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Die Bilderbücherfabrik Löwensohn geht auf die Druckereigründung von Gerson Löwensohn (1817 - 1871) in Fürth im Jahre 1844 zurück. Er produzierte Bilderbogen, Mal- und Bilderbücher. | Die Bilderbücherfabrik Löwensohn geht auf die Druckereigründung von Gerson Löwensohn (1817 - 1871) in Fürth im Jahre 1844 zurück. Er produzierte Bilderbogen, Mal- und Bilderbücher. | ||
Seine Söhne Theodor und Bernhard bauten den Verlag und eine angeschlossene Buchhandlung weiter aus | Seine Söhne Theodor und Bernhard bauten den Verlag und eine angeschlossene Buchhandlung weiter aus. 1890 stieg deren Cousin [[Albert Rosenfelder (Kommerzienrat)|Albert Rosenfelder]] mit der für damalige Verhältnisse großen Summe von 100.000 Goldmark als Mitinhaber in die Firma mit ein. | ||
1894 waren über 700 Titel in zehn verschiedenen Sprachen im Verlagssortiment. | |||
[[Bernhard Löwensohn]] prägnant in seiner Festrede zum 50jährigen Firmenjubiläum [[1894]]: „Aus einem Handbetrieb wurde ein Fabrikbetrieb, anstatt einer täglichen Leistung auf der Handpresse von 400 Abdrücken konnte man auf der Schnellpresse 3.000 herstellen.“<ref name="Ohm">[[Barbara Ohm]]: Was geht uns heute das Leben im Industriezeitalter an? Herausforderungen an die Heimatpflege. ''Nachlesbar: [http://www.bay-bezirke.de/downloads/046a0da7156dc3c969b4ad3881c91b43_Was%20geht%20uns%20heute%20das%20Leben%20im%20Industriezeitalter%20an.pdf als PDF] ''</ref> | [[Bernhard Löwensohn]] prägnant in seiner Festrede zum 50jährigen Firmenjubiläum [[1894]]: „Aus einem Handbetrieb wurde ein Fabrikbetrieb, anstatt einer täglichen Leistung auf der Handpresse von 400 Abdrücken konnte man auf der Schnellpresse 3.000 herstellen.“<ref name="Ohm">[[Barbara Ohm]]: Was geht uns heute das Leben im Industriezeitalter an? Herausforderungen an die Heimatpflege. ''Nachlesbar: [http://www.bay-bezirke.de/downloads/046a0da7156dc3c969b4ad3881c91b43_Was%20geht%20uns%20heute%20das%20Leben%20im%20Industriezeitalter%20an.pdf als PDF] ''</ref> | ||
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 brachte auch dieses jüdische Unternehmen in Schwierigkeiten, 1937 mußte der Betrieb an die Kunstanstalten May (KAMAG) in Dresden verkauft werden. Die Firma wird in eine GmbH umgewandelt und tritt nun unter dem Namen Pestalozziverlag auf, ein Verlag den die Firma Löwensohn schon Ende der 1920er Jahre übernommen hatte. Der bisherige Prokurist, Emil Franke, übernimmt die Geschäftsführung. | Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 brachte auch dieses jüdische Unternehmen in Schwierigkeiten, 1937 mußte der Betrieb an die Kunstanstalten May (KAMAG) in Dresden verkauft werden. Die Firma wird in eine GmbH umgewandelt und tritt nun unter dem Namen Pestalozziverlag auf, ein Verlag den die Firma Löwensohn schon Ende der 1920er Jahre übernommen hatte. Der bisherige Prokurist, Emil Franke, übernimmt die Geschäftsführung. | ||
[[Gustav Löwensohn]], sein Bruder Robert und dessen Frau Ella-Ruth werden deportiert und ermordet. Der letzte Teilhaber (seit | [[Gustav Löwensohn]], sein Bruder Robert und dessen Frau Ella-Ruth werden deportiert und ermordet. Der letzte Teilhaber (seit 1916), Ernst Rosenfelder, der die Anteile an der Bilderbücherfabrik von seinem Vater [[Albert Rosenfelder (Kommerzienrat)|Albert Rosenfelder]] nach dessen Tod erbte, überlebte im Exil. | ||
