1883: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Textilfabrikant [[Christian Heinrich Hornschuch]] richtet das erste deutsche Überlandtelefon auf einer Strecke von 34 km als Privatleitung ein.<ref>[http://www.stadtmuseum-fuerth.de/desktopdefault.aspx/tabid-713/1201_read-17758/ Stadtmuseum Fürth]</ref> | == Ereignisse == | ||
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* Der Textilfabrikant [[Christian Heinrich Hornschuch]] richtet das erste deutsche Überlandtelefon auf einer Strecke von 34 km als Privatleitung ein.<ref>[http://www.stadtmuseum-fuerth.de/desktopdefault.aspx/tabid-713/1201_read-17758/ Stadtmuseum Fürth]</ref> | |||
* Der erste "Jugendhort" wird gegründet<ref>Georg Wüstendörfer: ''[[Wanderungen durch Fürth (Buch)|Wanderungen durch Fürth]], 1898, S. 97.</ref> | |||
* Am [[8. Mai]] kommt es zu einer massiven Verschmutzung der [[Pegnitz]]. Im Nürnberger Gaswerk war ein großes Gaswasserbassin in den Fluss abgelassen worden. Neben dem starken Geruch sind viele tote Fische zu beklagen. Die Verschmutzung führt zu großen Schäden bei vielen Fischwasserbesitzern. | |||
* Die [[Fürther Volkszeitung]] wird gegründet. | |||
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:''Rechtsanwalt W. Gunzenhäuser wurde am 1. Januar vom Könige durch Verleihung des Michaelsordens ausgezeichnet. [...]. Die protestantische Kirchenverwaltung machte am 15. Januar bekannt, daß die Kgl. Regierung die Deckung der Restauration der [[Michaelskirche]] durch eine Kirchengemeindeumlage von 2 Proz. der Staatssteuer vom Jahre 1883 an genehmigt hat. [...]. Die nunmehr bestehende Aktiengesellschaft der Nürnberg-Fürther [[Straßenbahn]] ist als solche in das Handelsregister eingetragen worden, nachdem Direktor Rooth die Originalurkunde über die auf 40 Jahre ertheilte Konzession ausgehändigt worden ist.[...]. Nachdem der Versuch, einen Nebenmarkt in der [[Friedrichsstraße]] einzurichten mißlungen ist, wurde am 25. Jan. vom Magistrate beschlossen, vom Monat Mai ab einen Nebenmarkt vom Rathhause abwärts in der [[Königsstraße]] einzurichten. Der Paragraph in der projektirten Marktordnung, nach welchem der Verkauf und das Feilbieten von Viktualien auf den Straßen im Umherfahren oder Tragen verboten werden sollte, wurde nach mehrfachen Debatten gestrichen. [...]. Die Firma [[G. Löwensohn]] verlegt ihre lithographische Kunstanstalt im Monat Januar aus der Blumen- in die [[Sommerstraße]]. - Die Aktien der „Nürberg-Fürther Straßenbahngesellschaft“ sollen demnächst an den Markt kommen; die „Deutsche Bank“ in Berlin, welche bei der Gründung des Unternehmens betheiligt war, wird die Begebung der Aktien vornehmen. [...]. Zur Kollektivausstellung für die Amsterdamer Ausstellung haben sich bis zum 29. Jan. bereits 130 Firmen angemeldet. Der Vorsitzende des betreffenden Komités, Kommerzienrath Ullmann, hat bereits die nöthigen Schränke und Ausstellungstische angekauft. [...]. Nachdem die Sodafabrik mit ihrer Beschwerde wegen des Magistratsbeschlusses, die Rohrleitung in die [[Pegnitz]] zu entfernen, vom Ministerium abgewiesen worden war, übrigens in neuerer Zeit keine Klagen mehr laut wurden, beschloß der [[Magistrat]] am 1. Februar folgenden Vergleichsvorschlag zu machen: „Unter der Bedingung, daß die Sodafabrik anerkennt, daß die Bewilligung zur Rohrleitung eine widerrufliche ist und sie auch keinen Anspruch auf die Einräumung eines Nothservituts habe, sie alle bisher erwachsenen Prozeßkosten trägt, zieht der Magistrat seinen Beschluß zurück.“ [...]. Der Firma [[Weber und Ott]] dahier ist die Einrichtung einer Telephonleitung von dem hiesigen Geschäftslokale zu der Fabrik in Forchheim von Seite der Generaldirektion der k. b. Verkehrsanstalten genehmigt worden. - Am 6. Febr. starb in seinem 76. Jahre der prakt. Arzt Dr. Mack, ein wegen seiner gemeinnützigen Thätigkeit hochgeachteter Mann. Im Juli vorigen Jahres hatte er seine goldene Hochzeit gefeiert. [...]. Am 2. März wurde vom Rechtsanwalt Dr. Schmidt im Verein mit mehreren patriotisch gesinnten Männern ein „Jugenderziehungs-Verein“ begründet [...]. Das Gemeindekollegium gab am 27. Febr. seine Zustimmung zur Erbauung einer Turnhalle im Hofe der Schule in der [[Ottostraße]], veranschlagt auf 16,129 M. Von der Herstellung der Turnhalle im Hofe der Schule in der [[Rosenstraße|Rosengasse]] war man abgekommen, einerseits um den Spielplatz daselbst nicht zu schmälern, andererseits weil sich nicht weit davon in der [[Katharinenstraße]] bereits eine Turnhalle befindet. [...]. Am 8. März wurde [[Louis Hausmann]], [[Spiegelglasfabrikant]] dahier, 63 Jahre alt, unter zahlreichem Geleite beerdigt. Derselbe bekleidete verschiedene Ehrenämter mit treuem Pflichteifer: als Vorstandsmitglied des kaufmännischen Vereines seit 8 Jahren, als Kassier des Wanderungsunterstützungsvereines und früher als Mitglied des Gemeindekollegiums. - Der Ehrenbürger unserer Stadt Dr. [[Wilhelm Königswarter]] hat derselben ein neues Geschenk von 3000 M. zugewendet, wovon 1000 M. zu einer neuen Ferienkolonie bestimmt sind. Die Restsumme ist der Disposition des Magistrates überlassen, welcher sich für Aufstellung eines Wetterhäuschen in der englischen Anlage entschied, welches sodann von der Firma Kamotzi und Schlößer in Frankfurt a. M., die Instrumente von Heller in Nürnberg bezogen wurden. - Dem Polizeisoldaten Joh. Kaspar Engelhardt dahier wurde in Anerkennung seiner eifrigen und ersprießlichen Dienstleistungen im Polizeiwesen die silberne Ehrenmünze des Verdienstordens der bayer. Krone verliehen. [...]. In der Magistratssitzung vom 22. März wurde bekanntgegeben, daß der Vertreter der Sodafabrik es abgelehnt hat, auf den Vergleich in der vom Magistrate gewünschten Form einzugehen. Der Prozeß hat deshalb nun seinen weiteren Fortgang zu nehmen. - Am gleichen Tage starb in München im 54. Lebensjahre Dr. jur. [[Ignaz Ortenau]], Ritter des St. Michaelsordens I. Kl., geb. in Fürth, wo er längere Zeit als Vorsitzender der israelit. Kultusgemeinde und als Notar fungirte, im besten Andenken dahier stehend wegen seiner hohen Intelligenz, Herzensgüte und Uneigennützigkeit. Der Verewigte war auch Besitzer der deutschen und bayerischen Verdienstzeichen für die Krankenpflege im Kriege. [...]. Zur Kenntniß diente in der Magistratssitzung vom 6. April eine Mittheilung der Straßenbahngesellschaft, nach welcher der bisherige Generalbevollmächtigte Rechtsanwalt [[Julius Aldinger]] auch in Zukunft mit diesem Amte betraut wird. - Das Vorhaben des Stallmeisters Anzengruber, ein Kehrichtabfuhrinstitut mit Bezahlung durch die betreffenden Hausbesitzer dahier einzuführen, wurde in widerruflicher Weise genehmigt. - Einen erfreulichen Anblick gewährte für die Bewohner der Stadt die nun vereinigte stattliche Feuerwehr, als sie am 8. April zu ihren Uebungen, die musterhaft ausgeführt wurden, ausrückte. [...]