Ludwigstraße 24: Unterschied zwischen den Versionen
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==Beschreibung== | |||
Erbaut wurde das Gebäude [[1867]] nach den Plänen des Architekten [[Leonhard Gran]]. Die Ausführung übernahm der Zimmermeister [[Andreas Kanzler]], dem das Haus anfänglich auch gehörte. | |||
Das klassizistische Sandsteingebäude hatte drei Etagen, ein schiefergedecktes Dach, einen Treppengiebel und ein Zwerchhaus. Es wirkte zwischen der Jahrzehnte später errichteten fünf- bis sechsstöckigen Blockbebauung von Mietshäusern wie ein Fremdkörper. Das Haus war noch bis [[2017]] bewohnt und stand nach dem Tod der letzten Bewohner leer. Die Erben entschieden sich [[2019]] für den Verkauf des Grundstückes samt Gebäude an einen Nürnberger Bauträger, der [[2020]] einen Bauantrag für den Bau von 15 Eigentumswohnungen auf dem Grundstück stellte. | |||
Um die entsprechende Anzahl von PKW-Stellplätzen vorweisen zu können, war aus Sicht des Bauträgers der Abriss des Gebäudes unumgänglich. Eine Prüfung des Gebäudes auf dessen Denkmalschutzeigenschaft, angeregt durch die Stadtheimatpflege, wurde vom Landesamt für Denkmalpflege mit dem Hinweis auf die Veränderung der ursprünglichen Bausubstanz (u. a. Einbau von Bädern im Jahr 1967) abgelehnt. | |||
Nach Bekanntwerden des Sachverhaltes in der örtlichen Presse begann der Bauträger am [[20. Januar]] [[2020]] mit den Rodungsarbeiten auf dem Grundstück und nur einen Tag später mit den Abbrucharbeiten des Gebäudes.<ref>Birgit Heidingsfelder: Der Abbruch ist in vollem Gang. In: Fürther Nachrichten vom 23. Januar 2020, S. 27 (Druckausgabe)</ref> Die öffentliche Bekanntmachung der erteilten Baugenehmigung für das Neubauvorhaben erschien im Fürther Amtsblatt erst im Mai 2020.<ref>Fürther Amtsblatt Nr. 10/2020 vom 20. Mai 2020, S. 36/37 - [https://www.fuerth.de/PortalData/1/Resources/fuertherrathaus/stadtzeitung_online/stadtzeitung2020/Amtsblatt_10_20.pdf pdf-Datei online]</ref> | |||
== Namensgebung == | |||
[[Datei:Ludwigstraße 24 1920.jpg|mini|rechts|Karl Trost (2. v. l.) – Namensgeber des 2020 abgerissenen Hauses in der Südstadt, ca. 1930]] | |||
Den Namen "Karls Geburtshaus" erhielt das Gebäude erst [[2020]] im Rahmen der Diskussion um den Abriss. Der stellv. [[Stadtheimatpfleger]] [[Lothar Berthold]] stellte der [[Fürther Nachrichten|örtlichen Presse]] ein historisches Foto zur Verfügung, auf dessen Rückseite in Handschrift folgender Hinweis vermerkt war: "Karls Geburtshaus". | |||
Das Bild bekam er vor einigen Jahren von „Karls“ Enkel mit dem Hinweis, dass es sich bei der gesuchten Person um '''[[Karl Trost]]''' handelt.<ref>Gespräch mit Lothar Berthold am 22. Januar 2020, ca. 15:10 Uhr, im Rathaus mit K. Salimi</ref> Karl Trost war Straßenbahnfahrer, der nachweislich noch [[1931]] in der Ludwigstraße 24 gewohnt hat. | |||
Laut dem [[Adressbuch]] der Stadt Fürth von [[1931]] wohnten in dem Gebäude<ref>Adressbuch Stadt Fürth, Ludwigstraße 24, 1931, S. 106</ref>: | |||
* Johann Schäfer und Heinrich Hammer, gem. Warengeschäft (Lager) | |||
* Ludwig Prell, Lademeister | |||
* '''[[Karl Trost]], Straßenbahnführer''' | |||
* Chr. Trummert, Rentner (Eigentümer des Anwesens)<ref>Schwiegersohn des Zimmermeisters Andreas Kanzler</ref> | |||
* Marg. Kanzler, Rentnerin<ref>Margaretha Johanna Kanzler (geb. 12. Juni 1866 in Fürth; gest. 26. September 1937 in Fürth), unverheiratete Tochter des Zimmermeisters Andreas Kanzler</ref> | |||
* Max Raymann, Bleilötermeister | |||
== Lokalberichterstattung == | == Lokalberichterstattung == | ||
* Birgit Heidingsfelder: ''„Karls Geburtshaus” vor dem Abriss''. In: Fürther Nachrichten vom 13. Januar 2020 (Druckausgabe) bzw. ''Abriss droht: Altes Gebäude in Fürths Südstadt soll weg''. In: nordbayern.de vom 13. Januar 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/1.9719683 online | * Birgit Heidingsfelder: ''„Karls Geburtshaus” vor dem Abriss''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 13. Januar 2020 (Druckausgabe) bzw. ''Abriss droht: Altes Gebäude in Fürths Südstadt soll weg''. In: nordbayern.de vom 13. Januar 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/1.9719683 online] | ||
