Seite:Fronmüller Chronik.pdf/183: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(→‎Nicht korrekturgelesen: Die Seite wurde neu angelegt: „Siebente Periode (1771-1772). 169 Würtenbergische auch in Oestreich und Böhmen, wir haben mit schweren Geldt und Kosten, so wohl erstl. aus dem Bambergisch…“)
 
 
SeitenstatusSeitenstatus
-
Nicht korrekturgelesen
+
Korrekturgelesen
Textkörper (einzufügen):Textkörper (einzufügen):
Zeile 1: Zeile 1:
Siebente Periode (1771-1772).
{{BuchKopf||Siebente Periode ({{Datum|1771}}-{{Datum|1772}}).|169}}


169
Würtenbergische auch in Oestreich und Böhmen, wir haben mit schweren Geldt und Kosten, so wohl erstl. aus dem Bambergische und dan aus Sachßen Gedrait erhalten. Die Leuthe haben weegwarten Bren Eßeln, Kimmelwürzel und waidtkraut anstatt des Gemüßes gekocht geeßen, da dan die Menschen aufgeschwollen und Viele gestorben, als dan hat es sich eine Seuche und Kranckheit eingefunden da so wohl reich und Armmen Viele 100 Ver­storben, kein Medicus hat ergründten können wie dem Zu wieder stehen Sie hat sich mit Hauptwehe angefangen und dan mit Hiz und Frost. In unseren Armen Hauß und auß den Almosen und bey 70 Persohnen Verstorben und Leuthe die Lebens Mittel gehabt sind eben so wohl als die Armen gleichfalls den Weeg alles Fleisches gegangen daß man die Leichen Predigten Zum öffteren 4. 5. auch 8 tag aufschieben müßen der Nacht Leichen gar nicht zu gedenken, so sind öfters Menschen auf Schubkarren im Kirchhoff geführt und ohne Thruen hingelegt worden. Die Gemeinde hat den Kirchhoff hinten mit Sandt überführen laßen dem Schulmeister und Mößner auch sogar dem Pfarrer ihre Gärtlein einhauen laßen, um besser Plaz zur Begräbtniß der Todten." (Aus Gruber's Tagebuch.)


Würtenbergische auch in Oestreich und Böhmen, wir haben mit
{{Datum|1772}} Der Kirchhof reichte bei weitem nicht mehr aus. Man war bereits gezwungen, in einem Grab fünf Särge aufeinander zu stellen. Bei der damals herrschenden Typhus-Epidemie wur­
schweren Geldt und Kosten, so wohl erstl. aus dem Bambergische
den die Leichen wieder in Säcken auf den Friedhof gebracht; der Todtengräber konnte kaum mehr Raum finden, weshalb die Beerdigungen zur Nachtzeit vorgenommen wurden, wobei man
und dan aus Sachßen Gedrait erhalten. Die Leuthe haben
einfach mit einer Glocke ein Zeichen gab. Von dieser Zeit stammen die sogenannten Beisetzleichen. {{fnFC|559}} — In diesem Jahre wurde Dupuy als Lehrer der französischen Sprache angestellt mit 52 fl. Gehalt und freier Wohnung. {{fnFC|560}} — Die Gold- und Silber-, Galanterie-Arbeiter, Draht- und Uhrgehäusemacher be­gründeten, 36 an der Zahl, ein domprobsteiliches Gewerbe und zwar befaßten sich davon fünf mit ordinären Gold - und Silber­
weegwarten Bren Eßeln, Kimmelwürzel und waidtkraut anstatt
arbeiten, sechs bis acht mit Uhrgehäusen, die übrigen mit Ga­lanterie- und Juwelenarbeit. Unter letzteren wurden die Ans­bacher Hofjuweliere Eckart und Geißelbrecht für die besten ge­halten; die jüdischen Gebrüder Hänlein dagegen waren die stärksten Juwelenhändler. {{fnFC|561}} — Am {{Datum|28. August|1772}} warfen hiesige Taglöhnersleute ihr krankes Kind in ein offenes Grab, worin
des Gemüßes gekocht geeßen, da dan die Menschen aufgeschwollen
und Viele gestorben, als dan hat es sich eine Seuche und Kranckheit eingefunden da so wohl reich und Armmen Viele 100 Ver­
storben, kein Medicus hat ergründten können wie dem Zu wieder
stehen Sie hat sich mit Hauptwehe angefangen und dan mit
Hiz und Frost. In unseren Armen Hauß und auß den Almosen
und bey 70 Persohnen Verstorben und Leuthe die Lebens Mittel
gehabt sind eben so wohl als die Armen gleichfalls den Weeg
alles Fleisches gegangen daß man die Leichen Predigten Zum
öffteren 4. 5. auch 8 tag aufschieben müßen der Nacht Leichen
gar nicht zu gedenken, so sind öfters Menschen auf Schubkarren
im Kirchhoff geführt und ohne Thruen hingelegt worden. Die
Gemeinde hat den Kirchhoff hinten mit Sandt überführen laßen
dem Schulmeister und Mößner auch sogar dem Pfarrer ihre
Gärtlein einhauen laßen, um besser Plaz zur Begräbtniß der
Todten." (Aus Gruber's Tagebuch.)
Der Kirchhof reichte bei weitem nicht mehr aus. Man 1772
war bereits gezwungen, in einem Grab fünf Särge aufeinander
zu stellen. Bei der damals herrschenden Typhus-Epidemie wur­
den die Leichen wieder in Säcken auf den Friedhof gebracht;
der Todtengräber konnte kaum mehr Raum finden, weshalb die
Beerdigungen zur Nachtzeit vorgenommen wurden, wobei man
einfach mit einer Glocke ein Zeichen gab. Von dieser Zeit
stammen die sogenannten Beisetzleichen. °") — In diesem Jahre
wurde Dupuy als Lehrer der französischen Sprache angestellt
mit 52 fl. Gehalt und freier Wohnung."") — Die Gold- und
Silber-, Galanterie-Arbeiter, Draht- und Uhrgehäusemacher be­
gründeten, 36 an der Zahl, ein domprobsteiliches Gewerbe und
zwar befaßten sich davon fünf mit ordinären Gold - und Silber­
arbeiten, sechs bis acht mit Uhrgehäusen, die übrigen mit Ga­
lanterie- und Juwelenarbeit. Unter letzteren wurden die Ans­
bacher Hofjuweliere Eckart und Geißelbrecht für die besten ge­
halten; die jüdischen Gebrüder Hänlein dagegen waren die
stärksten Juwelenhändler. °") — Am 28. August warfen hiesige
Taglöhnersleute ihr krankes Kind in ein offenes Grab, worin

