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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. '''Karl Lennert''' (geb. [[4. Juni]] [[1921]] in [[Fürth]]; gest. [[27. August]] [[2012]] in Kiel) war ein Pathologe, der auf Lymphome und Leukämie spezialisiert war.
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. '''Karl Lennert''' (geb. [[4. Juni]] [[1921]] in [[Fürth]]; gest. [[27. August]] [[2012]] in Kiel) war ein Pathologe, der auf Lymphome und Leukämie spezialisiert war.


== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
Nach dem Abitur am [[Heinrich-Schliemann-Gymnasium]] wurde Lennert zunächst in den Kriegsdienst eingezogen. Im Herbst 1939 wurde er aus dem Kriegsdienst nach schwerer Erkrankung und langem Lazarettaufenthalt entlassen. Lennert nahm in der Folge noch im Wintersemester 1939 sein Medizinstudium an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen auf. Er schloss das Studium 1945 ab und war zunächst in Erlangen bis 1950 Assistenzarzt am Institut für Pathologie. Später gab er an, dass er nur zögerlich die Stelle in der Pathologie annahm - primär wäre er lieber Internist oder gar Missionsarzt geworden.  
Nach dem Abitur am [[Heinrich-Schliemann-Gymnasium]] wurde Lennert zunächst in den Kriegsdienst eingezogen. Im Herbst 1939 wurde er aus dem Kriegsdienst nach schwerer Erkrankung und langem Lazarettaufenthalt entlassen. Lennert nahm in der Folge noch im Wintersemester 1939 sein Medizinstudium an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen auf. Er schloss es 1945 ab und war zunächst in Erlangen bis 1950 Assistenzarzt am Institut für Pathologie. Später gab er an, dass er nur zögerlich die Stelle in der Pathologie angenommen hatte - primär wäre er lieber Internist oder gar Missionsarzt geworden.  


Nach seiner Tätigkeit in Erlangen ging Lennert 1950 zunächst an das das Max-Planck-Institut für Biochemie in Göttingen, ehe er noch im gleichen Jahr an die Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt a. M. wechselte um dort zu habilitieren. Thema seiner Habilitation war der Lymphdrüsenkrebs (Morbus Hodgkin). 1957 wurde Lennart zum Außerplanmäßigen Professor ernannt, ehe er 1960 an das Pathologie Institut an der Universität Heidelberg wechselte, wo er ab 1961 kommissarisch die Leitung des Lehrstuhls für Pathologie übernahm. Im Jahre 1963 erhielt er den Ruf an die Christian-Albrechts-Universität in Kiel zur Professur für Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie. Bis zu seiner Emeritierung 1989 verblieb Lennert in Kiel als Leiter des Instituts.  
Nach seiner Tätigkeit in Erlangen ging Lennert 1950 zunächst an das das Max-Planck-Institut für Biochemie in Göttingen, ehe er noch im gleichen Jahr an die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt a. M. wechselte, um dort zu habilitieren. Thema seiner Habilitation war der Lymphdrüsenkrebs (Morbus Hodgkin). 1957 wurde Lennert zum Außerplanmäßigen Professor ernannt, ehe er 1960 an das Pathologie-Institut an der Universität Heidelberg wechselte, wo er ab 1961 kommissarisch die Leitung des Lehrstuhls für Pathologie übernahm. Im Jahre 1963 erhielt er den Ruf an die Christian-Albrechts-Universität in Kiel zur Professur für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie. Bis zu seiner Emeritierung 1989 verblieb Lennert in Kiel als Leiter des Instituts.  


