Schutzjuden

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Vom Ausgang des Mittelalters bis ins 18. Jahrhundert standen Juden unter dem alleinigen Schutz des herrschenden Fürsten, der ihnen die Sicherheit von Person, Eigentum und Religion garantierte. Er gewährte den Schutzjuden mit sogenannten "Schutzbriefen" ein zeitlich befristetes Niederlassungsrecht, teilweise auch mit Handelslizenz. Der Schutzbrief galt für den Inhaber, seine Familie und seine Bediensteten. Als Gegenleistung wurden die Zahlung eines jährlichen Schutzgeldes und weitere Abgaben zu bestimmten Anlässen gefordert. Schutzjuden wurden somit eine wichtige Einnahmequelle. Kleinere Territorialherren konnten mit der Ansiedlung von Juden ihre politische Unabhängigkeit unter Beweis stellen, zum Beispiel gegenüber größeren Städten oder Bistümern, auf deren Gebiet Juden weiterhin unerwünscht waren.

Juden, denen das Geld für einen Schutzbrief fehlte, waren gezwungen von Gemeinde zu Gemeinde zu ziehen, wo sie für eine Nacht oder während des Sabbats eine Bleibe fanden. Mit der wachsenden Zahl von heimatlosen Juden konnte dieses Hilfssystem, vor allem wegen der finanziellen Belastung, nicht mehr aufrechterhalten werden. Im ausgehenden 18. Jahrhundert zählten zehn Prozent der jüdischen Bevölkerung auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches zu diesen so genannten Betteljuden.

Mit Beginn der Verleihung der Staatsbürgerschaft an einzelne Juden ab Ende des 18. Jahrhunderts und den geographischen und politischen Veränderungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Schutzjudensystem aufgegeben.[1]

Die ersten Schutzjuden in Fürth

HAENLE (1867) berichtet, dass der erste Jude, der sich 1528 unter ansbachischem Schutz für sechs Jahre in Fürth niederlassen durfte, Perman (Permann) geheißen habe und ein weiterer Jude, Uriel Wolf aus Schwabach, im selben Jahr nach Fürth gekommen sei. (Er belegt dies mit der Abschrift einer Urkunde vom 17. April 1528.)[2][3] Dies war ein Affront gegen den Nürnberger Rat, weil Nürnberg 1499 alle Juden aus der Stadt verbannt hatte. Doch auch mehrfacher Protest änderte letztendlich nichts mehr an dieser Entscheidung.

Andere Quellen (v.a. WÜRFEL, 1754) berichten etwas anderes:

Im Juni 1528 gestattete der Ansbacher Markgraf Georg der Fromme dem Juden Männel (auch: Männele; Sohn des Symelin, Weinschenk von Nürnberg) "als ersten" die Niederlassung in Fürth. Männel brachte es rasch zu Reichtum.[4][5]

(Weil auch HAENLE den Namen Männel bei WÜRFEL gelesen hattte, vermutete er, "Männele Weinschenk ist vielleicht identisch mit Permann..."[6][7])

Ein weiterer Jude, Michel (auch Michael) von Dornberg, erhielt 1537 gegen hohe Schutzzahlungen für 9 Jahre eine Aufenthaltsgenehmigung und baute 1538 ein Gebäude in der Geleitshausgasse hinter dem Brandenburgischen Haus für 600 Gulden.

Neben Uriel und Michel erwähnt HAENLE noch den Juden Abraham, der sich um 1540 in Fürth niedergelassen haben soll.[8]

In den Jahren 1540, 1542 und 1557 wurden abermals jüdische Familien gegen hohe Schutzgeldzahlungen in Fürth von dem Markgrafen aufgenommen.[9]

1556 gestattete dann erstmals auch die Domprobstei Bamberg einem Regensburger Juden namens Heimann sich in Fürth anzusiedeln. Degegen protestierte nun wiederum Ansbach, was die Stadt Nürnberg mit Vergnügen zur Kenntnis nahm.

1566 waren bereits fünf jüdische Familien mit 70 Familienmitgliedern in Fürth ansässig, darunter "vier Familien unter domprobsteilichem und eine Familie unter Ansbachischem Schutze."

1582 betrug die Anzahl der Juden dann etwa 200.[10]



Einzelnachweise

  1. Synagoge Memmelsdorf - online
  2. S. Haenle: "Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach", Ansbach, 1867, S. 53 und S. 217f. - online-Digitalisat
  3. Gotthard Deutsch, A. Eckstein, in: Jewish Encyclopedia, 1906 -online
  4. Andreas Würfel: "Historische Nachricht von der Judengemeinde in dem Hofmarkt Fürth...", Frankfurt, 1754, S. 2f. - online-Digitalisat
  5. Johann Ferdinand Roth: "Geschichte des Nürnbergischen Handels. Ein Versuch...", Band 4, 1802, S. 388f. - online-Digitalisat
  6. S. Haenle: "Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach", Ansbach, 1867, S. 53. - online-Digitalisat
  7. Gotthard Deutsch, A. Eckstein, in: Jewish Encyclopedia, 1906 -online
  8. S. Haenle: "Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach", Ansbach, 1867, S. 50. - online-Digitalisat
  9. S. Haenle: "Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach", Ansbach, 1867, S. 54. - online-Digitalisat
  10. S. Haenle: "Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach", Ansbach, 1867, S. 55. - online-Digitalisat