Stadeln: Unterschied zwischen den Versionen

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[[1876]] erhielt Stadeln auch einen Bahnhof an der [[Bahnstrecke Nürnberg-Bamberg]]. Anlässlich der Einweihung erhielt diese Station allerdings den Namen '[[Bahnhof Vach]]' mit der Begründung, dass dieser Ort Industrie hätte, das Dorf Stadeln dagegen nur eine landwirtschaftlich ausgerichtete Produktion. Spätestens mit der Ansiedlung der [[Dynamit-Nobel|Rheinisch-Westfälischen Sprengstoff AG (RWS)]] im Jahr * [[1896]] änderte sich dies jedoch. Wegen der großen Explosionsgefahr bestanden in der Bevölkerung zwar zunächst erhebliche Vorbehalte gegen diesen Betrieb. Die "''Pulver''", wie er umgangssprachlich genannt wurde, hatte später aber über 1.000 Mitarbeiter, [[1917]] waren es kurzzeitig sogar 3.000, und war damit einer der größten Arbeitgeber in Stadeln. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das erste Feuerwehrhaus Stadelns am Fischerberg gebaut.
[[1876]] erhielt Stadeln auch einen Bahnhof an der [[Bahnstrecke Nürnberg-Bamberg]]. Anlässlich der Einweihung erhielt diese Station allerdings den Namen '[[Bahnhof Vach]]' mit der Begründung, dass dieser Ort Industrie hätte, das Dorf Stadeln dagegen nur eine landwirtschaftlich ausgerichtete Produktion. Spätestens mit der Ansiedlung der [[Dynamit-Nobel|Rheinisch-Westfälischen Sprengstoff AG (RWS)]] im Jahr * [[1896]] änderte sich dies jedoch. Wegen der großen Explosionsgefahr bestanden in der Bevölkerung zwar zunächst erhebliche Vorbehalte gegen diesen Betrieb. Die "''Pulver''", wie er umgangssprachlich genannt wurde, hatte später aber über 1.000 Mitarbeiter, [[1917]] waren es kurzzeitig sogar 3.000, und war damit einer der größten Arbeitgeber in Stadeln. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das erste Feuerwehrhaus Stadelns am Fischerberg gebaut.
=== Das Vermittlungsamt der Gemeinde im 19. Jahrhundert ===
Wie die Landgemeinde Stadeln gewerbliche und häusliche Streitigkeiten regelte. Aus einem Vermittlungsbuch von 1862 bis 1918.
Vorbemerkung
Auf dem Titelblatt des Heftes im Oktavformat (32 cm hoch, 20 cm breit) steht: „Vermittlungsbuch“.
Auf der ersten Seite heißt es dann: Der Gemeindeausschuss hat bei gewerblichen Streitigkeiten gemäß Art. 120 a Abs. 2 der Reichsgewerbeordnung Entscheidungen zu treffen und beglaubigte Abschrift des über die Verhandlung aufgenommenen Protokolls dem Beschwerdeführer zu übergeben.
Das Heft umfasst 104 Einträge, beginnend im Mai 1862. Es endet mit dem letzten Eintrag vom 10. Oktober 1918.
In 8 Spalten werden aufgeführt: Lfd. Nr. / Tag des Vorfalls, Datum der Vermittlung / Name des Klägers / Name des Beklagten / Gegenstand der Klage / Art und Weise der Erledigung / Beamter, welcher den Sühneversuch geleitet hat / Unterschrift.
Dieses Heft stellt ein zeitgeschichtliches Dokument dar, weil es die harten Lebensumstände der damaligen Zeit aufzeigt. Und wie man mit Streitigkeiten umgegangen ist durch die gemeindliche Maßnahme der Vermittlung, ohne die Gerichte bemühen zu müssen. Das gelang aber nicht immer.
Im Jahr 1862:
Der erste Eintrag handelt von einem Knecht, der seinen Dienst beim Bauern vor Ablauf der bedungenen Dienstzeit verließ, worüber vermittelt wurde (8.5.1862). Auch die Magd hatte sich aus dem gleichen Grund beschwert und es wurde mit ihr verhandelt (9.5.1862).
Ein Köbler beklagte sich über einen Schreinermeister (Nachbar), der seine Henne in seinem Garten totgeschlagen hatte (20.6.1862).
Über ihren Ehegatten beklagte sich eine Taglöhnerin wegen Misshandlung und Zerstörung von Mobiliar (3.7.1862).
Am 18.7. folgte der Fall einer „unbefugten Schweinefütterung“; ein Schreinermeister wurde von einem Wagenmeister deswegen beschuldigt.
Ehefrau und Sohn beklagten sich über den Mann bzw. Vater (ein Taglöhner) wegen Misshandlung und Mobiliar-Zertrümmerung (27.7.1862).
Ein Wagenmacher hatte seine Schwägerin misshandelt, auch die Tochter des Klägers und er zertrümmerte den Ofen und mehrere Mobilien (28.7.1862).
Eine Ehefrau beklagte sich über ihren Mann wegen mehrmaliger Misshandlung. Sie wurde mit einem Attest über den gescheiterten Sühneversuch entlassen (4.8.1862).
Dann wurde verhandelt wegen „Hausfriedensbruch“, „Misshandlung“ und „Feldfrevel“; auch wegen „Injurien“ [= Beleidigungen] und einer „üblen Nachrede“.
Im Fall eines Altsitzer mit einem Bauern verhandelte man wegen Hausfriedensbruchs am 7.12.1862.
Im Jahr 1863:
Wegen einer Forderung trafen sich am 5.2. ein Maurergeselle mit dem beklagten Tabakspinner. Darum ging es auch am 30. März bei einem Gastwirt gegen einen Taglöhner.
Ein Köbler setzte sich mit einem Zimmergesellen wegen Hofteilung am 10. April auseinander.
Ein Gastwirt sprach wegen einer Forderung gegenüber einem Taglöhner vor. Wegen einer Hofteilung konnten sich ein Zimmergeselle und ein Köbler nicht einigen (10.4.1863).
Am 12. Juli trafen sich die Ehegatten eines Getreideunterhändlers wegen Misshandlung.
Am 20. Juli klagte eine Maurergesellen-Frau gegenüber einer anderen wegen Forderung.
Die Frau eines Tüncher-Gesellen klagte gegen einen Malermeister am 20. August wegen „Injurien“. Das war auch der Fall bei einem Getreideunterhändler gegenüber durch eine Frau aus Mannhof.
