Hirschenstraße 35; Ottostraße 2: Unterschied zwischen den Versionen

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==Beschreibung==
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=== Hirschenstraße 35 ===
Dreiflügeliger, dreigeschossiger Flachsatteldachbau auf hohem Sockelgeschoss mit Sandsteinfassade, Lisenengliederung, Uhrgiebel mit Glockentürmchen an einer der abgeschrägten Ecken und Pavillon mit Walmdach, in spätklassizistischen Formen reich gegliedert, von [[Friedrich Friedreich]], [[1867]] - 69; Erweiterung an der Ostseite (Ottostraße 2) 1876 - 1878; Einfriedung des ehemaligen Schulhofs, Pfeilgitterzaun mit Sandsteinpfeilern, um 1878.  
Dreiflügeliger, dreigeschossiger Flachsatteldachbau auf hohem Sockelgeschoss mit Sandsteinfassade, Lisenengliederung, Uhrgiebel mit Glockentürmchen an einer der abgeschrägten Ecken und Pavillon mit Walmdach, in spätklassizistischen Formen reich gegliedert, von [[Friedrich Friedreich]], [[1867]] - 69; Erweiterung an der Ostseite (Ottostraße 2) 1876 - 1878; Einfriedung des ehemaligen Schulhofs, Pfeilgitterzaun mit Sandsteinpfeilern, um 1878.  


Der nach Entwurf des damaligen Stadtbaurates errichtete dreiflügelige Schulkomplex ist ein bemerkenswertes Beispiel der sich durch den Reichtum an Gliederungselementen (Lisenen, Brüstungsgesims, Fensterverdachung) des frühgründerzeitlichen Neurenaissance nährenden spätesten Phase des Klassizismus, die auch Residuen des Rundbogenstils beinhaltet - vgl. Rathaus im Erdgeschoss. Besonders originell der abgerundete Uhrengiebel mit Palmettenkonsolen. Die Stadt war stolz auf das großzügige, repräsentative Volksschulgebäude, in dem die Wertschätzung der Schulbildung und Erziehung zum Ausdruck kam. [[1878]] wurde es an der [[Ottostraße 2]] erweitert und nahm auch noch die Realschule (bis [[1912]]) auf, die der Schriftsteller [[Jakob Wassermann]] [[1883]] - [[1889]] besuchte. [[1913]] fanden einige Umbauten im Inneren statt, das in neuerer Zeit völlig modernisiert wurde. Im polygonalen Eingangsraum an der Ecke, von der aus das Gebäude diagonal erschlossen wird, ist noch eine Eisengusstafel mit Bauinschrift von [[1868]]/69 erhalten.
Der nach Entwurf des damaligen Stadtbaurates errichtete dreiflügelige Schulkomplex ist ein bemerkenswertes Beispiel der sich durch den Reichtum an Gliederungselementen (Lisenen, Brüstungsgesims, Fensterverdachung) des frühgründerzeitlichen Neurenaissance nährenden spätesten Phase des Klassizismus, die auch Residuen des Rundbogenstils beinhaltet - vgl. Rathaus im Erdgeschoss. Besonders originell der abgerundete Uhrengiebel mit Palmettenkonsolen. Die Stadt war stolz auf das großzügige, repräsentative Volksschulgebäude, in dem die Wertschätzung der Schulbildung und Erziehung zum Ausdruck kam. [[1878]] wurde es an der [[Ottostraße 2]] erweitert und nahm auch noch die Realschule (bis [[1912]]) auf, die der Schriftsteller [[Jakob Wassermann]] [[1883]] - [[1889]] besuchte. [[1913]] fanden einige Umbauten im Inneren statt, das in neuerer Zeit völlig modernisiert wurde. Im polygonalen Eingangsraum an der Ecke, von der aus das Gebäude diagonal erschlossen wird, ist noch eine Eisengusstafel mit Bauinschrift von [[1868]]/69 erhalten.
 
=== Ottostraße 2 ===
Stattlicher dreigeschossiger Eckbau, Sandstein, in spätklassizistischen Formen reich gegliedert, [[1876]] - [[1878]], südlich Schulhof mit Pfeilergitterzaun. Der 23 Lehrzimmer umfassende Neubau entstandim Anschluß an das [[1867]] - [[1869]] errichtete Schulhaus an der [[Hirschenstraße]] in gleicher Formensprache, als erste der Fürther Schulen erhielt er Zentralheizung von Maschinenfabrik Johannes Haag, Augsburg.


