1880: Unterschied zwischen den Versionen

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==Fronmüllerchronik==
==Fronmüllerchronik==
:''Sonnabend den 3. Januar wurde die Oper „Rigoletto“ gegeben. [...]. Eugen Oberdorfer, Bankier, seit 5. Januar. [...]. Die Volksküche, welche sich eines immer größeren Zuspruches erfreut, gab im Januar 14,701 Portionen Suppen ab. - Am 6. Febr. starb dahier der Besitzer des Hotels [[zur Eisenbahn]], [[Paul Alexander Reindel]]. Nach seinem Tode führte dessen Wittwe die Wirthschaft fort bis zum Juli [[1882]], wo B. Theod. Andrä diesselbe übernahm. Gründer des Hotels war J. Jakob Reindel, Alexanders's Vater, gewesen. [...]. In der Magistratssitzung vom 19. Februar wurde die Erbauung eines neuen Schulhauses, auch für den Fall, daß die Realschule in dem Flügel des Volksschulgebäudes in der [[Hirschengasse]] verbleiben sollte, beschlossen, ferner die Erbauung eines neuen Turnsaales. - Der hiesige [[Gewerbverein]] hat die Spielwaarenverfertiger in Fürth auf die großen Nachtheile aufmerksam gemacht, welche ihrer Fabrikation in Frankreich drohen, wenn sie sich nicht entschließen, der noch so häufig üblichen Anwendung von Giftstoffen bei Herstellung ihrer Farben zu entsagen. [...]. Der berühmte Naturforscher Dr. Brehm hielt am 8. März im ornithologischen Vereine vor einem äußerst zahlreichen Publikum im [[Weißengarten]] unter reichem Beifalle einen Vortrag über „Unsere Zugvögel in der Fremde und unterwegs“, ebenso am 13. März im Reindessaale über „Eine Reise durch Sibirien“. - Vom 13. bis 16. März fand im Weißengarten die vom ornithologischen Vereine veranstaltete III. Vogel- und Geflügelausstellung statt [...]. Als Kuriosum ist hiebei eine lebende Schneegans zu erwähnen. - Dr. Langhans, Königl. Chemielehrer an der Realschule, erhielt von der Königl. Regierung den Auftrag, seine rühmlich bekannten Krystallmodelle nach Melbourne zur Ausstellung zu senden. [...]. Der Magistrat beschloß am 18. März die Einführung der obligatorischen Trichinenschau in hiesiger Stadt mit dem Beginne am Eröffnungstage des Schlachthauses. - Am 22. und 23. März gab Prof. A. v. Karlowsky im hiesigen Stadttheater eine Vorstellung mit seinem Riesen-Wandel-Diorama. [...]. Am 24. März machten 18 hiesige Schweinemetzger bekannt, daß sie von nun an sämmtliche bei ihnen geschlachtete Schweine, sowie auch Rohwurst und geräucherte Schinken auf Trichinen untersuchen lassen. [...]. Sonntag den 28. März wurde Fabrikant und Hoflieferant [[Georg Ziegele]], Vorstandsmitglied des Bürgervereins unter zahlreicher Theilnahme des Publikums beerdigt. [...]. Dem seitherigen Konsularagenten der Vereinigten Staaten Nordamerikas John B. Gartenmann aus Chicago, der seit Anfang des Monats März aus seinem Wirkunskreise schied, wurde am 21. April ein [...] Abschiedsschreiben übersendet [...]. An seine Stelle als Konsularagent kam Friedrich Hirschmann, Bürger der Vereinigten Staaten. [...]. Bezüglich der neuen [[Friedhof|Friedhofsanlage]] wurde im Magistrate am 29. April Folgendes beschlossen: 1. Das gesammte von der Gemeinde [[Ronhof]] erkaufte Areal ist, ohne Abtrennung eines Raumes für einen besonderen israelitischen Friedhof, zu einem allgemeinen städtischen Friedhof zu bestimmen. 2. Auf dem alten Kirchhofe dürfen, vom Tage der Eröffnung des neuen an, Gemeindegräber nicht mehr eröffnet, Familiengräber nicht mehr verliehen werden. Letztere dürfen bis zur völligen Schließung des seitherigen Friedhofes noch benutzt werden, wenn in der Familie des Besitzers ein Todesfall eintritt und der Verstorbene in das betreffende Grab kommt. 3. Die vollständige Schließung des seitherigen Friedhofes hat längstens 25 Jahre nach dem Tage der Eröffnung des neuen zu erfolgen, unabbrüchig der Anordnung allenfalliger früherer Schließung aus sanitätischen und sonstigen zwingenden Gründen. 4. Jedem Besitzer eines Familiengrabes auf dem alten Friedhofe wird, wenn er innerhalb dreier Jahre, vom Tage der Eröffnung des neuen an, darauf Verzicht leistet, ein Grab auf dem neuen unentgeltlich angewiesen. Den Umtauschenden wird das Recht eingeräumt, das alte Grab noch 25 Jahre lang zu pflegen. Dieses Recht erlischt jedoch, wenn während zweier Jahre die Pflege unterlassen wird. - In Betreff der auf dem neuen Friedhof zu errichtenden Gebäude wurde am 4. Mai vom Magistrate beschlossen, daß die Leichenhalle in der Mitte des Friedhofes erbaut und mit einer von Säulen getragenen Vorhalle mit Sektionszimmer, Todtengräberswohnung, Geschäftszimmer und der Leichensaal mit 16 Bahren ausgestattet werde, so wie auch, daß mit Rücksicht auf die Leichenverbrennung ein Columbarium zu errichten sei. - Die Kosten, welche (einschließlich der Zufuhrstraße) auf 135,000 M. veranschlagt sind, sollen auf die Erträgnisse des Getreide- und Mehlaufschlages berechnet werden. [...]. Am 1. Juni war im Glassalon der Popp'schen Wirthschaft eine vorbereitende Versammlung der Komitémitglieder zur festlichen Begehung der Wittelsbachfeier. [...]. Am 24. Juni wurde vom Magistrat beschlossen, auf dem [[Helmplatz|Helmplatze]] ein neues Schulhaus mit 12 Schulsälen zu errichten und die Kosten auf die Bieraufschlagskasse zu übernehmen. [...]. Als Specialarzt für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten ließ sich hier nieder Dr. David Mannheimer. - Am 30. Juni Abends ertrank der 9jährige Sohn des Drechslermeisters Anrdeas Tiefel bei dem Baden in der [[Rednitz]]. - Ein  vom „Liederkranz Fürth“ arrangirtes Sängerfest [...] wurde am 30. Juni abgehalten. [...]. Dr. [[Wilhelm Königswarter]] in München hat für die Kgl. Musikschule daselbst einen Ehrenpreis für dramatischen Gesang und Komposition gestiftet, mit der Bestimmung, daß Musikschüler- oder Schülerinnen, welche aus Fürth gebürtig sind, bei übrigens gleicher Befähigung und gleichen Leistungen, das Vorrecht vor den übrigen Bewerbern genießen sollen. [...]