Städtischer Friedhof
- Objekt
- Städtischer Friedhof
- Baujahr
- 1878
- Baustil
- Neurenaissance
- Architekt
- Josef Bleschart, Simon Vogel
- Geokoordinate
- 49° 29' 7.74" N, 10° 59' 36.20" E
Der Fürther Hauptfriedhof an der Erlanger Straße wurde am 29. Dezember 1881 eingeweiht. Die erste Beerdigung fand am 3. Januar 1882 statt. Der Friedhof umfaßt ca. 35 Hektar (entspricht etwa 36 Fußballfelder) und hat ca. 25.000 Begräbnisstätten, wovon ca. 350 unter Denkmalschutz stehen. Nach neueren Angaben macht das klassische Erdgrab lediglich noch 38 Prozent aller Bestattung aus. Die restlichen 70 % entfallen auf Urnengräber im Friedenpark unter Bäumen, in einer Nische des Kolumbariums, in einem kleinen Biotop neben einem Weiher oder in anderen Gemeinschaftsfeldern. Im November 2016 wurde der Städtische Friedhof von einer Jury des "bestattungen.de-Awards" auf Platz 7 der schönsten Friedhöfe in Deutschland gewählt. Jurymitglied Johannes Friedrich, ehem. Evang. Landesbischof in Bayern, bezeichnete den Friedhof als „eindrucksvolle Architektur, moderne Grabstätten und naturreiche Erholungsplätze erfolgreich miteinander verbinden“.[1]
Geschichte
Erster Friedhof bei der St. Michaeliskirche
Der älteste Friedhof in Fürth befand sich im Bereich um die St. Michaeliskirche. Eigentlich sollten auf preußischen Befehl ab 1797 im Ort keine Beerdigungen mehr stattfinden. An der Nürnberger Straße wurde deshalb ein Grundstück für einen neuen Friedhof gekauft und das Gelände abgesteckt. Obwohl der alte Friedhof an der Kirche längst zu klein war und verheerende hygienische Verhältnisse herrschten, scheiterte der Plan, den alten Friedhof zu schließen, zunächst am Widerstand der Einwohner (die ihre alten Familiengräber behalten wollten), am Widerstand der Gastwirte beim alten Friedhof (die um die Einnahmen bangten), am Widerstand der Pfarrer (die nicht den weiten Weg zum neuen Friedhof laufen wollten) und am Widerstand des Totengräbers (der um seine Sonderprämien, die er nur für Umgrabungen auf dem überfüllten, alten Friedhof verlangen konnte, bangte).[2]
Zweiter Friedhof an der Nürnberger Straße
Nachdem die Stadtentwicklung zunehmend mehr Platz in Anspruch nahm und aus hygienischen Gründen wurde der Friedhof 1864 an die damalige "Stadtgrenze" verlegt. Gemeint ist damit der Bereich um die Auferstehungskirche im heutigen Stadtpark. Auch dieser Bereich wurde bald zu klein bzw. stand den Siedlungszielen der schnell wachsenden Stadt im Wege, so dass der Friedhof erneut umzog - an den heutigen Platz an der Erlanger Straße. 1896 fand die letzte Beerdigung an der Nürnberger Straße statt. 1910/11 wurde der Alte Friedhof aufgelassen zu Gunsten des heutigen Friedhofs an der Erlanger Straße.
Heutiger Friedhof
Der heutige Hauptfriedhof wurde auf Ronhofer Grund errichtet, der damals noch Gemeindewald war. Vielen Fürthern erschien das Gelände damals noch viel zu weit von der Stadt entfernt, und so war die Anlage des neuen Friedhofs nicht unumstritten. Am 29. Dezember 1881 wurde er von Kirchenrat Friedrich Lehmus eingeweiht.
Ab 1951 wurde der Friedhof um über 52 000 qm erweitert, neue Hauptwege sind entstanden und eine Wasserleitung wurde verlegt.
Beschreibung der Baudenkmäler
Allgemein
1878/81 angelegt, eingeweiht am 29. Dezember 1881, mit zahlreichen Grabmälern des 19./20. Jahrhundert. Er löste mit der Zeit den Friedhof an der Nürnberger Straße ab und ist heute natürlich längst von Stadtgebiet umschlossen.
Versammlungshalle
Versammlungshalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach und Arkadenvorhalle in von Dreiecksgiebel bekröntem Mittelrisalit, Neurenaissance, von Simon Vogel und Josef Bleschart, 1881.
