Valentin Schlegel: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Valentin Schlegel''' (geb. [[4. August]] [[1835]], gest. [[28. November]] [[1899]]) war Lehrer in Stadeln. Auf seine Initiative hin wurde am [[1. Mai]] [[1873]] die Freiwillige Feuerwehr Stadeln gegründet. | '''Valentin Schlegel''' (geb. [[4. August]] [[1835]] in Dottenheim, gest. [[28. November]] [[1899]]) war Lehrer in Stadeln. Auf seine Initiative hin wurde am [[1. Mai]] [[1873]] die [[Freiwillige Feuerwehr Stadeln]] gegründet. | ||
Vor seiner Zeit in Stadeln war er Lehrer in Pappenheim. [[1866]] bezog er als erster Lehrer das neu gebaute [[Stadelner Hauptstraße 96|Stadelner Schulhaus]]. | |||
== Leben und Wirken == | |||
Geboren wurde Valentin Schlegel am 4. August 1835 in Dottenheim, damals gehörig zum Bezirksamt Uffenheim, als dritter Sohn des dortigen Schullehrers Johann Michael Schlegel und dessen Ehefrau Rosine Margareta, geb. Thummert aus Betzenstein. Seine Jugend verbrachte er in Dottenheim und ging bei seinem Vater zur Schule. Er war ausgesprochen umtriebig und galt bei seinen Bekannten als ''Springinsfeld''. Die vielköpfige Familie war sehr sparsam und Valentin musste auch bei der Bewirtschaftung des etwa neun Tagwerk großen Besitzes an Feldern und Wiesen helfen. Gerne spielte er Musikinstrumente, lernte Klavier und Violine. Schon als Schüler hegte er eine große Vorliebe für den Lehrerberuf und durfte von [[1853]] bis [[1855]] das Lehrerseminar in Schwabach besuchen. Er schloss es mit ausgezeichneten Noten ab. Am [[1. Oktober]] 1855 bekam er die Verwesung der Schulstelle Reinhardshofen bei Neustadt an der Aisch übertragen. Die viereinhalb Jahre dort genoss er sehr, da ihm niemand etwas vorschrieb und das Essen im Wirtshaus reichlich und billig war. Zudem konnte er ausgiebig auf der Orgel des Ortes spielen. [[1859]] wurde er dann jedoch an die vernachlässigte und verrufene Schulstelle in Dettendorf versetzt, um diese wieder ''auf die Gleise zu bringen''. Dort vermisste er vor allem die gesellige Unterhaltung im Wirtshaus, wurde jedoch nach etwa einem Jahr wieder nach Reinhardshofen zurückversetzt. Er wurde Mitglied im Turnverein Neustadt/Aisch, fiel jedoch bei einem Schauturnen unglücklich vom beweglichen Reck und verklemmte sich das Rückenmark. Er erlitt jedoch keine bleibenden Schäden und erholte sich wieder. Nach Aushilfsstellen in Schornweißach und Frankenheim bei Rothenburg o.d.T. bekam er am 1. Oktober [[1963]] die Schulprovisorstelle in Pappenheim übertragen. Er trat dem dortigen Turnverein bei und leitete zudem den Turner-Gesangverein. Allerdings konnte er nicht mit einer Festanstellung rechnen, da die schon länger anwesenden Lehrerkollegen alle jünger waren als er. | |||
So sah er sich nach einer Alternative um. Er bewarb sich um die Schullehrer-Stelle in Stadeln, die ihm empfohlen worden war. Er bekam die Zusage. Am [[1. September]] 1866 trat er die Stelle an, musste allerdings noch einige Wochen im [[Storchenhaus|alten Schulhaus]] wohnen, bevor er zu Ende 1866 ins neu erbaute [[Stadelner Hauptstraße 96|neue Schulgebäude]] umziehen konnte. Am [[18. Oktober]] [[1867]] heiratete er Margarete Habermeier aus Fürth. Aus der Ehe gingen in zweijährigen Abständen fünf Kinder hervor. Im angrenzenden Schulgarten widmete er sich dem Gartenbau, der Blumenzucht und der Imkerei. [[1881]] besaß Valentin Schlegel 41 selbst gebaute Bienenstöcke und war Mitglied im ''Imkereiverein Fürth - Nürnberg - Siegelsdorf''. Als am [[23. Juni]] [[1870]] die