Ein Viehunterhändler wurde von einem Büttnermeister beklagt; der Grund „gekaufte Schweine stehen gelassen“. In diesem Fall konnte vermittelt werden.
Eine Dienstkraft klagte gegen einen Altsitzer wegen Injurien am 23. Oktober. Auch hier wurde vermittelt.
Drei Fälle von Feldfrevel standen im Oktober und November 1863 zur Klärung an.
Zur Klärung einer Schimpfrede unter zwei Frauen trafen sich diese am 26.11.1863.
Weitere Klärungen betrafen „Vorenthaltung des Lohnes“ und „Störung des Hausfriedens“ unter Eheleuten (Dez. 1863). Auch „Injurien“ mussten wieder geschlichtet bzw. eine Versöhnung zwischen den Streithähnen vereinbart werden.
1864 ging es weiter mit Fällen von unbeglichenen Forderungen, Misshandlungen; Dienstknechte verweigerten den Dienst und gingen. Schließlich kamen im Juni noch eine Ehescheidungs-Sache und wieder „Injurien“, also Beleidigungen durch Worte oder Schläge.
1870 wurden die Eintragungen fortgesetzt:
Bei einer Familie Muggenhöfer musste wegen Wegnahme einer Halm-Bank geschlichtet werden.
Wegen Hausfriedensstörung und Misshandlung trafen sich beim Vermittler Eheleute.
Die Mietzinsbezahlung war Anlass zu einer Klärung am 1. Mai und 9. Mai. Es folgten Fälle von Dienstentlassung und Vorenthaltung des Lohnes.
Ab September 1870 wird Bürgermeister Ulrich genannt als Verhandlungsführer für die Sühneversuche:
Am 13.12. versöhnten sich Bauer und Dienstmagd wegen deren „Ungehorsam“.
Der Fischer Muggenhöfer und der Unterhändler K. wurden zur Klärung an das Landgericht Fürth verwiesen. In gleicher Weise wurde bei Zinsenforderung im Fall der Witwe Margarete M. verfahren.
1871: Im Fall Altsitzer Konrad Fein und Dienstknecht Georg Fein wurden die Parteien einig, indem der Kläger Georg F. befriedigt wurde (7.2.).
Am 10.2. ging es um einen Hausfriedensbruch: Die Taglöhnerin Kunigunda E. gab sich zufrieden, nachdem ihr Sohn, ein Dienstknecht, sie um Verzeihung bat.
Um eine Hofverunreinigung ging es am 31.3.1871. Der Beklagte Schneider Georg K. „befriedigte den Kläger“, nämlich Konrad B., ein Zimmergeselle.
Am 24. Mai vermittelte der Bürgermeister zwischen einem Bauern in Stadeln und einem Fischer aus Vach. Sie einigten sich dahin, indem der beklagte Bauer die Bewässerung von 7 auf 6 Tagen beansprucht, d. h. verringert.
1872: Der Fall der Verweigerung des Lohnes an eine Dienstmagd durch den Bauern Georg R. wurde die Sache der Distriktsbehörde zugewiesen (2.3.).
Beim Vorbringen der Ehefrau eines Handelsmannes wegen Verleumdung konnte durch Abbitte vermittelt werden (15.3.).
Am 1. Mai 1872 hat der beklagte Bauer Wolfgang M. dem Wunsch des Klägers aus Vach entsprochen und den Viehhüten-Graben ausgefüllt.
Ein Handelsmann klagte am 10. Mai gegen einen Maurer wegen Mietzins; sie wurden an die Gerichte verwiesen, da der Sühneversuch fruchtlos blieb (Eintrag des Bürgermeisters Heinrich Ulrich).
Gleiches folgte wegen Zinsforderung einer Bauernwitwe gegenüber einer Altsitzerin.
Im September 1872 dann mal ein Erfolg: Im Fall einer Lohnenthaltung wurden die Parteien einig.
Auch im Fall einer Dienstentlassung im November ist die klagende Dienstmagd vom Bauern zufrieden gestellt worden.
Wegen Diebstahl konnte man sich im Dezember 1872 einigen: die beklagte Gastwirtin gab den gefundenen Gegenstand zurück.
1873: Wegen Zinsforderung einer Bauernwitwe gegenüber einem Bauernsohn kam man nicht überein, so dass die Streitenden an das Landgericht zur Entscheidung verwiesen wurden.
Wegen Misshandlung des Ehemannes Wolfgang M. durch die Bauernfrau Kunigunda M. „wurde soweit vermittelt, dass die Ehefrau, welche das Haus verlassen hatte in dasselbe zurückkehrte und der Ehemann versprach, seiner Frau nicht mehr misshandeln zu wollen“ (28.3.).
Beim Streit wegen einer Geldforderung wurde vermittelt dadurch, dass der Kläger mit der Hälfte der Forderung sich begnügte (18.6.).
Am 6.8. beklagt sich eine Gütlerswitwe Katharina Fischer über den Ökonomen Wolfgang M. wegen unordentlichen Vieh… [unleserlich]. In Spalte „Art und Weise der Erledigung der Klage“ heißt es: Fischer zahlte 15 x [Kreuzer] Entschädigung an M., womit die Sache erledigt war“.
Wegen Ehrenbeleidigung klagte der Ökonom Georg Kern gegen den Ökonomen und Bürgermeister Konrad Ulrich und den Ökonomen Georg Friedrich Ulrich. Der Vermittlungsbeamte erzielte kein günstiges Resultat und der Kläger hat infolgedessen sein vermeintliches Recht bei Gericht zu suchen (lautete der Eintrag, den alle Drei am 26.11.1883 unterschrieben).
Am 5. Juli 1884 die gleiche Sache: Romming, Johann, Ökonom von Mannhof, gegen Schultheiß, Johann, Ökonom von Mannhof. Es unterschrieben beide und Bürgermeister Ulrich. (Man sieht, die Fronten sind verhärtet!)
Am 9. Juli kommen die Beiden (Kläger und Beklagter) überein, dass der Beklagte die bisher erwachsenen Kosten übernimmt (Unterschriften: Romming, Schultheiß, Stephan Romming, Ulrich, Bürgermeister).
Am 17. September treffen sich Johann Oeser, Chirurg in Vach, und Konrad Fleischmann, Maurerpolier von Stadeln. In der Spalte „Art und Weise der Erledigung der Klage“ heißt es: „Das Vermittlungsamt erzielte kein günstiges Resultat und der Kläger hat infolgedessen sein vermeintliches Recht bei Gericht zu suchen.“ Beide unterschreiben und auch Bürgermeister Ulrich.