. In der Magistratssitzung vom 19. April wurde auf Antrag des Fabrikanten Hesse die Beleuchtung der [[Ludwigsbrücke]] mittelst Gaskandelabern genehmigt. [...]. Aus Amsterdam wird mitgetheilt, daß das in der dortigen internationalen Ausstellung zuerst zur Ausstellung gelangte Objekt, das der Spiegelglasfabrikanten [[L. Winkler und Sohn]] gewesen ist. - In der vom Komité der Volksküche ausgeschriebenen Generalversammlung berichtete Kassier H. Berolzheimer, daß die Frequenz auch in dem verflossenen Jahre eine starke gewesen sei, indem in 118 Tagen 41,473 1/2 Portionen Suppe vertheilt wurden [...]. Es kamen mithin durchschnittlich 352 Portionen auf den Tag. [...]. [...] wurde zur Wahl des Komités geschritten, welches nun aus folgenden Personen besteht: Kommerzienrath Ullmann, Dr. Degen, Ferd. Behringer, H. Berolzheimer, J. Ziegele und J. Schildknecht. [...]. Der Magistrat genehmigte am 26. April die Einführung des Sparmarkensystemes. Es sollen Sparmarken im Betrage von 10 Pfg., sowie Karten zum Aufkleben von 20 Marken ausgegeben werden. - Am 29. April suchte und fand den Tod die Wirthstochter Wamser in der Pegnitz oberhalb des Karlstegs. [...]. Der Haupttreffer der am 1. Mai gezogenen österreichischen 1860er Loose, im Betrage von 240,000 Gulden, ist abzüglich der Steuern dem [[Hopfenhändler]] J. Reinemann dahier zugefallen. - Anfang Mai bildete sich aus mehreren Personen in Nürnberg und Fürth, zur größeren Theile Großindustriellen, ein Komité zum Behufe der Einführung der Telephoneinrichtungen in den beiden Städten. - Am 4. Mai starb der Kgl. Landgerichtsrath [[Karl Wollner]] im 54. Lebensalter, ein wegen seiner Biederkeit und humanen Wesens hier allgemein beliebter Beamter. - In einer am 5. Mai von der [[Schauspielerin]] Frl. [[Mathilde Lauterbach]] veranstalteten zahlreich besuchten Soirée verabschiedete sich dieselbe vom hiesigen Theaterpublikum, dessen langjähriger Liebling dieselbe gewesen war. - Das Gemeindekollegium stimmte am 9. Mai dem Magistratsbeschlusse bei, wonach dem lutherischen Vereine für weibliche Diakonie zur Erbauung eines Hauses behufs Unterbringung der Wartschwestern ein einmaliger Zuschuß von 4000 M. gewährt wurde. [...]. Am 8. Mai machte ein eigenthümlicher Vorfall viel Aufsehen in der Stadt. Nachdem bereits vorher ein penetranter Leuchtgasgeruch von der Pegnitz her sich bemerkbar gemacht hatte, kamen Morgens 1/2 9 Uhr Tausende von todten Fischen dahergeschwommen, die einen abscheulichen Geruch verbreiteten, besonders am [[Helmplatz]], so daß die dortige Schule geschlossen werden mußte. Die auffallende Erscheinung zog schnell eine große Menge Zuschauer herbei. Bald wurde ermittelt, daß diese großartige Wasserverunreinigung, die vielen Fischwasserbesitzern großen Schaden that, aus dem Nürnberger Gaswerke herrührte, wo ein großes Gaswasserbassin in den Fluß abgelassen worden war. - Dem Antrage des Gemeindekollegiums, die Trottoire der [[Ludwigsbrücke]], an welcher die Gaskandelaber angebracht wurden, mit Klinkern statt mit Pflastersteinen zu belegen, stimmte am 9. Mai der Magistrat mit Majorität bei. [...]. Das Ortsstatut für die obligatorische gewerbliche Fortbildungsschule in seiner nun geltenden Fassung wurde am 27. Mai in den hiesigen Blättern bekannt gemacht. - Am gleichen Tage fand das Einweihungsfest der durch die Gebrüder Mailänder komfortabel eingerichteten und namhaft verschönerten und vergrößerten Räume des [[Prater]] statt, welche unserer Stadt alle Ehre machen. Nachdem durch Magistratsbeschluß vom 31. Mai das Projekt eines städtischen Mädchen-Institutes mit großer Stimmenmehrheit verworfen worden war, haben die beiden Direktoren Metz und Heerwagen ihre Institute vereinigt. Es wird unter deren gemeinsamen Leitung vom 1. September an eine nach Jahreskursen geordnete höhere Töchterschule geschaffen. [...]. G. W. Leonh. Borsch, früher Polizeiofficiant, wird seit Juni 1883 Verwalter der [[Mailänder]]'schen Brauerei. - Am 1. Juni eröffnete der Jugenderziehungsverein unter Leitung des Rechtsanwalts Dr. Schmidt seine Erziehungsanstalt, zu welcher der Magistrat ein mit Spielplatz versehenes Lokal dem Vereine unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat. [...]. Der Verlagsbuchhandlung von [[Friedrich Eßmann|Friedr. Eßmann]], welcher kürzlich eine Schrift, „Die französische Invasion in Franken im Jahre 1796“ von Dr. [[Christian Hutzelmann]], Kgl. Reallehrer dahier, zur Ausgabe brachte, ist aus dem Sekretariat Sr. Majestät des Königs folgendes Schreiben zugegangen: „Ew. Wohlgeboren theile ich im Allerhöchstem Auftrage mit, daß Se. Majestät der König die in Ihrem Verlage erschienene Schrift über die französische Invasion in Franken im Jahre 1790 von Dr. Christian Hutzelmann huldvoll entgegenzunehmen geruhten und dem Verlage mit bestem Dank erwidern lassen. [...].“ Im Saale des grünen Baumes fand am 12. Juli eine von nahezu 300 Schreinergehilfen besuchte Versammlung statt, [...]. In einer zweiten Versammlung der hiesigen Schreinergesellen vom 20. Juli wurde von den Nürnberger Arbeitsgenossen berichtet, daß, da die Unterhandlung mit den dortigen Meistern ohne Erfolg geblieben, der Strike nun vom 25. Juni an beginnen müsse; [...]. Die [[Michaelskirche]] wurde einer gründlichen Reparatur unterzogen. Die Stukkatur des schadhaften Plafonds wurde auf Rohrgeflecht statt auf Latten gesetzt, die Kirchensitze und Bänke angestrichten, die Orgel von Steinmeyer reparirt, die Fenster erneuert, die Thüren verdoppelt. Das Innere der Kirche erhielt ein ebenso freundliches als würdiges Aussehen. Die [[Auferstehungskirche]] erhielt zwei neue Ausgänge für die Emporen und Doppelthüren. - Zum Kirchweihfest wurde die vom [[Bildhauer|Kunstbildhauer]] [[Johann Christian Hirt|Hirt]] (hier geboren) in München angefertigte Statue des den Kelch segnenden Christus im Altare der Michaelskirche aufgestellt. Die bisherige Gypsstatue wurde in die Hallen des neuen Kirchhofes versetzt. [...]. Das Bild des Erzengels Michael, des Kirchentpatrons, wurde restaurirt und am Bogen des Schiffes der Kirche wieder befestigt. [...]. Nachdem eine große Anzahl Firmen in Nürnberg und Fürth sich zum Abonnement auf eine Telephonleitung in einem Gesuche an das Ministerium bereit erklärt haben, ist von letzterem erwidert worden, daß zur Zeit keine Miteel dazu vorhanden seien. [...]