Stadttheater

Aus FürthWiki
Version vom 12. Februar 2018, 19:39 Uhr von Red Rooster (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „|Quelle=“ durch „|Quellangaben=“)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stadttheater 2008.jpg
Das Stadttheater in Fürth.
Die Karte wird geladen …

Das Fürther Stadttheater gehört zu den berühmtesten Wahrzeichen der Stadt. Es wurde 1901 bis 1902 nach Plänen der um die Jahrhundertwende äußerst populären Theaterarchitekten Fellner und Helmer aus Wien erbaut. Die Kosten wurden bedeutend durch Spenden aus der Fürther Bevölkerung getragen. Das Stadttheater war das erste Gebäude in Fürth mit einer elektrischen Beleuchtung.


Beschreibung des Baudenkmals

Freistehender, dreigeschossiger Sandsteinbau auf trapezförmigem Grundriss mit kuppelbekrönter, zweigeschossiger Fassade mit Mittelrisalit und vorgeblendetem Portalmotiv mit Segmentgiebel, in neubarocken Formen, Innenräume Neurokoko, von Ferdinand Fellner dem Jüngeren und Hermann Helmer, 1901/02; mit Ausstattung; Figuren und Büsten an Fassade, Sandstein, von Ernst Hegenbarth, gleichzeitig; Teil des Ensembles Alexanderstraße/Hallplatz.

»Zeitverschiebung«

Hier kann per horizontaler Mauszeigerbewegung zwischen zwei deckungsgleich übereinandergelegten Fotos aus verschiedenen Epochen gewechselt werden:



  • Foto alt: historische Postkarte
  • Foto neu: Aufnahme von 2008 (Foto und Anpassung: Robert Söllner)



  • Foto alt: historische Postkarte
  • Foto neu: Aufnahme von 2008 (Foto und Anpassung: Robert Söllner)

Ausgestaltung

Kronleuchter Theatersaal
goldenes Bühnenportal

Die Architekten Fellner und Helmer aus Wien orientierten sich an der Formensprache der italienischen Renaissance-Baukunst und des Barock, wobei an Übertragungen dieser Baustile in der Pariser Architektur um 1900 angeknüpft wurde (Petit Palais). Sie gestalteten reiche Innendekorationen mit dem Ziel einer vollendeten Raumausnutzung und schufen so in nur 14 Monaten ein einheitliches Kunstwerk. Das Bildprogramm des Theaters weist deutlich auf die Merkmale des Musik- und Sprechtheaters hin: Im Inneren sind die Masken in den Treppenhäusern von Schriftproben und Musikinstrumenten umgeben, und auch im Foyer finden sich bei den Puttendarstellungen Instrumente und ein auf einem Bücherstoß kniender Putto. Die Fassaden schmücken sechs Repräsentanten aus dem Bereich der Musik und des Schauspiels in Form von Bildnismedaillons oder Büsten über den Fenstern. Dabei sind nur Vertreter der deutschsprachigen Kunst gewählt, die zugleich ein bürgerliches Bildungs- und Kulturideal repräsentieren. Mit Mozart, Beethoven und Wagner als Inbegriff der Musik, Goethe, Schiller und Lessing als Meister der Sprache, ist das Theatergebäude zu einem Denkmal der deutschen Sprach- und Musikkunst geworden. Der Giebel wird von einer Kolossalstatue besetzt, einer vielseitig interpretierbaren weiblichen Gestalt mit einer brennenden Fackel, der Lichtbringerin. Zu ihren Füßen eine auf den Rücken gestürzte männliche Figur und hinter ihr ein Löwe. Bei dieser Komposition liegt eine Verbindung zu Orpheus nahe, der durch Gesang und Saitenspiel selbst wilde Tiere bezaubert haben soll. Nach einer anderen Interpretation symbolisiert diese Darstellung schlicht den Sieg des Schönen (der Kunst) über das Hässliche.[1]

»Lauter Edelsteine der Kunst heben« (1902 - 1920)

Das Stadttheater auf einer alten Postkarte
Programm der Eröffnungsfeier

Dieses Versprechen gab der Direktor Hans Reck zum Abschluss der festlichen Eröffnungsvorstellung am 17. September 1902 mit Beethovens "Fidelio". Mit diesem Werk beginnt die Geschichte des Fürther Theaters am Hallplatz: In den 1920er und 1930er Jahren erwirbt sich das Theater einen Ruf als Uraufführungsbühne, vor allem für Operettenaufführungen, die teilweise von Komponisten wie Franz Doelle, Eduard Künnecke oder Paul Lincke selbst dirigiert worden sind.