=== Das 20. Jahrhundert ===
=== Das 20. Jahrhundert ===

Version vom 27. Februar 2023, 15:52 Uhr

Wappen von Stadeln

Stadeln ist ein Ortsteil im Norden der Stadt Fürth, an der Straße zwischen Fürth und Erlangen nach Forchheim am Hang der Regnitz gelegen. Der Name "Stadeln" kommt vermutlich vom althochdeutschen "Stadal" = Feldscheune, freistehendes Hilfsgebäude, evtl. aber auch vom süddeutsch-mundartlichen "stade" = Ufer, Uferstraße, Gestade.

Typisch für Stadeln ist das Wasserrad. 1961 fand das Wasserrad Aufnahme in das von Paul Linhard entworfene Gemeindewappen. In Stadtteil Stadeln wohnen ca. 10.000 Einwohner.


Geschichte

Ursprung und erste Erwähnung

Der Ort Stadeln wurde vermutlich im 8. Jahrhundert vom karolingischen Königshof Fürth aus als wirtschaftliche Ausbausiedlung gegründet und gehörte seitdem zur Hofmark Fürth. Hierfür fehlen allerdings genaue Belege. Man ist jedoch allgemein der Ansicht, dass die Ausbildung des Ortes in die Zeit der Entstehung der Stadt Fürth 793 fällt.[1]

Zunächst spricht für solch eine frühe Existenz des Dorfes die Lage an der Regnitzfurt, an Stelle der heutigen Stadelner Brücke. Von dieser Furt führten zwei alte Straßenzüge weiter, der eine über Steinach-Boxdorf nach Kraftshof, der andere nach Kronach. Beiden Orten, Steinach wie Kronach, wird wegen ihrer Namensform ein hohes Alter zugeschrieben. Weiter trifft auf die Regnitzfurt die alte Hochstraße aus dem Aisch-Aurachtal kommend über Vach und Mannhof nach Poppenreuth-Schniegling weiterführend. Einen weiteren Hinweis auf das Alter des Ortes erhält man aus seiner Zugehörigkeit zum Bamberger Dompropstei-Amt in Fürth. Weitere Umstände weisen noch auf das frühzeitige Vorhandensein Stadelns hin. Erwähnt seien hier noch die Namen verschiedener Flurstücke, die mit Point enden, wie Herzogenpoint. Diese Namen deuten auf die Zeit des 12. Jahrhunderts und noch früher hin.

Aus verschiedenen Hinweisen schließt der Historiker Werner Sprung, dass in der Zeit von 1000 bis 1100 an der Regnitzfurt eine kleine Siedlung von ein bis zwei Höfen entstand, die wohl im 13. Jahrhundert an die Dompropstei Bamberg kam. Möglich ist aber auch, dass die Höfe in Stadeln schon 1007 bambergisch wurden, als König Heinrich II. Fürth mit den dazugehörigen Dörfern verschenkte.

Erst im Jahr 1296 fand Stadeln seine ersten urkundlichen Erwähnungen in den Kalendarien der Dompropstei Bamberg in mehreren Nachträgen zum 7. September und 26. November 1296, dem Tag zu Ehren des Papstes Linus. Dort heißt es: "Am 26.11(1296), am Tag des Papstes Linus starb der Priester Gunther, um den ein Pfund Heller gegeben wird von der Vogtei in Fürth, Stadeln und Schweinau bei Nürnberg."

In den zwei Kalendarien des Bamberger Domkapitels (Staatsarchiv Bamberg, B 86, 241 und 242), angelegt zwischen 1284 und 1296, finden sich Eintragungen über den Todestag eines "Burchardus decanus" und eines "Gunther presbiter", die in ihrer äußeren Form eindeutig als Nachträge in die einheitlich angelegten Kalendarien angesehen werden müssen. Der Eintrag über Burchard bezieht sich entweder auf den Dekan des Stiftes St. Gumpert in Ansbach, verstorben 1296[2] oder auf Burchard Fuchs von Rügheim, im September 1296 zuletzt als Domdekan benannt[3]. Das Totengedenken für Burchard soll im Kalendar B 86/241 mit 2 1/2 Pfund Heller aus der advocatia in Fürth bei Nürnberg bedacht werden. Im Kalendar B 86/242 ist diese Fassung korrigiert in aus Stadeln. Das Totengedenken für Gunther ist in beiden Kalendarien mit einem Pfund Heller aus der advocatia in Fürth, Stadeln und aus Schweinau bei Nürnberg ausgestattet.

Werner Sprung hat im Bezug auf die urkundliche Erwähnung der Gemeinde Stadeln 1971 allerdings auch folgenden Nachtrag übersandt: Die älteste urkundlich gesicherte Nachricht von dem Ort Stadeln können wir um das Jahr 1185 ansetzen aufgrund eines Eintrages in den Anniversarien des Domes zu Bamberg. Der Eintrag Lautet:

7. Sept. Eccl. Cath. (=Dom) Burchardus presbyter et decanus ob(iit) unde dantur 11 lib. cum dimid. hl de advocatia de furte et de stadeln et de swinawa.

Das heißt, dass jedes Jahr am 7. September für den gestorbenen Priester und Domdechanten Burkart eine Seelenmesse werden musste, für die er aus der Vogtei in Fürth und in Stadeln und in Schweinau eine Geldrente eingesetzt hatte. Abgedruckt ist dies in dem 7. Bericht des Historischen Vereins zu Bamberg vom Jahre 1844 durch Casp. Anton Schweitzer. Urkundlich wird dieser Priester und Domdekant Burkart in zwei Urkunden des Bischofs Otto I. von Bamberg von 1184 und 1186 als Zeuge genannt. Diese Urkunden finden sich abgedruckt in dem Werk von Usserman "Episcopatus Babenbergensis et Wirzeburgensis", Seite 126 und 127, betreffend das Bistum Bamberg und Würzburg.[4]

Weitere Geschichte und kirchliche Zugehörigkeit

Urkunde Fischwasserverkauf 1398

Eine weitere urkundliche Erwähnung von Stadeln findet für 1398 sich im Löffelholzischen Kopialbuch. In diesem Jahr wurde das Fischwasser bei Stadeln vom Burggrafen als Lehen gegeben. In einem Verzeichnis des Fürther Pfarrsprengels der Kirche St. Michael wird die Ortschaft Stadeln dann für das Jahr 1430 erwähnt.

