David Morgenstern: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Titel::Dr. jur.]] '''[[Vorname::David]] [[Nachname::Morgenstern]]''' (geb. [[Geburtstag::7. März]] [[Geburtsjahr::1814]] in [[Geburtsort::Büchenbach]]; gest. [[Todestag::2. November]] [[Todesjahr::1882]] in [[Todesort::Fürth]]) war [[Beruf::Unternehmer]] und erster jüdischer [[Beruf::Abgeordneter im bayerischen Landtag]] für den Wahlkreis Fürth-Erlangen/Nürnberg. Er wurde im Dezember 1848 gewählt und am 4. Februar 1849 vereidigt.  
 
== Leben und Wirken ==
Morgenstern besuchte das Gymnasium in Erlangen, ehe er zum Studium der Rechtswissenschaften an der Julius-Maximilian Universität nach Würzburg ging. Während seines Studiums wurde er 1834 Mitglied der liberalen Alten Erlanger Burschenschaft Germania (später "Corps Bavaria") und praktizierte als Jurist an verschiedenen Gerichten und bei mehreren Anwälten, bis Morgenstern [[1848]] nach Fürth zog. Bedingt durch die Revolution 1848 kam es zum Wegfall der christilichen Konfession als Voraussetzung zur Kandidatur zum Kammer der Abgeordenten, so dass Morgenstern im Dezember 1848 als erster jüdischer Abgeordnerter zum Vertreter des Wahlkreises in der Münchner Kammer für den Wahlkreis Nürnberg gewählt wurde, dem Vorläufer des heutigen Landtages. Für den Wahlkreis Nürnberg gehörte er sechs Jahre dem Landtag an, ehe seine Amtszeit 1855 aus politischen Gründen ruhen lassen musste um keine weiteren repressalien ausgesetzt zu sein.
 
Morgensterns Enkel Max Süßheim verfasste mit Stolz 1899 eine Broschüre, in der er die ''"parlamentarische  Thätigkeit  Dr. jur.  David Morgenstern’s“ die landespolitischen Aktivitäten des Großvaters statistisch zusammen: Demnach  nahm  er  an insgesamt 155  namentlichen  Abstimmungen teil, reichte 30 Anträge selbst ein und vertrat 24 Eingaben. Er war bei 154 Sitzungen anwesend, zu deren Debatten er „ebenso formvollendete als gehaltvolle Reden“ beitrug. Ein Beispiel hierfür bietet seine pointierte Stellungnahme zu einem Gesetzesentwurf des reaktionären Kabinetts von der Pfordten am 13.1.1855, mit dem den Juden in Bayern das passive Wahlrecht entzogen werden sollte. Morgenstern spitzte die hinter dieser Initiative stehende, mittelalterlich anmutende Haltung in drei rhetorischen Fragen zu und gab sie so der Lächerlichkeit preis: „Sind alle Christen gut? Oder ist ein schlechter Christ besser als ein schlechter Jude? Oder soll ein schlechter Christ besser sein als ein guter Jude?“ Der Antrag der Regierung  wurde am 19.1.1855 mit 76 zu 61 Stimmen abgelehnt. Dies war zugleich David Morgensterns letzte Rede im Parlament des Königreichs  Bayern. Die Abgeordneten erhielten damals keine Diäten, sodass sie ihr politisches Engagement selbst finanzieren mussten. Da Morgenstern als Linksliberaler stets regierungskritisch aufgetreten war, hatte ihm  Minister von der Pfordten eines Tages unumwunden gesagt, dass er nie die Niederlassungsgenehmigung als Anwalt erhalten würde. Daraufhin musste er seine Tätigkeit als Parlamentarier aufgeben und trat zur Sicherung seiner Existenz 1855 zunächst als Kassierer in das Bankhaus Meyer Kohn in Nürnberg ein."''
 
Im Anschluss an seine Tätigkeit im Landtag übernahm er [[1857]] Firmenanteile einer Zinnfolienfabrik in Forchheim. Dr. David Morgenstein starb am 2. November 1882 in Fürth. Sein Grab auf dem alten jüdischen Friedhof fiel der Schändung der Nationalsozialisten zum Opfer, welche in diesem Bereich des [[Jüdischer Friedhof|jüdischen Friedhofs]] einen Löschteich anlegten.