In dieser Zeit wurde die Fürther Bühne für viele Künstler wie Werner Krauss oder Emil Jannings ein Sprungbrett. Der damalige Direktor Reck erwirtschaftete mit 103.800 RM eine Jahreseinnahme, die mehr als das Dreifache der Jahreseinnahme im alten Haus betrug. Obwohl das Theater städtisches Eigentum war, wurde es nach dem Pachtsystem vergeben. Die Stadt erhielt Abgaben, im Gegenzug wurden Heizung und Licht geliefert. Zudem war das Theater verpflichtet, große Oper, Operette und Schauspiel auf die Bühne zu bringen.[2]

Aufbruch in die Selbständigkeit (1920 - 1944)

1920 ging das Stadttheater endgültig in städtische Verwaltung über. 1933 endete der bestehende Theatervertrag zwischen Nürnberg und Fürth; trotz der Möglichkeit einer Verlängerung bei einem geringfügig höheren Zuschuss wollte das Fürther Stadttheater in die Selbständigkeit übergehen, Schauspiel und Operette (300 Operettenaufführungen in den ersten beiden Spieljahren) in eigener Regie inszenieren und Opernaufführungen durch Gastspiele ermöglichen. Willy Seidl, der musikalische Leiter der Nürnberger Operette, wurde Intendant in Fürth; nach 1939 folgten ihm Horst Platen und Günter de Resée.[3]

Jähes Ende (1944 - 1952)

Im Herbst 1944 wurden dem Theaterleben und der Fürther Selbständigkeit ein jähes Ende bereitet. Nach 1945 wurde das Fürther Stadttheater von den Alliierten beschlagnahmt und zum Kino für amerikanische Soldaten umfunktioniert. In diesem Zusammenhang lebte auch die Theatergemeinschaft mit Nürnberg wieder auf und das Stadttheater erhielt die Möglichkeit, an zwei Abenden der Woche von Nürnberg aus bespielt zu werden.[4]

Neuanfang (1952 - 1970)

1952 wurde das Fürther Theater von den Alliierten an seinen ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben. Am 30. August nahm Bundestagsabgeordneter und Bürgermeister Johann-Adam Segitz die Pergamentrolle mit der Freigabe-Erklärung von General Ernest A. Bixby entgegen. Zur Eröffnung der Spielzeit am 8. Oktober wurde auch eine neue Beleuchtungsanlage mit insgesamt 60 000 Watt auf einer fahrbaren Beleuchterbrücke in Betrieb genommen. Doch dieser Neuanfang mit der Chance, durch eine regelmäßige Bespielung wieder den Anschluss an die Weltliteratur und das Gegenwartstheater zu schaffen, erwies sich als eine schwierige Angelegenheit.

Zunehmend stagnierte das allgemeine Theaterinteresse und die Besucher- und Abonnentenzahlen folgten diesem Trend. Ein weiteres Manko war die Renovierungsbedürftigkeit des Hauses; daher beschloss man 1965, in den nächsten Jahren eine Restaurierung in Angriff zu nehmen, um Bau- und Feuersicherheit zu gewährleisten und fehlende sicherheitstechnische Anlagen zu installieren.

Ende 1969 war endlich Baubeginn. In den nächsten 18 Monaten wurde das komplette Haus für rund 7,7 Mio. DM generalsaniert, die baulichen und technischen Mängel behoben und das renovierte Zuschauerhaus erstrahlte in altem, neuen Glanz.

Ziel war es, bauliche und technische Mängel zu beheben und das Zuschauerhaus unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten zu restaurieren.[5]

Wiedereröffnung unter der Leitung von Kraft-Alexander (1970 - 1990)

Stadttheater um 1980

Am 31. August 1970 endete der Theatervertrag zwischen Nürnberg und Fürth. Durch einen höheren Zuschuss von Fürth wäre eine Vertragserneuerung denkbar gewesen, aber auch diesmal entschied sich Fürth für einen eigenen Weg. Die Theaterkrise dieser Zeit sollte durch die Organisationsform des selbstständigen Gastspielbetriebs überwunden werden.