* Birgit Heidingsfelder: ''Vor Altbau-Abriss: Stadt schreibt Eilbrief.'' In: Fürther Nachrichten vom 17. Januar 2020, S. 31 (Druckausgabe) | |||
* czi: ''„Karls Geburtshaus” verliert seinen Garten''. In: Fürther Nachrichten vom 21. Januar 2020 (Druckausgabe) bzw. ''Bäume gefällt: "Karls Geburtshaus" verliert Garten''. In: nordbayern.de vom 21. Januar 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/1.9747816 online] | |||
* Claudia Ziob: ''Abbruch hat begonnen: „Karls Geburtshaus” verschwindet''. In: nordbayern.de vom 21. Januar 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/fuerth/abbruch-hat-begonnen-karls-geburtshaus-verschwindet-1.9747816 online] | |||
* Birgit Heidingsfelder: ''Der Abbruch ist in vollem Gang''. In: Fürther Nachrichten vom 23. Januar 2020, S. 27 (Druckausgabe) bzw.''"Karls Geburtshaus": Abbruch ist in vollem Gang''. In: nordbayern.de vom 23. Januar 2020 – [https://www.nordbayern.de/region/1.9757174 online abrubar] | |||
* Birgit Heidingsfelder: ''„Er war ein unterhaltsamer Mensch”''. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2020 (Druckausgabe) bzw. ''Abgerissenes Südstadt-Haus: Wer war Karl?'' In: nordbayern.de vom 2. Februar 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/1.9787945 online] | |||
* Anzeige ''"Citywohnen mitten in Fürth"'' der Fa. Schultheiss Wohnbau AG, Nürnberg, Stadtzeitung Nr. 06/2020 vom 25. März 2020, S. 29 - [https://www.fuerth.de/PortalData/1/Resources/fuertherrathaus/stadtzeitung_online/stadtzeitung2020/SZ_06_20.pdf pdf-Datei] | |||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
* [[Karl Trost]] | |||
* [[Andreas Kanzler]] | * [[Andreas Kanzler]] | ||
* [[Pechhüttn]] | * [[Pechhüttn]] | ||
* [[Elektro Hahn]] | * [[Elektro Hahn]] | ||
== Weblinks == | |||
* Referenzobjekt der Fa. Schultheiss Wohnbau AG, Nürnberg: „Fürth (Südstadt) - Eigentumswohnung, Ludwigstrasse 24” - [https://www.schultheiss-wohnbau.de/unternehmen/referenzen/heimatinsel-in-der-fuerther-suedstadt online] | |||
== Einzelnachweise == | |||
<references /> | |||
==Bilder== | ==Bilder== |
Aktuelle Version vom 27. Januar 2024, 02:33 Uhr
- Gebäude
- Ludwigstraße 24
- Straße / Hausnr.
- Ludwigstraße 24
- Objekt
- Wohnhaus
- Baujahr
- 1867
- Baustil
- Klassizismus
- Bauherr
- Andreas Kanzler
- Architekt
- Leonhard Gran
- Geokoordinate
- 49° 28' 2.86" N, 10° 59' 17.66" E
- Gebäude besteht
- Nein
- Denkmalstatus besteht
- Nein
- Abbruchjahr
- 2020
Das Gebäude Ludwigstraße 24 war nach der sog. Pechhüttn in der Schwabacher Straße 53 eines der ersten Häuser der Südstadt - südlich der heutigen Bahnlinie Nürnberg – Würzburg.
Beschreibung[Bearbeiten]
Erbaut wurde das Gebäude 1867 nach den Plänen des Architekten Leonhard Gran. Die Ausführung übernahm der Zimmermeister Andreas Kanzler, dem das Haus anfänglich auch gehörte. Das klassizistische Sandsteingebäude hatte drei Etagen, ein schiefergedecktes Dach, einen Treppengiebel und ein Zwerchhaus. Es wirkte zwischen der Jahrzehnte später errichteten fünf- bis sechsstöckigen Blockbebauung von Mietshäusern wie ein Fremdkörper. Das Haus war noch bis 2017 bewohnt und stand nach dem Tod der letzten Bewohner leer. Die Erben entschieden sich 2019 für den Verkauf des Grundstückes samt Gebäude an einen Nürnberger Bauträger, der 2020 einen Bauantrag für den Bau von 15 Eigentumswohnungen auf dem Grundstück stellte.
Um die entsprechende Anzahl von PKW-Stellplätzen vorweisen zu können, war aus Sicht des Bauträgers der Abriss des Gebäudes unumgänglich. Eine Prüfung des Gebäudes auf dessen Denkmalschutzeigenschaft, angeregt durch die Stadtheimatpflege, wurde vom Landesamt für Denkmalpflege mit dem Hinweis auf die Veränderung der ursprünglichen Bausubstanz (u. a. Einbau von Bädern im Jahr 1967) abgelehnt.
