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Fürth hatte mehrere Rabbiner, und so war der Oberrabbiner (ABD - Av Bet Din) Vorsitzender der Rabbinatsgerichts und damit oberster Lehrer und Richter der Jüdischen Gemeinde. | Fürth hatte mehrere Rabbiner, und so war der Oberrabbiner (ABD - Av Bet Din) Vorsitzender der Rabbinatsgerichts und damit oberster Lehrer und Richter der Jüdischen Gemeinde. |
Version vom 3. Februar 2013, 00:55 Uhr
In Fürth gab es mehrere Synagogen (jiddisch "Schul", hebr. "Beth ha knesset" - "Haus der Versammlung").
Geschichte
Auf dem "Schulhof", zwischen Königstraße und Mohrengasse, dem Zentrum der Jüdischen Gemeinde gab es mit der Zeit alleine vier Synagogen:
Die "Altschul" , von 1617 (Gotischer Steinbau) war die erste Synagoge in Fürth. Sie wurde im November 1938, wie die meisten anderen Synagogen in Fürth, komplett zerstört und die Ruine dann abgerissen.
Als die jüdische Gemeinde in Fürth sehr schnell wuchs, wurde 1697 südlich der "Altschul" die "Neuschul", ein über einem Quadersockel erreichteter zweigeschossiger Fachwerkbau, erbaut. Neben dem Gottesdienstraum, der sich über den ersten Stock und das Dachgeschoss erstreckte, beherbergte sie auch Wohnräume sowie eine Mikwe im Keller. Sie fiel ebenfalls im November 1938 dem Nazi-Terror zu Opfer.
Auf dem "Schulhof" gab es des weiteren noch die Klausschul von 1708 und die Mannheimerschul von 1896.
Durch Vernichtung und Neubebauung erinnert heute an den "Schulhof" nur noch ein Denkmal in der Geleitgasse, von Kunihiko Kato, aus dem Jahr 1986.
Im Lauf der langen Geschichte der Jüdischen Gemeinde Fürths gab es etliche weitere Synagogen.
Einige von ihnen wurden als private Stiftungen ins Leben gerufen, als älteste die "Eisik-Schul" ("Schneiorsche Schul"). Als weitere Stiftungen die "Bärmann-Fränkelsche Schul" ("Klaus"), die "Gabrielschul", die "Waisenschul" und die "Rindskopfsche Schul". Aufgrund der staatlich angeordneten Zentralisierung des Kultus verfügte der Stadtmagistrat in den 1830er Jahren die Schließung der Stiftungssynagogen bzw. beschränkt die Gebete auf die "einfache Hausandacht". Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hielten die Vereine "Bikur Cholim" (Krankenunterstützungsverein) und "Auhawe Tauroh" (Verein zur Pflege des Torastudiums) sowie einige kleinere andere Gruppierungen Gottesdienste in verschiedenen angemieteten Räumen ab. Die Synagoge von "Auhawe Tauroh" in der Moststraße 10 wurde in der Pogromnacht 1938 zerstört. Auch das jüdische Krankenhaus hatte seine eigene "Krankenhausschul".
Auch in Unterfarrnbach gabe es von der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine Synagoge. Nach dem Wegzug der jüdischen Familien wurde das Gebäude verkauft.
Auch die US-Armee hatte in der Südstadt, in der Darby Kaserne, seit den 1960er Jahren bis 1996 für den Standort ihre eigene Synagoge - "Jewish Chapel".
Aber nur die Waisenschul, die Synagoge des jüdischen Waisenhauses Fürth, überstand als einzige den Nazi-Terror und dient heute wieder der jüdischen Gemeinde Fürth als Gemeindesynagoge.
Ober- und Gemeinderabbiner von Fürth
("Kehilla Keduscha Fiorda" [dt. "Heiligen Gemeinde Fürth"])
- (Aron Schmuel Kremnitz)
- 1607 - 1628 Simson Ben Joseph
- 1628 - 1632 Schabatai Scheftel Horovitz (* 1592, + 1660)
- 1657 - 1660 Menachem Man Ben Mose
- 1660 - 1667 Aron Samuel Kaydanover
- 1670 - 1683 Meir Ben Ascher (* 1599 in Fürth, + 1683 in Fürth)
- 1683 - 1691 Wolf Butschatscher
- 1691 - 1694 Samuel aus Woydyseaw
- 1694 - ? Mose Wolf
- 1700 Elieser Heilbronn
- (1700 - 1708 Bermann Fränkel; nie offiziell Ober-Rabbiner von Fürth)
- 1710 - 1746 Baruch Rapaport
- 1748 - 1762 David Strauss
- 1764 - 1776 Josef Steinhardt
- 1778 - 1785 Hirsch Josef Janow
- 1779 - 1819 Meschullam Salman Kohn
- 1819 - 1831 kein Oberrabbiner
- 1831 - 1873 Dr. Isaak Loewi
- 1875 - 1922 Dr. Jakob Immanuel Neubürger (ab 1871 Rabbinatsverweser)
- 1922 - 1942 Dr. Siegfried Behrens
- 1945 - 1970 David Spiro
- ?
- ? Schlomo Appel
- 1996 - 2002 Netanel Wurmser
- 2003 - 2006 Yakov Harety
- seit 2006 Shlomo Wurmser
- David Geballe
Fürth hatte mehrere Rabbiner, und so war der Oberrabbiner (ABD - Av Bet Din) Vorsitzender der Rabbinatsgerichts und damit oberster Lehrer und Richter der Jüdischen Gemeinde.
Rabbiner werden von der Gemeinde frei gewählt, und so kam es auch zu längerer Vakanz der Rabbinerstelle.
Literatur
- Bernhard Purin (Hrsg.): Buch der Erinnerung. Das Wiener Memorbuch der Fürther Klaus-Synagoge. Dieser Katalog erschien zur gleichnamigen Ausstellung des Jüdischen Museums Franken im Jüdischen Museum der Stadt Wien vom 20. Januar bis 7. März 1999. Fürth; Schnaittach: Jüdisches Museum Franken, 1999, 60 S., ISBN 3-9805388-6-9
- Monika Berthold-Hilpert: Synagogen in Fürth. Einladung zu einem Rundgang. Hrsg.: Jüdisches Museum Franken Fürth & Schnaittach. Haigerloch: Medien und Dialog, Schubert, 2000, 18 S., ISBN 3-933231-12-4
- Alexander Mayer: Die Juden in Fürth - Schlaglichter 1792-1914. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 34, 2000 - im Netz
- Monika Berthold-Hilpert: Die Ausstellung „Synagogen in Fürth“ im Jüdischen Museum Franken in Fürth. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 35, 2001 - im Netz
- Barbara Eberhardt / Frank Purrmann: Art. Fürth, in: Mehr als Steine ... Synagogen-Gedenkband Bayern, Band II: Mittelfranken, Lindenberg 2010, S. 266-333.
Siehe auch
Weblinks
- Rolf Wolle: Die Synagoge von Fürth. Fürth, 2007 - im Netz
- Jüdische Fürther - ein Projekt von Gisela Naomi Blume