Leichenhalle
Leichenhalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach und Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel, Neurenaissance, von Simon Vogel und Josef Bleschart, 1881.
Kruzifix
Kruzifix mit Corpus, Gusseisen, Corpus Kupferblech getrieben, 1861, 1891 vom Alten Friedhof hierher transferiert;
Alte Leichenhalle
Alte Leichenhalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach, Rundbogenfries und flachgiebeligem Mittelrisalit mit Arkadenvorhalle und polygonaler Apsis an der Nordseite, neuromanisch, von Albert Frommel, bez. 1855, 1897 vom Alten Friedhof hierher transferiert.
Bedürfnisanstalt
Bedürfnisanstalt, erdgeschossiger Walmdachbau in Sandstein und Putz, historisierend, von Otto Holzer, 1907.
Evangelistenbrunnen
Evangelistenbrunnen, oktogonales Steinbassin mit mittiger Brunnensäule mit Reliefs der vier Evangelistensymbole, von Otto Holzer und Josef Köpf, 1905.
Einfriedung
Einfriedung an der Süd- und Ostseite, Sandsteinquadermauer mit Hauptportal an der Erlanger Straße aus vier Sandsteinpfeilern mit Gittertor und zweisäuligem Ädikulaportal aus Sandstein mit Stadtwappen im Segmentgiebel an der Mauerstraße, gleichzeitig, Ädikulaportal bez. 1881.
Literatur
Lokalberichterstattung
- Johannes Alles: Über den Gräbern weht der Wind des Wandels. In: Fürther Nachrichten vom 1. Dezember 2016
- »Stille! Sie schlummern nur.« – 130 Jahre Fürther Friedhof an der Erlanger Straße. Bei: Fuerther-Freiheit.info am 30.05.2012: - FF
- Fürther Friedhofskultur zu Allerheiligen. In: Fürther Nachrichten vom 02.11.2009: - online abrufbar
- Friedhoferweiterung kostet 120 000 DM. In: Fürther Nachrichten vom 1. März 1952
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Johannes Alles: Über den Gräbern weht der Wind des Wandels. In: Fürther Nachrichten vom 1. Dezember 2016
- ↑ Fronmüllerchronik, 1871, S. 171
Bilder
Grabmal von Johann Michael Barbeck, August 2022
Grabmal von Jean Bloedel, August 2022
Grabmal des Baumeisters Johann Michael Zink, August 2022
Grabmal des Apothekers Friedrich Jakob Fleischauer, August 2022
Grabmal von Theodor Kutzer und seiner Frau, Juli 2022
Seitenprofil der Eingangspforte zum Hauptfriedhof, Ecke Frieden-/Mauerstraße, Juni 2020
Eingangspforte am Hauptfriedhof (Friedhofseite) mit Blick in die Friedenstraße, Juni 2020
Blick vom Hauptfriedhof zu den Häusern Mauerstraße Nr. 2 und 4 (v. r. n. l.), Juni 2020
Grabmal von Oskar Pillenstein am Fürther Hauptfriedhof im Juni 2020
Eingangspforte am Hauptfriedhof Ecke Frieden-/Mauerstraße – Detail Friedhofseite, Juni 2020
Eingang zum Hauptfriedhof an Mauer- und Friedenstraße (links die Gebäude Mauerstraße 4 und Mauerstraße 2), Juni 2020
Mauerstraße mit Anwesen Mauerstraße 4 und 2 gegenüber dem Hauptfriedhof, Juni 2020
Eingangspforte zum Hauptfriedhof Ecke Friedenstraße/Mauerstraße – Detail Straßenseite, Juni 2020
Erlanger Straße Richtung Norden an der Kreuzung Mauerstraße, links der Hauptfriedhof und rechts Gebäude Erlanger Straße 72 und danach Geschäftshaus Nr. 76, Juni 2020
Engel im "Höhenflug" am Hauptfriedhof in der Mauerstraße (Rückseite Grab Georg Kißkalt), Juni 2020
Erlanger Straße Richtung Norden, links der Friedhof mit Haupteingang, Juni 2020
Haupteingang zum Hauptfriedhof an der Erlanger Straße, Juni 2020
Eingang zum Hauptfriedhof an Frieden-/Mauerstraße, Juni 2020
