Meierskeller

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Links im Bildvordergrund: Der Meierskeller um 1835

1825 wurde durch den Gastwirt Konrad Meier der nach ihm benannte Meierskeller auf der "Höhe des rechten Pegnitzufers" als Ausflugslokal vor dem Tore der Stadt Fürth eröffnet. In den Adressbüchern der Stadt Fürth wurde der Keller um die Jahrhundertwende unter der Hausnummer 25 in der Vacher Straße geführt, vorher Vacher Weg 12. Die bereits bestehende Kelleranlage wurde 1722 von dem aus Thalmässing stammenden Heinrich Ledererer als Bierlagerkeller errichtet und gehörte zum ehem. Lederer´schen Brauhaus in der Bäumenstraße 8.[1] Mit der Brauerei in der Bäumenstraße übernahm Georg Geismann in den 1860er Jahren auch das Keller-Anwesen, so dass der Meierskeller ebenfalls zur Brauerei Geismann gehörte.

Der Gastwirt Konrad Meier ließ 1829 die bestehende offene Kegelbahn und "bretterne Hütte" in massiver Bauweise neu ausführen, im Februar 1878 erhielt Georg Geismann die Konzession zum Bau der Sommerhalle.

Dank der umfangreichen Kelleranlagen unter dem Hauptsitz der Brauerei Geismann und der Einführung der Kühlmaschinen 1890 wurden die Lagerkapazitäten des Kellers bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts kaum mehr benötigt. So wurde der Meierskeller mit seinem Sommerpavillion in der Parkanlage und der Kegelbahn hauptsächlich als beliebtes Lokal für die sonntäglichen Ausflügler aus der Stadt weitergeführt. Der Meierskeller war flankiert von dem Areal des Grüner Parks der Brauerei Grüner und dem Anwesen von Fritz Mailaender, der ehem. Brauerei Bergbräu. Der Meierskeller lag auf Höhe der heutigen Jakob-Henle-Straße an der Vacher Straße ("Vacher Weg No 12", später Vacher Straße 25). Überlieferte Pläne einer Anlage aus dem Jahr 1929 zeigen einen langen Felsenkeller, der seinen Eingang neben der Treppenanlage zum Klinikum hatte.

Beschreibung der Anlage

Grundriss Meierskeller, ca. 1917

Anlässlich der Umwandlung der Brauerei Geismann in eine Aktiengesellschaft wurde auch der Meierskeller von den Gebrüdern Geismann in die Gesellschaft eingebracht und zu diesem Zweck im Jahr 1900 geschätzt und wie folgt beschrieben:

„Steuergemeinde, Polizei- und Rentenamtsbezirk Fürth Plan N° 752a Wohnhaus, Kegelbahn, Sommerhalle, Abort und Hofraum zu 0,044 hektaren. Plan N° 752b Wirtschaftsgarten mit Musikhalle zu 0,058 hektaren. Dieses Anwesen führt Hs N° 25 Vacher Straße in Fürth. Das Wirtschaftsgebäude ist zwei Stock hoch, von gemischter Bauart, mit Ziegeln gedeckt und enthält: Im ersten Stock: einen Hausflur, ein Gastzimmer, ein Schlafzimmer, eine Küche. Im zweiten Stock: einen Saal. Unter dem Dach: einen Boden. Die Kegelbahn mit Kegelhaus ist einen Stock hoch, größtenteils von Fachwerk gebaut und mit Ziegeln gedeckt.

Die höher im Wirtschaftsgarten gelegene Sommerhalle ist mit Schiefer gedeckt und enthält: ein Zimmer, darüber einen Boden. Daselbst befindet sich ein freistehender von Holz erbauter Abort mit Pissoir und Dunggrube. In dem mit Bäumen versehenen Wirtschaftsgarten ist die Musikhalle, einstöckig mit Holz erbaut und befindet sich unter dem Orchester noch eine Bierschenke. Vom Wirtschaftsgebäude und vom Hofraum führt je ein Eingang zu den in Felsen gehauenen Bierkellern, welche in mehreren Kreuzgängen cirka 110 mtr. Lang und zwei bis zwei einhalb Meter hoch sind und sich unter der Sommerhalle und dem Wirtschaftsgarten hinziehen. Das Gesamtanwesen liegt etwas von der Vacher Straße zurück, bergig und terrassenförmig und ist vollständig mit Staketenzaun eingefriedigt. Der bauliche Zustand der Gebäude und der Felsenkeller ist gut (...)[2]