Nach dem umfangreichen Umbau wurde am 14. Januar 1973 das Stadttheater mit der Komödie "Professor Bernardi" von Arthur Schnitzler, einem Gastspiel des Bayerischen Staatsschauspiels, wiedereröffnet.

Das Theater konnte sich unter der Theaterleitung von Kraft-Alexander Prinz zu Hohenlohe-Oehringen (Intendant von 1972-1990) als eigene Fürther Spielstätte etablieren. Vor allem internationale Gastspiele, wie die der Scottish Opera Edinburgh, der Warschauer Nationaloper oder des Prager Nationaltheaters trugen dazu bei.

In dieser Zeit galt das Fürther Stadttheater hauptsächlich als Begegnungsstätte mit osteuropäischen Musiktheatern.[6]

Das Drei-Stufen-Modell (1990 - heute)

Das Stadttheater 2003
Stadttheater - Luftaufnahme

Seit 1990 leitet Werner Müller als Intendant das Stadttheater. Er entwickelte das sogenannte Drei-Stufen-Modell, welches das Theater vom Gastspielbetrieb über Koproduktionen - zumeist mit freien Gruppen und Ensembles - bis hin zu regelmäßigen Eigenproduktionen führen sollte.

In den ersten Spielzeiten fand eine Konzentration des Gastspielbetriebs auf Inszenierungen wichtiger Staats- und Stadttheater statt. Überdies wurde das Fürther Theater im Lauf der Jahre als Tournee-Bühne für internationale Tanzcompagnien etabliert - wie das Göteborg Ballett, das Nederlands Dans Theater oder Elisa Monte Dance aus New York.

In den folgenden Jahren stand die Realisierung der zweiten Stufe auf dem Programm, die Koproduktionen mit anderen Theatern. Hierbei orientierte man sich zunächst an der Zusammenarbeit mit innovativen, regionalen Theatern, wie dem CZ-Tanztheater von Jutta Czurda oder der Pocket Opera Company Nürnberg.

Im Kinder- und Jugendtheaterbereich sind die Kooperationspartner das Theater Mummpitz und das Theater Pfütze. Es folgten Koproduktionen mit Theatern wie dem Theater an der Ruhr von Roberto Ciulli und der Baracke des Deutschen Theaters Berlin.

1994 ging man mit Eigenproduktionen an die Realisierung der dritten Stufe. Im September 1994 hatte mit "Biedermann und die Brandstifter" unter der Regie von Werner Müller die erste Eigenproduktion Premiere. Statt einem festen Ensemble greift das Stadttheater Fürth auf einen Stamm von ca. 60 Mitarbeitern im künstlerischen Bereich zurück, mit dem die Eigenproduktionen kontinuierlich ausgebaut werden, so dass mittlerweile pro Saison mindestens vier bis sechs Inszenierungen auf die Bühnen gebracht werden können.

Für die Produktion "Die Ware Liebe oder Das ist der Mond über Soho" mit Jutta Czurda erhielt das Stadttheater Fürth 1998 den Bayerischen Theaterpreis. Noch immer ist dieses Konzept deutschlandweit singulär.

Im Jahr 2003 feierte das Stadttheater Fürth das 100-jährige Jubiläum, einhergehend mit dem Abschluss einer neuerlichen umfangreichen Sanierung. Seit 2004 bespielt das Stadttheater Fürth auch die Bühne des früheren Schlachthofs - jetzt Kulturforum.[7]

Oper, nicht Theater!

Architektonisch betrachtet handelt es sich beim Stadttheater eigentlich um ein Opernhaus. Da es 1902 den Zweckbau des ersten Theaters an der Ecke Rosenstraße und Theaterstraße ablöste, nannte man es von Anfang an Stadttheater.

Bei genauerer Betrachtung kann man die Merkmale eines Opernhauses leicht erkennen:

  • Orchestergraben
  • Kugelförmiger Saal
  • Seilboden


Gewusst?

