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Hier in der Mühlstraße befand sich seit 1670 die erste Gemeinde-Mikwe, die bis 1717 die einzige blieb<ref>Gisela Naomi Blume: "Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen", 1.Teil in [[Fürther Geschichtsblätter]] 2011/2, Seite 37</ref>, bis im Schulhof in der [[Schulhof 2|Kaalsschule/Neuschul]] eine weitere errichtet wurde. "''Ein Behausung am Berg bey dem Mühlweeg hinter den alten Lazerus Juden Seiner Behausung gelegen, wobey ein Judenduckh und ein Bronnen, so der hochlöbl. Dombprobstey Bamberg zu Zinnslehen rühret und jährlich dahin ein Faßnachtshenne und drey Heller Hoffstattgeld zinnßet.''"<ref>siehe Gottlieb Wunschel: "Alt-Fürth. Häuserchronik" 1940 zu Mühlstraße 2. Wunschel zitiert aus Salbuch 1700, Seite 36</ref> In strenggläubigen Familien sollten sich Frauen nach der Monatsblutung rituell reinigen, und zwar in "natürlichem" Wasser, das noch nicht durch irgendwelche Röhren geflossen sein durfte. An der [[Untere Fischerstraße|Unteren Fischerstraße]] verlief bis [[1961]] die [[Pegnitz]], sodass im Keller das Grundwasser anstand.<ref>Altstadtbläddla, Sonderausgabe Kneipengut</ref> | Hier in der Mühlstraße befand sich seit 1670 die erste Gemeinde-Mikwe, die bis 1717 die einzige blieb<ref>Gisela Naomi Blume: "Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen", 1.Teil in [[Fürther Geschichtsblätter]] 2011/2, Seite 37</ref>, bis im Schulhof in der [[Schulhof 2|Kaalsschule/Neuschul]] eine weitere errichtet wurde. "''Ein Behausung am Berg bey dem Mühlweeg hinter den alten Lazerus Juden Seiner Behausung gelegen, wobey ein Judenduckh und ein Bronnen, so der hochlöbl. Dombprobstey Bamberg zu Zinnslehen rühret und jährlich dahin ein Faßnachtshenne und drey Heller Hoffstattgeld zinnßet.''"<ref>siehe Gottlieb Wunschel: "Alt-Fürth. Häuserchronik" 1940 zu Mühlstraße 2. Wunschel zitiert aus Salbuch 1700, Seite 36</ref> In strenggläubigen Familien sollten sich Frauen nach der Monatsblutung rituell reinigen, und zwar in "natürlichem" Wasser, das noch nicht durch irgendwelche Röhren geflossen sein durfte. An der [[Untere Fischerstraße|Unteren Fischerstraße]] verlief bis [[1961]] die [[Pegnitz]], sodass im Keller das Grundwasser anstand.<ref>Altstadtbläddla, Sonderausgabe Kneipengut</ref> | ||
Der Wirt Volkert ließ laut Fronmüller-Chronk im Jahr [[1826]] (nach der Versteigerung durch die jüdische Gemeinde 1825) das Frauenbad neu einrichten.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 244</ref> Das [[Jüdisches Museum Franken|Jüdische Museum Franken]] bezweifelt diese Darstellung und geht davon aus, dass der Zugang zur Mikwe aus dem beim Neubau 1826 erhaltenen Keller zugeschüttet wurde. | |||
==Beschreibung des Baudenkmals== | ==Beschreibung des Baudenkmals== |
Version vom 12. April 2023, 17:02 Uhr
Das Duckla an der Mühlstraße 2 ist heute eine einfache Bierkneipe, war früher unter dem Namen "Weinstube Zum Duckla" ein bei Feinschmeckern populäres Ein-Sterne-Lokal. Bis etwa 1869 firmierte das Lokal unter dem Namen "Zur Kanne".
Namensherkunft
Das "Duckla" [1] hat seinen Namen vom jüdischen Ritualbad im Keller, eigentlich Mikwe, in Franken jedoch auch Ducke genannt. Hier in der Mühlstraße befand sich seit 1670 die erste Gemeinde-Mikwe, die bis 1717 die einzige blieb[2], bis im Schulhof in der Kaalsschule/Neuschul eine weitere errichtet wurde. "Ein Behausung am Berg bey dem Mühlweeg hinter den alten Lazerus Juden Seiner Behausung gelegen, wobey ein Judenduckh und ein Bronnen, so der hochlöbl. Dombprobstey Bamberg zu Zinnslehen rühret und jährlich dahin ein Faßnachtshenne und drey Heller Hoffstattgeld zinnßet."[3] In strenggläubigen Familien sollten sich Frauen nach der Monatsblutung rituell reinigen, und zwar in "natürlichem" Wasser, das noch nicht durch irgendwelche Röhren geflossen sein durfte. An der Unteren Fischerstraße verlief bis 1961 die Pegnitz, sodass im Keller das Grundwasser anstand.[4] Der Wirt Volkert ließ laut Fronmüller-Chronk im Jahr 1826 (nach der Versteigerung durch die jüdische Gemeinde 1825) das Frauenbad neu einrichten.[5] Das Jüdische Museum Franken bezweifelt diese Darstellung und geht davon aus, dass der Zugang zur Mikwe aus dem beim Neubau 1826 erhaltenen Keller zugeschüttet wurde.