. Die Jubiläumsfeier der 700jährigen Regierung des Wittelsbacher Regentenhauses wurde am 22. Juni im festlich geschmückten Saale des Weißengartens von den Lehrern und Schülern der Kgl. Realschule begangen [...]. Auch in der israelit. Bürgerschule wurde durch Direktor Dr. Dessau eine erhebende patriotische Feier des Wittelsbacher Festes abgehalten. [...]. Der Magistratsbeschluß für Unterbringung der Realschule in dem in der [[Hirschengasse]] befindlichen Flügel des Volksschulgebäudes wurde am 27. Juli vom Kollegium der Gemeindebevollmächtigten genehmigt. [...]. Am 12. August wurde von Ingenieur Thiem über den ersten Theil seiner Vorarbeiten, Untersuchung der Terrainverhältnisse bezüglich der Wasserversorgung in der Magistratsstitzung Bericht erstattet, welcher dahin lautete, daß im Rednitzthale ein in Betracht zu ziehender selbstständiger Grundwasserstrom nicht vorhanden sei. Das vorhandene Grundwasser sei ein Filtrat von Rednitzwasser; so lange der Fluß in seinem gegenwärtigen Zustande bleibe, seien alle Vorbedingungen für bleibende Filtration gegeben. Beeinflußt werde die Beschaffenheit des Wassers durch Behandlung der umliegenden Wiesen mit Dünger; doch wäre dem abzuhelfen, wenn die betreffenden Wiesen in den Besitz der Stadt gebracht würden. Daran reihte sich der Vorschlag, es wolle mit den Vorarbeiten weiter vorangegangen werden durch Anlage und Bewirthschaftung eines Versuchbrunnens. Der Magistrat beschloß hierauf, den Professor Dr. Hilger zu einem Gutachten über die Brauchbarkeit des Wassers und den Oberbergdirektor Dr. Gümbel zu einer Aeußerung über den Thiemschen Bericht und den Stand der Sache zu veranlassen. - Am 18. August wurde der von Baumeister Evora und Meyer am Ronhöfer Weg erbaute Sommerkeller eröffnet. [...]. In der Wasserversorgungsangelenheit sprach sich Prof. Dr. Hilger in seinem Gutachten über das von ihm untersuchte Wasser dahin aus, daß dasselbe, ein Filtrat des Rednitzwassers, hinsichtlich seiner Temperaturverhältnisse nicht zu beanstanden sei, daß es aber wegen seiner chemischen Beschaffenheit als Trinkwasser nicht empfehlenswerth erscheine. Das Doppelfest des 700jährigen Regierungsjubiläums des bayerischen Königshauses und des Geburts- und Namenstages des Königs wurde am 25. Aug., von prachtvollem Wetter begünstigt, abgehalten. [...]. Um 1 Uhr war Festdiner in Reindel's Hotel, wobei Bürgermeister Langhans die Toastrede hielt, [...]. Um 3 Uhr marschirten die beiden Veteranenvereine unter Musik in den Hohlwegsgarten, wo Vorstand Krauß in einer herzlichen Ansprache seinen patriotischen Gefühlen Ausdruck gab [...]. Von 4 Uhr an bis 10 Uhr Abends war Musikproduktion in der englischen Anlage und am späteren Abend festliche Beleuchtung derselben. [...]. Am 31. August wurde einer unserer besten und wackersten Mitbürger, [[Kaufmann]] [[Emil Rosenthal]] unter allgemeiner Trauer beerdigt. Er war, 54 Jahre alt, nach kurzer Krankheit, am Vorabend seiner silbernen Hochzeit, aus dem Leben geschieden. [...]. Die vielen Ehrenämter, die er bekleidete, bezeugen, daß er auch überall, wo ihm ein Amt anvertraut war, dasselbe auf das Gewissenhafteste ausfüllte. [...]. In einer am 4. September Abend abgehaltenen Versammlung beschlossen die hiesigen Metallschlägergehilfen, von ihren Meistern eine Reduktion der Arbeitszeit zu verlangen. [...]. Auf Anordnung der Königl. Regierung wurden vom Magistrate über die Frage, ob durch die Hopfenschwefeldörren die Nachbarn erheblich beschädigt oder an ihrer Gesundheit gefährdet werden, umfassende Erhebungen gepflogen. [...]. Das Gutachten des ärztlichen Vereines geht dahin, es sei ihm kein Fall bekannt, daß irgend Jemand durch die den Hopfendörren entweichenden Dämpfe Schaden an seiner Gesundheit erlitten habe [...]; daß die Schwefeldörren älteren Systems zwar Belästigungen veranlassen können, und auch den Arbeiter nicht genügend schützen; daß aber das Puscher-Kämerer'sche System dieser Vorwurf nicht treffe. [...]. Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten beschloß, den Antrag an den Magistrat zu stellen, derselbe wolle unter Aufhebung seines Beschlusses vom 4. Sept. mit dem Tage der Eröffnung des Schlachthauses die obligatorische Untersuchung der geschlachteten Schweine einführen und beschließen, daß die Gebühren Jene zu tragen haben, welchen die Verpflichtung obliegt, die Schau vornehmen zu lassen. Der [[Magistrat]] ging auf diesen Antrag ein. - Leopold und [[Sigmund Büchenbacher]], Spiegelfabrikanten, errichten eine [[Spiegelfabrik]] mit Belege, [[Gebhardtstraße]] Nr. 3. [...]. Der dem Magistrate am 21. Oktober vom Verschönerungsverein  vorgelegte Plan zur Umwandlung des Schießangers in eine Anlage wurde mit Stimmenmehrheit genehmigt. - Das Komité zur Errichtung eines Kriegerdenkmals hat beschlossen, von der Erwerbung der am Rathhauseingange angebrachten Bronzetafel Umgang zu nehmen, ein eigenes Monument zu errichten, und den Magistrat um Ueberlassung eines geeigneten Paltzes zu ersuchen. Der Beschluß des Magistrates lautete dahin, daß unter Vorbehalt der besonderen Genehmigung eines vorzulegenden detailirten Planes zur Aufstellung des Monuments ein Platz auf dem Hallplatze anzuweisen sei, unter der Bedingung, daß das Monument in das Eigenthum der Gemeinde übergeht, welche auch auch für die Erhaltung sorgen wird, ohne jedoch hiezu eine rechtliche Verpflichtung zu übernehmen. Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten trat diesem Beschlusse mit 15 egen 14 Stimmen bei. [...]. Die Dienstesinstruktion für die Mikroskopiker im Schlachthause wurde im Magistrate am 4. Nov. durchberathen und genehmigt. Nach derselben sind acht geprüfte Mikroskopiker anzustellen, [...]