Stadelner [[Tabakfabrik]] abgebrannt war, tat sich Schlegel mit 22 Mitstreitern zusammen und gründete am 1. Mai 1873 die ''Freiwillige Feuerwehr Stadeln''. Die Regierung von Mittelfranken ernannte ihn [[1878]] zum Bezirks-Hauptlehrer des Bezirksamtes Fürth-Land, wodurch er nun die Fortbildung von Lehrern leiten und überwachen konnte. Fünfzehn Jahre lang bekleidete dieses Amt. Zum [[1. Januar]] [[1894]] musste er es wegen einer fortgeschrittenen Zuckererkrankung aufgeben. Bereits zum [[1. November]] [[1889]] war er aus dem gleichen Grund von Stadeln an die kleinere Volksschule in [[Unterfarrnbach]] gewechselt, auf eine weniger aufreibende Stelle. Die Stadelner ließen ihn nur schweren Herzens gehen. Schon nach 13 Jahren an der Stadelner Schule hatte ihm die Gemeindeverwaltung am [[8. Oktober]] [[1880]] aufgrund seiner Verdienste eine jährliche persönliche Zulage von 50 fl. = 85,71 M. aus der Landgemeindekasse gewährt. | |||
Um seine Zuckerkrankheit zu lindern suchte insgesamt elfmal in den Ferien Karlsbad in Böhmen auf, wo ihm das Sprudeltrinken erfolgreich Linderung verschaffte. Er verstarb am 28. November 1899.<ref>Dipl. Ing. H. Schlegel, Enkel: Auszug aus dem Nekrolog der Familie Schlegel, Fürth, 14. März 1973</ref> | |||
== Wie Valentin Schlegel nach Stadeln kam == | |||
Valentin Schlegel schildert hier seine Sicht zur Schulstelle in Stadeln: | |||
:''Mein Sehnen war stets in die Gegend der drei Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen gerichtet; daher ich öfters die ziemlich hohen Berge bei Pappenheim bestieg u. meine Augen sehnsüchtig nach dieser Gegend richtete. Dieser Herzensdrang nahm von Woche zu Woche zu, so daß ich fleißig nach ausgeschriebenen erledigten Schulstellen suchte.'' | |||
:''Auf einmal las ich Stadeln. Als ich aber aus der Schulstatistik entnahm, daß im dortigen Schulhaus der Flurwächter wohnt, das Haus baufällig und die Wohnung für den Lehrer sehr beschränkt ist, unterließ ich die Meldung, obgleich der Ort ganz nach meinem Wunsch gewesen wäre. Der Zufall hat es gewollt, daß zur selben Zeit der Schulrat Höchstätter, damals noch Lehrer, später mein Gönner, und der Lehrer Ohr, der in Pappenheim geboren u. zu seiner Mutter auf Besuch kam, einen Abstecher von Fürth nach Pappenheim machten u. ich sie beide traf. Während wir die herrliche Natur bewunderten, stellte Hl. Höchstetter die Frage an mich, ob ich im Gräfl. Bezirk zu bleiben gedenke u. ich die Frage verneinte, forderten sie mich auf, mich nach Stadeln zu melden; sie wüßten wenig Orte um Fürth, der so geeignet läge wie Stadeln, sie den Neubau des Schulhauses geschildert hatten, sowie andere Vorzüge, z B. die Nähe der Städte, die schöne Gegend, ergriff ich gleich am andern Morgen die Feder, ein Gesuch zu stellen. Nach einigen Wochen kam der Sohn des k. Distriktsschulinspektors u. Baron Liederer von Liederskron zu Bieswangen u. überreichte mir ein Zettelchen mit der Gratulation zur Ernennung als Schullehrer in Stadeln. Obwohl ich schon vorher den Ort ansah u. einen sehr guten Eindruck auf mich machte, besonders das an der frequenten Straße Fürth - Erlangen gelegene neue Schulhaus, so zitterte ich doch an allen Gliedern bei Ankunft dieser Nachricht, teils vor Freude, teils auch vor Eurcht vor einer einklassigen Schule. Am 1. Sept. 1866 trat ich meine neue Schulstelle an.'' | |||