1949 werden die Eigentumsverhältnisse neu geordnet: Die Überlebenden der jüdischen Eigentümerfamilien erhalten 50%, die anderen 50% verbleiben bei den Kunstanstalten May, die ihren Firmensitz nach Fürth verlegt haben, nachdem der Stammbetrieb in Dresden verstaatlicht worden war. In den 1950er und 60er Jahren entwickelt sich der Pestalozziverlag zu einem der führenden Kinderbuchverlage und ist Marktführer im Bereich von Pappbilderbüchern. Erweiterungsbauten im Hof der Sommerstraße 12 und 14 sollen ab 1964 weitere Raumkapazitäten bieten; letztendlich sind jedoch die Erweiterungsmöglichkeiten auf dem Stammareal begrenzt und man entschließt sich zu einem Neubau in Erlangen-Eltersdorf. Im Januar 1972 wird die Produktion nach Erlangen verlagert; im April ist die gesamte Verlagerung des Betriebes aus Fürth abgeschlossen und damit endete die jahrzehntelange Tradition der Bilderbuchherstellung in Fürth. | 1949 werden die Eigentumsverhältnisse neu geordnet: Die Überlebenden der jüdischen Eigentümerfamilien erhalten 50%, die anderen 50% verbleiben bei den Kunstanstalten May, die ihren Firmensitz nach Fürth verlegt haben, nachdem der Stammbetrieb in Dresden verstaatlicht worden war. In den 1950er und 60er Jahren entwickelt sich der Pestalozziverlag zu einem der führenden Kinderbuchverlage und ist Marktführer im Bereich von Pappbilderbüchern. Erweiterungsbauten im Hof der Sommerstraße 12 und 14 sollen ab 1964 weitere Raumkapazitäten bieten; letztendlich sind jedoch die Erweiterungsmöglichkeiten auf dem Stammareal begrenzt und man entschließt sich zu einem Neubau in Erlangen-Eltersdorf. Im Januar 1972 wird die Produktion nach Erlangen verlagert; im April ist die gesamte Verlagerung des Betriebes aus Fürth abgeschlossen und damit endete die jahrzehntelange Tradition der Bilderbuchherstellung in Fürth. |
Version vom 4. April 2015, 12:52 Uhr
Die Bilderbücherfabrik Löwensohn produzierte von 1882 bis 1937 an der Fürther Sommerstraße Bilderbücher in zahlreichen Sprachen.
Geschichte
Die Bilderbücherfabrik Löwensohn geht auf die Druckereigründung von Gerson Löwensohn (1817 - 1871) in Fürth im Jahre 1844 zurück. Er produzierte Bilderbogen, Mal- und Bilderbücher. Seine Söhne Theodor und Bernhard bauten den Verlag und eine angeschlossene Buchhandlung weiter aus. 1890 stieg deren Cousin Albert Rosenfelder mit der für damalige Verhältnisse großen Summe von 100.000 Goldmark als Mitinhaber in die Firma mit ein. 1894 waren über 700 Titel in zehn verschiedenen Sprachen im Verlagssortiment. Bernhard Löwensohn prägnant in seiner Festrede zum 50jährigen Firmenjubiläum 1894: „Aus einem Handbetrieb wurde ein Fabrikbetrieb, anstatt einer täglichen Leistung auf der Handpresse von 400 Abdrücken konnte man auf der Schnellpresse 3.000 herstellen.“[1] Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 brachte auch dieses jüdische Unternehmen in Schwierigkeiten, 1937 mußte der Betrieb an die Kunstanstalten May (KAMAG) in Dresden verkauft werden. Die Firma wird in eine GmbH umgewandelt und tritt nun unter dem Namen Pestalozziverlag auf, ein Verlag den die Firma Löwensohn schon Ende der 1920er Jahre übernommen hatte. Der bisherige Prokurist, Emil Franke, übernimmt die Geschäftsführung.
Gustav Löwensohn, sein Bruder Robert und dessen Frau Ella-Ruth werden deportiert und ermordet. Der letzte Teilhaber (seit 1916), Ernst Rosenfelder, der die Anteile an der Bilderbücherfabrik von seinem Vater Albert Rosenfelder nach dessen Tod erbte, überlebte im Exil.