. Am 10. Nov. wurde „Figaro's Hochzeit“ im Stadttheater aufgeführt. [...]. Eine vom [[Kaufmann]] [[Gebhardt]] der Stadt vermachte Gemäldesammlung wurde durch eine magistratische Kommission aufgenommen; nach deren Aufzeichnung umfaßt die Sammlung 142 Nummern und repräsentiert einen Werth von 1450 Mark. Es wurde vom Magistrate beschlossen, die Bilder so lange im Hause des Testators zu belassen, bis ein geeignetes Lokal im Rathhause dafür parat gestellt ist. Auf Antrag des Rathes Lieser erhoben sich die Magistratsmitglieder von ihren Sitzen zum ehrenden Andenken an Gebhardt, der durch dieses Vermächtniß den Grund zu einer städtischen Gemäldesammlung legte. - Am 9. Dez. waren 25 Jahre, daß Rektor Brunotte an der Kgl. Realschule als Lehrer thätig ist. [...]. Dem Magistratsvorstande war von Berlin aus eine [[Wikipedia:Antisemitenpetition|Anitsemiten-Petition]] mit dem Ersuchen zugesendet, im Sinne derselben thätig zu sein und deren Versehung mit Unterschriften zu fördern. In der Magistratsstitzung vom 16. Dez. gab [[Bürgermeister]] Langhans die Erklärung ab, daß er diese freche Zumuthung, für diese Petition thätig zu sein, mit aller Entschiedenheit und Entrüstung zurückweise. Das Magistratskollegium erhob sich zum Zeichen der Zustimmung von den Sitzen. - Der Oberlehrer an der hiesigen israelitischen Bürgerschule, Dr. Bloch, hat einen Ruf als Professor und Direktor an das mit dem kaiserlichen Lyceum verbundene Rabbinerseminar für Elsaß- Lothringen in Colmar erhalten, hat denselben jedoch zu Gunsten seiner gegenwärtigen Stellung abgelehnt, was dankbar anerkannt wurde. - Das Gasthaus, [[Hotel Union]] genannt, Friedrichstr. Nr. 23 kam in diesem Jahre in Besitz der [[Baumeister]] [[Evora]] und Meyer. - Jul. Wilhelm Scheuer, [[Konditor]], erkauft das Haus Nr. 29 der Weinstr. und richtet daselbst einen brillanten Laden ein. - Am 22. Dez. verunglückte in dem Metallstampfwerke des [[Paul Häberl]] in der Förster'schen Mühle die dort beschäftigte 22jährige Arbeiterin Wilhelmine Preu von hier [...]. - Um dem Publikum Gelegenheit zu geben, Einsicht von den Schlachthauslokalitäten zu nehmen, so wurden dieselben am Sonntag den 26. und Montag den 27. Dezember dem allgemeinen Besuche geöffnet. - Vom Kollegium der Gemeindebevollmächtigten wurde am 30. Dez. dem Magistratsbeschlusse, an die israelitische Kultusgemeinde 5 Tagwerk Areal im Ronhöfer Wald zur Anlegung eines israelitischen Friedhofes um den Preis von 6000 M. (1200 pro Tagwerk) abzulassen, die Zustimmung ertheilt. - N. [[Wiederer]]'s Glasschleiferei und Spiegelfabrik wird um diese Zeit in ein neuerbautes Fabrikgebäude Nr. 30 am Leyer Weg verlegt. Die Fabrik wurde von der Industrieausstellung in Philadelphia und der bayer. Landesindustrieausstellung in Nürnberg prämiirt. Lokalstatistik. Das Fürther Stadtgebiet erfuhr eine Vergrößerung dadurch, daß die zur Anlage eines neuen Friedhofes erworbenen Waldflächen durch Entschließung des Kgl. Staatsministeriums d. I. vom Gemeindebezirk [[Ronhof]] losgetrennt und dem Gemeindebezirk Fürth zugetheilt wurden. - Die Volkszählung vom 1. Dez. 1880 lieferte folgendes Resultat: Zahl der Haushaltungen 7,075 [...] Ortsanwesende Bevölkerung 31,063 [...] Wohnbevölkerung 30,977 [...]. An neuen Stiftungen sind angefallen: die Meier und Rosette Nathan'sche Stiftungen mit 30,000 M., die Süßlein Ellern'sche Familienstiftung mit 43,000 M. [...].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 519 - 536</ref>
:''Sonnabend den 3. Januar wurde die Oper „Rigoletto“ gegeben. [...]. Eugen Oberdorfer, Bankier, seit 5. Januar. [...]. Die Volksküche, welche sich eines immer größeren Zuspruches erfreut, gab im Januar 14,701 Portionen Suppen ab. - Am 6. Febr. starb dahier der Besitzer des Hotels [[zur Eisenbahn]], [[Paul Alexander Reindel]]. Nach seinem Tode führte dessen Wittwe die Wirthschaft fort bis zum Juli [[1882]], wo B. Theod. Andrä diesselbe übernahm. Gründer des Hotels war J. Jakob Reindel, Alexanders's Vater, gewesen. [...]. In der Magistratssitzung vom 19. Februar wurde die Erbauung eines neuen Schulhauses, auch für den Fall, daß die Realschule in dem Flügel des Volksschulgebäudes in der [[Hirschengasse]] verbleiben sollte, beschlossen, ferner die Erbauung eines neuen Turnsaales. - Der hiesige [[Gewerbverein]] hat die Spielwaarenverfertiger in Fürth auf die großen Nachtheile aufmerksam gemacht, welche ihrer Fabrikation in Frankreich drohen, wenn sie sich nicht entschließen, der noch so häufig üblichen Anwendung von Giftstoffen bei Herstellung ihrer Farben zu entsagen. [...]. Der berühmte Naturforscher Dr. Brehm hielt am 8. März im ornithologischen Vereine vor einem äußerst zahlreichen Publikum im [[Weißengarten]] unter reichem Beifalle einen Vortrag über „Unsere Zugvögel in der Fremde und unterwegs“, ebenso am 13. März im Reindessaale über „Eine Reise durch Sibirien“. - Vom 13. bis 16. März fand im Weißengarten die vom ornithologischen Vereine veranstaltete III. Vogel- und Geflügelausstellung statt [...]. Als Kuriosum ist hiebei eine lebende Schneegans zu erwähnen. - Dr. Langhans, Königl. Chemielehrer an der Realschule, erhielt von der Königl. Regierung den Auftrag, seine rühmlich bekannten Krystallmodelle nach Melbourne zur Ausstellung zu senden. [...]. Der Magistrat beschloß am 18. März die Einführung der obligatorischen Trichinenschau in hiesiger Stadt mit dem Beginne am Eröffnungstage des Schlachthauses. - Am 22. und 23. März gab Prof. A. v. Karlowsky im hiesigen Stadttheater eine Vorstellung mit seinem Riesen-Wandel-Diorama. [...]. Am 24. März machten 18 hiesige Schweinemetzger bekannt, daß sie von nun an sämmtliche bei ihnen geschlachtete Schweine, sowie auch Rohwurst und geräucherte Schinken auf Trichinen untersuchen lassen. [...]