Sein Grab auf dem alten jüdischen Friedhof fiel der Schändung der Nazis zum Opfer, welche in diesem Bereich des [[Jüdischer Friedhof|jüdischen Friedhofs]] einen Löschteich anlegten.
==Ehrungen==
==Ehrungen==
* [[Dr.-David-Morgenstern-Straße]] (benannt am 23. März 2015)
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[[Kategorie:Persönlichkeiten]]
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Version vom 4. Oktober 2015, 14:54 Uhr

Dr. jur. David Morgenstern (geb. 7. März 1814 in Büchenbach; gest. 2. November 1882 in Fürth) war Unternehmer und erster jüdischer Abgeordneter im bayerischen Landtag für den Wahlkreis Fürth-Erlangen/Nürnberg. Er wurde im Dezember 1848 gewählt und am 4. Februar 1849 vereidigt.

Leben und Wirken

Morgenstern besuchte das Gymnasium in Erlangen, ehe er zum Studium der Rechtswissenschaften an der Julius-Maximilian Universität nach Würzburg ging. Während seines Studiums wurde er 1834 Mitglied der liberalen Alten Erlanger Burschenschaft Germania (später "Corps Bavaria") und praktizierte als Jurist an verschiedenen Gerichten und bei mehreren Anwälten, bis Morgenstern 1848 nach Fürth zog. Bedingt durch die Revolution 1848 kam es zum Wegfall der christilichen Konfession als Voraussetzung zur Kandidatur zum Kammer der Abgeordenten, so dass Morgenstern im Dezember 1848 als erster jüdischer Abgeordnerter zum Vertreter des Wahlkreises in der Münchner Kammer für den Wahlkreis Nürnberg gewählt wurde, dem Vorläufer des heutigen Landtages. Für den Wahlkreis Nürnberg gehörte er sechs Jahre dem Landtag an, ehe seine Amtszeit 1855 aus politischen Gründen ruhen lassen musste um keine weiteren repressalien ausgesetzt zu sein.

Morgensterns Enkel Max Süßheim verfasste mit Stolz 1899 eine Broschüre, in der er die "parlamentarische Thätigkeit Dr. jur. David Morgenstern’s“ die landespolitischen Aktivitäten des Großvaters statistisch zusammen: Demnach nahm er an insgesamt 155 namentlichen Abstimmungen teil, reichte 30 Anträge selbst ein und vertrat 24 Eingaben. Er war bei 154 Sitzungen anwesend, zu deren Debatten er „ebenso formvollendete als gehaltvolle Reden“ beitrug. Ein Beispiel hierfür bietet seine pointierte Stellungnahme zu einem Gesetzesentwurf des reaktionären Kabinetts von der Pfordten am 13.1.1855, mit dem den Juden in Bayern das passive Wahlrecht entzogen werden sollte. Morgenstern spitzte die hinter dieser Initiative stehende, mittelalterlich anmutende Haltung in drei rhetorischen Fragen zu und gab sie so der Lächerlichkeit preis: „Sind alle Christen gut? Oder ist ein schlechter Christ besser als ein schlechter Jude? Oder soll ein schlechter Christ besser sein als ein guter Jude?“ Der Antrag der Regierung wurde am 19.1.1855 mit 76 zu 61 Stimmen abgelehnt. Dies war zugleich David Morgensterns letzte Rede im Parlament des Königreichs Bayern. Die Abgeordneten erhielten damals keine Diäten, sodass sie ihr politisches Engagement selbst finanzieren mussten. Da Morgenstern als Linksliberaler stets regierungskritisch aufgetreten war, hatte ihm Minister von der Pfordten eines Tages unumwunden gesagt, dass er nie die Niederlassungsgenehmigung als Anwalt erhalten würde. Daraufhin musste er seine Tätigkeit als Parlamentarier aufgeben und trat zur Sicherung seiner Existenz 1855 zunächst als Kassierer in das Bankhaus Meyer Kohn in Nürnberg ein."

Im Anschluss an seine Tätigkeit im Landtag übernahm er 1857 Firmenanteile einer Zinnfolienfabrik in Forchheim. Dr. David Morgenstein starb am 2. November 1882 in Fürth. Sein Grab auf dem alten jüdischen Friedhof fiel der Schändung der Nationalsozialisten zum Opfer, welche in diesem Bereich des jüdischen Friedhofs einen Löschteich anlegten.

Ehrungen