Ehem. Meierskeller rechts unten noch zu erahnen, 1955

Zwischennutzung

Aus einem Schriftwechsel der Brauerei Geismann mit dem Stadtbauamt Fürth aus dem Jahr 1916 geht hervor, dass die ehem. Meierskeller zur Champignonzucht herangezogen werden sollten. Der Direktor der Brauerei teilt der Stadt mit, dass der Keller bereits seit "15 bis 20 Jahren nicht mehr benutzt worden sei". Somit ist der Zustand des Kellers für die Brauerei nicht bekannt, grundsätzlich könnte aber von Seiten der Brauerei der Keller zur Verfügung gestellt werden.[3] Eine Untersuchung im Dezember 1916 bringt folgendes Ergebnis: "Zur Untersuchung der Gebrauchsfähigkeit des oberhalb der Vacherstraße liegenden Kellers war es erforderlich, erst den mit Erdreich und Stein überdeckten Kellereingang freizulegen. Der bauliche Zustand des Kellers ist für den gedachten Zweck nicht ungeeignet, auch sind die Keller trocken und warm". Die Kellerbodenflächen aller Abteilungen betragen rund 200 qm. Die Höhe der Gewölbescheitel schwanken zwischen 1,70 und 2,00 m, sodass es möglich ist, Stellagen für eine 2.te Beetlage einzubauen. Vorhanden ist auch ein Ventilationsschacht, der zur Zeit zugemauert ist, aber doch gebrauchsfähig gemacht werden könnte. Die im Keller lagernden Stein- und Schuttmengen müssten entfernt werden, auch wäre eine Türe beim Eingang einzubauen. Die Errichtung einer elektrischen Beleuchtungsanlage könnte leicht erfolgen ...".[4] Noch am 12. Dezember 1916 folgte eine Kostenschätzung über die Inbetriebnahme des Meierskellers. Die Kosten zur Errichtung einer Champignonzucht (ohne elektrische Beleuchtungsanlage) wurde auf 1520,- Mark geschätzt.[5] In einer weiteren Kostenschätzung wurde der Kauf von Petroleumlampen auf 300 Mark geschätzt, so dass der "Lebensmittelversorgungsausschuss" der Stadt Fürth die Genehmigung für den Ausbau des Meierskellers am 20. Dezember 1916 gab. Nach den Umbauarbeiten durch die Ersatzabteilung des 6. Feld.Art.Regt. im Februar und März 1917 konnte die Anlage bis Mitte Juni fertiggestellt werden. Lediglich eine heftiger wolkenbruchartiger Regen im Mai verzögerte den Ausbau. Während des Regens wurde der Keller mit soviel Wasser überschwemmt, dass die gesamte "Brut" durch die Nässe zerstört wurde.[6]

Abbruch bzw. Aufgabe der Keller

Der Meierskeller war seit ca. 1904 leerstehend. Ab 1906 kam es gegenüber der Stadt Fürth zu Beschwerden aus der Nachbarschaft, weil die verfallende Kegelbahn zum Abenteuerspielplatz für Kinder geworden war, die hier "allerhand Unfug" anstellen würden. Das Anwesen wurde daraufhin verriegelt und die Brauerei Geismann stellte den Abbruch der Gebäude in Aussicht. 1907 verschwand die Kegelbahn. Im April 1911 wurde der Abbruch gemeldet.

Mit der Umgestaltung und Neubebauung der Schwand durch das Klinikum verschwand auch der Meierskeller selbst und geriet damit in Vergessenheit. Der Stollen unter der Treppenanlage Jakob-Henle-Straße wird zuletzt in den Unterlagen der Stadt Fürth 1947 als ehem. Luftschutzanlage genannt. Einzig die Stollen des Grüner Kellers sind aktuell noch im Rahmen von Führungen zugänglich. Die Reste des Bergbräu-Stollens wurden im Jahr 2014 beseitigt bzw. verfüllt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 242 f.
  2. Gutachten Ott & Lindstadt, Nürnberg, 1900. Transliteration Felix Geismann 2007
  3. Stadtarchiv Fürth, AR 1/499, Schriftwechsel Stadtbauamt & Brauerei Geismann vom 27. November 1916
  4. Stadtarchiv Fürth, AR 1/499, Schriftwechsel Stadtbauamt & Brauerei Geismann vom 6. Dezember 1916
  5. Stadtarchiv Fürth, AR 1/499, Kostenvoranschlag vom 12. Dezember 1916, No. 2095 B
  6. Stadtarchiv Fürth, AR 1/499, Schreiben vom Stadtbauamt vom 6. Juni 1916

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