. Sonntag den 28. März wurde Fabrikant und Hoflieferant [[Georg Ziegele]], Vorstandsmitglied des Bürgervereins unter zahlreicher Theilnahme des Publikums beerdigt. [...]. Dem seitherigen Konsularagenten der Vereinigten Staaten Nordamerikas John B. Gartenmann aus Chicago, der seit Anfang des Monats März aus seinem Wirkunskreise schied, wurde am 21. April ein [...] Abschiedsschreiben übersendet [...]. An seine Stelle als Konsularagent kam Friedrich Hirschmann, Bürger der Vereinigten Staaten. [...]. Bezüglich der neuen [[Friedhof|Friedhofsanlage]] wurde im Magistrate am 29. April Folgendes beschlossen: 1. Das gesammte von der Gemeinde [[Ronhof]] erkaufte Areal ist, ohne Abtrennung eines Raumes für einen besonderen israelitischen Friedhof, zu einem allgemeinen städtischen Friedhof zu bestimmen. 2. Auf dem alten Kirchhofe dürfen, vom Tage der Eröffnung des neuen an, Gemeindegräber nicht mehr eröffnet, Familiengräber nicht mehr verliehen werden. Letztere dürfen bis zur völligen Schließung des seitherigen Friedhofes noch benutzt werden, wenn in der Familie des Besitzers ein Todesfall eintritt und der Verstorbene in das betreffende Grab kommt. 3. Die vollständige Schließung des seitherigen Friedhofes hat längstens 25 Jahre nach dem Tage der Eröffnung des neuen zu erfolgen, unabbrüchig der Anordnung allenfalliger früherer Schließung aus sanitätischen und sonstigen zwingenden Gründen. 4. Jedem Besitzer eines Familiengrabes auf dem alten Friedhofe wird, wenn er innerhalb dreier Jahre, vom Tage der Eröffnung des neuen an, darauf Verzicht leistet, ein Grab auf dem neuen unentgeltlich angewiesen. Den Umtauschenden wird das Recht eingeräumt, das alte Grab noch 25 Jahre lang zu pflegen. Dieses Recht erlischt jedoch, wenn während zweier Jahre die Pflege unterlassen wird. - In Betreff der auf dem neuen Friedhof zu errichtenden Gebäude wurde am 4. Mai vom Magistrate beschlossen, daß die Leichenhalle in der Mitte des Friedhofes erbaut und mit einer von Säulen getragenen Vorhalle mit Sektionszimmer, Todtengräberswohnung, Geschäftszimmer und der Leichensaal mit 16 Bahren ausgestattet werde, so wie auch, daß mit Rücksicht auf die Leichenverbrennung ein Columbarium zu errichten sei. - Die Kosten, welche (einschließlich der Zufuhrstraße) auf 135,000 M. veranschlagt sind, sollen auf die Erträgnisse des Getreide- und Mehlaufschlages berechnet werden. [...]. Am 1. Juni war im Glassalon der Popp'schen Wirthschaft eine vorbereitende Versammlung der Komitémitglieder zur festlichen Begehung der Wittelsbachfeier. [...]. Am 24. Juni wurde vom Magistrat beschlossen, auf dem [[Helmplatz|Helmplatze]] ein neues Schulhaus mit 12 Schulsälen zu errichten und die Kosten auf die Bieraufschlagskasse zu übernehmen. [...]. Als Specialarzt für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten ließ sich hier nieder Dr. David Mannheimer. - Am 30. Juni Abends ertrank der 9jährige Sohn des Drechslermeisters Anrdeas Tiefel bei dem Baden in der [[Rednitz]]. - Ein  vom „Liederkranz Fürth“ arrangirtes Sängerfest [...] wurde am 30. Juni abgehalten. [...]. Dr. [[Wilhelm Königswarter]] in München hat für die Kgl. Musikschule daselbst einen Ehrenpreis für dramatischen Gesang und Komposition gestiftet, mit der Bestimmung, daß Musikschüler- oder Schülerinnen, welche aus Fürth gebürtig sind, bei übrigens gleicher Befähigung und gleichen Leistungen, das Vorrecht vor den übrigen Bewerbern genießen sollen. [...]. Die Jubiläumsfeier der 700jährigen Regierung des Wittelsbacher Regentenhauses wurde am 22. Juni im festlich geschmückten Saale des Weißengartens von den Lehrern und Schülern der Kgl. Realschule begangen [...]. Auch in der israelit. Bürgerschule wurde durch Direktor Dr. Dessau eine erhebende patriotische Feier des Wittelsbacher Festes abgehalten. [...]. Der Magistratsbeschluß für Unterbringung der Realschule in dem in der [[Hirschengasse]] befindlichen Flügel des Volksschulgebäudes wurde am 27. Juli vom Kollegium der Gemeindebevollmächtigten genehmigt. [...]. Am 12. August wurde von Ingenieur Thiem über den ersten Theil seiner Vorarbeiten, Untersuchung der Terrainverhältnisse bezüglich der Wasserversorgung in der Magistratsstitzung Bericht erstattet, welcher dahin lautete, daß im Rednitzthale ein in Betracht zu ziehender selbstständiger Grundwasserstrom nicht vorhanden sei. Das vorhandene Grundwasser sei ein Filtrat von Rednitzwasser; so lange der Fluß in seinem gegenwärtigen Zustande bleibe, seien alle Vorbedingungen für bleibende Filtration gegeben. Beeinflußt werde die Beschaffenheit des Wassers durch Behandlung der umliegenden Wiesen mit Dünger; doch wäre dem abzuhelfen, wenn die betreffenden Wiesen in den Besitz der Stadt gebracht würden. Daran reihte sich der Vorschlag, es wolle mit den Vorarbeiten weiter vorangegangen werden durch Anlage und Bewirthschaftung eines Versuchbrunnens. Der Magistrat beschloß hierauf, den Professor Dr. Hilger zu einem Gutachten über die Brauchbarkeit des Wassers und den Oberbergdirektor Dr. [[wikipedia:Carl Wilhelm von Gümbel|Gümbel]] zu einer Aeußerung über den Thiemschen Bericht und den Stand der Sache zu veranlassen. - Am 18. August wurde der von Baumeister Evora und Meyer am Ronhöfer Weg erbaute Sommerkeller eröffnet. [...]. In der Wasserversorgungsangelenheit sprach sich Prof. Dr. Hilger in seinem Gutachten über das von ihm untersuchte Wasser dahin aus, daß dasselbe, ein Filtrat des Rednitzwassers, hinsichtlich seiner Temperaturverhältnisse nicht zu beanstanden sei, daß es aber wegen seiner chemischen Beschaffenheit als Trinkwasser nicht empfehlenswerth erscheine. Das Doppelfest des 700jährigen Regierungsjubiläums des bayerischen Königshauses und des Geburts- und Namenstages des Königs wurde am 25. Aug., von prachtvollem Wetter begünstigt, abgehalten. [...]