== Verdienste ==
== Verdienste ==
Insbesondere zwei Leistungen Lennerts zeichnen sein Lebenswerk als Arzt und Pathologe aus. So gründete Lennert bereits 1965 das sog. "Kieler Lymphknotenregister". Das Register war eines der ersten Tumorregister Deutschlands, in der seit der Gründung weit mehr als 300.000 seltene und schwer zu diagnostizierender Lymphknotentumore zur Erforschung dokumentiert wurden. Dieses Tumorregister sollte später als Blaupause für alle anderen Tumorregister dienen, und stellt bis heute einen medizinischen Standard dar. Die zweite Leistung Lennerts bestand darin, die Klassifikation von sog. Neon-Hodgkin-Lymphomen (Lymphdrüsenkrebs) gem. der nach ihm benannten "Kiel-Klassifkation" neu systematisiert zu haben. Mit dieser inzwischen weltweit anerkannten Systematik gelang es Lennert und seinem Team erstmals eine biologisch-funktionelle Definition dieser seltenen und bis dahin kaum verstandenen Krankheiten zu erschaffen. Der damit entstandene Prototyp zur Forschungsstruktur von Lymphtumoren war die Keimzelle zur 1973 gegründeten European Lymphoma Club, aus der 1988 die European Association for Haematopathology hervorging – der wichtigste Dachverband für Hämatopathologen.  
Insbesondere zwei Leistungen Lennerts zeichnen sein Lebenswerk als Arzt und Pathologe aus. So gründete Lennert bereits 1965 das sog. "Kieler Lymphknotenregister". Das Register war eines der ersten Tumorregister Deutschlands, in dem seit der Gründung weit mehr als 300.000 seltene und schwer zu diagnostizierender Lymphknotentumore zur Erforschung dokumentiert wurden. Dieses Tumorregister sollte später als Blaupause für alle anderen Tumorregister dienen und stellt bis heute einen medizinischen Standard dar. Die zweite Leistung Lennerts bestand darin, die Klassifikation von sog. Neon-Hodgkin-Lymphomen (Lymphdrüsenkrebs) gemäß der nach ihm benannten "Kiel-Klassifkation" neu systematisiert zu haben. Mit dieser inzwischen weltweit anerkannten Systematik gelang es Lennert und seinem Team erstmals, eine biologisch-funktionelle Definition dieser seltenen und bis dahin kaum verstandenen Krankheiten zu schaffen. Der damit entstandene Prototyp zur Forschungsstruktur von Lymphtumoren war die Keimzelle zum 1973 gegründeten European Lymphoma Club, aus dem 1988 die European Association for Haematopathology hervorging – der wichtigste Dachverband für Hämatopathologen.  


== Auszeichnungen und Ehrungen ==
== Auszeichnungen und Ehrungen ==
Lennert erhielt zahlreiche Ehrendoktorwürden und Ehrungen, so beispielsweise das [[Bundesverdienstkreuz]] sowie die Robert-Koch- und die Rudolf-Virchow-Medaille. Das Krebszentrum des Universitätsklinikums Kiel wurde 2013 Karl-Lennert-Krebscentrum Nord benannt.
[[Datei:Karl-Lennert-Krebszentrum Kiel.JPG|mini|Das Karl-Lennert-Krebscentrum in Kiel]]
Lennert erhielt zahlreiche Ehrendoktorwürden und Ehrungen, so beispielsweise das [[Bundesverdienstkreuz]] sowie die Robert-Koch- und die Rudolf-Virchow-Medaille. Das Krebszentrum des Universitätsklinikums Kiel erhielt 2013 den Namen Karl-Lennert-Krebscentrum Nord.


* 1966: Mitglied der Leopoldina
* 1966: Mitglied der Leopoldina
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* Rudolf-Virchow-Medaille
* Rudolf-Virchow-Medaille
* Ernst-Jung-Preis
* Ernst-Jung-Preis
* Benennung des Krebszentrums des Universitätsklinikums Kiel in Karl-Lennert-Krebscentrum Nord (2013)
* Benennung des Krebszentrums des Universitätsklinikums Kiel als Karl-Lennert-Krebscentrum Nord (2013)


Ehrendoktorwürden
Ehrendoktorwürden

Aktuelle Version vom 29. Januar 2024, 00:44 Uhr

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Karl Lennert (geb. 4. Juni 1921 in Fürth; gest. 27. August 2012 in Kiel) war ein Pathologe, der auf Lymphome und Leukämie spezialisiert war.