Das Stadttheater in Fürth...
...und der Czernowitzer Zwilling

Die Architekten waren ursprünglich mit den Planungen und Bau eines Theaters in Czernowitz (heute Ukraine) beauftragt. Allerdings wurde der Bau dort wegen Finanzierungsproblemen verschoben. Kurzfristig verwendeten die Architekten die Pläne für das Fürther Theater. Desweiteren war das Architektenbüro auf die Errichtung derartiger Gebäude spezialisiert. Viele Elemente wie Büsten oder Säulen wurden bereits fertig angeliefert, was eine frühe Form der Fertigbauweise darstellt. Dadurch konnte das Gebäude in nur wenigen Monaten fertiggestellt werden.

1904 bis 1905 wurde dann auch in Czernowitz der Bau nachgeholt. So stehen in den beiden Städten fast identische Theater. Beim Czernowitzer Zwilling lässt sich sogar noch das Rondell bewundern, das in Fürth längst verschwunden ist.

Literatur, Medien

  • Adolf Schwammberger: Aus der Geschichte des Fürther Theaters. In: Geleitheft zum Festakt des fünfzigjährigen Jubiläums des Fürther Stadttheaters. Nürnberg: Städtische Bühnen Nürnberg-Fürth, ALVA, 1952, S. 6 - 13.
  • Friedrich Bröger [Red.]: Schauspielhaus am Richard-Wagner-Platz. Städtische Bühnen Nürnberg-Fürth; Geleitheft zum Festakt der Eröffnung des Schauspielhauses 1959. Nürnberg: Städtische Bühnen Nürnberg-Fürth, ALVA, 1959, 68 S.
  • Emil Ammon: Theater in Fürth: eine Dokumentation zur Wiedereröffnung des Stadttheaters am 13./14. Januar 1973 / [Hrsg.: Stadt Fürth. Gestaltung und Red.: Emil Ammon]. - Fürth, 1973
  • Tina Lipsky: Fürth : Stadttheater. - In: Fellner & Helmer: die Architekten der Illusion / [Stadtmuseum Graz.] Hrsg. von Gerhard M. Dienes. Red.: Iskra Buschek ... - Graz, 1999. - ISBN 3-900764-21-2. - S. 155 - 156
  • Gerhard Dienes; Tina Lipsky: Fellner und Helmer - Theaterarchitekten Mitteleuropas. 1870 - 1920. Graz [2001] ISBN 3-901096-31-5.
  • Barbara Bogen: Zauber. Schauspiel. Maskentanz: 100 Jahre Stadttheater Fürth. - Nürnberg: Bayerischer Rundfunk, Studio Franken, 2002. - 22 S. - Ms. zur Sendung des Bayerischen Rundfunks, Studio Franken, Zeit für Bayern, vom 23. September 2002, Bayern2Radio
  • Barbara Ohm: „Dieser Mauern hochgewölbtes Dach ...“. Zum 100jährigen Jubiläum des Fürther Stadttheaters 1902 – 2002. In: Fürther Heimatblätter, 2002/3, S. 53 - 99 sowie Sonderdruck der Fürther Heimatblätter 2002/3, 48 S.
  • Barbara Ohm; Emil Ammon; Glaser, Emil: 100 Jahre Stadttheater Fürth. Hrsg.: Stadttheater Fürth. Red.: Werner Müller ... Cadolzburg: Ars Vivendi, 2002, 151, [10] S., ISBN 3-89716-370-5

Lokalberichterstattung

  • Matthias Boll: Erhobenen Blicks erst sieht man das Licht. In: Fürther Nachrichten vom 02. Februar 2010 - online abrufbar
  • Matthias Boll: Aufführungspause für Großstadtträume naht. In: Fürther Nachrichten vom 17. Februar 2010 - online abrufbar
  • Bernd Noack: Ukrainischer Zwilling. In Czernowitz begegnet man dem Fürther Theater. In: Fürther Nachrichten vom 30. November 2011 - online abrufbar

Siehe auch

Weblinks

  • Stadttheater Fürth - im Internet.
  • Stadttheater Fürth - Wikipedia.
  • Büro Fellner & Helmer - Wikipedia.
  • Stadttheater Fürth - Verwandte in ganz Europa - Online.
  • Zeitgenössische Beschreibung des Bauwerks: "Das neue Stadttheater in Fürth", Lienzer Zeitung, vom 22.11.1902, S. 376 online-Digitalisat.

Einzelnachweise

Bilder