Kirchlich gehörte Stadeln wohl seit der frühen Zeit seines Bestehens zu Fürth. Diese Zugehörigkeit hat urkundlich nachweisbar über 500 Jahre, tatsächlich wohl 800-900 Jahre bestanden. Dass Stadeln dabei stets zum Bistum Bamberg gehörte, geht auch daraus hervor, dass ausschließlich als geltendes Civilrecht die DomprobsteiIich-Bambergischen Observanzen galten, ebenso im Orte Mannhof.[5] Jahrhundertelang mussten die Stadelner den weiten Weg bis nach St. Michael gehen, auch um dort ihre Toten zu beerdigen. Im Gegensatz zu vielen anderen Dörfern des Knoblauchslandes hatte Stadeln nur eine Grund- oder Eigenherrschaft: Die Dompropstei Bamberg. Der Dompropst war also der oberste Lehensherr.

Für 1441 wurde der Stadelner Eberlein Hertwig als einer der 12 Schöffen des Fürther Gerichts genannt. Stadeln stellte immer einen der 12 Schöffen im Fürth der Dreiherrschaft. Das Fürther Gericht tagte unter dem Vorsitz des dompropsteilichen Amtmannes. Aus dem ältesten Urbar der Dompropstei Bamberg aus dem Jahr 1468 geht dann auch eine Größenangabe des Dorfes hervor: Zwei Höfe und 15 Gütlein. Eine Angabe zur Einwohnerzahl lässt sich aus diesen Daten allerdings nicht gewinnen. In den nächsten Jahrhunderten hat der Ort in seinem äußeren Umfange nicht zugenommen, sondern es werden nur zahlreiche Hof- und Güterteilungen vorgenommen.

Für 1496 wurde die erste Schankstätte in Stadeln erwähnt, die später die Bezeichnung Zum Wilden Mann trug und deren letzter Standort Herboldshofer Straße 2a war. Ab dem Jahr 1580 finden sich Aufzeichnungen über Stadelner Bürger in den Kirchenbüchern der Fürther St.-Michaels-Kirche. Für das Jahr 1590 ist zum ersten Mal das Hirtenhaus bezeugt. Lange Jahre gab es zwei Hirten, einen Kuhhirten und einen Sauhirten. Der Kuhhirte war wohl der wichtigere von beiden, er wurde besser bezahlt. Neben dem Hirtenhaus gab es in Stadeln zu der Zeit weitere 13 Anwesen, darunter eine Schenkstatt. In den Zinsbüchern der beiden Jahre 1606 und 1615 werden für Stadeln jeweils 16 Anwesen aufgeführt: 2 Höfe, 3 Halbhöfe, 2 Viertelshöfe, 7 Gütlein, die Schenkstatt und das Hirtenhaus. Aus Einträgen in Zehntbüchern ist auch zu schließen, dass es 1619 zu Ernteausfällen wegen "langwierigen Regens" und "Ungewitters" kam. Im Dreißigjährigen Krieg war auch Stadeln stark betroffen. So zog 1622 Baierisches Kriegsvolk durch und minderte die Vorräte. Und 1632 war dann ein schreckliches Kriegsjahr im ganzen Gebiet, die Truppen plünderten immer wieder die Vorräte. Noch in den folgenden Jahren bis 1637 wurde kaum gesät und geerntet. Nach dem Krieg gab es immer wieder Ernteausfälle, so im Jahr 1661 wegen "langwieriger Dürre".

Dorfordnung von 1738

Allerdings konnte man nach dem Krieg auch das Leben wieder neu organisieren. Stadeln erhielt zum Beispiel 1666 vom Bamberger Dompropst eine neue Gemeindeordnung. Und auch mit der Wirtschaft ging es aufwärts. Mit der Errichtung einer kleinen Tabakfabrik legte Johann Georg Kästner 1720 den Grundstein für eine erste nichtagrarische Produktion. Weitere Tabakfabriken folgten, wurden aber in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder aufgelöst.

Der Ort selbst wuchs auch wieder. Im Salbuch der Dompropstei Bamberg werden für das Jahr 1723 folgende Angaben zur Größe Stadelns gemacht: 14 Halbhöfe, 7 Viertelshöfe, 8 Gütlein, 1 Wirtshaus, 1 Schenkstatt, 2 Häuser, 1 Fischhäuslein. 1738 gab sich die Gemeinde eine neue Dorfordnung und ersetzte die alte Ordnung von 1666. Und mit dem neuen Gemeindehaus am Fischerberg bekam Stadeln 1738 bis 1740 auch eine eigene Schule. Bis dahin mussten die Kinder immer den weiten Weg nach Fürth gehen.

Im Siebenjährigen Krieg marschierten 1762 5.000 Preußen unter General Kleist auf dem Weg von Erlangen nach Fürth durch Stadeln.[6]

In einem Anbau am Gemeindehaus wurde 1785 eine Dorfschmiede eingerichtet. Sie arbeitete nicht nur als Hufschmiede, sondern stellte auch Eisenwerkzeuge, Pflüge und Wagenteile her. Dort konnten aber auch Reparaturen an den Pressen der Tabakfabrik ausgeführt werden.

Flurkarte von 1821

1796 endete dann die langjährige Zugehörigkeit zur Dompropstei Bamberg. Stadeln kam, wie die ganze Gegend um Fürth, kurzzeitig unter preußische Verwaltung. Und wieder kam es zu Kriegszügen. Während der Napoleonischen Kriege kam es im Dezember 1796 zwischen französischen und kaiserlichen Truppen dies- und jenseits des Regnitzflusses zu hitzigen Gefechten. Stadeln wurde neben etlichen anderen Orten von den Kaiserlichen besetzt. 1805 zogen erneut französische Truppen durch Stadeln. Nach kurzer preußischer Besetzung und Verwaltung von den Jahren 1796-1806 wurde Stadeln 1806 der Krone Bayerns zugeteilt. Im Zuge einer Verwaltungsreform des bayerischen Staates kamen 1808 die Gemeinde Mannhof und die Einöde Königsmühle zu Stadeln und bildeten fortan eine politische Gemeinde. Der Ort Stadeln war inzwischen weiter gewachsen. 1824 lebten in 49 Häusern jetzt 371 Einwohner. Der erste Schritt vom Bauerndorf zur Industriegemeinde wurde 1855 mit der Ansiedelung eines Industriewerkes, dem Vorläufer von Dynamit-Nobel, vollzogen.[7] 1866 baute man ein neues, größeres Schulhaus im Norden des Ortes. Als am 23. Juni 1870 die Stadelner Tabakfabrik abgebrannt war, hat man auch darauf reagiert. Am 1. Mai 1873 gründete der Lehrer Valentin Schlegel mit 22 Stadelnern die Freiwillige Feuerwehr Stadeln.