Aktuelle Version vom 17. September 2024, 17:49 Uhr

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Siebente Periode (1771-1772). 169

Würtenbergische auch in Oestreich und Böhmen, wir haben mit schweren Geldt und Kosten, so wohl erstl. aus dem Bambergische und dan aus Sachßen Gedrait erhalten. Die Leuthe haben weegwarten Bren Eßeln, Kimmelwürzel und waidtkraut anstatt des Gemüßes gekocht geeßen, da dan die Menschen aufgeschwollen und Viele gestorben, als dan hat es sich eine Seuche und Kranckheit eingefunden da so wohl reich und Armmen Viele 100 Ver­storben, kein Medicus hat ergründten können wie dem Zu wieder stehen Sie hat sich mit Hauptwehe angefangen und dan mit Hiz und Frost. In unseren Armen Hauß und auß den Almosen und bey 70 Persohnen Verstorben und Leuthe die Lebens Mittel gehabt sind eben so wohl als die Armen gleichfalls den Weeg alles Fleisches gegangen daß man die Leichen Predigten Zum öffteren 4. 5. auch 8 tag aufschieben müßen der Nacht Leichen gar nicht zu gedenken, so sind öfters Menschen auf Schubkarren im Kirchhoff geführt und ohne Thruen hingelegt worden. Die Gemeinde hat den Kirchhoff hinten mit Sandt überführen laßen dem Schulmeister und Mößner auch sogar dem Pfarrer ihre Gärtlein einhauen laßen, um besser Plaz zur Begräbtniß der Todten." (Aus Gruber's Tagebuch.)

1772 Der Kirchhof reichte bei weitem nicht mehr aus. Man war bereits gezwungen, in einem Grab fünf Särge aufeinander zu stellen. Bei der damals herrschenden Typhus-Epidemie wur­ den die Leichen wieder in Säcken auf den Friedhof gebracht; der Todtengräber konnte kaum mehr Raum finden, weshalb die Beerdigungen zur Nachtzeit vorgenommen wurden, wobei man einfach mit einer Glocke ein Zeichen gab. Von dieser Zeit stammen die sogenannten Beisetzleichen. 559) — In diesem Jahre wurde Dupuy als Lehrer der französischen Sprache angestellt mit 52 fl. Gehalt und freier Wohnung. 560) — Die Gold- und Silber-, Galanterie-Arbeiter, Draht- und Uhrgehäusemacher be­gründeten, 36 an der Zahl, ein domprobsteiliches Gewerbe und zwar befaßten sich davon fünf mit ordinären Gold - und Silber­ arbeiten, sechs bis acht mit Uhrgehäusen, die übrigen mit Ga­lanterie- und Juwelenarbeit. Unter letzteren wurden die Ans­bacher Hofjuweliere Eckart und Geißelbrecht für die besten ge­halten; die jüdischen Gebrüder Hänlein dagegen waren die stärksten Juwelenhändler. 561) — Am 28. August warfen hiesige Taglöhnersleute ihr krankes Kind in ein offenes Grab, worin