:''Bei meiner Ankunft waren der Ortsvorsteher und einige Taglöhner anwesend, die meine Effekten ins alte Schulhaus schafften, in welchem ich noch 6 Wochen wohnen mußte, bis das neue vollständig war. Während dieser Zeit gab es fürchterliche Stürme, die das mit starken Pfosten gestützte Haus in schwankende Bewegung versetzten, daß ich einmal vor Angst aus dem Bette sprang. Zugleich schellte die außer dem Haus vor dem Fenster angebrachte Glocke u. das längste Brett am Giebel der Kalb'schen Scheune fiel um die Mittemachtsstunde bei stockfinsterer Nacht in den Garten des Schulhauses mit einer furchtbaren Wucht, daß man annehmen konnte, die Welt sei ihrem Untergange nahe. Die Wohnung des Lehrers bestand aus einem Wohnzimmer mit anstoßendem kleineren Schlafzimmer u. einem Kachelofen. In der Umgebung vom Schulhaus standen kleine Häuschen mit vorliegenden Dungstätten u. einer äußerst schlechten und schmutzigen Straße, daß sich in derselben einmal eine Kanone vergrub, so daß die 6 vorgespannten Militärpferde sie aus der Versenkung nicht herauszuziehen vermochten u. weiterer Vorspann geleistet werden mußte. Ich war äußerst glückich, als der Zeitpunkt heran kam, meine Wohnung mit dem neuen stattlich gebauten Schulhaus, das 4 heizbare u. 3 unheizbare Zimmer enthält, vertauschen konnte. Der Einzug und die Einweihung des neuen Schulhauses (1866) ging in der feierlichsten Weise vor sich. Das Haus war außen und innen mit Kränzen u. Guirlanden geziert. In Anwesenheit der Gemeindeverwaltung, der sonstigen Bewohner von Stadeln u. der umliegenden Orte zog ich mit den Schulkindern unter Absingung des Liedes: „Weicht ihr Berge, fallt ihr Hügel" u. unter Glockengeläute vom alten Schulhaus zum neuen. Daselbst angekommen, hielt ich auf der Treppe vor dem Hause vor einer ansehnlichen Versammlung die Festrede, der Ortsvorsteher Fleischmann übergab mir mit entsprechenden Worten die Schlüssel zum Schulhaus. Als wir in demselben eingezogen waren, stellte sich der k. Distriktsschulinspektor, der l. Stadtpfarrer zu Fürth, Hl. Lehmus ein u. hielt auch eine Rede im Schulzimmer an die Anwesenden. Nach Beendigung der offiziellen Feier gingen die Geladenen zum Festessen im Kalb' schen Local, wo es bis früh 4 Uhr bei Gesang u. sonstiger gemütlicher Unterhaltung belebt zuging. Dieser Festtag über den ein aufgenommenes Protokoll in der gemeindlichen Registratur zu Stadeln vorliegt u. in der von mir verabfaßten Chronik von Stadeln zur Unvergeßlichkeit der Festteilnehmer eine Schilderung des Festes niedergeschrieben ist, bleibt ein herrlicher Gedenkstein der Geschichte des Ortes Stadeln.''<ref>Archiv Georg Mehl - Dipl. Ing. H. Schlegel, Enkel: Auszug aus dem Nekrolog der Familie Schlegel, Fürth, 14. März 1973</ref> | |||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
* [[Freiwillige Feuerwehr Fürth-Stadeln]] | * [[Freiwillige Feuerwehr Fürth-Stadeln]] | ||
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==Bilder== | ==Bilder== | ||
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Aktuelle Version vom 13. April 2023, 14:16 Uhr
Portrait des Lehrers Valentin Schlegel, Gründer der Stadelner Feuerwehr |
- Vorname
- Valentin
- Nachname
- Schlegel
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 4. August 1835
- Todesdatum
- 28. November 1899
- Beruf
- Lehrer
Valentin Schlegel (geb. 4. August 1835 in Dottenheim, gest. 28. November 1899) war Lehrer in Stadeln. Auf seine Initiative hin wurde am 1. Mai 1873 die Freiwillige Feuerwehr Stadeln gegründet.
Vor seiner Zeit in Stadeln war er Lehrer in Pappenheim. 1866 bezog er als erster Lehrer das neu gebaute Stadelner Schulhaus.