. Der verheirathete Kgl. Rentbeamte Thomas Mögen von Fürth wurde am 7. Juli vom Schwurgerichte in Nürnberg verurtheilt. [...]. Zu dem ersten seit der Reorganisation des deutschen Turnwesens und zwar hier am 15. Juli abgehaltenen Bezirksturnen haben sich 23 auswärtige Vereine eingefunden, die freundlich empfangen wurden. [...]. Der Verschönerungsverein hat den Beschluß gefaßt, dem an der Würzburger Eisenbahnbrücke neuerbauten Steg den Namen „[[Fronmüllersteg|Rath Fronmüllers Steg]]“ zu geben, nachdem eine Deputation des Vereines bei Medicinalrath Fronmüller die Einwilligung hiezu erholt hatte. [...]. Die Firma Richard in Newyork hat einen Beitrag von 1000 Mark für die beabsichtigte Gründung eines Stipendienfonds für Realschüler gespendet, die gleiche Summe zu gleichem Zwecke die Firma Abraham und Benedikt Rosenfeld in London. - Aus Anlaß des 50jährigen Jubliäums der Kgl. Realschule wurde nach der Idee des Rektors Brunotte ein großes Tableau mit den Photographien sämmtlicher Lehrer, welche an benannter Anstalt wirkten und noch wirken, zusammengestellt. Die eingesandten Originalbilder wurden vom Chemiker Dr. Langhans photographisch reproducirt, der künstlerische Entwurf und die Randzeichnungen vom Assistenten Schwarz ausgeführt. Von den 66 Lehrern, die der Kgl. Realschule angehörten und zum Theil noch angehören, sind 62 auf dem Tableau vertreten [...]. Die Mittelfläche zeigt eine Totalansicht der Stadt Fürth und das Wappen derselben. Auch sind die vier Schulhäuser abgebildet, welche die Anstalt zu verschiedenen Zeiten bewohnte. Ch. Schildknecht, Chef der photographischen Kunstanstalt dahier, hat die photographische Vervielfältigung des Tableaus übernommen [...]. Nachdem die Einwendungen gegen das Projekt der Wasserleitung aus dem Grundwasser des Rednitzgrundes von Seite eines Theiles der Bürgerschaft, welcher die Quellenzuleitung aus der Umgegend von Veitsbronn vertritt, einen ernsteren Charakter angenommen haben und ein eigenes Komité für die Durchführung des letzteren Projekts unter der Vorstandschaft von J. Schradin, L. Apfelbaum und K. Krieger und in Vertretung des engeren Ausschusses von Heckel, Scherber, Ammon und Gebhardt sich gebildet hatte, wurde von demselben eine ausführliche Denkschrift an das Gemeindekollegium mit dem Antrage gerichtet, wiederholte genaue Messungen aller bezüglichen Quellen vornehmen zu lassen, die Ausarbeitung eines Detailprojektes anzuordnen, den nöthigen Kredit zu diesen Arbeiten zu gewähren und den Magistrat einzuladen, diesen Beschlüssen beizutreten. - 6. August. Zum Behufe der würdigen Feier des 50jährigen Jubiläums der Kgl. [[Gewerbschule]] hatte bereits eine Vorbesprechung des Bürgermeisters Langhans, der Fabrikbesitzer H. Berolzheimer, Engelhardt und Hornschuch, Landrathes Evora, Magistratsrathes Grüner, Brauereibesitzers Humbser, Kommerzienrathes Ullmann und Privatiers Ott am 17. Mai d. J. stattgefunden, von welchem der Vorschlag des Rektors Brunotte [...]. die Gründung eines besonderen Stipendienfonds für Realschüler beabsichtigt werden möge, auf das Lebhafteste begrüßt und beschlossen [...]. Das Fest selbst wurde von schönem Wetter begünstigt und in einfacher, aber würdiger Weise begangen. [...]. Am 23. August wurden zu Armenpflegschaftsräthen [[Spiegelfabrikant]][[Bernhard Kütt]] und Privatier Klinger gewählt. - Am 24. Aug. findet sich in den hiesigen Blättern eine Aufforderung an die Vertreter der Stadt, den Quellenfinder Beraz, der so viele glänzende Erfolge erzielt hat, die hiesige Gegend zu diesem Behufe untersuchen zu lassen. „Vielleicht könnten dann alle Wasserleitungsdifferenzen mit einmal beseitigt werden.“ [...]. Die Prämiirung der Lehrlinge, welche sich bei der vor Kurzem abgehaltenen, von 38 Lehrlingen beschickten Lehrlingsausstellung durch preiswürdige Arbeiten hervorgethan hatten, konnte [...] vom zweiten Vorstand des Gewerbvereines Kommerzienrath Ullmann vorgenommen werden: Die silberne Medaille erhielten 12 Lehrlinge, und zwar: Fritz König, Graveur, Johann Irrgang, Schlosser, Joh. Thomas Karl, Bildhauer, Konrad Schaller, Gelanterieschreiner, Stefan Schad, Kupferschmied. Georg Langfritz, Möbelschreiner, Leonhard Weber, Zinngießer, Konrad Heinlein, Möbelschreiner, Martin Summa, Bildhauer, Hans Timper, Lithograph, Georg Köpplinger, Vergolder, Johann Krauß, Chatullenschreiner. [...]. 29. Aug. Bezüglich der nun beendeten Amsterdamer internationalen Ausstellung ist zu berichten, daß das Unternehmen unserer Aussteller ein schwieriges war, theils wegen der großen Entfernung des Ausstellungsortes, theils wegen der großen Platzmiethe und besonders wegen der ungemein hohen Kosten in Amsterdam für Bewachung, Feuerversicherung und Vertretung der Ausstellung, wie nicht minder wegen der ganz unerwartet hohen Kosten bei dem Abbruch und Rücktransport der Ausstellungsgegenstände. Alle Widerwärtigkeiten wurden jedoch, wenn auch mit großen Geldopfern, Dank der rastlosen Energie und Aufopferung des zweiten Vorstandes des Gewerbvereins, Kommerzienrathes Sigfried Ullmann, beseitigt und gestalteten sich die Schlußresultate als günstig für die Aussteller. [...]. Außerdem wurden einzelne Aussteller prämiirt: mit dem Ehrendiplom [[Stefan Scheidig und Sohn]], optische Waren-Fabrik, [[Chr. Winkler und Sohn]], [[Spiegelglasfabrik]], und [[Gottfried Probst]], Kammfabrikant aus Nürnberg; mit der goldenen Medaille: [[Gebrüder Heinrich]], [[Zinnfigurenfabrik]], E. Konrady und Joh. Fröscheis, Bleistiftfabrikanten in Nürnberg; mit der silbernen Medaille: 14 Aussteller aus Fürth, Nürnberg, Erlangen, Doos und Selb; [...]. [[Friedrich Eßmann|Friedr. Eßmann]], Buch- und Musikalienhändler (Weinstr. Nr. 4) hatte in diesem Jahre das Geschäft vom Buchhändler Thoma, früher Joh. Kühl, übernommen. Die J. Ludwig Schmid'sche, ehemals Korn'sche [[Buchhandlung]] war bereits [[1876]] eingegangen. Außerdem bestehen hier noch eine Buch- und Schreibmaterialienhandlung von J. Scherber (Jakob J. Tipp), Blumenstr. Nr. 20 und desgleichen von [[Papierhaus Schöll|J. G. Schöll]] (Königsstr. Nr. 36). - Durch die Kgl. Regierung wurde der Magistrat zur Abgabe eines Gutachtens aufgefordert über die Frage: ob es nicht angezeigt sei, durch eine für das ganze Reiche geltende Vorschrift den Betrieb in den [[Quecksilberbelegen]] einheitlich zu regeln. Angeregt wurde die Frage von einer Spiegelmanufaktur in Berlin, welche geltend machte, daß ihr Betrieb Bedingungen und Bschränkungen unterworfen sein, welchen die Fürther und andere Belegen nicht unterliegen, wodurch ihre Betriebskosten derart vertheuert würden, daß sie sich gegen die Konkurrenz nicht zu halten vermögen. Diese Berliner Polizeivorschriften sind so streng, daß ihre Durchführung bei uns die ganze Spiegelindustrie zerstören würde. Beispielsweise verlangt §. 