. Um 1 Uhr war Festdiner in Reindel's Hotel, wobei Bürgermeister Langhans die Toastrede hielt, [...]. Um 3 Uhr marschirten die beiden Veteranenvereine unter Musik in den Hohlwegsgarten, wo Vorstand Krauß in einer herzlichen Ansprache seinen patriotischen Gefühlen Ausdruck gab [...]. Von 4 Uhr an bis 10 Uhr Abends war Musikproduktion in der englischen Anlage und am späteren Abend festliche Beleuchtung derselben. [...]. Am 31. August wurde einer unserer besten und wackersten Mitbürger, [[Kaufmann]] [[Emil Rosenthal]] unter allgemeiner Trauer beerdigt. Er war, 54 Jahre alt, nach kurzer Krankheit, am Vorabend seiner silbernen Hochzeit, aus dem Leben geschieden. [...]. Die vielen Ehrenämter, die er bekleidete, bezeugen, daß er auch überall, wo ihm ein Amt anvertraut war, dasselbe auf das Gewissenhafteste ausfüllte. [...]. In einer am 4. September Abend abgehaltenen Versammlung beschlossen die hiesigen Metallschlägergehilfen, von ihren Meistern eine Reduktion der Arbeitszeit zu verlangen. [...]. Auf Anordnung der Königl. Regierung wurden vom Magistrate über die Frage, ob durch die Hopfenschwefeldörren die Nachbarn erheblich beschädigt oder an ihrer Gesundheit gefährdet werden, umfassende Erhebungen gepflogen. [...]. Das Gutachten des ärztlichen Vereines geht dahin, es sei ihm kein Fall bekannt, daß irgend Jemand durch die den Hopfendörren entweichenden Dämpfe Schaden an seiner Gesundheit erlitten habe [...]; daß die Schwefeldörren älteren Systems zwar Belästigungen veranlassen können, und auch den Arbeiter nicht genügend schützen; daß aber das Puscher-Kämerer'sche System dieser Vorwurf nicht treffe. [...]. Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten beschloß, den Antrag an den Magistrat zu stellen, derselbe wolle unter Aufhebung seines Beschlusses vom 4. Sept. mit dem Tage der Eröffnung des Schlachthauses die obligatorische Untersuchung der geschlachteten Schweine einführen und beschließen, daß die Gebühren Jene zu tragen haben, welchen die Verpflichtung obliegt, die Schau vornehmen zu lassen. Der [[Magistrat]] ging auf diesen Antrag ein. - Leopold und [[Sigmund Büchenbacher]], Spiegelfabrikanten, errichten eine [[Spiegelfabrik]] mit Belege, [[Gebhardtstraße]] Nr. 3. [...]. Der dem Magistrate am 21. Oktober vom Verschönerungsverein  vorgelegte Plan zur Umwandlung des Schießangers in eine Anlage wurde mit Stimmenmehrheit genehmigt. - Das Komité zur Errichtung eines Kriegerdenkmals hat beschlossen, von der Erwerbung der am Rathhauseingange angebrachten Bronzetafel Umgang zu nehmen, ein eigenes Monument zu errichten, und den Magistrat um Ueberlassung eines geeigneten Paltzes zu ersuchen. Der Beschluß des Magistrates lautete dahin, daß unter Vorbehalt der besonderen Genehmigung eines vorzulegenden detailirten Planes zur Aufstellung des Monuments ein Platz auf dem Hallplatze anzuweisen sei, unter der Bedingung, daß das Monument in das Eigenthum der Gemeinde übergeht, welche auch auch für die Erhaltung sorgen wird, ohne jedoch hiezu eine rechtliche Verpflichtung zu übernehmen. Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten trat diesem Beschlusse mit 15 egen 14 Stimmen bei. [...]. Die Dienstesinstruktion für die Mikroskopiker im Schlachthause wurde im Magistrate am 4. Nov. durchberathen und genehmigt. Nach derselben sind acht geprüfte Mikroskopiker anzustellen, [...]. Am 10. Nov. wurde „Figaro's Hochzeit“ im Stadttheater aufgeführt. [...]. Eine vom [[Kaufmann]] [[Gebhardt]] der Stadt vermachte Gemäldesammlung wurde durch eine magistratische Kommission aufgenommen; nach deren Aufzeichnung umfaßt die Sammlung 142 Nummern und repräsentiert einen Werth von 1450 Mark. Es wurde vom Magistrate beschlossen, die Bilder so lange im Hause des Testators zu belassen, bis ein geeignetes Lokal im Rathhause dafür parat gestellt ist. Auf Antrag des Rathes Lieser erhoben sich die Magistratsmitglieder von ihren Sitzen zum ehrenden Andenken an Gebhardt, der durch dieses Vermächtniß den Grund zu einer städtischen Gemäldesammlung legte. - Am 9. Dez. waren 25 Jahre, daß Rektor Brunotte an der Kgl. Realschule als Lehrer thätig ist. [...]. Dem Magistratsvorstande war von Berlin aus eine [[Wikipedia:Antisemitenpetition|Anitsemiten-Petition]] mit dem Ersuchen zugesendet, im Sinne derselben thätig zu sein und deren Versehung mit Unterschriften zu fördern. In der Magistratsstitzung vom 16. Dez. gab [[Bürgermeister]] Langhans die Erklärung ab, daß er diese freche Zumuthung, für diese Petition thätig zu sein, mit aller Entschiedenheit und Entrüstung zurückweise. Das Magistratskollegium erhob sich zum Zeichen der Zustimmung von den Sitzen. - Der Oberlehrer an der hiesigen israelitischen Bürgerschule, Dr. Bloch, hat einen Ruf als Professor und Direktor an das mit dem kaiserlichen Lyceum verbundene Rabbinerseminar für Elsaß- Lothringen in Colmar erhalten, hat denselben jedoch zu Gunsten seiner gegenwärtigen Stellung abgelehnt, was dankbar anerkannt wurde. - Das Gasthaus, [[Hotel Union]] genannt, Friedrichstr. Nr. 23 kam in diesem Jahre in Besitz der [[Baumeister]] [[Evora]] und Meyer. - Jul. Wilhelm Scheuer, [[Konditor]], erkauft das Haus Nr. 29 der Weinstr. und richtet daselbst einen brillanten Laden ein. - Am 22. Dez. verunglückte in dem Metallstampfwerke des [[Paul Häberl]] in der Förster'schen Mühle die dort beschäftigte 22jährige Arbeiterin Wilhelmine Preu von hier [...]