Nach Bekanntwerden des Sachverhaltes in der örtlichen Presse begann der Bauträger am 20. Januar 2020 mit den Rodungsarbeiten auf dem Grundstück und nur einen Tag später mit den Abbrucharbeiten des Gebäudes.[1] Die öffentliche Bekanntmachung der erteilten Baugenehmigung für das Neubauvorhaben erschien im Fürther Amtsblatt erst im Mai 2020.[2]
Namensgebung[Bearbeiten]
Den Namen "Karls Geburtshaus" erhielt das Gebäude erst 2020 im Rahmen der Diskussion um den Abriss. Der stellv. Stadtheimatpfleger Lothar Berthold stellte der örtlichen Presse ein historisches Foto zur Verfügung, auf dessen Rückseite in Handschrift folgender Hinweis vermerkt war: "Karls Geburtshaus".
Das Bild bekam er vor einigen Jahren von „Karls“ Enkel mit dem Hinweis, dass es sich bei der gesuchten Person um Karl Trost handelt.[3] Karl Trost war Straßenbahnfahrer, der nachweislich noch 1931 in der Ludwigstraße 24 gewohnt hat.
Laut dem Adressbuch der Stadt Fürth von 1931 wohnten in dem Gebäude[4]:
- Johann Schäfer und Heinrich Hammer, gem. Warengeschäft (Lager)
- Ludwig Prell, Lademeister
- Karl Trost, Straßenbahnführer
- Chr. Trummert, Rentner (Eigentümer des Anwesens)[5]
- Marg. Kanzler, Rentnerin[6]
- Max Raymann, Bleilötermeister
Lokalberichterstattung[Bearbeiten]
- Birgit Heidingsfelder: „Karls Geburtshaus” vor dem Abriss. In: Fürther Nachrichten vom 13. Januar 2020 (Druckausgabe) bzw. Abriss droht: Altes Gebäude in Fürths Südstadt soll weg. In: nordbayern.de vom 13. Januar 2020 - online
- Birgit Heidingsfelder: Vor Altbau-Abriss: Stadt schreibt Eilbrief. In: Fürther Nachrichten vom 17. Januar 2020, S. 31 (Druckausgabe)
- czi: „Karls Geburtshaus” verliert seinen Garten. In: Fürther Nachrichten vom 21. Januar 2020 (Druckausgabe) bzw. Bäume gefällt: "Karls Geburtshaus" verliert Garten. In: nordbayern.de vom 21. Januar 2020 - online
- Claudia Ziob: Abbruch hat begonnen: „Karls Geburtshaus” verschwindet. In: nordbayern.de vom 21. Januar 2020 - online
- Birgit Heidingsfelder: Der Abbruch ist in vollem Gang. In: Fürther Nachrichten vom 23. Januar 2020, S. 27 (Druckausgabe) bzw."Karls Geburtshaus": Abbruch ist in vollem Gang. In: nordbayern.de vom 23. Januar 2020 – online abrubar
- Birgit Heidingsfelder: „Er war ein unterhaltsamer Mensch”. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2020 (Druckausgabe) bzw. Abgerissenes Südstadt-Haus: Wer war Karl? In: nordbayern.de vom 2. Februar 2020 - online
- Anzeige "Citywohnen mitten in Fürth" der Fa. Schultheiss Wohnbau AG, Nürnberg, Stadtzeitung Nr. 06/2020 vom 25. März 2020, S. 29 - pdf-Datei
Siehe auch[Bearbeiten]
Weblinks[Bearbeiten]
- Referenzobjekt der Fa. Schultheiss Wohnbau AG, Nürnberg: „Fürth (Südstadt) - Eigentumswohnung, Ludwigstrasse 24” - online
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Birgit Heidingsfelder: Der Abbruch ist in vollem Gang. In: Fürther Nachrichten vom 23. Januar 2020, S. 27 (Druckausgabe)
- ↑ Fürther Amtsblatt Nr. 10/2020 vom 20. Mai 2020, S. 36/37 - pdf-Datei online
- ↑ Gespräch mit Lothar Berthold am 22. Januar 2020, ca. 15:10 Uhr, im Rathaus mit K. Salimi
- ↑ Adressbuch Stadt Fürth, Ludwigstraße 24, 1931, S. 106
- ↑ Schwiegersohn des Zimmermeisters Andreas Kanzler
- ↑ Margaretha Johanna Kanzler (geb. 12. Juni 1866 in Fürth; gest. 26. September 1937 in Fürth), unverheiratete Tochter des Zimmermeisters Andreas Kanzler
Bilder[Bearbeiten]
Aufnahme aus der Südstadt nach dem Luftangriff vom 8. auf 9. März 1943 - in der Bildmitte zentral Amalienstraße 46, Ludwigstraße 19 und Nr. 24, Kirche St. Paul im Hintergrund