3, daß die Arbeit so zu vertheilen sei, daß von einer Person an einem Tage nicht länger als vier Stunden und in der Woche nicht mehr als an drei Tagen gearbeitet werde! Ferner verlangt §. 5 einen eigenen Raum zum Waschen und zum Einnehmen der Mahlzeit sowie für jeden Arbeiter wöchentlich ein Schwefelbad. Der hiesige Magistrat erklärte in der Sitzung vom 8. September entgegen dem eingeholten Gutachten des Kgl. Landgerichtsarztes und des ärztlichen Vereins, welches den rein sanitären Standpunkt vertrat, daß diese Bestimmungen für hier nicht anwendbar seinen und halte er es überhaupt für fraglich, ob bei der Verschiedenheit der geschäftlichen und örtlichen Verhältnisse die Erlassung von generellen Vorschriften am Platze sei. [...]. Der Direktor der Regierungsfinanzkammer von Niederbayern, Jul. von Sax, früher Rentbeamter dahier, hochverdient wegen seiner historischen Studien über Fürth, ist in den erbetenen Ruhestand versetzt und demselben in Anerkennung seiner langjährigen, treuen und ersprießlichen Dienstleistungen das Ritterkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone verliehen worden. [...]. Auch am zweiten Kirchweihsonntage war die Frequenz der [[Ludwigsbahn]] ganz enorm und zwar die größte seit ihrem Bestehen. Es wurden von ihr 23,928 Personen mit einer Einnahme von 4294 M. befördert. Ebenso an den Wochentagen war die Bahn sehr besucht. - In der Magistratssitzung vom 23. Oktober gab Bürgermeister Langhans bekannt: daß [[Großhändler]] L. Münch dem Magistrate 2000 M. übergeben habe, welche laut testamentarischer Bestimmung seines Vaters M. Münch, dem Grundsockvermögen des Hospitales einverleibt und deren Erträgniß alljährlich am Todestage des Testators unter die 10 ältesten Pfründner gleichmäßig vertheilt werden soll. [...]. Am 27. Oktober war dahier eine Telephonanlage zwischen den Etablissements des Fabrikanten H. Hornschuch, Firma Weber und Ott, in Fürth, Erlangen und Forchheim in einer Geammtlänge von 34 Kilometer (bis jetzt die größte Telephonleitung Deutschlands) hergestellt und seitdem im besten Betrieb. Dieselbe wurde vom Kgl. Oberpostamte Nürnberg nach dem Plane und unter Oberleitung des Kgl. General-Direktionsrathes Seiffert im München ausgeführt. - Der Civiltrauungssaal im Rathhause ist unter Leitung des Magistratsrathes Taylor elegant und geschmackvoll restaurirt und ausgestattet worden. - Am 1. November errichtete [[Karl Wilhelm Aichholz]] und [[Michael Offenbacher]] eine [[Möbelfabrik]] in der [[Sommerstraße]] Nr. 4. [...]. Nach der amtlichen Patentliste hat [[Fabrikant]] [[Josef Hesse]] dahier ein zu einem „Bogenlenker für Schnellpressen“ erhalten. [...]. Auf die erledigte Handelsrichterstelle am hiesigen Landgerichte ist [[Kaufmann]] K. Löwi ernannt worden. - Am 28. Nov. sind bei der Wahl der protestantischen Kirchenvorstandsmitglieder sämmtliche der liberalen Richtung angehörende Vorgeschlagene gewählt worden; nämlich: [[Julius Walde]], Dampfsägenbesitzer, [[Konrad Hofmann]], Kaufmann, [[Ludwig Winkler]], Spiegelglasfabrikbesitzer, Chr. Beyschlag, Kupferschmiedmeister, Joh. Höfler, Oekonom von Dambach, [[Jean Ziegele]], Schirmfabrikant; als Ersatzmänner: [[Johann Lägel]], Kaufmann, [[Johann Lehner]], Kaufmann, [[Johann Böschel]], Kaufmann, Christian Frank, Stockfabrikant, [[Theodor Klinger]], Privatier, [[Heinrich Hornschuch]], Fabrikbesitzer. - Am 29. Nov. fand die festliche Eröffnung der von den Gebrüdern Mailänder (Firma [[W. L. Mailänder]]) erkauften und auf die Höhe oberhalb des ehemaligen freiherrlich Schenk'schen Schlößchens im neuerbauten schloßartigen Gebäude verlegten, ehemals Stengel'schen Brauerei statt. [...]. Seit dem 3. Dez. wurden zum ersten Male sämmtliche auf der Route Fürth-Plerrer-Staatsbahnhof verkehrenden Pferdebahnwägen geheizt. [...]. Der Antrag, der Magistrat möge in Erwägung ziehen, ob es sich nicht empfehle, gleichwie in München, wo sich diese Einrichtung sehr gut bewährt habe, ein Lehrmittel-Magazin Seitens der Stadt zu errichten, aus welchem die Schulkinder ihre Lehrbücher gegen billigen Preis beziehen können, wurde zum Beschlusse erhoben. - 17. Dez. Das neue Diakonissenhaus in der [[Katharinenstraße]] ist nun fertig und damit den Diakonissen bei ihrem schweren Berufe ein freundliches Heim geboten. [...] Der [[Lehrergesangverein]] hat den Erlös eines kürzlich abgehaltenen Konzertes von 50 M. beigesteuert. [...]. Der verstorbene [[Kaufmann]] [[Sigmund Max Einhorn]] dahier hat das städtische Hospital mit einem Legate von 1000 M. und die hiesigen Stadtarmen mit einem solchen von 500 M. bedacht. [...]. [[Eugen Peterson]], Photograph, übernahm in diesem Jahre das Greiner'sche Atelier. - M. K. Tischendorf, Privatière, vermachte dem Stifungsfond der [[Auferstehungskirche]] 300 Mark. Detail-Statistik. Geboren wurden 1220 Kinder [...].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 579 - 602</ref> | |||
==Lohbauersche Land-Chronik== | |||
für die Gemeinde Stadeln: | |||
:''1883 war der ganze Sommer kühl und naß. Mitte Juni begann das Regenwetter und dauerte wenige Tage ausgenommen bis nach Mitte August. Das meiste Getreide wuchs auf dem Felde aus. Am westlichen Himmel konnte man fast täglich eine auffallende Röthe erblicken. Die Ansichten der Gelehrten gingen darüber ziemlich auseinander. In demselben Jahre wurde auf höhere Anordnung die landwirtschaftliche Bodenbenützung erfasst. Die Gesamtfläche des Gemeindebezirkes beträgt 632 Hektar 08 Ar und 6 Quadratmeter. Auch eine Viehzählung wurde in demselben Jahre vorgenommen, welcher wir entnehmen, dass die Gesammtsumme 25 Pferde, 278 Stück Rindvieh, 85 Schweine, 94 Ziegen, 34 Bienenstöcke, 50 Gänse, 3 Enten und 455 Hühner betrug.''<ref>[[Land-Chronik (Buch)|Land-Chronik]], Fürth 1892, S. 355</ref> | |||
==Bilder== | |||
{{Bilder dieses Jahres}} | |||
==Einzelnachweise== | ==Einzelnachweise== | ||
<references /> | <references /> | ||
[[Kategorie:Fronmüller-Chronik]] | |||
Aktuelle Version vom 5. Juli 2024, 16:11 Uhr
Ereignisse[Bearbeiten]
- Der Textilfabrikant Christian Heinrich Hornschuch richtet das erste deutsche Überlandtelefon auf einer Strecke von 34 km als Privatleitung ein.[1]
- Der erste "Jugendhort" wird gegründet[2]
- Am 8. Mai kommt es zu einer massiven Verschmutzung der Pegnitz. Im Nürnberger Gaswerk war ein großes Gaswasserbassin in den Fluss abgelassen worden. Neben dem starken Geruch sind viele tote Fische zu beklagen. Die Verschmutzung führt zu großen Schäden bei vielen Fischwasserbesitzern.
- Die Fürther Volkszeitung wird gegründet.