1876 erhielt Stadeln auch einen Bahnhof an der Bahnstrecke Nürnberg-Bamberg. Anlässlich der Einweihung erhielt diese Station allerdings den Namen 'Bahnhof Vach' mit der Begründung, dass dieser Ort Industrie hätte, das Dorf Stadeln dagegen nur eine landwirtschaftlich ausgerichtete Produktion. Spätestens mit der Ansiedlung der Rheinisch-Westfälischen Sprengstoff AG (RWS) im Jahr * 1896 änderte sich dies jedoch. Wegen der großen Explosionsgefahr bestanden in der Bevölkerung zwar zunächst erhebliche Vorbehalte gegen diesen Betrieb. Die "Pulver", wie er umgangssprachlich genannt wurde, hatte später aber über 1.000 Mitarbeiter, 1917 waren es kurzzeitig sogar 3.000, und war damit einer der größten Arbeitgeber in Stadeln. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das erste Feuerwehrhaus Stadelns am Fischerberg gebaut.

Das Vermittlungsamt der Gemeinde im 19. Jahrhundert

Wie die Landgemeinde Stadeln gewerbliche und häusliche Streitigkeiten regelte. Aus einem Vermittlungsbuch von 1862 bis 1918. Vorbemerkung Auf dem Titelblatt des Heftes im Oktavformat (32 cm hoch, 20 cm breit) steht: „Vermittlungsbuch“. Auf der ersten Seite heißt es dann: Der Gemeindeausschuss hat bei gewerblichen Streitigkeiten gemäß Art. 120 a Abs. 2 der Reichsgewerbeordnung Entscheidungen zu treffen und beglaubigte Abschrift des über die Verhandlung aufgenommenen Protokolls dem Beschwerdeführer zu übergeben. Das Heft umfasst 104 Einträge, beginnend im Mai 1862. Es endet mit dem letzten Eintrag vom 10. Oktober 1918. In 8 Spalten werden aufgeführt: Lfd. Nr. / Tag des Vorfalls, Datum der Vermittlung / Name des Klägers / Name des Beklagten / Gegenstand der Klage / Art und Weise der Erledigung / Beamter, welcher den Sühneversuch geleitet hat / Unterschrift.