. - Um dem Publikum Gelegenheit zu geben, Einsicht von den Schlachthauslokalitäten zu nehmen, so wurden dieselben am Sonntag den 26. und Montag den 27. Dezember dem allgemeinen Besuche geöffnet. - Vom Kollegium der Gemeindebevollmächtigten wurde am 30. Dez. dem Magistratsbeschlusse, an die israelitische Kultusgemeinde 5 Tagwerk Areal im Ronhöfer Wald zur Anlegung eines israelitischen Friedhofes um den Preis von 6000 M. (1200 pro Tagwerk) abzulassen, die Zustimmung ertheilt. - N. [[Wiederer]]'s Glasschleiferei und Spiegelfabrik wird um diese Zeit in ein neuerbautes Fabrikgebäude Nr. 30 am Leyer Weg verlegt. Die Fabrik wurde von der Industrieausstellung in Philadelphia und der bayer. Landesindustrieausstellung in Nürnberg prämiirt. Lokalstatistik. Das Fürther Stadtgebiet erfuhr eine Vergrößerung dadurch, daß die zur Anlage eines neuen Friedhofes erworbenen Waldflächen durch Entschließung des Kgl. Staatsministeriums d. I. vom Gemeindebezirk [[Ronhof]] losgetrennt und dem Gemeindebezirk Fürth zugetheilt wurden. - Die Volkszählung vom 1. Dez. 1880 lieferte folgendes Resultat: Zahl der Haushaltungen 7,075 [...] Ortsanwesende Bevölkerung 31,063 [...] Wohnbevölkerung 30,977 [...]. An neuen Stiftungen sind angefallen: die Meier und Rosette Nathan'sche Stiftungen mit 30,000 M., die Süßlein Ellern'sche Familienstiftung mit 43,000 M. [...].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 519 - 536</ref>


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1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879
1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 1889
1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899

Ereignisse


Personen

Geboren 1880

PersonGeburtstagGeburtsortBeruf
Johann Altreuther10. AprilKloster Sulz/MittelfrankenKellner
Theodor Bergmann13. FebruarFürthUnternehmer
Barbara Fischer23. FebruarKlingenhof
Elias GodlewskyGerolzhofenLehrer
Johann Gran, geb. 188017. AprilBruckbergArchitekt, Baumeister, Bautechniker
Johann Friedrich Kettler10. DezemberGunzenhausenBildhauer, Steinmetz
Hugo Mosbacher9. JanuarFürth
Georg Pförtner15. MärzStübach bei Neustadt a. d. AischSchreinermeister
Leonhard Ramminger31. DezemberMünchsteinachArbeiter, Maschinenarbeiter
Christine Vogel8. OktoberFürth
Richard Wassermann25. DezemberFürthUnternehmer, Kaufmann

Gestorben 1880

PersonTodestagTodesortBeruf
Aron FeistmannFürthFabrikant
Philipp KrailsheimerKaufmann, Spiegelglashändler
Heinrich Mailaender9. JuniFürthBankier, Magistratsrat
Juda Wolf Neckarsulmer19. AugustFürthRabbiner
Emil RosenthalFürthKaufmann
Georg Ziegele25. MärzFürthSchreiner, Möbelfabrikant, Hoflieferant

Bauten

Vorlage:Chronikeintrag

Fronmüllerchronik

Sonnabend den 3. Januar wurde die Oper „Rigoletto“ gegeben. [...]. Eugen Oberdorfer, Bankier, seit 5. Januar. [...]. Die Volksküche, welche sich eines immer größeren Zuspruches erfreut, gab im Januar 14,701 Portionen Suppen ab. - Am 6. Febr. starb dahier der Besitzer des Hotels zur Eisenbahn, Paul Alexander Reindel. Nach seinem Tode führte dessen Wittwe die Wirthschaft fort bis zum Juli 1882, wo B. Theod. Andrä diesselbe übernahm. Gründer des Hotels war J. Jakob Reindel, Alexanders's Vater, gewesen. [...]. In der Magistratssitzung vom 19. Februar wurde die Erbauung eines neuen Schulhauses, auch für den Fall, daß die Realschule in dem Flügel des Volksschulgebäudes in der Hirschengasse verbleiben sollte, beschlossen, ferner die Erbauung eines neuen Turnsaales. - Der hiesige Gewerbverein hat die Spielwaarenverfertiger in Fürth auf die großen Nachtheile aufmerksam gemacht, welche ihrer Fabrikation in Frankreich drohen, wenn sie sich nicht entschließen, der noch so häufig üblichen Anwendung von Giftstoffen bei Herstellung ihrer Farben zu entsagen. [...]. Der berühmte Naturforscher Dr. Brehm hielt am 8. März im ornithologischen Vereine vor einem äußerst zahlreichen Publikum im Weißengarten unter reichem Beifalle einen Vortrag über „Unsere Zugvögel in der Fremde und unterwegs“, ebenso am 13. März im Reindessaale über „Eine Reise durch Sibirien“. - Vom 13. bis 16. März fand im Weißengarten die vom ornithologischen Vereine veranstaltete III. Vogel- und Geflügelausstellung statt [...]. Als Kuriosum ist hiebei eine lebende Schneegans zu erwähnen. - Dr. Langhans, Königl. Chemielehrer an der Realschule, erhielt von der Königl. Regierung den Auftrag, seine rühmlich bekannten Krystallmodelle nach Melbourne zur Ausstellung zu senden. [...]. Der Magistrat beschloß am 18. März die Einführung der obligatorischen Trichinenschau in hiesiger Stadt mit dem Beginne am Eröffnungstage des Schlachthauses. - Am 22. und 23. März gab Prof. A. v. Karlowsky im hiesigen Stadttheater eine Vorstellung mit seinem Riesen-Wandel-Diorama. [...]. Am 24. März machten 18 hiesige Schweinemetzger bekannt, daß sie von nun an sämmtliche bei ihnen geschlachtete Schweine, sowie auch Rohwurst und geräucherte Schinken auf Trichinen untersuchen lassen. [...]. Sonntag den 28. März wurde Fabrikant und Hoflieferant Georg Ziegele, Vorstandsmitglied des Bürgervereins unter zahlreicher Theilnahme des Publikums beerdigt. [...]. Dem seitherigen Konsularagenten der Vereinigten Staaten Nordamerikas John B. Gartenmann aus Chicago, der seit Anfang des Monats März aus seinem Wirkunskreise schied, wurde am 21. April ein [...] Abschiedsschreiben übersendet [...]. An seine Stelle als Konsularagent kam Friedrich Hirschmann, Bürger der Vereinigten Staaten. [...]. Bezüglich der neuen Friedhofsanlage wurde im Magistrate am 29. April Folgendes beschlossen: 1. Das gesammte von der Gemeinde Ronhof erkaufte Areal ist, ohne Abtrennung eines Raumes für einen besonderen israelitischen Friedhof, zu einem allgemeinen städtischen Friedhof zu bestimmen. 2. Auf dem alten Kirchhofe dürfen, vom Tage der Eröffnung des neuen an, Gemeindegräber nicht mehr eröffnet, Familiengräber nicht mehr verliehen werden. Letztere dürfen bis zur völligen Schließung des seitherigen Friedhofes noch benutzt werden, wenn in der Familie des Besitzers ein Todesfall eintritt und der Verstorbene in das betreffende Grab kommt. 