Personen[Bearbeiten]
Geboren 1883
Gestorben 1883
Person | Todestag | Todesort | Beruf |
---|---|---|---|
Sigmund Max Einhorn | 13. November | Fürth | Kaufmann, Lederwarenhändler |
Georg Geismann | 24. Juli | Fürth | Brauereibesitzer |
Wolfgang Mack | 6. Februar | Fürth | Arzt |
Julius-Ludwig Mailaender | Fürth | ||
Justus-Joseph Mailaender | 26. März | New York | |
Ignaz Ortenau | 22. März | München | Notar |
Clementine Ortenau | 22. März | München | Notar |
Dorothea Schröder | Erlangen |
Veröffentlichungen[Bearbeiten]
Bauten[Bearbeiten]
- Am Kellerberg 25, Wohnhaus wird errichtet.
- Angerstraße 22, Wohnhaus (Architekt: Konrad Gieß) wird errichtet.
- Blumenstraße 31, Ehemalige Israelitische Bürgerschule, jetzt Israelitische Kultusgemeinde wird errichtet.
- Goethestraße 4, Mietshaus (Architekt: Ludwig Schmitz) wird errichtet.
- Goethestraße 7; Otto-Seeling-Promenade 10a, Ehemamliger Hopfenhandel in Hoflage (Architekt: Leonhard Gran) wird errichtet.
- Hornschuchpromenade wird errichtet.
- Katharinenstraße 7, Wohnhaus (Architekt: Architekturbüro Peringer und Rogler) wird errichtet.
- Königswarterstraße 56, Mietshaus (Architekt: Max Mayer) wird errichtet.
- Marienstraße 39, Mietshaus in Ecklage (Architekt: Johann Christoph Kißkalt) wird errichtet.
- Neumannstraße 30; Neumannstraße 32, Ehemaliges Fabrikgebäude (Architekt: Friedrich Scharff) wird errichtet.
- Nürnberger Straße 27, Mietshaus in Ecklage (Architekt: Ludwig Schmitz) wird errichtet.
- Nürnberger Straße 31, Mietshaus in Ecklage (Architekt: David Röhm) wird errichtet.
- Nürnberger Straße 90, Mietshaus in Gaststätte (Architekt: Wolfgang Müller) wird errichtet.
- Ottostraße 3, Mietshaus (Architekt: Moritz Haubrich) wird errichtet.
- Pfisterstraße 31, Mietshaus (Architekt: Johann Christoph Kißkalt) wird errichtet.
- Schirmstraße 3, Mietshaus wird errichtet.
- Schwabacher Straße 133, Mietshaus (Architekt: Georg Kißkalt) wird errichtet.
- Sommerstraße 1, Mietshaus (Architekt: David Röhm) wird errichtet.
- Sommerstraße 7, Mietshaus (Architekt: Georg Müller) wird errichtet.
- Theaterstraße 23, Mietshaus (Architekt: Georg Kißkalt) wird errichtet.
- Theaterstraße 39, Mietshaus (Architekt: Johann Christoph Kißkalt) wird errichtet.
- Theresienstraße 20, Mietshaus (Architekt: Wilhelm Horneber) wird errichtet.
Fronmüllerchronik[Bearbeiten]
- Rechtsanwalt W. Gunzenhäuser wurde am 1. Januar vom Könige durch Verleihung des Michaelsordens ausgezeichnet. [...]. Die protestantische Kirchenverwaltung machte am 15. Januar bekannt, daß die Kgl. Regierung die Deckung der Restauration der Michaelskirche durch eine Kirchengemeindeumlage von 2 Proz. der Staatssteuer vom Jahre 1883 an genehmigt hat. [...]. Die nunmehr bestehende Aktiengesellschaft der Nürnberg-Fürther Straßenbahn ist als solche in das Handelsregister eingetragen worden, nachdem Direktor Rooth die Originalurkunde über die auf 40 Jahre ertheilte Konzession ausgehändigt worden ist.[...]. Nachdem der Versuch, einen Nebenmarkt in der Friedrichsstraße einzurichten mißlungen ist, wurde am 25. Jan. vom Magistrate beschlossen, vom Monat Mai ab einen Nebenmarkt vom Rathhause abwärts in der Königsstraße einzurichten. Der Paragraph in der projektirten Marktordnung, nach welchem der Verkauf und das Feilbieten von Viktualien auf den Straßen im Umherfahren oder Tragen verboten werden sollte, wurde nach mehrfachen Debatten gestrichen. [...]. Die Firma G. Löwensohn verlegt ihre lithographische Kunstanstalt im Monat Januar aus der Blumen- in die Sommerstraße. - Die Aktien der „Nürberg-Fürther Straßenbahngesellschaft“ sollen demnächst an den Markt kommen; die „Deutsche Bank“ in Berlin, welche bei der Gründung des Unternehmens betheiligt war, wird die Begebung der Aktien vornehmen. [...]. Zur Kollektivausstellung für die Amsterdamer Ausstellung haben sich bis zum 29. Jan. bereits 130 Firmen angemeldet. Der Vorsitzende des betreffenden Komités, Kommerzienrath Ullmann, hat bereits die nöthigen Schränke und Ausstellungstische angekauft. [...]. Nachdem die Sodafabrik mit ihrer Beschwerde wegen des Magistratsbeschlusses, die Rohrleitung in die Pegnitz zu entfernen, vom Ministerium abgewiesen worden war, übrigens in neuerer Zeit keine Klagen mehr laut wurden, beschloß der Magistrat am 1. Februar folgenden Vergleichsvorschlag zu machen: „Unter der Bedingung, daß die Sodafabrik anerkennt, daß die Bewilligung zur Rohrleitung eine widerrufliche ist und sie auch keinen Anspruch auf die Einräumung eines Nothservituts habe, sie alle bisher erwachsenen Prozeßkosten trägt, zieht der Magistrat seinen Beschluß zurück.“ [...]. Der Firma Weber und Ott dahier ist die Einrichtung einer Telephonleitung von dem hiesigen Geschäftslokale zu der Fabrik in Forchheim von Seite der Generaldirektion der k. b. Verkehrsanstalten genehmigt worden. - Am 6. Febr. starb in seinem 76. Jahre der prakt. Arzt Dr. Mack, ein wegen seiner gemeinnützigen Thätigkeit hochgeachteter Mann. Im Juli vorigen Jahres hatte er seine goldene Hochzeit gefeiert. [...]. Am 2. März wurde vom Rechtsanwalt Dr. Schmidt im Verein mit mehreren patriotisch gesinnten Männern ein „Jugenderziehungs-Verein“ begründet [...]. Das Gemeindekollegium gab am 27. Febr. seine Zustimmung zur Erbauung einer Turnhalle im Hofe der Schule in der Ottostraße, veranschlagt auf 16,129 M. Von der Herstellung der Turnhalle im Hofe der Schule in der Rosengasse war man abgekommen, einerseits um den Spielplatz daselbst nicht zu schmälern, andererseits weil sich nicht weit davon in der Katharinenstraße bereits eine Turnhalle befindet. [...]. Am 8. März wurde Louis Hausmann, Spiegelglasfabrikant dahier, 63 Jahre alt, unter zahlreichem Geleite beerdigt. Derselbe bekleidete verschiedene Ehrenämter mit treuem Pflichteifer: als Vorstandsmitglied des kaufmännischen Vereines seit 8 Jahren, als Kassier des Wanderungsunterstützungsvereines und früher als Mitglied des Gemeindekollegiums. - Der Ehrenbürger unserer Stadt Dr. Wilhelm Königswarter hat derselben ein neues Geschenk von 3000 M. zugewendet, wovon 1000 M. zu einer neuen Ferienkolonie bestimmt sind. Die Restsumme ist der Disposition des Magistrates überlassen, welcher sich für Aufstellung eines Wetterhäuschen in der englischen Anlage entschied, welches sodann von der Firma Kamotzi und Schlößer in Frankfurt a. M., die Instrumente von Heller in Nürnberg bezogen wurden. - Dem Polizeisoldaten Joh. Kaspar Engelhardt dahier wurde in Anerkennung seiner eifrigen und ersprießlichen Dienstleistungen im Polizeiwesen die silberne Ehrenmünze des Verdienstordens der bayer. Krone verliehen. [...]