Leben und Wirken[Bearbeiten]
Geboren wurde Valentin Schlegel am 4. August 1835 in Dottenheim, damals gehörig zum Bezirksamt Uffenheim, als dritter Sohn des dortigen Schullehrers Johann Michael Schlegel und dessen Ehefrau Rosine Margareta, geb. Thummert aus Betzenstein. Seine Jugend verbrachte er in Dottenheim und ging bei seinem Vater zur Schule. Er war ausgesprochen umtriebig und galt bei seinen Bekannten als Springinsfeld. Die vielköpfige Familie war sehr sparsam und Valentin musste auch bei der Bewirtschaftung des etwa neun Tagwerk großen Besitzes an Feldern und Wiesen helfen. Gerne spielte er Musikinstrumente, lernte Klavier und Violine. Schon als Schüler hegte er eine große Vorliebe für den Lehrerberuf und durfte von 1853 bis 1855 das Lehrerseminar in Schwabach besuchen. Er schloss es mit ausgezeichneten Noten ab. Am 1. Oktober 1855 bekam er die Verwesung der Schulstelle Reinhardshofen bei Neustadt an der Aisch übertragen. Die viereinhalb Jahre dort genoss er sehr, da ihm niemand etwas vorschrieb und das Essen im Wirtshaus reichlich und billig war. Zudem konnte er ausgiebig auf der Orgel des Ortes spielen. 1859 wurde er dann jedoch an die vernachlässigte und verrufene Schulstelle in Dettendorf versetzt, um diese wieder auf die Gleise zu bringen. Dort vermisste er vor allem die gesellige Unterhaltung im Wirtshaus, wurde jedoch nach etwa einem Jahr wieder nach Reinhardshofen zurückversetzt. Er wurde Mitglied im Turnverein Neustadt/Aisch, fiel jedoch bei einem Schauturnen unglücklich vom beweglichen Reck und verklemmte sich das Rückenmark. Er erlitt jedoch keine bleibenden Schäden und erholte sich wieder. Nach Aushilfsstellen in Schornweißach und Frankenheim bei Rothenburg o.d.T. bekam er am 1. Oktober 1963 die Schulprovisorstelle in Pappenheim übertragen. Er trat dem dortigen Turnverein bei und leitete zudem den Turner-Gesangverein. Allerdings konnte er nicht mit einer Festanstellung rechnen, da die schon länger anwesenden Lehrerkollegen alle jünger waren als er.
So sah er sich nach einer Alternative um. Er bewarb sich um die Schullehrer-Stelle in Stadeln, die ihm empfohlen worden war. Er bekam die Zusage. Am 1. September 1866 trat er die Stelle an, musste allerdings noch einige Wochen im alten Schulhaus wohnen, bevor er zu Ende 1866 ins neu erbaute neue Schulgebäude umziehen konnte. Am 18. Oktober 1867 heiratete er Margarete Habermeier aus Fürth. Aus der Ehe gingen in zweijährigen Abständen fünf Kinder hervor. Im angrenzenden Schulgarten widmete er sich dem Gartenbau, der Blumenzucht und der Imkerei. 1881 besaß Valentin Schlegel 41 selbst gebaute Bienenstöcke und war Mitglied im Imkereiverein Fürth - Nürnberg - Siegelsdorf. Als am 23. Juni 1870 die Stadelner Tabakfabrik abgebrannt war, tat sich Schlegel mit 22 Mitstreitern zusammen und gründete am 1. Mai 1873 die Freiwillige Feuerwehr Stadeln. Die Regierung von Mittelfranken ernannte ihn 1878 zum Bezirks-Hauptlehrer des Bezirksamtes Fürth-Land, wodurch er nun die Fortbildung von Lehrern leiten und überwachen konnte. Fünfzehn Jahre lang bekleidete dieses Amt. Zum 1. Januar 1894 musste er es wegen einer fortgeschrittenen Zuckererkrankung aufgeben. Bereits zum 1. November 1889 war er aus dem gleichen Grund von Stadeln an die kleinere Volksschule in Unterfarrnbach gewechselt, auf eine weniger aufreibende Stelle. Die Stadelner ließen ihn nur schweren Herzens gehen. Schon nach 13 Jahren an der Stadelner Schule hatte ihm die Gemeindeverwaltung am 8. Oktober 1880 aufgrund seiner Verdienste eine jährliche persönliche Zulage von 50 fl. = 85,71 M. aus der Landgemeindekasse gewährt.
Um seine Zuckerkrankheit zu lindern suchte insgesamt elfmal in den Ferien Karlsbad in Böhmen auf, wo ihm das Sprudeltrinken erfolgreich Linderung verschaffte. Er verstarb am 28. November 1899.[1]
Wie Valentin Schlegel nach Stadeln kam[Bearbeiten]
Valentin Schlegel schildert hier seine Sicht zur Schulstelle in Stadeln:
- Mein Sehnen war stets in die Gegend der drei Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen gerichtet; daher ich öfters die ziemlich hohen Berge bei Pappenheim bestieg u. meine Augen sehnsüchtig nach dieser Gegend richtete. Dieser Herzensdrang nahm von Woche zu Woche zu, so daß ich fleißig nach ausgeschriebenen erledigten Schulstellen suchte.