1949 werden die Eigentumsverhältnisse neu geordnet: Die Überlebenden der jüdischen Eigentümerfamilien erhalten 50%, die anderen 50% verbleiben bei den Kunstanstalten May, die ihren Firmensitz nach Fürth verlegt haben, nachdem der Stammbetrieb in Dresden verstaatlicht worden war. In den 1950er und 60er Jahren entwickelt sich der Pestalozziverlag zu einem der führenden Kinderbuchverlage und ist Marktführer im Bereich von Pappbilderbüchern. Erweiterungsbauten im Hof der Sommerstraße 12 und 14 sollen ab 1964 weitere Raumkapazitäten bieten; letztendlich sind jedoch die Erweiterungsmöglichkeiten auf dem Stammareal begrenzt und man entschließt sich zu einem Neubau in Erlangen-Eltersdorf. Im Januar 1972 wird die Produktion nach Erlangen verlagert; im April ist die gesamte Verlagerung des Betriebes aus Fürth abgeschlossen und damit endete die jahrzehntelange Tradition der Bilderbuchherstellung in Fürth.
Nach der Umsiedelung nach Erlangen kaufte der Pestlozziverlag den Scholz-Mainz-Verlag (1972), den Stuttgarter Boje-Verlag (1983) und den Kinderbuchbereich von Mulder BV (1988). Nach Umsatzrückgängen erwarb 1998 die dänische Egmont-Medienholding den Verlag und führte ihn ein Jahr lang als "Egmont-P." weiter. Seit 1999 gehört er zum Egmont-Franz-Schneider-Verlag in München.
Einige ehemalige Erlanger Mitarbeiter betrieben die Druckerei dort als "BoardBook Gmbh" weiter.
Leitung
Gegründet von Gerson Löwensohn, fortgeführt von Bernhard und Theodor Löwensohn. Zuletzt Enkel Gustav Löwensohn. 1937/38 übernimmt der langjährige Prokurist Emil Franke die Geschäfte, 1949 übernimmt ein Verwaltungsrat die Leitung. Als einzigem Überlebenden der Eigentümerfamilien ist Ernst Rosenfelder mit vertreten.
Einzelnachweise
- ↑ Barbara Ohm: Was geht uns heute das Leben im Industriezeitalter an? Herausforderungen an die Heimatpflege. Nachlesbar: als PDF
Literatur
- Löwensohn. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 250
- Pestalozzi-Verlag. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 284
- Heyduczek, Elke: Der Pestalozzi-Verlag : Geschichte und Programm. - Erlangen-Nürnberg, Univ., Mag.-Arb., 1992
- 150 Jahre Pestalozzi-Verlag / [Hrsg.: Pestalozzi-Verlag Erlangen. Red.: Verona Jeuck]. - Erlangen, 1994
- Gutzmer, K.: Pestalozziverlag, in: Lexikon des gesamten Buchwesens, 2., völlig neu bearb. Aufl., Stuttgart, Bd. 5 (1999), S. 604
Veröffentlichungen
Dies ist eine Liste von Medien rund um die Stadt Fürth, die beim Verlag "Bilderbücherfabrik Löwensohn" erschienen sind.
Siehe auch
- Löwensohn (Namensklärung)
- Löwensohnstraße
- Paul Rieß
Weblinks
- Kunstanstalten May - Wikipedia
- Kunstanstalten May - Home
- Langlois, Gérard: Historie de la famille Löwensohn PDF (Gérard Langlois ist ein in Frankreich lebender Nachfahre der Löwensohn-Familie)
- Stadtlexikon Erlangen, Artikel über den Pestalozzi - Verlag in der Onlineausgabe, [1]
Bilder
<gallery> Bild:Briefkopf Pestalozzi-Verlag.jpg|Historischer Briefkopf des Pestalozzi-Verlags von 1947 Bild:Briefkopf Kunstanstalten May II.jpg|Historischer Briefkopf der Kunstanstalten May von 1959 Bild:Briefkopf Kunstanstalten May I.jpg|Historischer Briefkopf der Kunstanstalten May von 1960 Bild:Werbung Pestalozzi 1962.jpg|Werbung des Pestalozzi-Verlags von 1962 <gallery>