Rudolf Feistmann: Unterschied zwischen den Versionen
K (Textersetzung - „In: Fürther Nachrichten“ durch „In: Fürther Nachrichten“) |
K (Textersetzung - „{{DEFAULTSORT:“ durch „==Bilder== {{Bilder dieser Person}} {{DEFAULTSORT:“) |
||
Zeile 46: | Zeile 46: | ||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
* [[Opfer des Nationalsozialismus]] | * [[Opfer des Nationalsozialismus]] | ||
==Bilder== | |||
{{Bilder dieser Person}} | |||
{{DEFAULTSORT: Feistmann, Rudolf}} | {{DEFAULTSORT: Feistmann, Rudolf}} | ||
[[Kategorie:Söhne und Töchter der Stadt Fürth]] | [[Kategorie:Söhne und Töchter der Stadt Fürth]] | ||
[[Kategorie:Fiorda]] | [[Kategorie:Fiorda]] |
Version vom 23. September 2015, 08:48 Uhr
- Vorname
- Rudolf
- Nachname
- Feistmann
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsort
- Fürth
- Todesort
- Berlin
- Beruf
- Journalist
- Partei
- KPD
- Religion
- jüdisch
Rudolf Feistmann, zeitweise Rudolf Fürth, (geb. 28. Januar 1908 in Fürth; gest. 7. Juni 1950 in Berlin) war ein jüdischer Fürther Journalist.
Leben und Beruf
Wann die Familie von Rudolf Feistmann, er wurde am 28. Januar 1908 als Sohn eines streng gläubigen jüdischen Holzhändlers in Fürth in der Königstraße 10 geboren. Wann er nach Berlin gezogen ist, ist nicht mehr genau feststellbar. In der Fürther Einwohnerkartei gibt es dazu keinen Vermerk.
Der Student der Rechtswissenschaften trat 1929 in Berlin in die KPD ein und arbeitete als Journalist für kommunistische Zeitungen wie den „Roten Aufbau“. ,Der SPD-Apparat. 30.000 Posten zu vergeben’ (in Beihefte zum „Roten Aufbau“ 2 /1929) lautete der Titel einer seiner Beiträge [1]. Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 von der SA zusammengeschlagen, flüchtete er vor den darauf einsetzenden Massenverhaftungen nach Frankreich.
In Paris Chefredakteur der KPD-Zeitung „Unsere Zeit“, war er unter dem Pseudonym Rudolf Fürth auch Mitarbeiter des „Braunbuches über den Reichstagsbrand“ , der ersten umfassenden Dokumentation über den Terror der Nationalsozialisten gegen ihre politischen Gegner [2]. Hier wurden auch erstmals die Morde an den Fürther Kommunisten Rudolf Benario und Ernst Goldmann dokumentiert. „Diese Zeugnisse des Faschismus sind schrecklich. Aber das Gedächtnis der Öffentlichkeit ist kurz, und die öffentliche Meinung ist leider nur all zu bereit, sich mit einem fait accompli abzufinden…Unser Buch soll die Erinnerung an den verbrecherischen Weg der Nazi-Regierung ständig wach halten.[3].
Ausbürgerung und Emigration
1936 wurde Rudolf Feistmann ausgebürgert. Wie viele kommunistische Emigranten internierte die französische Regierung ihn nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Le Vernet und Les Milles. Begründet wurde diese Maßnahme mit dem Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland und der Sowjet-Union. Deutsche Kommunisten galten jetzt als feindliche Ausländer. Der ‚Liga für deutsche Kultur’ gelang es Ende 1940/1941, Gertrud Düby, Rudolf Feistmann und Leo Katz aus Südfrankreich nach Mexiko zu bringen [4].
Die Auseinandersetzungen mit sozialdemokratischen Mitgliedern im mexikanischen Exil führten im Laufe des Jahres 1941 zur Gründung einer Gruppe der KPD. Schon im Frühjahr 1941 gerät die Gruppe in das Blickfeld des FBI: Durch eine anonyme Denunziation. Die genannten seien „very active agents of the Comintern... They were very active in Berlin before Hitler seized power. Klaus Mann was an active agent of Stalin in Paris, for many years…The first thing these Soviet propagandists do, is to secure highly unsuspected international personalities, who sign their appeals and declarations in the launching-period of their publication. In this case, besides a number of prominent American people unsuspected of Communist connections, they also obtained the name of Benes, President of the Czechoslovak Government in London…” Der Brief in dem auch Rudolf Feistmann, Alfred Zahn und Dr. Radvanij sowie dessen Frau Anna Seghers genannt werden, schließt mit: „I hope this information may be of some use to you.“[5]
Mit Anna Seghers als Präsidentin wurde im November 1941 der ‚Heinrich-Heine-Klub’ gegründet. Neben Bodo Uhse, Egon Erwin Kisch, Ernst Römer und Paul Meyer war auch Rudolf Feistmann im Vorstand. In der Bewegung ‚Freies Deutschland’ war er Redakteur der Zeitschrift ‚Freies Deutschland’ Sie wurde zu einer der bedeutendsten Exilzeitschriften. Die Autoren des Blattes waren prominente Schriftsteller, Journalisten und Politiker wie Paul Merker, Ludwig Renn, Alexander Abusch, Egon Erwin Kisch, Anna Seghers, Heinrich und Thomas Mann, Lion Feuchtwanger, Ernst Bloch, Ernst Kantorowicz, Erich Weinert, Theodor Plievier, Albert Norden, Oscar Maria Graf, Jürgen Kuczynski, Vicente Lombardo Toledano, Pablo Neruda u. a. Im August 1943 erschien erstmals die ‚Demokratische Post’, eine 14-tägig erscheinende Zeitschrift, die in mehreren lateinamerikanischen Ländern vertrieben wurde. Rudolf Feistmann war Chefredakteur. Die Zeitschrift berichtet über den Widerstand in Europa und Deutschland, den Kriegsverlauf und die Arbeit des NKFD (Nationalkomitee Freies Deutschland).
