für das letzte Jahrzehnt nicht bestätigen. Der bürokratische Aufwand hat sich vergrößert, aber auch die Angebotsvielfalt hat deutlich zugenommen, sei es im Bereich Werkstätten oder auch bei neuen Wohnformen, zum Beispiel Wohngruppen statt Heim. Die Diskussion vergleicht heute Separation - Integration - Inklusion. Die Inklusion sucht die Wertschätzung der Vielfalt. Wo sind die Vorteile und die Chancen, wo die Probleme? Inklusion bietet für viele Kinder sicherlich erhöhte Chancen der Teilhabe am „normalen Leben“, die Gefahr aber ist, dass die Kinder überfordert werden. Bestes Beispiel für mich sind Blindenschulen. Blinde Kinder können in einem Ausmaß gefördert werden, wie es in der Regelschule nie möglich wäre. Blinde Kinder können in der Blindenschule Abitur schaffen, das ist in einer normalen Schule kaum vorstellbar.
2. Interview mit dem Vorsitzenden Dr. Thomas Jung Dr. Thomas Jung ist seit 1995 Vorsitzender der Lebenshilfe Fürth und seit 2002 Oberbürgermeister der Stadt Fürth. Der Autor sprach mit ihm Ende April 2011. Herr Dr. Jung, stellen wir uns vor, in 100 Jahren gibt es aufgrund von Pränatal Diagnostik und Gentechnik keine geistig behinderten Kinder mehr. Wie würden Sie diese Situation einschätzen? Der Gesellschaft würde auch etwas fehlen. Das spürt man deutlich bei vielen Anlässen, zum Beispiel, wenn man die Band Vollgas sieht und hört oder wenn man beim Marathon zum Welt Down Syndrom Tag zuschaut, dann spürt man die besondere Begeisterungsfähigkeit - und dass
Können sich nur wohlhabende Gesellschaften eine Betreuung von behinderten Menschen leisten? Der materielle Level ist weniger entscheidend, viel wichtiger ist die Qualität der Zuwendung und dies kann eine materiell arme Gesellschaft mindestens genauso gut. Angesichts der hohen Investitionen der Lebenshilfe könnte man die Frage stellen: Werden mit viel Geld gesellschaftliche Defizite und mangelnde Inklusion verdeckt? Die Lebenshilfe muss nichts verdecken, sondern versuchen, dass behinderte Menschen am hohen baulichen und sonstigen Niveau unserer Gesellschaft teilhaben. Wir dürfen nicht für Menschen mit Behinderungen schlechter bauen
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