Altstadtweihnacht
Die Fürther Altstadtweihnacht wird seit 1980 jährlich auf dem Waagplatz, in der Waagstraße und in der vereinseigenen Freibank abgehalten. Ausrichter ist der Altstadtverein St. Michael. Aktuell findet er vom Freitag vor dem 2. Advent bis zum 3. Adventssonntag statt.
Schwerpunkt der saisonalen Marktveranstaltung sind ca. 16 Stände mit traditionellem Handwerk, Kunstgewerbe, Kunstschmieden und Glasbläsern, sowie in Handarbeit hergestellter Schmuck, handgefertigte Keramik, Stoffe und Kleidung sowie Weihnachtsartikel. Zusätzlich wird ein umfangreiches Kulturprogramm auf einer eigenen Bühne angeboten, angefangen von Kinder- und Erwachsenenchören, über Bläser, Sänger und Jazz-Gruppen. Zur jeder Altstadtweihnacht kommt auch das Fürther Christkind. Ebenfalls fester Bestandteil der Veranstaltung ist die allabendliche Schließung der Veranstaltung durch einen Nachtwächter, gemäß einem historischen Vorbild.
Der Altstadtweihnachtsmarkt ist die Haupteinnahmequelle für den Altstadtverein. Insbesondere die Gastronomiebuden werden ausschließlich durch ehrenamtliche Teams während der gesamten Veranstaltungsdauer betrieben, so dass das eingenommene Geld zu 100 % in die Vereinstätigkeit des Altstadtvereins fließen kann.
Geschichte und Entstehung
Initiatoren waren Ingrid Burkert und ihr Ehemann Manfred Burkert, die ehem. Betreiber des Ladens "Spiel und Kunst" im Anwesen Waagstraße 3, die mit dieser Idee die Waagstraße beleben wollten. 1980 hatten beide die Idee, einen "alternativen und anti-kommerziellen" Weihnachtsmarkt durchzuführen, in Abgrenzung zu den bereits bestehenden kommerziellen Weihnachtsmärkten in Fürth und Nürnberg. In einer Arbeitsgruppe wurden zunächst 14 Stände mit grünen Markisen geplant, allerdings gelang es im ersten Jahr nicht sofort, diese Anzahl von Buden herzustellen, weshalb man sich weitere Buden von der damals noch ortsansässigen DKP organisierte. Als Veranstaltungszeitraum und Dauer wurde die unmittelbare Vorweihnachtszeit vom 18. bis zum 21. Dezember 1980 gewählt. Der Bay. Rundfunk übertrug damals eigens die Eröffnung im Fernsehen als besonderes Ereignis, begleitet von den Nürnberger Barockbläsern und dem Unterstufenchor des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums. Der Erfolg gab den beiden Initiatoren recht, innerhalb der vier Tage kamen tausende Besucher zur Altstadtweihnacht am Waagplatz, so dass die Fortführung unstrittig war.
Bereits im zweiten Jahr (1981) dehnte sich die ursprünglich auf vier Tage ausgelegte Veranstaltung auf die heute noch gültige Anzahl von 10 Tagen aus. Hierzu schuf eigens der Fürther Grafiker Siegfried Reinert das bis heute noch verwendete Logo des Weihnachtsmarktes: ein Steckenpferdchen aus Holz, welches stets das Programmheft als Titelbild verziert. Die Erhöhung der Veranstaltungstage war primär der stark gestiegenen Anzahl der Beschicker geschuldet, so dass eine zeitliche und räumliche Ausweitung der Veranstaltung geboten war. Die Freibank kam erst 1989 als Veranstaltungsfläche hinzu. Der Altstadtverein hatte diese erst ein Jahr zuvor gekauft und renoviert, so dass sich die Verkaufsfläche ein letztes Mal vergrößern konnte.[1]
1985 wurde der Name des ursprünglich "alternativen" Weihnachtsmarkts geändert auf "traditioneller" Weihnachtsmarkt.
Historischer Nachtwächter
Täglich beschließt der Musikant und Nachtwächter die Veranstaltung gegen 20:00 Uhr. Hierzu bläst der Nachtwächter auf der Bühne in ein Horn und verliest anschließend einen Prolog. Der Prolog endet stets damit, dass er die einzelnen Gastronomiebuden nach deren Verkaufserfolg abfragt. Das jeweilige Team der Buden beantwortet seine Frage stets mit dem Wort "ausverkauft". Seit 1980 wurde der Nachtwächter von dem aus Gräfenberg stammenden Kurt Konrad Knippschild gespielt, ab 1990 durch den aus Gößweinstein stammenden Manfred Heckel.
Prolog
Der Prolog des Nachtwächters lautet i.d.R.:
- Hört ihr Leut und laßt euch sagen
- unsre Uhr hat acht geschlagen
- heute ist der 3. Advent
- und die dritte Kerze brennt
- tut nicht umeinanderlaufen
- denkt nicht nur ans Geschenke kaufen
- erinnert eucht ihr lieben Leut
- Advent heißt auch die stille Zeit
- Hört ihr Leut laßt euch sagen
- unsere Uhr hat acht geschlagen
- und zum xx.mal ihr Leut
- geht der Markt zu Ende heut
- Weihnachtsmärkte gibt es viele
- die das Geld nur hab´n zum Ziele
- doch wenn´s um den Inhalt geht
- mancher Markt nur schwer besteht
- Hört ihr Leute wie ich empfinde
- wenn ich schau in diese Runde
- zur Geburt vom heiligen Christ
- dieser Markt was besonderes ist
- hoff auch daß es so wird bleiben
- in des Alltas Hektischtreiben
- soll der Markt ein Ruhepunkt sein
- der zum Bummeln noch lädt ein
- ohne großes Menschenschieben
- deshalb tun ihn viele lieben
- überall in Stadt und Land
- Geheimtipp hat man ihn genannt
- Diesen Markt hier zu bestreiten
- manche Mühen tun bereiten
- doch zur nächsten Weihnachtszeit
- ist wieder auch der Markt bereit
- ja ich will es nicht verhehlen
- würde dieser Markt mir fehlen
- und gäb´s ihn hier nicht mehr
- wer die Waagstraße leer
- Künstler, Händler Standleut
- Ich seh euch zufrieden heut
- hoff für euch daß das Geschäft
- im neuen Jahr so weiter lefft
- außerdem bin ich gehalten
- denen die den Markt gestalten
- dank zu sagen mit der Bitt
- macht auch im nächsten Jahr wieder mit
- Hört ihr Leut der Weihnachtsmarkt ist zu End
- falten wollen wir die Händ
- gebe Gott der uns erhält
- auch den Frieden in der Welt
- wenn wir teilen unsre Gaben
- mit den Menschen die nichts haben
- Wird dies handeln Christlich sein
- Gott gibt seinen Segen drein
Literatur
- Programm der aktuellen Altstadtweihnacht - online abrufbar
- Alexander Mayer: 20 Jahre Fürther Altstadtweihnacht. In: Altstadtbläddla 34, 1999 - online abrufbar
Lokalberichterstattung
- Gwendolyn Kuhn: Puppen-Kleidchen aus dem Hobbykeller. In: Fürther Nachrichten vom 12. Dezember 2015 - online abrufbar
- Thomas Scherer: Fachwerk und Buden: Die Fürther Altstadtweihnacht. In: Fürther Nachrichten vom 14. Dezember 2017 - Bildergalerie online]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Alexander Mayer: 20 Jahre Fürther Altstadtweihnacht. In: Altstadtbläddla Ausgabe Nr. 34, 1999