Leben und Wirken[Bearbeiten]

Nach dem Abitur am Heinrich-Schliemann-Gymnasium wurde Lennert zunächst in den Kriegsdienst eingezogen. Im Herbst 1939 wurde er aus dem Kriegsdienst nach schwerer Erkrankung und langem Lazarettaufenthalt entlassen. Lennert nahm in der Folge noch im Wintersemester 1939 sein Medizinstudium an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen auf. Er schloss es 1945 ab und war zunächst in Erlangen bis 1950 Assistenzarzt am Institut für Pathologie. Später gab er an, dass er nur zögerlich die Stelle in der Pathologie angenommen hatte - primär wäre er lieber Internist oder gar Missionsarzt geworden.

Nach seiner Tätigkeit in Erlangen ging Lennert 1950 zunächst an das das Max-Planck-Institut für Biochemie in Göttingen, ehe er noch im gleichen Jahr an die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt a. M. wechselte, um dort zu habilitieren. Thema seiner Habilitation war der Lymphdrüsenkrebs (Morbus Hodgkin). 1957 wurde Lennert zum Außerplanmäßigen Professor ernannt, ehe er 1960 an das Pathologie-Institut an der Universität Heidelberg wechselte, wo er ab 1961 kommissarisch die Leitung des Lehrstuhls für Pathologie übernahm. Im Jahre 1963 erhielt er den Ruf an die Christian-Albrechts-Universität in Kiel zur Professur für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie. Bis zu seiner Emeritierung 1989 verblieb Lennert in Kiel als Leiter des Instituts.

Verdienste[Bearbeiten]

Insbesondere zwei Leistungen Lennerts zeichnen sein Lebenswerk als Arzt und Pathologe aus. So gründete Lennert bereits 1965 das sog. "Kieler Lymphknotenregister". Das Register war eines der ersten Tumorregister Deutschlands, in dem seit der Gründung weit mehr als 300.000 seltene und schwer zu diagnostizierender Lymphknotentumore zur Erforschung dokumentiert wurden. Dieses Tumorregister sollte später als Blaupause für alle anderen Tumorregister dienen und stellt bis heute einen medizinischen Standard dar. Die zweite Leistung Lennerts bestand darin, die Klassifikation von sog. Neon-Hodgkin-Lymphomen (Lymphdrüsenkrebs) gemäß der nach ihm benannten "Kiel-Klassifkation" neu systematisiert zu haben. Mit dieser inzwischen weltweit anerkannten Systematik gelang es Lennert und seinem Team erstmals, eine biologisch-funktionelle Definition dieser seltenen und bis dahin kaum verstandenen Krankheiten zu schaffen. Der damit entstandene Prototyp zur Forschungsstruktur von Lymphtumoren war die Keimzelle zum 1973 gegründeten European Lymphoma Club, aus dem 1988 die European Association for Haematopathology hervorging – der wichtigste Dachverband für Hämatopathologen.

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten]

Das Karl-Lennert-Krebscentrum in Kiel

Lennert erhielt zahlreiche Ehrendoktorwürden und Ehrungen, so beispielsweise das Bundesverdienstkreuz sowie die Robert-Koch- und die Rudolf-Virchow-Medaille. Das Krebszentrum des Universitätsklinikums Kiel erhielt 2013 den Namen Karl-Lennert-Krebscentrum Nord.

  • 1966: Mitglied der Leopoldina
  • 1980: Schleiden-Medaille der Leopoldina
  • 1986: Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
  • 1993: Robert-Koch-Medaille
  • 2001: Wissenschaftspreis der Stadt Kiel
  • Rudolf-Virchow-Medaille
  • Ernst-Jung-Preis
  • Benennung des Krebszentrums des Universitätsklinikums Kiel als Karl-Lennert-Krebscentrum Nord (2013)

Ehrendoktorwürden

  • Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (2007)
  • Universität Gent
  • Universität Madrid
  • Universität Köln
  • Universität Nordwestchinas

Weblinks[Bearbeiten]

Bilder[Bearbeiten]