Blick in die Erlanger Straße am Hauptfriedhof (stadteinwärts), Juni 2020
Familiengrabmal Georg Götz, erschaffen von Johannes Götz, Mai 2020
Ehrengrabfeld Erster Weltkrieg auf dem Hauptfriedhof, Mai 2020
Erlanger Straße am Hauptfriedhof (Blickrichtung Süden zur Mauerstraße), Mai 2020
Gedenkfeld Zweiter Weltkrieg auf dem Fürther Hauptfriedhof, Mai 2020
Eingang zum Hauptfriedhof am Friedhofsteg über die Pegnitz, Mai 2020
Denkmal für die Brandopfer im Pulvermagazin auf dem Ehrengrabfeld des Hauptfriedhofs, Mai 2020
Erlanger Straße am Hauptfriedhof (Blickrichtung Norden nach Stadeln), Mai 2020
Einer der wenigen umgesetzten Grabsteine aus dem alten Friedhof an der Nürnberger Straße, heute Stadtpark, Mai 2020
Familiengrab Foerster (ehem. Besitzer der Foerstermühle), Mai 2020
Familiengrab Grundig auf dem Hauptfriedhof (mit Mutter und zweiter Ehefrau von Max Grundig), Mai 2020
Familiengrabmal Foerster (ehem. Besitzer der Foerstermühle), Mai 2020
Ein- und Ausgang des Hauptfriedhofs am Friedhofsteg über die Pegnitz, Mai 2020
Bunter Ein- und Ausgang des Hauptfriedhofs am Friedhofsteg, Mai 2020
Blick aus dem Kolumbarium auf den Fürther Hauptfriedhof, März 2020
Die ehem. Leichenhalle, das heutige Kolumbarium auf dem Fürther Hauptfriedhof,März 2020
Die ehem. Leichenhalle, das heutige Kolumbarium auf dem Fürther Hauptfriedhof, März 2020
Der Eingang zum Kolumbarium auf dem Fürther Hauptfriedhof, März 2020
Die ehem. Leichenhalle, das heutige Kolumbarium auf dem Fürther Hauptfriedhof, März 2020
Im Kolumbarium auf dem Fürther Hauptfriedhof, März 2020
Die Aussegnungshalle auf dem Fürther Hauptfriedhof, März 2020
Im Kolumbarium auf dem Fürther Hauptfriedhof, März 2020
Grabmal von Ludwig Spiegelberger, 2019
Ehrengrabfeld für Opfer des Ersten Weltkrieges auf dem Friedhof an der Erlanger Straße
Eingang Mauerstraße zum Hauptfriedhof
Denkmal für die Opfer des Brandunglücks im Pulvermagazin vom 25. April 1917
Hauptfriedhof Fürth: Urnengräber an der Erlanger Straße, 2007 (im Hintergrund Gebäude Erlanger Straße 72 und Mauerstraße 20)
Gräberreihen im Norden des Fürther Hauptfriedhofs entlang der Mauer zur Erlanger Straße (Grabfeld M 3)
Die Aussegnungshalle auf dem Fürther Hauptfriedhof
Kunstvoller alter Grabstein auf dem Fürther Hauptfriedhof
Das Grab von Bürgermeister Gg. Friedrich v. Langhans auf dem Fürther Hauptfriedhof, Grabfeld 18, Nr. 11-13
Alte Leichenhalle auf dem Fürther Hauptfriedhof im Baustil des Klassizismus von Architekt Adam Egerer
Giebelspruch: "Stille! Sie schlummern nur."
Das Grab von Gustav Schickedanz und Familie auf dem Fürther Hauptfriedhof
Grab der Familie des Stadtchronisten Paul Käppner und von Georg Tobias Christoph III. Fronmüller, April 2007
Denkmal für die Brandopfer im Pulvermagazin auf dem Ehrengrabfeld des Hauptfriedhofs, Februar 2001
Familiengrab Grundig auf dem Hauptfriedhof (Mutter und zweite Ehefrau von Max Grundig), Februar 2001
Ehrengräberfeld der Opfer des 1. Weltkriegs und Denkmal des Brandunglücks im Pulvermagazin 1917 auf dem Fürther Friedhof April 1984
Denkmal des Brandunglücks im Pulvermagazin 1917 am Fürther Friedhof April 1984
Familiengrabmal Georg Götz, erschaffen von Johannes Götz, Aufnahme von 1974
Massengrab der 54 Opfer des Brandunglücks im Pulvermagazin 1917 (im Hintergrund ist die Kapellenruh und das Eigene Heim zu erkennen)