Dieses Heft stellt ein zeitgeschichtliches Dokument dar, weil es die harten Lebensumstände der damaligen Zeit aufzeigt. Und wie man mit Streitigkeiten umgegangen ist durch die gemeindliche Maßnahme der Vermittlung, ohne die Gerichte bemühen zu müssen. Das gelang aber nicht immer. Im Jahr 1862: Der erste Eintrag handelt von einem Knecht, der seinen Dienst beim Bauern vor Ablauf der bedungenen Dienstzeit verließ, worüber vermittelt wurde (8.5.1862). Auch die Magd hatte sich aus dem gleichen Grund beschwert und es wurde mit ihr verhandelt (9.5.1862). Ein Köbler beklagte sich über einen Schreinermeister (Nachbar), der seine Henne in seinem Garten totgeschlagen hatte (20.6.1862). Über ihren Ehegatten beklagte sich eine Taglöhnerin wegen Misshandlung und Zerstörung von Mobiliar (3.7.1862). Am 18.7. folgte der Fall einer „unbefugten Schweinefütterung“; ein Schreinermeister wurde von einem Wagenmeister deswegen beschuldigt. Ehefrau und Sohn beklagten sich über den Mann bzw. Vater (ein Taglöhner) wegen Misshandlung und Mobiliar-Zertrümmerung (27.7.1862). Ein Wagenmacher hatte seine Schwägerin misshandelt, auch die Tochter des Klägers und er zertrümmerte den Ofen und mehrere Mobilien (28.7.1862). Eine Ehefrau beklagte sich über ihren Mann wegen mehrmaliger Misshandlung. Sie wurde mit einem Attest über den gescheiterten Sühneversuch entlassen (4.8.1862). Dann wurde verhandelt wegen „Hausfriedensbruch“, „Misshandlung“ und „Feldfrevel“; auch wegen „Injurien“ [= Beleidigungen] und einer „üblen Nachrede“. Im Fall eines Altsitzer mit einem Bauern verhandelte man wegen Hausfriedensbruchs am 7.12.1862. Im Jahr 1863: Wegen einer Forderung trafen sich am 5.2. ein Maurergeselle mit dem beklagten Tabakspinner. Darum ging es auch am 30. März bei einem Gastwirt gegen einen Taglöhner. Ein Köbler setzte sich mit einem Zimmergesellen wegen Hofteilung am 10. April auseinander. Ein Gastwirt sprach wegen einer Forderung gegenüber einem Taglöhner vor. Wegen einer Hofteilung konnten sich ein Zimmergeselle und ein Köbler nicht einigen (10.4.1863). Am 12. Juli trafen sich die Ehegatten eines Getreideunterhändlers wegen Misshandlung. Am 20. Juli klagte eine Maurergesellen-Frau gegenüber einer anderen wegen Forderung. Die Frau eines Tüncher-Gesellen klagte gegen einen Malermeister am 20. August wegen „Injurien“. Das war auch der Fall bei einem Getreideunterhändler gegenüber durch eine Frau aus Mannhof. Ein Viehunterhändler wurde von einem Büttnermeister beklagt; der Grund „gekaufte Schweine stehen gelassen“. In diesem Fall konnte vermittelt werden. Eine Dienstkraft klagte gegen einen Altsitzer wegen Injurien am 23. Oktober. Auch hier wurde vermittelt. Drei Fälle von Feldfrevel standen im Oktober und November 1863 zur Klärung an. Zur Klärung einer Schimpfrede unter zwei Frauen trafen sich diese am 26.11.1863. Weitere Klärungen betrafen „Vorenthaltung des Lohnes“ und „Störung des Hausfriedens“ unter Eheleuten (Dez. 1863). Auch „Injurien“ mussten wieder geschlichtet bzw. eine Versöhnung zwischen den Streithähnen vereinbart werden. 1864 ging es weiter mit Fällen von unbeglichenen Forderungen, Misshandlungen; Dienstknechte verweigerten den Dienst und gingen. Schließlich kamen im Juni noch eine Ehescheidungs-Sache und wieder „Injurien“, also Beleidigungen durch Worte oder Schläge. 1870 wurden die Eintragungen fortgesetzt: Bei einer Familie Muggenhöfer musste wegen Wegnahme einer Halm-Bank geschlichtet werden. Wegen Hausfriedensstörung und Misshandlung trafen sich beim Vermittler Eheleute. Die Mietzinsbezahlung war Anlass zu einer Klärung am 1. Mai und 9. Mai. Es folgten Fälle von Dienstentlassung und Vorenthaltung des Lohnes. Ab September 1870 wird Bürgermeister Ulrich genannt als Verhandlungsführer für die Sühneversuche: Am 13.12. versöhnten sich Bauer und Dienstmagd wegen deren „Ungehorsam“. Der Fischer Muggenhöfer und der Unterhändler K. wurden zur Klärung an das Landgericht Fürth verwiesen. In gleicher Weise wurde bei Zinsenforderung im Fall der Witwe Margarete M. verfahren. 1871: Im Fall Altsitzer Konrad Fein und Dienstknecht Georg Fein wurden die Parteien einig, indem der Kläger Georg F. befriedigt wurde (7.2.). Am 10.2. ging es um einen Hausfriedensbruch: Die Taglöhnerin Kunigunda E. gab sich zufrieden, nachdem ihr Sohn, ein Dienstknecht, sie um Verzeihung bat. Um eine Hofverunreinigung ging es am 31.3.1871. Der Beklagte Schneider Georg K. „befriedigte den Kläger“, nämlich Konrad B., ein Zimmergeselle. Am 24. Mai vermittelte der Bürgermeister zwischen einem Bauern in Stadeln und einem Fischer aus Vach. Sie einigten sich dahin, indem der beklagte Bauer die Bewässerung von 7 auf 6 Tagen beansprucht, d. h. verringert. 1872: Der Fall der Verweigerung des Lohnes an eine Dienstmagd durch den Bauern Georg R. wurde die Sache der Distriktsbehörde zugewiesen (2.3.). Beim Vorbringen der Ehefrau eines Handelsmannes wegen Verleumdung konnte durch Abbitte vermittelt werden (15.3.). Am 1. Mai 1872 hat der beklagte Bauer Wolfgang M. dem Wunsch des Klägers aus Vach entsprochen und den Viehhüten-Graben ausgefüllt. Ein Handelsmann klagte am 10. Mai gegen einen Maurer wegen Mietzins; sie wurden an die Gerichte verwiesen, da der Sühneversuch fruchtlos blieb (Eintrag des Bürgermeisters Heinrich Ulrich). Gleiches folgte wegen Zinsforderung einer Bauernwitwe gegenüber einer Altsitzerin. Im September 1872 dann mal ein Erfolg: Im Fall einer Lohnenthaltung wurden die Parteien einig. Auch im Fall einer Dienstentlassung im November ist die klagende Dienstmagd vom Bauern zufrieden gestellt worden. Wegen Diebstahl konnte man sich im Dezember 1872 einigen: die beklagte Gastwirtin gab den gefundenen Gegenstand zurück. 1873: Wegen Zinsforderung einer Bauernwitwe gegenüber einem Bauernsohn kam man nicht überein, so dass die Streitenden an das Landgericht zur Entscheidung verwiesen wurden. Wegen Misshandlung des Ehemannes Wolfgang M. durch die Bauernfrau Kunigunda M. „wurde soweit vermittelt, dass die Ehefrau, welche das Haus verlassen hatte in dasselbe zurückkehrte und der Ehemann versprach, seiner Frau nicht mehr misshandeln zu wollen“ (28.3.). Beim Streit wegen einer Geldforderung wurde vermittelt dadurch, dass der Kläger mit der Hälfte der Forderung sich begnügte (18.6.). Am 6.8. beklagt sich eine Gütlerswitwe Katharina Fischer über den Ökonomen Wolfgang M. wegen unordentlichen Vieh… [unleserlich]. In Spalte „Art und Weise der Erledigung der Klage“ heißt es: Fischer zahlte 15 x [Kreuzer] Entschädigung an M., womit die Sache erledigt war“. Wegen Ehrenbeleidigung klagte der Ökonom Georg Kern gegen den Ökonomen und Bürgermeister Konrad Ulrich und den Ökonomen Georg Friedrich Ulrich. Der Vermittlungsbeamte erzielte kein günstiges Resultat und der Kläger hat infolgedessen sein vermeintliches Recht bei Gericht zu suchen (lautete der Eintrag, den alle Drei am 26.11.1883 unterschrieben). Am 5. Juli 1884 die gleiche Sache: Romming, Johann, Ökonom von Mannhof, gegen Schultheiß, Johann, Ökonom von Mannhof. Es unterschrieben beide und Bürgermeister Ulrich. (Man sieht, die Fronten sind verhärtet!) Am 9. Juli kommen die Beiden (Kläger und Beklagter) überein, dass der Beklagte die bisher erwachsenen Kosten übernimmt (Unterschriften: Romming, Schultheiß, Stephan Romming, Ulrich, Bürgermeister). Am 17. September treffen sich Johann Oeser, Chirurg in Vach, und Konrad Fleischmann, Maurerpolier von Stadeln. In der Spalte „Art und Weise der Erledigung der Klage“ heißt es: „Das Vermittlungsamt erzielte kein günstiges Resultat und der Kläger hat infolgedessen sein vermeintliches Recht bei Gericht zu suchen.“ Beide unterschreiben und auch Bürgermeister Ulrich.

Das 20. Jahrhundert

Von der Jahrhundertwende an verwandelte sich der Charakter der Ortschaft bis nach dem Zweiten Weltkrieg eine stürmische industrielle Entwicklung Stadeln endgültig zu einer Industriegemeinde werden ließ. Bereits 1910 waren weitere Betriebe nahe der Bahnstation entstanden, die Färberei des Fabrikanten Hermann Kreß sowie die Metallspiegelfabrik von Adam Kugler. Aus diesen entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Aluminium-Walzwerkfabrik, die Firma Leistritz.