. In der Magistratssitzung vom 22. März wurde bekanntgegeben, daß der Vertreter der Sodafabrik es abgelehnt hat, auf den Vergleich in der vom Magistrate gewünschten Form einzugehen. Der Prozeß hat deshalb nun seinen weiteren Fortgang zu nehmen. - Am gleichen Tage starb in München im 54. Lebensjahre Dr. jur. Ignaz Ortenau, Ritter des St. Michaelsordens I. Kl., geb. in Fürth, wo er längere Zeit als Vorsitzender der israelit. Kultusgemeinde und als Notar fungirte, im besten Andenken dahier stehend wegen seiner hohen Intelligenz, Herzensgüte und Uneigennützigkeit. Der Verewigte war auch Besitzer der deutschen und bayerischen Verdienstzeichen für die Krankenpflege im Kriege. [...]. Zur Kenntniß diente in der Magistratssitzung vom 6. April eine Mittheilung der Straßenbahngesellschaft, nach welcher der bisherige Generalbevollmächtigte Rechtsanwalt Julius Aldinger auch in Zukunft mit diesem Amte betraut wird. - Das Vorhaben des Stallmeisters Anzengruber, ein Kehrichtabfuhrinstitut mit Bezahlung durch die betreffenden Hausbesitzer dahier einzuführen, wurde in widerruflicher Weise genehmigt. - Einen erfreulichen Anblick gewährte für die Bewohner der Stadt die nun vereinigte stattliche Feuerwehr, als sie am 8. April zu ihren Uebungen, die musterhaft ausgeführt wurden, ausrückte. [...]. In der Magistratssitzung vom 19. April wurde auf Antrag des Fabrikanten Hesse die Beleuchtung der Ludwigsbrücke mittelst Gaskandelabern genehmigt. [...]. Aus Amsterdam wird mitgetheilt, daß das in der dortigen internationalen Ausstellung zuerst zur Ausstellung gelangte Objekt, das der Spiegelglasfabrikanten L. Winkler und Sohn gewesen ist. - In der vom Komité der Volksküche ausgeschriebenen Generalversammlung berichtete Kassier H. Berolzheimer, daß die Frequenz auch in dem verflossenen Jahre eine starke gewesen sei, indem in 118 Tagen 41,473 1/2 Portionen Suppe vertheilt wurden [...]. Es kamen mithin durchschnittlich 352 Portionen auf den Tag. [...]. [...] wurde zur Wahl des Komités geschritten, welches nun aus folgenden Personen besteht: Kommerzienrath Ullmann, Dr. Degen, Ferd. Behringer, H. Berolzheimer, J. Ziegele und J. Schildknecht. [...]. Der Magistrat genehmigte am 26. April die Einführung des Sparmarkensystemes. Es sollen Sparmarken im Betrage von 10 Pfg., sowie Karten zum Aufkleben von 20 Marken ausgegeben werden. - Am 29. April suchte und fand den Tod die Wirthstochter Wamser in der Pegnitz oberhalb des Karlstegs. [...]. Der Haupttreffer der am 1. Mai gezogenen österreichischen 1860er Loose, im Betrage von 240,000 Gulden, ist abzüglich der Steuern dem Hopfenhändler J. Reinemann dahier zugefallen. - Anfang Mai bildete sich aus mehreren Personen in Nürnberg und Fürth, zur größeren Theile Großindustriellen, ein Komité zum Behufe der Einführung der Telephoneinrichtungen in den beiden Städten. - Am 4. Mai starb der Kgl. Landgerichtsrath Karl Wollner im 54. Lebensalter, ein wegen seiner Biederkeit und humanen Wesens hier allgemein beliebter Beamter. - In einer am 5. Mai von der Schauspielerin Frl. Mathilde Lauterbach veranstalteten zahlreich besuchten Soirée verabschiedete sich dieselbe vom hiesigen Theaterpublikum, dessen langjähriger Liebling dieselbe gewesen war. - Das Gemeindekollegium stimmte am 9. Mai dem Magistratsbeschlusse bei, wonach dem lutherischen Vereine für weibliche Diakonie zur Erbauung eines Hauses behufs Unterbringung der Wartschwestern ein einmaliger Zuschuß von 4000 M. gewährt wurde. [...]. Am 8. Mai machte ein eigenthümlicher Vorfall viel Aufsehen in der Stadt. Nachdem bereits vorher ein penetranter Leuchtgasgeruch von der Pegnitz her sich bemerkbar gemacht hatte, kamen Morgens 1/2 9 Uhr Tausende von todten Fischen dahergeschwommen, die einen abscheulichen Geruch verbreiteten, besonders am Helmplatz, so daß die dortige Schule geschlossen werden mußte. Die auffallende Erscheinung zog schnell eine große Menge Zuschauer herbei. Bald wurde ermittelt, daß diese großartige Wasserverunreinigung, die vielen Fischwasserbesitzern großen Schaden that, aus dem Nürnberger Gaswerke herrührte, wo ein großes Gaswasserbassin in den Fluß abgelassen worden war. - Dem Antrage des Gemeindekollegiums, die Trottoire der Ludwigsbrücke, an welcher die Gaskandelaber angebracht wurden, mit Klinkern statt mit Pflastersteinen zu belegen, stimmte am 9. Mai der Magistrat mit Majorität bei. [...]. Das Ortsstatut für die obligatorische gewerbliche Fortbildungsschule in seiner nun geltenden Fassung wurde am 27. Mai in den hiesigen Blättern bekannt gemacht. - Am gleichen Tage fand das Einweihungsfest der durch die Gebrüder Mailänder komfortabel eingerichteten und namhaft verschönerten und vergrößerten Räume des Prater statt, welche unserer Stadt alle Ehre machen. Nachdem durch Magistratsbeschluß vom 31. Mai das Projekt eines städtischen Mädchen-Institutes mit großer Stimmenmehrheit verworfen worden war, haben die beiden Direktoren Metz und Heerwagen ihre Institute vereinigt. Es wird unter deren gemeinsamen Leitung vom 1. September an eine nach Jahreskursen geordnete höhere Töchterschule geschaffen. [...]. G. W. Leonh. Borsch, früher Polizeiofficiant, wird seit Juni 1883 Verwalter der Mailänder'schen Brauerei. - Am 1. Juni eröffnete der Jugenderziehungsverein unter Leitung des Rechtsanwalts Dr. Schmidt seine Erziehungsanstalt, zu welcher der Magistrat ein mit Spielplatz versehenes Lokal dem Vereine unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat. [...]. Der Verlagsbuchhandlung von Friedr. Eßmann, welcher kürzlich eine Schrift, „Die französische Invasion in Franken im Jahre 1796“ von Dr. Christian Hutzelmann, Kgl. Reallehrer dahier, zur Ausgabe brachte, ist aus dem Sekretariat Sr. Majestät des Königs folgendes Schreiben zugegangen: „Ew. Wohlgeboren theile ich im Allerhöchstem Auftrage mit, daß Se. Majestät der König die in Ihrem Verlage erschienene Schrift über die französische Invasion in Franken im Jahre 1790 von Dr. Christian Hutzelmann huldvoll entgegenzunehmen geruhten und dem Verlage mit bestem Dank erwidern lassen. [...].“ Im Saale des grünen Baumes fand am 12. Juli eine von nahezu 300 Schreinergehilfen besuchte Versammlung statt, [...]. In einer zweiten Versammlung der hiesigen Schreinergesellen vom 20. Juli wurde von den Nürnberger Arbeitsgenossen berichtet, daß, da die Unterhandlung mit den dortigen Meistern ohne Erfolg geblieben, der Strike nun vom 25. Juni an beginnen müsse; [...]