==Geschichte==
==Geschichte==
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Die Schule galt mit ihren geräumigen Schulzimmern, der guten Belichtung, den hygienischen Toilettenanlagen und mit Bänken, die in ihrer Größe den Schülern angepasst waren, als Musterschule. Ihre Pläne wurden in der Weltausstellung in Wien [[1873]] ausgestellt.<ref>Barbara Ohm: ''Stadtentwicklung und neue kommunale Aufgaben der Großstadt Fürth''. In: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth - Geschichte der Stadt]], Fürth, 2007. S.251</ref>  
Die Schule galt mit ihren geräumigen Schulzimmern, der guten Belichtung, den hygienischen Toilettenanlagen und mit Bänken, die in ihrer Größe den Schülern angepasst waren, als Musterschule. Ihre Pläne wurden in der Weltausstellung in Wien [[1873]] ausgestellt.<ref>Barbara Ohm: ''Stadtentwicklung und neue kommunale Aufgaben der Großstadt Fürth''. In: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth - Geschichte der Stadt]], Fürth, 2007. S.251</ref>  
[[1875]] wurde den Eheleuten Bauer ein Grundstück in der Ottostraße für einen Erweiterungsbau abgekauft. Im Mai [[1876]] beschloss der [[Magistrat]],
[[1875]] wurde den Eheleuten Bauer ein Grundstück in der Ottostraße für einen Erweiterungsbau abgekauft. Im Mai [[1876]] beschloss der [[Magistrat]],
im neuen Schulgebäude in der Ottostraße wegen der wegfallenden Staub- und Rußbelastung sowie aus Feuerschutzgründen eine Heißwasserheizung einzubauen.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 451 und S. 463</ref>
im neuen Schulgebäude in der Ottostraße wegen der wegfallenden Staub- und Rußbelastung sowie aus Feuerschutzgründen eine Heißwasserheizung einzubauen.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 451 und S. 463</ref> Der Schulhof, so berichteten ehemalige Schüler bei einer Diskussionsrunde im September 2019 im Stadtmuseum, war in der Mitte mit einem weißen Strich geteilt. Die Trennung diente der Trennung der Geschlechter, während die Jungs auf einer Seite stehen mussten, waren die Mädchen der Ottoschule auf der anderen Seite des Hofes. In der Mitte standen die Lehrer, um die Trennung zu überwachen. Ebenfalls berichtet wurde von einem fensterlosen Raum im Keller, dem sog. "Karzer", in dem die Schüler zur Strafe stundenweise eingesperrt wurden.<ref>Sabine Rempe: Erinnerungen an die alte Ottoschule. In: Fürther Nachrichten vom 9. September 2019, S. 30</ref>  


Später befand sich (bis zum Beginn der Sanierung im Jahr [[2005]]) hier die [[Leopold-Ullstein-Realschule]], die im Volksmund bis zuletzt nur die "Ottoschule" genannt wurde.
Später befand sich (bis zum Beginn der Sanierung im Jahr [[2005]]) hier die [[Leopold-Ullstein-Realschule]], die im Volksmund bis zuletzt nur die "Ottoschule" genannt wurde.
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==Aberkennung der Denkmaleigenschaft==
==Aberkennung der Denkmaleigenschaft==
Am [[22. Juli]] [[2015]] hat das Bay. Landesamt für Denkmalpflege die Denkmaleigenschaft der Gebäude Hirschenstraße 35 / Ottostraße 2 aufgehoben, da nach Meinung des Denkmalamtes durch die Sanierung und der nahezu vollständigen Entkernung beider Gebäude durch den Bauträger die Denkmaleigenschaft verloren gegangen ist.<ref>Dr. Alexander Mayer: Rundbrief Nr. 92, 23. Juli 2015 - [http://www.dr-alexander-mayer.de/ Homepage]</ref>
Am [[22. Juli]] [[2015]] hat das Bay. Landesamt für Denkmalpflege die Denkmaleigenschaft der Gebäude Hirschenstraße 35 / Ottostraße 2 aufgehoben, da nach Meinung des Denkmalamtes durch die Sanierung und der nahezu vollständigen Entkernung beider Gebäude durch den Bauträger die Denkmaleigenschaft verloren gegangen ist.<ref>Dr. Alexander Mayer: Rundbrief Nr. 92, 23. Juli 2015 - [http://www.dr-alexander-mayer.de/ Homepage]</ref>
== Lokalbericherstattung ==
* Sabine Rempe: ''Erinnerungen an die alte Ottoschule''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 9. September 2019, S. 30 (Druckausgabe)


==Einzelnachweise==
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[[Kategorie:Innenstadt]]
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Aktuelle Version vom 27. Januar 2024, 02:14 Uhr

Stadtmuseum.jpg
Stadtmuseum Fürth in der Ottostraße 2
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Beschreibung[Bearbeiten]

Ehem. Schulhaus der Leopold-Ullstein-Realschule i.d. Hirschenstraße

Hirschenstraße 35[Bearbeiten]

Dreiflügeliger, dreigeschossiger Flachsatteldachbau auf hohem Sockelgeschoss mit Sandsteinfassade, Lisenengliederung, Uhrgiebel mit Glockentürmchen an einer der abgeschrägten Ecken und Pavillon mit Walmdach, in spätklassizistischen Formen reich gegliedert, von Friedrich Friedreich, 1867 - 69; Erweiterung an der Ostseite (Ottostraße 2) 1876 - 1878; Einfriedung des ehemaligen Schulhofs, Pfeilgitterzaun mit Sandsteinpfeilern, um 1878.