Beschreibung des Baudenkmals
- siehe Mühlstraße 2
Wirte
- 1826: Conrad Volkert, Weinwirt; er ließ das Haus (vormals eine jüdische "Ducke") zum Wohnhaus umbauen und erhielt am 27. Juni 1825 dazu die Genehmigung [6]
- 1836: Elisabetha Müller, Wirtsfrau "Zur Kanne" [7]
- 1846: Elisabetha Müller, Wirtsfrau "Zur Kanne" [8]
- 1850: erhielt der Wirt Andreas Martin Müller am 27. März die Konzession zum Betrieb einer Weinwirtschaft.[9]
- 1857: Andreas Martin Müller, Weinwirth [10] verkaufte schließlich an Johann Böller [11]
- 1866 bis 1878: Johann Böller[12]. 1866 firmierte die Wirtschaft noch unter dem Namen "Zur Kanne" [13], war aber im gleichen Jahr auch schon mit dem Beinamen "Tuckla" erwähnt (siehe Fürther Tagblatt vom 16.1.1866 - online verfügbar). Der Name hatte sich offensichtlich bis Ende 1869 dann durchgesetzt [14].
- ab 1878: Joh. Konrad Wilhelm[12]
- 1890: Conrad Wilhelm, Weinwirt [15]
- 1901: Wilhelm, Johann Konrad, Weinhändler, Weinstube zum Duckla, Mühlstraße 2, p. u. II. [16]
- 1903: Wilhelm, Johann Konrad, Weinhändler 1903, p., 1 u. 2. Stock [17]. Eine Anzeige nennt: Altes renommiertes Frühstückslokal. Mittagstisch à la carte. Besitzer: C. Wilhelm.
- Bis 31.03.1904 führte Karl Drescher die Schank- und Speisewirtschaft.
- 1911: Drescher, Karl, Weinrestaurant, p. u. 2. Im 1.Stock: Wilhelm, Johann Konrad, Privatier.
- 1926/27: Drescher, Karl, Weinwirt, p. / Drescher Carl, C. Wilhelms Nachfolger, Weinhandlung, Restaurant z. Duckla, p.
- 1935: Drescher, Anna, Wirtswitwe, p. / Drescher, Konrad, Geschäftsführer, p. In der Schankerlaubnis-Akte wurden als Verpächter genannt: Erbengemeinschaft Drescher (Frau Drescher, Mühlstr. 2).
- Ab 1.12.1951 Rudolf und Liselotte Zuckschwert bis 1961. Die Wirtschaft umfasste ein Gastzimmer mit 27,5 qm Fläche und einer Höhe von 2,60 m, im 1. OG von 2,88 m. Das gleiche auch im I. Obergeschoss. Wirtswohnung im 2. OG mit 3 Zimmern, Speise, Bad und Nebenraum. Dazu kamen zwei Weinkeller. Küche und Schenke waren im EG hinter der Weinstube [18]
- Mitte 1961 hieß es: Erbengemeinschaft Loni Heiß und Luise Höfler. (Altenberg, Rothenburger Straße).
- 1983 hieß es „Erbengemeinschaft Drescher, vertreten durch Frau Luise Höfler, Zirndorf, Tillystr. 2“
- Ebenfalls 1983: Inhaber H. und A. Dürst laut Bewirtungsbeleg
- 1987 bis 1991: Markus Förther-Matthäi
- Der spätere Eigentümer Robert Grassick verkaufte das Anwesen mit Gastwirtschaft im Juli 1997 an eine Frau Waltraud Weiß.
Weinhandlung zum Duckla
Anfang der 1900er Jahre firmierte die Weinstube auch als Weinhandlung. Nach eigenen Angaben verfügte die Weinhandlung über ein großes Weinlager mit folgenden Weinen: Franken-, Pfälzer-, Rheingauer-, Mosel-, Ungar- und Bordeaux-Weinen sowie Süd-, Medizinal-Weinen und Champagner.
Aktuelle Gasthausgeschichte
2005 ließ die Stadt eine Freischankfläche vor dem Anwesen auf einer Fläche von 20 qm zwischen Mauer und Hauswand mit 3 Tischen und je 4 Stühlen als Sondernutzung zu (Erlaubnis des Tiefbauamtes). Bei Live-Musik in der Gaststätte (3mal pro Woche durch einen Alleinunterhalter) mussten die Fenster und Türen geschlossen gehalten werden.
Im Jahr 2005 gab es Nachbarschaftsbeschwerden wegen erheblichen Lärms durch nächtliche Technomusik aus der Gaststätte, weshalb u.a. Mieter aus dem Nachbarhaus Gustavstraße 6 auszogen. Die vermeintlichen Ruhestörungen verursachten u.a. Gäste der Fan-Gruppe Ultras der SpVgg Fürth. Auch aus dem Haus Mühlstraße 1 wurden Beschwerden über nächtliche Ruhestörungen bei der Stadt Fürth gemeldet. So wurden laut der Beschwerdeführer Flaschen und Gläser aus der Gaststätte mitgenommen und im Umfeld zertrümmert.