. Die Michaelskirche wurde einer gründlichen Reparatur unterzogen. Die Stukkatur des schadhaften Plafonds wurde auf Rohrgeflecht statt auf Latten gesetzt, die Kirchensitze und Bänke angestrichten, die Orgel von Steinmeyer reparirt, die Fenster erneuert, die Thüren verdoppelt. Das Innere der Kirche erhielt ein ebenso freundliches als würdiges Aussehen. Die Auferstehungskirche erhielt zwei neue Ausgänge für die Emporen und Doppelthüren. - Zum Kirchweihfest wurde die vom Kunstbildhauer Hirt (hier geboren) in München angefertigte Statue des den Kelch segnenden Christus im Altare der Michaelskirche aufgestellt. Die bisherige Gypsstatue wurde in die Hallen des neuen Kirchhofes versetzt. [...]. Das Bild des Erzengels Michael, des Kirchentpatrons, wurde restaurirt und am Bogen des Schiffes der Kirche wieder befestigt. [...]. Nachdem eine große Anzahl Firmen in Nürnberg und Fürth sich zum Abonnement auf eine Telephonleitung in einem Gesuche an das Ministerium bereit erklärt haben, ist von letzterem erwidert worden, daß zur Zeit keine Miteel dazu vorhanden seien. [...]. Der verheirathete Kgl. Rentbeamte Thomas Mögen von Fürth wurde am 7. Juli vom Schwurgerichte in Nürnberg verurtheilt. [...]. Zu dem ersten seit der Reorganisation des deutschen Turnwesens und zwar hier am 15. Juli abgehaltenen Bezirksturnen haben sich 23 auswärtige Vereine eingefunden, die freundlich empfangen wurden. [...]. Der Verschönerungsverein hat den Beschluß gefaßt, dem an der Würzburger Eisenbahnbrücke neuerbauten Steg den Namen „Rath Fronmüllers Steg“ zu geben, nachdem eine Deputation des Vereines bei Medicinalrath Fronmüller die Einwilligung hiezu erholt hatte. [...]. Die Firma Richard in Newyork hat einen Beitrag von 1000 Mark für die beabsichtigte Gründung eines Stipendienfonds für Realschüler gespendet, die gleiche Summe zu gleichem Zwecke die Firma Abraham und Benedikt Rosenfeld in London. - Aus Anlaß des 50jährigen Jubliäums der Kgl. Realschule wurde nach der Idee des Rektors Brunotte ein großes Tableau mit den Photographien sämmtlicher Lehrer, welche an benannter Anstalt wirkten und noch wirken, zusammengestellt. Die eingesandten Originalbilder wurden vom Chemiker Dr. Langhans photographisch reproducirt, der künstlerische Entwurf und die Randzeichnungen vom Assistenten Schwarz ausgeführt. Von den 66 Lehrern, die der Kgl. Realschule angehörten und zum Theil noch angehören, sind 62 auf dem Tableau vertreten [...]. Die Mittelfläche zeigt eine Totalansicht der Stadt Fürth und das Wappen derselben. Auch sind die vier Schulhäuser abgebildet, welche die Anstalt zu verschiedenen Zeiten bewohnte. Ch. Schildknecht, Chef der photographischen Kunstanstalt dahier, hat die photographische Vervielfältigung des Tableaus übernommen [...]. Nachdem die Einwendungen gegen das Projekt der Wasserleitung aus dem Grundwasser des Rednitzgrundes von Seite eines Theiles der Bürgerschaft, welcher die Quellenzuleitung aus der Umgegend von Veitsbronn vertritt, einen ernsteren Charakter angenommen haben und ein eigenes Komité für die Durchführung des letzteren Projekts unter der Vorstandschaft von J. Schradin, L. Apfelbaum und K. Krieger und in Vertretung des engeren Ausschusses von Heckel, Scherber, Ammon und Gebhardt sich gebildet hatte, wurde von demselben eine ausführliche Denkschrift an das Gemeindekollegium mit dem Antrage gerichtet, wiederholte genaue Messungen aller bezüglichen Quellen vornehmen zu lassen, die Ausarbeitung eines Detailprojektes anzuordnen, den nöthigen Kredit zu diesen Arbeiten zu gewähren und den Magistrat einzuladen, diesen Beschlüssen beizutreten. - 6. August. Zum Behufe der würdigen Feier des 50jährigen Jubiläums der Kgl. Gewerbschule hatte bereits eine Vorbesprechung des Bürgermeisters Langhans, der Fabrikbesitzer H. Berolzheimer, Engelhardt und Hornschuch, Landrathes Evora, Magistratsrathes Grüner, Brauereibesitzers Humbser, Kommerzienrathes Ullmann und Privatiers Ott am 17. Mai d. J. stattgefunden, von welchem der Vorschlag des Rektors Brunotte [...]. die Gründung eines besonderen Stipendienfonds für Realschüler beabsichtigt werden möge, auf das Lebhafteste begrüßt und beschlossen [...]. Das Fest selbst wurde von schönem Wetter begünstigt und in einfacher, aber würdiger Weise begangen. [...]. Am 23. August wurden zu Armenpflegschaftsräthen SpiegelfabrikantBernhard Kütt und Privatier Klinger gewählt. - Am 24. Aug. findet sich in den hiesigen Blättern eine Aufforderung an die Vertreter der Stadt, den Quellenfinder Beraz, der so viele glänzende Erfolge erzielt hat, die hiesige Gegend zu diesem Behufe untersuchen zu lassen. „Vielleicht könnten dann alle Wasserleitungsdifferenzen mit einmal beseitigt werden.“ [...]. Die Prämiirung der Lehrlinge, welche sich bei der vor Kurzem abgehaltenen, von 38 Lehrlingen beschickten Lehrlingsausstellung durch preiswürdige Arbeiten hervorgethan hatten, konnte [...] vom zweiten Vorstand des Gewerbvereines Kommerzienrath Ullmann vorgenommen werden: Die silberne Medaille erhielten 12 Lehrlinge, und zwar: Fritz König, Graveur, Johann Irrgang, Schlosser, Joh. Thomas Karl, Bildhauer, Konrad Schaller, Gelanterieschreiner, Stefan Schad, Kupferschmied. Georg Langfritz, Möbelschreiner, Leonhard Weber, Zinngießer, Konrad Heinlein, Möbelschreiner, Martin Summa, Bildhauer, Hans Timper, Lithograph, Georg Köpplinger, Vergolder, Johann Krauß, Chatullenschreiner. [...]. 29. Aug. Bezüglich der nun beendeten Amsterdamer internationalen Ausstellung ist zu berichten, daß das Unternehmen unserer Aussteller ein schwieriges war, theils wegen der großen Entfernung des Ausstellungsortes, theils wegen der großen Platzmiethe und besonders wegen der ungemein hohen Kosten in Amsterdam für Bewachung, Feuerversicherung und Vertretung der Ausstellung, wie nicht minder wegen der ganz unerwartet hohen Kosten bei dem Abbruch und Rücktransport der Ausstellungsgegenstände. Alle Widerwärtigkeiten wurden jedoch, wenn auch mit großen Geldopfern, Dank der rastlosen Energie und Aufopferung des zweiten Vorstandes des Gewerbvereins, Kommerzienrathes Sigfried Ullmann, beseitigt und gestalteten sich die Schlußresultate als günstig für die Aussteller. [...]. Außerdem wurden einzelne Aussteller prämiirt: mit dem Ehrendiplom Stefan Scheidig und Sohn, optische Waren-Fabrik, Chr. Winkler und Sohn, Spiegelglasfabrik, und Gottfried Probst, Kammfabrikant aus Nürnberg; mit der goldenen Medaille: Gebrüder Heinrich, Zinnfigurenfabrik, E. Konrady und Joh. Fröscheis, Bleistiftfabrikanten in Nürnberg; mit der silbernen Medaille: 14 Aussteller aus Fürth, Nürnberg, Erlangen, Doos und Selb; [...]