3. Die vollständige Schließung des seitherigen Friedhofes hat längstens 25 Jahre nach dem Tage der Eröffnung des neuen zu erfolgen, unabbrüchig der Anordnung allenfalliger früherer Schließung aus sanitätischen und sonstigen zwingenden Gründen. 4. Jedem Besitzer eines Familiengrabes auf dem alten Friedhofe wird, wenn er innerhalb dreier Jahre, vom Tage der Eröffnung des neuen an, darauf Verzicht leistet, ein Grab auf dem neuen unentgeltlich angewiesen. Den Umtauschenden wird das Recht eingeräumt, das alte Grab noch 25 Jahre lang zu pflegen. Dieses Recht erlischt jedoch, wenn während zweier Jahre die Pflege unterlassen wird. - In Betreff der auf dem neuen Friedhof zu errichtenden Gebäude wurde am 4. Mai vom Magistrate beschlossen, daß die Leichenhalle in der Mitte des Friedhofes erbaut und mit einer von Säulen getragenen Vorhalle mit Sektionszimmer, Todtengräberswohnung, Geschäftszimmer und der Leichensaal mit 16 Bahren ausgestattet werde, so wie auch, daß mit Rücksicht auf die Leichenverbrennung ein Columbarium zu errichten sei. - Die Kosten, welche (einschließlich der Zufuhrstraße) auf 135,000 M. veranschlagt sind, sollen auf die Erträgnisse des Getreide- und Mehlaufschlages berechnet werden. [...]. Am 1. Juni war im Glassalon der Popp'schen Wirthschaft eine vorbereitende Versammlung der Komitémitglieder zur festlichen Begehung der Wittelsbachfeier. [...]. Am 24. Juni wurde vom Magistrat beschlossen, auf dem Helmplatze ein neues Schulhaus mit 12 Schulsälen zu errichten und die Kosten auf die Bieraufschlagskasse zu übernehmen. [...]. Als Specialarzt für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten ließ sich hier nieder Dr. David Mannheimer. - Am 30. Juni Abends ertrank der 9jährige Sohn des Drechslermeisters Anrdeas Tiefel bei dem Baden in der Rednitz. - Ein vom „Liederkranz Fürth“ arrangirtes Sängerfest [...] wurde am 30. Juni abgehalten. [...]. Dr. Wilhelm Königswarter in München hat für die Kgl. Musikschule daselbst einen Ehrenpreis für dramatischen Gesang und Komposition gestiftet, mit der Bestimmung, daß Musikschüler- oder Schülerinnen, welche aus Fürth gebürtig sind, bei übrigens gleicher Befähigung und gleichen Leistungen, das Vorrecht vor den übrigen Bewerbern genießen sollen. [...]. Die Jubiläumsfeier der 700jährigen Regierung des Wittelsbacher Regentenhauses wurde am 22. Juni im festlich geschmückten Saale des Weißengartens von den Lehrern und Schülern der Kgl. Realschule begangen [...]. Auch in der israelit. Bürgerschule wurde durch Direktor Dr. Dessau eine erhebende patriotische Feier des Wittelsbacher Festes abgehalten. [...]. Der Magistratsbeschluß für Unterbringung der Realschule in dem in der Hirschengasse befindlichen Flügel des Volksschulgebäudes wurde am 27. Juli vom Kollegium der Gemeindebevollmächtigten genehmigt. [...]. Am 12. August wurde von Ingenieur Thiem über den ersten Theil seiner Vorarbeiten, Untersuchung der Terrainverhältnisse bezüglich der Wasserversorgung in der Magistratsstitzung Bericht erstattet, welcher dahin lautete, daß im Rednitzthale ein in Betracht zu ziehender selbstständiger Grundwasserstrom nicht vorhanden sei. Das vorhandene Grundwasser sei ein Filtrat von Rednitzwasser; so lange der Fluß in seinem gegenwärtigen Zustande bleibe, seien alle Vorbedingungen für bleibende Filtration gegeben. Beeinflußt werde die Beschaffenheit des Wassers durch Behandlung der umliegenden Wiesen mit Dünger; doch wäre dem abzuhelfen, wenn die betreffenden Wiesen in den Besitz der Stadt gebracht würden. Daran reihte sich der Vorschlag, es wolle mit den Vorarbeiten weiter vorangegangen werden durch Anlage und Bewirthschaftung eines Versuchbrunnens. Der Magistrat beschloß hierauf, den Professor Dr. Hilger zu einem Gutachten über die Brauchbarkeit des Wassers und den Oberbergdirektor Dr. Gümbel zu einer Aeußerung über den Thiemschen Bericht und den Stand der Sache zu veranlassen. - Am 18. August wurde der von Baumeister Evora und Meyer am Ronhöfer Weg erbaute Sommerkeller eröffnet. [...]. In der Wasserversorgungsangelenheit sprach sich Prof. Dr. Hilger in seinem Gutachten über das von ihm untersuchte Wasser dahin aus, daß dasselbe, ein Filtrat des Rednitzwassers, hinsichtlich seiner Temperaturverhältnisse nicht zu beanstanden sei, daß es aber wegen seiner chemischen Beschaffenheit als Trinkwasser nicht empfehlenswerth erscheine. Das Doppelfest des 700jährigen Regierungsjubiläums des bayerischen Königshauses und des Geburts- und Namenstages des Königs wurde am 25. Aug., von prachtvollem Wetter begünstigt, abgehalten. [...]. Um 1 Uhr war Festdiner in Reindel's Hotel, wobei Bürgermeister Langhans die Toastrede hielt, [...]. Um 3 Uhr marschirten die beiden Veteranenvereine unter Musik in den Hohlwegsgarten, wo Vorstand Krauß in einer herzlichen Ansprache seinen patriotischen Gefühlen Ausdruck gab [...]. Von 4 Uhr an bis 10 Uhr Abends war Musikproduktion in der englischen Anlage und am späteren Abend festliche Beleuchtung derselben. [...]. Am 31. August wurde einer unserer besten und wackersten Mitbürger, Kaufmann Emil Rosenthal unter allgemeiner Trauer beerdigt. Er war, 54 Jahre alt, nach kurzer Krankheit, am Vorabend seiner silbernen Hochzeit, aus dem Leben geschieden. [...]. Die vielen Ehrenämter, die er bekleidete, bezeugen, daß er auch überall, wo ihm ein Amt anvertraut war, dasselbe auf das Gewissenhafteste ausfüllte. [...]. In einer am 4. September Abend abgehaltenen Versammlung beschlossen die hiesigen Metallschlägergehilfen, von ihren Meistern eine Reduktion der Arbeitszeit zu verlangen. [...]