2007 erging Bußgeldbescheid über 200 EUR, weil Jugendlichen unter 18 Jahren der Aufenthalt dort gestattet wurde. In der Folgte musste die Polizei mehrfach wegen Ruhestörung tätig werden. Anwohner berichteten erneut über laute Streitigkeiten, Schlägereien, Raucher vor der Wirtschaft, Sperrzeit-Übertretungen. So wurden am 29. März 2008 noch um 5.00 Uhr ca. 30 Gäste in der Kneipe angetroffen und - trotz gesetzlichem Rauchverbot - in der Wirtschaft geraucht bzw. Aschenbecher auf den Tischen ausgelegt.
Im März 2008 hieß es von einem Kontaktbeamten: „Die Ultras Fürth treffen sich jetzt wieder im Duckla, da sie die Weiße Rose nach einem Streit zerlegt haben.“ Laufende polizeiliche Beanstandungen folgten.
2010 lief ein Verfahren zum Widerruf der Gaststättenerlaubnis gegen den tunesischen Wirt. Mit Bußgeldbescheid vom 6. April 2011 wurden 1.450,-- EUR wegen der laufenden Verstöße festgesetzt. Im September 2012 wurde die Wirtschaft aufgegeben.[19]
Seit dem Sommer 2021 die Gaststätte wieder von einem Gastwirten betrieben, samt Außenbestuhlung.
Sonstiges
Der Wirt Markus Förther-Matthäi kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
Einzelnachweise
- ↑ Untertauchen, sich nieder ducken
- ↑ Gisela Naomi Blume: "Mikwen in Fürth - Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen", 1.Teil in Fürther Geschichtsblätter 2011/2, Seite 37
- ↑ siehe Gottlieb Wunschel: "Alt-Fürth. Häuserchronik" 1940 zu Mühlstraße 2. Wunschel zitiert aus Salbuch 1700, Seite 36
- ↑ Altstadtbläddla, Sonderausgabe Kneipengut
- ↑ Fronmüllerchronik, 1887, S. 244
- ↑ Angabe nach Gottlieb Wunschel: Alt-Fürth, 1940; zu Mühlstraße 2
- ↑ Adressbuch der Stadt Fürth von 1836, Seite 23
- ↑ Adressbuch der Stadt Fürth von 1846, Seite 27
- ↑ Fürther Tagblatt vom 8. Mai 1850
- ↑ Adressbuch der Stadt Fürth von 1857, Seite 41
- ↑ vgl. dazu Fürther Tagblatt vom 24.8.1866 - online verfügbar
- ↑ 12,0 12,1 Fronmüllerchronik, 1887, S. 490. Er wollte 1868 noch die Konzession für eine Bierwirtschaft erlangen, da aber in Fürth bereits auf 153 Personen eine Wirtschaft fiel, wurde das Ansinnen abgewiesen; siehe dazu Fürther Tagblatt vom 30.5.1868 - online verfügbar
- ↑ vgl. die Aufzählung mit der Nennung Böller'sche Gasthaus "Zur Kanne" - online verfügbar
- ↑ siehe Fürther Tagblatt vom 16.10.1869 - online verfügbar
- ↑ Adressbuch der Stadt Fürth 1890, Seite 28
- ↑ Adressbuch der Stadt Fürth 1901
- ↑ Adressbuch der Stadt Fürth 1903
- ↑ Karteikarte „Schankerlaubnis“, Ordnungsamt Fürth
- ↑ basierend auf dem Interview mit Helga Schmidt, geb. Reiß, und ihrem Bruder Herrn Reiß am Fr. 25.06.2021 in Cadolzburg und der Einsicht von ungewöhnlich umfangreichen Schankerlaubnisakten beim Ordnungsamt am Do. 1. Juli 2021. Im Ordnungsamt existieren 4 Bände. Dies ist darauf zurückzuführen, dass ab 1961 vielfach die Konzession wechselte. Da gab es auch Namenswechsel wie „Molly Malones“ und „Embassy“ i. d. Zeit von 1992-1995 unter Grassick, Robert (ein Ire) und Donovan, Noel (irisch). Da spielte regelmäßig Live-Musik auf.
Siehe auch
Bilder
Anwesen Gustavstraße 4 mit zugemauerten ehem. Ladeneingang mit Durchgang zum Restaurant Duckla im Hintergrund, links Anwesen Gustavstraße 6. Nach dem Durchbruch der Henri-Dunant-Straße das letzte Haus der Gustavstraße. Auf dem Foto von 1952 ist die dafür abgerissene Häuserzeile bis zur Helmstraße noch zu sehen.
Blick in die Mühlstraße in Richtung Sozialrathaus mit Treppenabgang zur Unterführung Mühlstraße
Werbung der Kneipe Duckla, 1999