- Auf einmal las ich Stadeln. Als ich aber aus der Schulstatistik entnahm, daß im dortigen Schulhaus der Flurwächter wohnt, das Haus baufällig und die Wohnung für den Lehrer sehr beschränkt ist, unterließ ich die Meldung, obgleich der Ort ganz nach meinem Wunsch gewesen wäre. Der Zufall hat es gewollt, daß zur selben Zeit der Schulrat Höchstätter, damals noch Lehrer, später mein Gönner, und der Lehrer Ohr, der in Pappenheim geboren u. zu seiner Mutter auf Besuch kam, einen Abstecher von Fürth nach Pappenheim machten u. ich sie beide traf. Während wir die herrliche Natur bewunderten, stellte Hl. Höchstetter die Frage an mich, ob ich im Gräfl. Bezirk zu bleiben gedenke u. ich die Frage verneinte, forderten sie mich auf, mich nach Stadeln zu melden; sie wüßten wenig Orte um Fürth, der so geeignet läge wie Stadeln, sie den Neubau des Schulhauses geschildert hatten, sowie andere Vorzüge, z B. die Nähe der Städte, die schöne Gegend, ergriff ich gleich am andern Morgen die Feder, ein Gesuch zu stellen. Nach einigen Wochen kam der Sohn des k. Distriktsschulinspektors u. Baron Liederer von Liederskron zu Bieswangen u. überreichte mir ein Zettelchen mit der Gratulation zur Ernennung als Schullehrer in Stadeln. Obwohl ich schon vorher den Ort ansah u. einen sehr guten Eindruck auf mich machte, besonders das an der frequenten Straße Fürth - Erlangen gelegene neue Schulhaus, so zitterte ich doch an allen Gliedern bei Ankunft dieser Nachricht, teils vor Freude, teils auch vor Eurcht vor einer einklassigen Schule. Am 1. Sept. 1866 trat ich meine neue Schulstelle an.
- Bei meiner Ankunft waren der Ortsvorsteher und einige Taglöhner anwesend, die meine Effekten ins alte Schulhaus schafften, in welchem ich noch 6 Wochen wohnen mußte, bis das neue vollständig war. Während dieser Zeit gab es fürchterliche Stürme, die das mit starken Pfosten gestützte Haus in schwankende Bewegung versetzten, daß ich einmal vor Angst aus dem Bette sprang. Zugleich schellte die außer dem Haus vor dem Fenster angebrachte Glocke u. das längste Brett am Giebel der Kalb'schen Scheune fiel um die Mittemachtsstunde bei stockfinsterer Nacht in den Garten des Schulhauses mit einer furchtbaren Wucht, daß man annehmen konnte, die Welt sei ihrem Untergange nahe. Die Wohnung des Lehrers bestand aus einem Wohnzimmer mit anstoßendem kleineren Schlafzimmer u. einem Kachelofen. In der Umgebung vom Schulhaus standen kleine Häuschen mit vorliegenden Dungstätten u. einer äußerst schlechten und schmutzigen Straße, daß sich in derselben einmal eine Kanone vergrub, so daß die 6 vorgespannten Militärpferde sie aus der Versenkung nicht herauszuziehen vermochten u. weiterer Vorspann geleistet werden mußte. Ich war äußerst glückich, als der Zeitpunkt heran kam, meine Wohnung mit dem neuen stattlich gebauten Schulhaus, das 4 heizbare u. 3 unheizbare Zimmer enthält, vertauschen konnte. Der Einzug und die Einweihung des neuen Schulhauses (1866) ging in der feierlichsten Weise vor sich. Das Haus war außen und innen mit Kränzen u. Guirlanden geziert. In Anwesenheit der Gemeindeverwaltung, der sonstigen Bewohner von Stadeln u. der umliegenden Orte zog ich mit den Schulkindern unter Absingung des Liedes: „Weicht ihr Berge, fallt ihr Hügel" u. unter Glockengeläute vom alten Schulhaus zum neuen. Daselbst angekommen, hielt ich auf der Treppe vor dem Hause vor einer ansehnlichen Versammlung die Festrede, der Ortsvorsteher Fleischmann übergab mir mit entsprechenden Worten die Schlüssel zum Schulhaus. Als wir in demselben eingezogen waren, stellte sich der k. Distriktsschulinspektor, der l. Stadtpfarrer zu Fürth, Hl. Lehmus ein u. hielt auch eine Rede im Schulzimmer an die Anwesenden. Nach Beendigung der offiziellen Feier gingen die Geladenen zum Festessen im Kalb' schen Local, wo es bis früh 4 Uhr bei Gesang u. sonstiger gemütlicher Unterhaltung belebt zuging. Dieser Festtag über den ein aufgenommenes Protokoll in der gemeindlichen Registratur zu Stadeln vorliegt u. in der von mir verabfaßten Chronik von Stadeln zur Unvergeßlichkeit der Festteilnehmer eine Schilderung des Festes niedergeschrieben ist, bleibt ein herrlicher Gedenkstein der Geschichte des Ortes Stadeln.[2]