Räterepublik Fürth: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 12. November 2020, 07:11 Uhr
Die Räterepublik Fürth wurde in den Wirren nach der Revolution am Ende des Ersten Weltkrieges gebildet. Sie bestand in Fürth vom 6. April bis 11. April 1919.
Ausruf der Räterepublik
In einem Aufruf der KPD-Ortsgruppe Nürnberg-Fürth "Unsere Bedingungen! Die Kommunisten zur Räterepublik" stellte die KPD ihre Forderungen zum Beitritt der Stadt Fürth zur Räterepublik. Vorausgegangen war am 8. November 1918 der Ausruf der Revolution in Fürth, gefolgt von der Gründung des Arbeiter- und Soldatenrates am 9. November 1918. Dieser hatte in Fürth die Macht übernommen, nachdem am Vormittag ca. 50. - 60.000 Menschen auf dem Schießanger demonstriert hatten. Am gleichen Tag wurden im Gasthof Grüner Baum der Arbeiterrat und im Parkhotel der Soldatenrat gewählt. Mit großer Mehrheit beschloss am 6. April 1919 der neugewählte Arbeiter- und Soldatenrat die Zustimmung zur Räterepublik, vermutlich im Parkhotel, da es seit März 1919 ständiger Sitz des Arbeiter- und Soldatenrates war.[1]
Der Arbeiter- und Soldatenrat Fürth gab in einem Telegramm vom 6. April 1919 bekannt: „Die Vollsitzung des ASR Fürth sowie die gesamte Garnison Fürth steht auf dem Boden der Räteregierung und ersucht den Zentralrat Bayerns die Räterepublik nunmehr zu proklamieren. Die Bildung einer roten Armee solle aus revolutionär sozialistischen Arbeitern sofort vorgenommen werden.“
Die Demonstrationen am 7. April 1919 mit Tausenden von Teilnehmern ging zum Rathausturm, an dem in der Folge die Rote Fahne gehisst wurde. Noch am gleichen Tag traten Oberbürgermeister Dr. Robert Wild und der Gemeinderat zurück und wurden durch zwei Stadtkommissare des Arbeiter- und Soldatenrates ersetzt. Von allen politischen Parteien unterstützte jedoch die Räterepublik nur die USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands).
Selbst die KPD entzog ihre Zustimmung, da ihr diese nicht radikal genug in der Durchsetzung ihrer Ziele erschien. Eine am 9. April 1919 einberufene Versammlung im Geismannsaal zum Thema: "Streik der bürgerlichen und mehrheitssozialistischen Gemeindebevollmächtigten gegen die schaffende Bevölkerung" verlief tumultartig. Zwar wurde letztendlich erneut in großer Mehrheit der Anwesenden die Gründung der Räterepublik bestätigt - jedoch wurden die damit verbunden Probleme ebenfalls sichtbar: Die Isolation Fürths, da Nürnberg sich der Sache nicht anschloss; die Versorgungsschwierigkeiten mit Lebensmitteln und der zum Teil chaotischen Situation in Fürth durch Hamsterkäufe der Bevölkerung und letztendlich der Widerstand der Bevölkerung und der meisten politischen Parteien - allen voran die der MSPD (Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands - der heutigen SPD).
Auflösung
In den folgenden Tagen spitzte sich die Situation zu, bis am 11. April 1919 der Arbeiter- und Soldatenrat die Räterepublik in Fürth für beendet erklärte, da eine Lösung der bestehenden Probleme in Fürth nicht mit Gewalt und Blutvergießen erreicht werden sollte. Im Gasthof Grüner Baum stimmte der Arbeiterrat mit 91 : 72 Stimmen gegen die Räterepublik; der Soldatenrat hatte bereits in einer zuvor stattgefundenen Garnisonsversammlung mit 799 : 245 Stimmen gegen die Räterepublik abgestimmt. Am 15. Juni 1919 fand die Wahl zum neuen Stadtrat statt, bei der die MSPD und USPD die Mehrheit erhielten und Dr. Robert Wild erneut zum Oberbürgermeister gewählt wurde.
Sonstiges
In der kurzen Zeit der Kurt Eisners Bayrischen Republik vom 8. November 1918 bis zu seinem gewaltsamen Tod am 21. Februar 1919 wurden in Bayern die noch vorhandenen Briefmarken des gestürzten Königs Ludwig III. mit dem Aufdruck "Volksstaat Bayern" versehen.[2][3] Dies wurde auch in Fürth während dieser Zeit praktiziert. Nach der Ermordung Eisners, und der Niederschlagung der Räterepublik, verschwand der Aufdruck auf den Briefmarken wieder.
Literatur
- Die Lage in Fürth - Fürth unter dem Arbeiter- und Soldatenrat, in: Fürther Zeitung, Samstag, 9. November 1918
- Wolfgang Lippert (Oberlt. d. R. a. D.): Geschichte der Räte-Republik Fürth i. Bay. 1919 - neben eingehender Schilderung der Entstehung, Auswirkung und Beseitigung der Räterepublik Fürth ..., hrsg. von Wolfgang Lippert, Fürth i. Bay., 1921 - 48 S.
- Konrad Grünbaum: Das „rote“ Fürth von 1918 - 1922 . In: Fürther Heimatblätter, 1977/6, S. 153 - 159
- Claus Dittmeyer: Der Arbeiter- und Soldatenrat in Fürth, Voraussetzungen und Verlauf der 1. und 2. Phase der Revolution von 1919/19, Zulassungsarbeit 1979
- Die Revolution 1918/1919 in Fürth. DGB-Geschichtswerkstatt Fürth, 1989, 51 S.
Lokalberichterstattung
- Volker Dittmar: Fürths revolutionäre Episode. In: Fürther Nachrichten vom 21. März 2018, S. 31
Siehe auch
Weblinks
- Münchner Räterepublik - Wikipedia
- „Nirgends ein Gewaltakt“ – Räterepublik Fürth, Seite im Projekt des Vereins zur Förderung alternativer Medien e. V. Erlangen (abgerufen am 21.03.2018 16:13) - Revolution in Bayern
Einzelnachweise
- ↑ Schreiben OB Dr. Robert Wild an die Regierung Mittelfrankens vom 20. März 1919, Stadtarchiv Fürth
- ↑ Historisches Lexikon Bayerns: Volksstaat Bayern, online abgerufen am 18. Januar 2020, 17:24 Uhr - online abrufbar
- ↑ Artikel Kurt Eisner aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Bilder
Telegramm des revolutionären Zentralrates Bayerns (i.A.: Ernst Niekisch) an das Bezirksamt Fürth. Handschriftlicher Vermerk von OB Dr. Robert Wild unten rechts: "Die vorstehenden Anordnungen sind durchzuführen. [unleserlich]. Fürth 7.4.19. Dr. Wild"
Parkhotel als ständiger Sitz der Arbeiter- und Soldatenrates Fürth in der Räterepublik 1918/1919
Rätezeit April 1919 in Fürth (v. oben links)/AR=Arbeiterrat, SR=Soldatenrat: Garn. Kommandant Mayer (SR), Erbs, Albert, Uhrmacher Julius Haller (AR), Mechaniker Karl Vogt , Glasarbeiter Wenzel Dirscherl (AR), Möbelschreiner Friedrich Kuntermann (Vorsitzender, AR), Lange und August Unrein (Schriftführer, AR).