Am 8. Februar 1918 kam es südlich des Bahnhof Vach in Stadeln zu einem Unfall. Der Fürther Fotograf Matthias Kantenseder (Familie siehe auch unter Carl Kantenseter) aus der Theaterstraße 4, stationiert in der Flieger-Ersatz-Abteilung 2 (FEA 2) am Flugplatz Fürth-Atzenhof, stürzte mit seinem Flugzeug tödlich ab. Ein weiterer tödlicher Absturz eines Doppelsitzers in Stadeln ereignete sich am 26. Juni 1918. Die beiden Insassen, der Ingenieur und Leutnant der Reserve, Andreas Selinger und der Sergeant Andreas Schramm (beide Fliegerschule 3 am Flugplatz Fürth-Atzenhof), überlebten den Absturz nicht. Am 5. November 1918 stürzte der von Flugplatz Fürth-Atzenhof gestartete Johann Dorsch, 24 Jahre alt, in Stadeln tödlich ab. 1920 wurde von der Stadt Nürnberg eine sogenannte "Fäkalienentladestation" am Bahnhof Vach angelegt, die die örtlichen Bauern rege nutzten. Für die Freiwillige Feuerwehr wurde 1928 die erste Motorspritze angeschafft, die bis 1965 in Betrieb war. Im gleichem Jahr wurde ein Versuch der Stadt Fürth Stadeln einzugemeinden (noch) abgewehrt. Erst einmal bekam der Ort 1935 seinen eigenen Friedhof. Bis dahin wurden die Toten auf den Fürther Friedhöfen begraben. Von 1939 bis 1940 entstand dann auch ein neuer Schulbau in der heutigen Karl-Hauptmannl-Straße.

Im Zweiten Weltkrieg blieb Stadeln vor größeren Schäden bewahrt. So konnten in der Nachkriegszeit viele Flüchtlinge und Vertriebene hier eine neue Heimat finden. Während im Jahre 1840 Stadeln nur 525 Seelen zählte und im Jahre 1900 ca. 530 Einwohner festzustellen waren, so waren 1925 schon 828 Bürger zu verzeichnen. Mit Beendigung des Zweiten Weltkrieges (Einwohnerzahl ca. 2100) begann das schnellste Wachstum Stadelns in seiner bisherigen Geschichte. Es folgte auch ein zweiter Schub von Industrieansiedlungen. Die Dynamit-Fabriken wurden von den US-Amerikanern zwar besetzt und zur Demontage freigegeben. 2.000 Produktionsmaschinen gingen in diesen Jahren nach Polen. Ab 1952 begann aber, nachdem man seit 1946 bei Dynamit Nobel nur "friedliche" Produkte herstellen durfte, jetzt auch wieder die Munitionsherstellung. 1948 hatten sich auch die Doria-Werke im Ort angesiedelt. Die Gemeinde wandelte sich nach dem Krieg zu einer leistungsstarken Wohn- und Industriegemeinde. Das hohe Steueraufkommen förderte den Wohlstand. Die kirchliche Selbstständigkeit der Kirchengemeinde hatte sich 1953 vollzogen, geschuldet der enorm gewachsenen Mitgliederzahl. 1954 bis 1956 wurde eine zentrale Wasserversorgungsanlage mit dem roten Wasserturm an der Ecke Orchideenstraße Asternstraße als höchsten Punkt und dem Wasserwerk in Mannhof im Norden aufgebaut. Diese ging dann später in dem neu gegründeten Zweckverband zur Wasserversorgung des Knoblauchslandes mit Großgründlach, Neunhof, Boxdorf und Sack auf.

Stadeln 1958

Ab 1956 wuchs die Bevölkerung Stadelns noch einmal stark an. Immer mehr landwirtschaftliche Nutzflächen wurden zur gewerblichen Nutzung oder für neue Wohnsiedlungen freigegeben. Bis 1968 verzeichnete das Einwohnermeldeamt mehr als 2600 Zuzüge. 1960 wurde die Kanalisation für den gesamten Ort fertiggestellt. Und 1969 wurde in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Vach, Herboldshof, Boxdorf und Hüttendorf im Regnitztal an der Grenze Vach/Hüttendorf eine neue Kläranlage in Betrieb genommen. Einen weiteren Schub für industrielle Arbeitsplätze gab es 1965 als die Firma BIG sich in Stadeln ansiedelte. Sie begründete damit die Bedeutung Stadelns als Sitz internationaler Spielwarenfirmen. Im gleichen Jahr erhielt die Freiwillige Feuerwehr ihren ersten modernen Feuerwehr-Lkw. Nun drohte Stadeln allerdings erneut der Verlust der Eigenständigkeit im Zuge der bayerischen Gemeindegebietsreform. Es verblieben allerdings noch ein paar Jahre, die man nutzte, um die lokale Infrastruktur noch einmal zu stärken. Und so wurden von 1968 bis 1972 von dem geplanten neuen Gemeindezentrum Schule, Turnhalle und Hallenbad ausgeführt. Am 1. Juli 1972 war es dann aber trotz langen Widerstands soweit. Stadeln wurde mit seinen 6.400 Einwohnern in die Stadt Fürth eingemeindet. Im ehemaligen Rathaus wurde die Amtsstelle Nord der Stadt Fürth eingerichtet (→ Eingemeindungen nach Fürth).

Stadeln als ein Teil Fürths

700 Jahre Stadeln, Veranstaltungskalender

In den folgenden Jahren besannen sich die Stadelner immer wieder auf ihre Geschichte. Unter der Leitung von Zimmermeister Gerd Roth erhielt Stadeln 1991 wieder ein Wasserrad an der Regnitz. Stadeln war in früherer Zeit durch die im Regnitzgrund zahlreich vertretenen Wasserräder geprägt. Damals dienten sie den Bauern vor allem zur Bewässerung der Äcker und Wiesen.[8] Ein Höhepunkt war im Jahr 1996 die große 700-Jahrfeier von Stadeln mit verschiedenen Veranstaltungen und einer eigenen Festschrift. Und der 1965 gegründete Heimat- und Trachtenverein feierte 2005 in großem Stil sein 40-jähriges Gründungsfest. 2015 bis 2017 wurde die Sanierung des Hallenbades notwendig. Eine kurzzeitig diskutierte Schließung wurde verworfen. 2019 bis 2020 wurde auch das alte Rathauses grundlegend saniert und zum großzügigen Bürgeramt Nord umgebaut.