Der nach Entwurf des damaligen Stadtbaurates errichtete dreiflügelige Schulkomplex ist ein bemerkenswertes Beispiel der sich durch den Reichtum an Gliederungselementen (Lisenen, Brüstungsgesims, Fensterverdachung) des frühgründerzeitlichen Neurenaissance nährenden spätesten Phase des Klassizismus, die auch Residuen des Rundbogenstils beinhaltet - vgl. Rathaus im Erdgeschoss. Besonders originell der abgerundete Uhrengiebel mit Palmettenkonsolen. Die Stadt war stolz auf das großzügige, repräsentative Volksschulgebäude, in dem die Wertschätzung der Schulbildung und Erziehung zum Ausdruck kam. 1878 wurde es an der Ottostraße 2 erweitert und nahm auch noch die Realschule (bis 1912) auf, die der Schriftsteller Jakob Wassermann 1883 - 1889 besuchte. 1913 fanden einige Umbauten im Inneren statt, das in neuerer Zeit völlig modernisiert wurde. Im polygonalen Eingangsraum an der Ecke, von der aus das Gebäude diagonal erschlossen wird, ist noch eine Eisengusstafel mit Bauinschrift von 1868/69 erhalten.

Ottostraße 2[Bearbeiten]

Stattlicher dreigeschossiger Eckbau, Sandstein, in spätklassizistischen Formen reich gegliedert, 1876 - 1878, südlich Schulhof mit Pfeilergitterzaun. Der 23 Lehrzimmer umfassende Neubau entstandim Anschluß an das 1867 - 1869 errichtete Schulhaus an der Hirschenstraße in gleicher Formensprache, als erste der Fürther Schulen erhielt er Zentralheizung von Maschinenfabrik Johannes Haag, Augsburg.

Geschichte[Bearbeiten]

Das Gebäude wurde 1867 als dritte Fürther Volksschule in der damaligen Hirschengasse Nr. 15 gebaut. Die Schule galt mit ihren geräumigen Schulzimmern, der guten Belichtung, den hygienischen Toilettenanlagen und mit Bänken, die in ihrer Größe den Schülern angepasst waren, als Musterschule. Ihre Pläne wurden in der Weltausstellung in Wien 1873 ausgestellt.[1] 1875 wurde den Eheleuten Bauer ein Grundstück in der Ottostraße für einen Erweiterungsbau abgekauft. Im Mai 1876 beschloss der Magistrat, im neuen Schulgebäude in der Ottostraße wegen der wegfallenden Staub- und Rußbelastung sowie aus Feuerschutzgründen eine Heißwasserheizung einzubauen.[2] Der Schulhof, so berichteten ehemalige Schüler bei einer Diskussionsrunde im September 2019 im Stadtmuseum, war in der Mitte mit einem weißen Strich geteilt. Die Trennung diente der Trennung der Geschlechter, während die Jungs auf einer Seite stehen mussten, waren die Mädchen der Ottoschule auf der anderen Seite des Hofes. In der Mitte standen die Lehrer, um die Trennung zu überwachen. Ebenfalls berichtet wurde von einem fensterlosen Raum im Keller, dem sog. "Karzer", in dem die Schüler zur Strafe stundenweise eingesperrt wurden.[3]

Später befand sich (bis zum Beginn der Sanierung im Jahr 2005) hier die Leopold-Ullstein-Realschule, die im Volksmund bis zuletzt nur die "Ottoschule" genannt wurde. Ab 2006 Sanierung des Gebäudes und Vermarktung unter dem Namen Stadtpalais. Seit dem Abschluss der Sanierung 2007 ist das Stadtmuseum (Ottostr. 2) und mehrere Eigentumswohnungen (Hirschenstr. 35 & Ottostr. 2) in dem Gebäude untergebracht.

Aberkennung der Denkmaleigenschaft[Bearbeiten]

Am 22. Juli 2015 hat das Bay. Landesamt für Denkmalpflege die Denkmaleigenschaft der Gebäude Hirschenstraße 35 / Ottostraße 2 aufgehoben, da nach Meinung des Denkmalamtes durch die Sanierung und der nahezu vollständigen Entkernung beider Gebäude durch den Bauträger die Denkmaleigenschaft verloren gegangen ist.[4]

Lokalbericherstattung[Bearbeiten]

  • Sabine Rempe: Erinnerungen an die alte Ottoschule. In: Fürther Nachrichten vom 9. September 2019, S. 30 (Druckausgabe)

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Barbara Ohm: Stadtentwicklung und neue kommunale Aufgaben der Großstadt Fürth. In: Fürth - Geschichte der Stadt, Fürth, 2007. S.251
  2. Fronmüllerchronik, 1887, S. 451 und S. 463
  3. Sabine Rempe: Erinnerungen an die alte Ottoschule. In: Fürther Nachrichten vom 9. September 2019, S. 30
  4. Dr. Alexander Mayer: Rundbrief Nr. 92, 23. Juli 2015 - Homepage

Siehe auch[Bearbeiten]

Bilder[Bearbeiten]