. Friedr. Eßmann, Buch- und Musikalienhändler (Weinstr. Nr. 4) hatte in diesem Jahre das Geschäft vom Buchhändler Thoma, früher Joh. Kühl, übernommen. Die J. Ludwig Schmid'sche, ehemals Korn'sche Buchhandlung war bereits 1876 eingegangen. Außerdem bestehen hier noch eine Buch- und Schreibmaterialienhandlung von J. Scherber (Jakob J. Tipp), Blumenstr. Nr. 20 und desgleichen von J. G. Schöll (Königsstr. Nr. 36). - Durch die Kgl. Regierung wurde der Magistrat zur Abgabe eines Gutachtens aufgefordert über die Frage: ob es nicht angezeigt sei, durch eine für das ganze Reiche geltende Vorschrift den Betrieb in den Quecksilberbelegen einheitlich zu regeln. Angeregt wurde die Frage von einer Spiegelmanufaktur in Berlin, welche geltend machte, daß ihr Betrieb Bedingungen und Bschränkungen unterworfen sein, welchen die Fürther und andere Belegen nicht unterliegen, wodurch ihre Betriebskosten derart vertheuert würden, daß sie sich gegen die Konkurrenz nicht zu halten vermögen. Diese Berliner Polizeivorschriften sind so streng, daß ihre Durchführung bei uns die ganze Spiegelindustrie zerstören würde. Beispielsweise verlangt §. 3, daß die Arbeit so zu vertheilen sei, daß von einer Person an einem Tage nicht länger als vier Stunden und in der Woche nicht mehr als an drei Tagen gearbeitet werde! Ferner verlangt §. 5 einen eigenen Raum zum Waschen und zum Einnehmen der Mahlzeit sowie für jeden Arbeiter wöchentlich ein Schwefelbad. Der hiesige Magistrat erklärte in der Sitzung vom 8. September entgegen dem eingeholten Gutachten des Kgl. Landgerichtsarztes und des ärztlichen Vereins, welches den rein sanitären Standpunkt vertrat, daß diese Bestimmungen für hier nicht anwendbar seinen und halte er es überhaupt für fraglich, ob bei der Verschiedenheit der geschäftlichen und örtlichen Verhältnisse die Erlassung von generellen Vorschriften am Platze sei. [...]. Der Direktor der Regierungsfinanzkammer von Niederbayern, Jul. von Sax, früher Rentbeamter dahier, hochverdient wegen seiner historischen Studien über Fürth, ist in den erbetenen Ruhestand versetzt und demselben in Anerkennung seiner langjährigen, treuen und ersprießlichen Dienstleistungen das Ritterkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone verliehen worden. [...]. Auch am zweiten Kirchweihsonntage war die Frequenz der Ludwigsbahn ganz enorm und zwar die größte seit ihrem Bestehen. Es wurden von ihr 23,928 Personen mit einer Einnahme von 4294 M. befördert. Ebenso an den Wochentagen war die Bahn sehr besucht. - In der Magistratssitzung vom 23. Oktober gab Bürgermeister Langhans bekannt: daß Großhändler L. Münch dem Magistrate 2000 M. übergeben habe, welche laut testamentarischer Bestimmung seines Vaters M. Münch, dem Grundsockvermögen des Hospitales einverleibt und deren Erträgniß alljährlich am Todestage des Testators unter die 10 ältesten Pfründner gleichmäßig vertheilt werden soll. [...]. Am 27. Oktober war dahier eine Telephonanlage zwischen den Etablissements des Fabrikanten H. Hornschuch, Firma Weber und Ott, in Fürth, Erlangen und Forchheim in einer Geammtlänge von 34 Kilometer (bis jetzt die größte Telephonleitung Deutschlands) hergestellt und seitdem im besten Betrieb. Dieselbe wurde vom Kgl. Oberpostamte Nürnberg nach dem Plane und unter Oberleitung des Kgl. General-Direktionsrathes Seiffert im München ausgeführt. - Der Civiltrauungssaal im Rathhause ist unter Leitung des Magistratsrathes Taylor elegant und geschmackvoll restaurirt und ausgestattet worden. - Am 1. November errichtete Karl Wilhelm Aichholz und Michael Offenbacher eine Möbelfabrik in der Sommerstraße Nr. 4. [...]. Nach der amtlichen Patentliste hat Fabrikant Josef Hesse dahier ein zu einem „Bogenlenker für Schnellpressen“ erhalten. [...]. Auf die erledigte Handelsrichterstelle am hiesigen Landgerichte ist Kaufmann K. Löwi ernannt worden. - Am 28. Nov. sind bei der Wahl der protestantischen Kirchenvorstandsmitglieder sämmtliche der liberalen Richtung angehörende Vorgeschlagene gewählt worden; nämlich: Julius Walde, Dampfsägenbesitzer, Konrad Hofmann, Kaufmann, Ludwig Winkler, Spiegelglasfabrikbesitzer, Chr. Beyschlag, Kupferschmiedmeister, Joh. Höfler, Oekonom von Dambach, Jean Ziegele, Schirmfabrikant; als Ersatzmänner: Johann Lägel, Kaufmann, Johann Lehner, Kaufmann, Johann Böschel, Kaufmann, Christian Frank, Stockfabrikant, Theodor Klinger, Privatier, Heinrich Hornschuch, Fabrikbesitzer. - Am 29. Nov. fand die festliche Eröffnung der von den Gebrüdern Mailänder (Firma W. L. Mailänder) erkauften und auf die Höhe oberhalb des ehemaligen freiherrlich Schenk'schen Schlößchens im neuerbauten schloßartigen Gebäude verlegten, ehemals Stengel'schen Brauerei statt. [...]. Seit dem 3. Dez. wurden zum ersten Male sämmtliche auf der Route Fürth-Plerrer-Staatsbahnhof verkehrenden Pferdebahnwägen geheizt. [...]. Der Antrag, der Magistrat möge in Erwägung ziehen, ob es sich nicht empfehle, gleichwie in München, wo sich diese Einrichtung sehr gut bewährt habe, ein Lehrmittel-Magazin Seitens der Stadt zu errichten, aus welchem die Schulkinder ihre Lehrbücher gegen billigen Preis beziehen können, wurde zum Beschlusse erhoben. - 17. Dez. Das neue Diakonissenhaus in der Katharinenstraße ist nun fertig und damit den Diakonissen bei ihrem schweren Berufe ein freundliches Heim geboten. [...] Der Lehrergesangverein hat den Erlös eines kürzlich abgehaltenen Konzertes von 50 M. beigesteuert. [...]. Der verstorbene Kaufmann Sigmund Max Einhorn dahier hat das städtische Hospital mit einem Legate von 1000 M. und die hiesigen Stadtarmen mit einem solchen von 500 M. bedacht. [...]. Eugen Peterson, Photograph, übernahm in diesem Jahre das Greiner'sche Atelier. - M. K. Tischendorf, Privatière, vermachte dem Stifungsfond der Auferstehungskirche 300 Mark. Detail-Statistik. Geboren wurden 1220 Kinder [...].[3]
Lohbauersche Land-Chronik[Bearbeiten]
für die Gemeinde Stadeln:
- 1883 war der ganze Sommer kühl und naß. Mitte Juni begann das Regenwetter und dauerte wenige Tage ausgenommen bis nach Mitte August. Das meiste Getreide wuchs auf dem Felde aus. Am westlichen Himmel konnte man fast täglich eine auffallende Röthe erblicken. Die Ansichten der Gelehrten gingen darüber ziemlich auseinander. In demselben Jahre wurde auf höhere Anordnung die landwirtschaftliche Bodenbenützung erfasst. Die Gesamtfläche des Gemeindebezirkes beträgt 632 Hektar 08 Ar und 6 Quadratmeter. Auch eine Viehzählung wurde in demselben Jahre vorgenommen, welcher wir entnehmen, dass die Gesammtsumme 25 Pferde, 278 Stück Rindvieh, 85 Schweine, 94 Ziegen, 34 Bienenstöcke, 50 Gänse, 3 Enten und 455 Hühner betrug.[4]
Bilder[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Stadtmuseum Fürth
- ↑ Georg Wüstendörfer: Wanderungen durch Fürth, 1898, S. 97.
- ↑ Fronmüllerchronik, 1887, S. 579 - 602
- ↑ Land-Chronik, Fürth 1892, S. 355