. Auf Anordnung der Königl. Regierung wurden vom Magistrate über die Frage, ob durch die Hopfenschwefeldörren die Nachbarn erheblich beschädigt oder an ihrer Gesundheit gefährdet werden, umfassende Erhebungen gepflogen. [...]. Das Gutachten des ärztlichen Vereines geht dahin, es sei ihm kein Fall bekannt, daß irgend Jemand durch die den Hopfendörren entweichenden Dämpfe Schaden an seiner Gesundheit erlitten habe [...]; daß die Schwefeldörren älteren Systems zwar Belästigungen veranlassen können, und auch den Arbeiter nicht genügend schützen; daß aber das Puscher-Kämerer'sche System dieser Vorwurf nicht treffe. [...]. Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten beschloß, den Antrag an den Magistrat zu stellen, derselbe wolle unter Aufhebung seines Beschlusses vom 4. Sept. mit dem Tage der Eröffnung des Schlachthauses die obligatorische Untersuchung der geschlachteten Schweine einführen und beschließen, daß die Gebühren Jene zu tragen haben, welchen die Verpflichtung obliegt, die Schau vornehmen zu lassen. Der Magistrat ging auf diesen Antrag ein. - Leopold und Sigmund Büchenbacher, Spiegelfabrikanten, errichten eine Spiegelfabrik mit Belege, Gebhardtstraße Nr. 3. [...]. Der dem Magistrate am 21. Oktober vom Verschönerungsverein vorgelegte Plan zur Umwandlung des Schießangers in eine Anlage wurde mit Stimmenmehrheit genehmigt. - Das Komité zur Errichtung eines Kriegerdenkmals hat beschlossen, von der Erwerbung der am Rathhauseingange angebrachten Bronzetafel Umgang zu nehmen, ein eigenes Monument zu errichten, und den Magistrat um Ueberlassung eines geeigneten Paltzes zu ersuchen. Der Beschluß des Magistrates lautete dahin, daß unter Vorbehalt der besonderen Genehmigung eines vorzulegenden detailirten Planes zur Aufstellung des Monuments ein Platz auf dem Hallplatze anzuweisen sei, unter der Bedingung, daß das Monument in das Eigenthum der Gemeinde übergeht, welche auch auch für die Erhaltung sorgen wird, ohne jedoch hiezu eine rechtliche Verpflichtung zu übernehmen. Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten trat diesem Beschlusse mit 15 egen 14 Stimmen bei. [...]. Die Dienstesinstruktion für die Mikroskopiker im Schlachthause wurde im Magistrate am 4. Nov. durchberathen und genehmigt. Nach derselben sind acht geprüfte Mikroskopiker anzustellen, [...]. Am 10. Nov. wurde „Figaro's Hochzeit“ im Stadttheater aufgeführt. [...]. Eine vom Kaufmann Gebhardt der Stadt vermachte Gemäldesammlung wurde durch eine magistratische Kommission aufgenommen; nach deren Aufzeichnung umfaßt die Sammlung 142 Nummern und repräsentiert einen Werth von 1450 Mark. Es wurde vom Magistrate beschlossen, die Bilder so lange im Hause des Testators zu belassen, bis ein geeignetes Lokal im Rathhause dafür parat gestellt ist. Auf Antrag des Rathes Lieser erhoben sich die Magistratsmitglieder von ihren Sitzen zum ehrenden Andenken an Gebhardt, der durch dieses Vermächtniß den Grund zu einer städtischen Gemäldesammlung legte. - Am 9. Dez. waren 25 Jahre, daß Rektor Brunotte an der Kgl. Realschule als Lehrer thätig ist. [...]. Dem Magistratsvorstande war von Berlin aus eine Anitsemiten-Petition mit dem Ersuchen zugesendet, im Sinne derselben thätig zu sein und deren Versehung mit Unterschriften zu fördern. In der Magistratsstitzung vom 16. Dez. gab Bürgermeister Langhans die Erklärung ab, daß er diese freche Zumuthung, für diese Petition thätig zu sein, mit aller Entschiedenheit und Entrüstung zurückweise. Das Magistratskollegium erhob sich zum Zeichen der Zustimmung von den Sitzen. - Der Oberlehrer an der hiesigen israelitischen Bürgerschule, Dr. Bloch, hat einen Ruf als Professor und Direktor an das mit dem kaiserlichen Lyceum verbundene Rabbinerseminar für Elsaß- Lothringen in Colmar erhalten, hat denselben jedoch zu Gunsten seiner gegenwärtigen Stellung abgelehnt, was dankbar anerkannt wurde. - Das Gasthaus, Hotel Union genannt, Friedrichstr. Nr. 23 kam in diesem Jahre in Besitz der Baumeister Evora und Meyer. - Jul. Wilhelm Scheuer, Konditor, erkauft das Haus Nr. 29 der Weinstr. und richtet daselbst einen brillanten Laden ein. - Am 22. Dez. verunglückte in dem Metallstampfwerke des Paul Häberl in der Förster'schen Mühle die dort beschäftigte 22jährige Arbeiterin Wilhelmine Preu von hier [...]. - Um dem Publikum Gelegenheit zu geben, Einsicht von den Schlachthauslokalitäten zu nehmen, so wurden dieselben am Sonntag den 26. und Montag den 27. Dezember dem allgemeinen Besuche geöffnet. - Vom Kollegium der Gemeindebevollmächtigten wurde am 30. Dez. dem Magistratsbeschlusse, an die israelitische Kultusgemeinde 5 Tagwerk Areal im Ronhöfer Wald zur Anlegung eines israelitischen Friedhofes um den Preis von 6000 M. (1200 pro Tagwerk) abzulassen, die Zustimmung ertheilt. - N. Wiederer's Glasschleiferei und Spiegelfabrik wird um diese Zeit in ein neuerbautes Fabrikgebäude Nr. 30 am Leyer Weg verlegt. Die Fabrik wurde von der Industrieausstellung in Philadelphia und der bayer. Landesindustrieausstellung in Nürnberg prämiirt. Lokalstatistik. Das Fürther Stadtgebiet erfuhr eine Vergrößerung dadurch, daß die zur Anlage eines neuen Friedhofes erworbenen Waldflächen durch Entschließung des Kgl. Staatsministeriums d. I. vom Gemeindebezirk Ronhof losgetrennt und dem Gemeindebezirk Fürth zugetheilt wurden. - Die Volkszählung vom 1. Dez. 1880 lieferte folgendes Resultat: Zahl der Haushaltungen 7,075 [...] Ortsanwesende Bevölkerung 31,063 [...] Wohnbevölkerung 30,977 [...]. An neuen Stiftungen sind angefallen: die Meier und Rosette Nathan'sche Stiftungen mit 30,000 M., die Süßlein Ellern'sche Familienstiftung mit 43,000 M. [...].[1]

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Einzelnachweise

  1. Fronmüllerchronik, 1887, S. 519 - 536