Ortsvorsteher und Bürgermeister von Stadeln bis 1972

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  • Romming

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  • etwa 1895: Johann Büchel
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  • 1900 - 1917: Georg Andreas Ulrich (Unterschrift und Dienstsiegel unter Fotos)
  • 1917 - 1918: Georg Müller
  • 1921 - 1933: Johann Bäuerlein
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  • um 1938: Ludwig Assländer
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  • 1940 - 1945: Herzog, kommissarisch
  • 27. Juli 1945 -?: Michael Schönleben (Eingesetzer Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg)
  • 1. Mai 1948 - 1966: Thomas Kleinlein
  • 1966 - 1972: Willi Müller (Letzter Bürgermeister der Gemeinde Stadeln)

Denkmalschutz

Gebäude, die in Stadeln unter Denkmalschutz stehen:

Besonderheiten

Firmen

Vereine

Der erste Verein wurde in Stadeln am 25. Dezember 1871 gegründet. Es war ein Loosverein [sic] und er hatte 20 Mitglieder. Das Vereinslokal befand sich im Gasthaus von Karl Kalb. Chronist Lohbauer vermerkt dazu im Jahr 1892: Dieser Verein wurde seit seiner Gründung von der Glücksgöttin Fortuna 49 mal begünstigt.[9] Es folgten schnell weitere Vereinsgründungen, so 1873 die der Freiwilligen Feuerwehr, im gleichen Jahr ein Kreuzbauernverein, der aber bald aufgelöst und in einen Zimmerstutzenverein überführt wurde. Bei diesem handelte es sich um einen frühen Schützenverein, der aber auch 1881 in einem weiteren Losverein aufging. Diese Vereine trafen sich alle im Goldenen Engel. Der Veteranen-Kampfgenossen-Verein gründete sich mit 25 Mitgliedern an Neujahr 1890. Die Mitglieder trafen sich im Gasthaus Zum Wilden Mann (Stadeln), der Wirt Ramsteck wurde 1898 vom Blitz erschlagen. Ein weiterer Vereine war der Spar- und Vorschußverein, gegründet im März 1895.

Heute gibt es, neben anderen, die folgenden Vereine:

  • Sudetendeutsche Landsmannschaft, Ortsgruppe

Lohbauersche Land-Chronik

Zur selbigen Zeit (etwa 1790) war an der nordöstlichen Seite des Dorfes Stadeln zwischen dem Kalb'schen Acker und der Regnitz ein kleiner Wald von Eichen und Holzapfelbäumen.[10]
1846 ist eine Scheune mit Schupfe im Hofmannsgarten abgebrannt.[11]
1855 brannte das Taglöhnershaus des Gutsbesitzers Gg. Fein ab.[12]
1858 wurde eine Thurmuhr von Th. Holweg in Nürnberg um 180 fl. 30 kr. angeschafft, die 3 gußeisernen Gewichte kosteten 17 fl. 20 kr. In diesem Jahre wurde ein Gemeindeacker, das Märterlein genannt, an Maurer Joh. Gulden um 26 fl. verkauft, der ein Haus dort erbaute.[13]
1870, 23. Juni früh 10 Uhr, die Wagnersche Zigarrenfabrik. Großartiger Brand, demselben fielen noch die Anwesen der Oekonomen Gg. Fischer, Konr. Burkhard und Schmiedmeister Gg. Kleinlein zum Opfer. Die Brandstätte der Fabrik kaufte Oekonom Gg. Friedr. Ullrich und erbaute darauf das jetzige massive Wohnhaus Nr. 27 und eine stattliche Scheune.[14]
1874, 26. April, brannten Nachts die beiden Scheunen der Herren Gg. Friedr. Ullrich und Gg. Heinrich Ullrich ab. Der Verdacht der Brandstiftung fiel auf den sittlich ganz verkommenen Schuhmacher Gg. Wörlein, der häufig Drohungen gegen den damaligen Bürgermeister Gg. Heinrich Ullrich ausstieß. Wegen Mangel an Beweis wurde er wieder aus der Haft entlassen und am 24. Januar 1882 von seinem Bruder Gg. Wörlein in Folge eines Streites in seiner Wohnung (Wirthschaft am Kanalhafen) mit einem Beil erschlagen.[15]
1876 Im März brannte das Anwesen des Gg. Kaltenhäußer.[16] Einführung der Hundesteuer per Stück 6 Mark. 7. August, Peter Wegner todt aus der Regnitz gezogen.[17]
1885 kaufte die hiesige Gemeinde von der Gemeinde Ronhof den sogenannten Wäsig um 2 300 M. Die Fläche beträgt 5 Hektar 1 Ar und 20 Quadratmeter. Mit diesem Kauf machte die hiesige Gemeinde ein rentables Geschäft.[18]
1886 am 15. September Nachmittags 2 Uhr fand ein furchtbares Gewitter statt. Der schreckliche Sturm trieb in Massen den Staub in die Höhe und verfinsterte den Tag, warf die Fuhren mit Grumet im Regnitzgrund um, der Hagel schlug die Fenster ein. Dies Hagelwetter war das erste bedeutende seit dem Jahre 1802.[19]
ca. 1891: Mit dem Fortkommen der Friedensbäume hat Stadeln kein Glück, denn die bei den Eichen verdarben, ebenso dann die vor dem Pröschel'schen, nun Ramsteck'schen Gasthause gepflanzte Friedenslinde. Nun soll im kommenden Frühjahr ein neuer Friedensbaum gepflanzt werden, welchem wir ein besseres Gedeihen wünschen.[20]
1894 am 28. Mai wurde das Wohnhaus des Oekonomen Förtner in Manhof [sic] eingeäschert.[21]

Literatur

Lokalberichterstattung

  • Volker Dittmar, Thomas Scherer, Mario Kreß, Harald Hoffmann: 700 Jahre Stadeln. In Sonderbeilage der Fürther Nachrichten vom 18. April 1996.
  • In Stadeln wächst ein fast komplett neuer Wald empor. In: Fürth StadtZeitung, Nr. 22 vom 2. Dezember 2020, S. 1 – PDF-Datei

Siehe auch


Weblinks

  • Liste der Baudenkmäler in Fürth - Stadeln - Wikipedia

Einzelnachweise

  1. Christian Lohbauer: Land-Chronik, Fürth 1892, S. 347
  2. Wachter, General-Personal-Schematismus Nr. 1299
  3. Wachter Nr. 2843
  4. Amtsblatt 1 2/71 der Gemeinde Stadeln vom 11. Juni 1971 Seite 64 als Nachtrag für die Chroniken, Brief von Werner Sprung, Nürnberg, den 21. März 1971
  5. Christian Lohbauer: Land-Chronik, Fürth 1892, S. 347
  6. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 349
  7. Eintrag aus "Die Meinung", dem früheren Ortsblatt des SPD-Ortsvereins von Stadeln von 1964
  8. Werner Sprung: Die Geschichte der Gemeinde Stadeln. In: Fürther Heimatblätter, 1961/1, S.1 - 53, 1961/2, S.55 - 98, 1961/3, S.99 - 166
  9. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 365
  10. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 359
  11. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 362
  12. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 362
  13. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 360
  14. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 362
  15. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 362
  16. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 362
  17. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 360
  18. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 360
  19. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 360
  20. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 364
  21. Land-Chronik, Fürth 1892, S. 362

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