Rückkehr nach Deutschland
1947 kehrte Rudolf Feistmann nach Deutschland zurück. Im Jahr der berüchtigten Rede des US-Präsidenten Harry S. Truman, die den Auftakt des „kalten Krieges“ markiert, hat das FBI die Exilanten aus Mexiko fest im Blick. In einem Brief des US-Botschafters im Mexiko S. Walter vom 4.6.1947 an das Außenministerium heißt es: „…Leo Zuckermann gangster type... engaged in false passport and visa racket..., one of the two GPU agents who ordered the liquidation of certain members of the International Brigade in Spain, Rudolf Feistmann, probably GPU agent,… refused transit visa for him and family by Department under Public Safety Provisions.”[6]
Rudolf Feistmann wurde 1947 Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und in der Chefredaktion des Neuen Deutschland (ND) verantwortlich für das Ressort Außenpolitik. Er starb unter bis heute ungeklärten Umständen am 7. Juni 1950. Die Berichte der 50iger Jahre über sein Schicksal sind vom Antikommunismus des kalten Krieges geprägt. So schrieb der ‚Spiegel’ 1951: „Zwei Jahre später starb sein [Kischs] Freund Rudolf Feistmann, außenpolitischer Chef des SED-Zentralorgans ‚Neues Deutschland‘, an einer seltsamen Fleischvergiftung, nachdem die Ulbricht & Co. entdeckt hatten, daß seine alte Mutter in Washington D. C. lebte und mit Seife handelte.“[7]. Auch spätere Berichte, wie die des windigen Vereins der ‚Opfer des Stalinismus’, verbreiten lediglich Vermutungen.
Gesichert ist: Rudolf Feistmann wurde im Rahmen der SED-Kampagne gegen die ‚Westemig-ration’, die nicht frei war von antisemitischen Ressentiments, vernommen aber nicht verhaftet. Dafür das es „…auf der Hand [lag], dass Rudolf Feistmann sich aus Verzweiflung darüber, dass seine Genossen ihn verdächtigten und ihn aus ihrer Mitte stießen, selbst getötet hatte“, wie Jander in seinem Buch behauptet, gibt es keine eindeutigen Belege [8] [9] Kießling nennt zwar das Vernehmungsprotokoll, konstruiert die Todesursache aber aus „…Bemerkungen von völlig fremden Personen und Menschen aus dem Bekanntenkreis ihres Bruders“…, die die Schwester Rudolf Feistmanns gehört haben soll.
Lokalberichterstattung
Bernd Noack: Zweifach verfolgt - Der Widerstandskämpfer und Exilant Rudolf Feistmann. In: Fürther Nachrichten vom 11. Juli 2012. HFN S. 3
Einzelnachweise
- ↑ Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945., Berlin 2008
- ↑ Mammach, Klaus ," Widerstand 1933 -1939", Berlin (DDR), 1983 S. 70 und Uebel, Günter,Pikarski, Margot "Die KPD lebt", Berlin, 1980 S. 36
- ↑ *Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitler Terror, Basel 1933
- ↑ Mammach, Klaus, „Widerstand 1933 -1945", Berlin (DDR), 1986 S. 83, 207 f.
- ↑ *Stephan, Alexander; ," Im Visier des FBI", Stuttgart ,Weimar, 1995 S.155
- ↑ *S. Walter Washington, First Secretary of Embassy, Embassy of the United States of America, Mexiko, Brief an Secretary of State v. 4. 6. 1947, S. 1-2 (800.00B/6-447).zitiert nach Stephan, Alexander “im Visier des FBI S.448
- ↑ Der Spiegel 21.1.1953 S. 12
- ↑ Martin Jander: „‚Die Herzen unserer Genossen sind scheinbar noch härter als Stein.‘ Zwei ungeklärte Todesfälle: Willi Kreikemeyer und Rudolf Feistmann“. In: „Das hat's bei uns nicht gegeben.“ Antisemitismus in der DDR. Das Buch zur Ausstellung der Amadeu Antonio Stiftung. Berlin 2010. S. 44–52
- ↑ Kießling, Wolfgang: Als "West-Emigrant" unter Verdacht: der ominöse Tod Rudolf Feistmanns, Noel H. Field und die SED. In Tribüne: Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, 32.1993, Heft 126, S. 118 – 128