Salettchen

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Der Eingang in den Poppenreuther Pfarrgarten mit Salettchen
Salettchen, im Hintergrund Kirche St. Peter und Paul

Der Poppenreuther Pfarrgarten ist abgegrenzt vom übrigen Pfarrhof und wird durch ein Tor mit Sandsteinsäulen betreten. Diese Säulen tragen das Holztor und sind mit aufgesetzten, kannelierten Sandsteinbekrönungen verziert. Im Zentrum der Gartenanlage steht das kleine Gartenhaus. Genannt wird es meist Salettchen (fränkisch auch Salettel, oder Salettla), was der süddeutsche mundartliche Ausdruck für einen Pavillon, eine Laube oder ein Gartenhäuschen ist, der sich ethymologisch aus dem Französischen ableitet (la salle hier kleiner Raum: Salettchen). Dies ist ein oktogonaler Fachwerkpavillon mit einem Zeltdach aus der Barockzeit und steht heute unter Denkmalschutz.

In Poppenreuth fällt die Errichtung des Salettchens im Pfarrgarten in das Jahr 1763 und damit in die Amtszeit Löhners. Ausschlaggebend für den Bau mag der Zeitgeist im Barock gewesen sein. Dieser brachte nicht nur als Modeerscheinung barocke Sprachgesellschaften hervor, wie den Pegnesischen Blumenorden, der eine große Anziehungskraft für Intellektuelle jener Zeit ausübte. Löhners Mitgliedschaft bei den Pegnitzschäfern könnte ihn auch für die barocke Gartenkultur [1] begeistert haben, die zu der Poppenreuther Anlage führte. Das Salettchen war nicht nur ehemaliges Studierstübchen des Poppenreuther Pfarrers sondern gibt als barockes Gartenhaus auch ein Zeugnis vergangener Epochen von Feinsinnigkeit wieder.

Rekonstruktionszeichnung nach Baubefund

Es spiegelt etwas von den Gepflogenheiten der „Pegnitzschäfer”, wie sich die Mitglieder des Blumenordens nannten, wieder. Was könnte die Herzensergießungen seiner ehemaligen Besitzer besser verkörpern als gerade dieses markante Gebäude barocker Gartenkultur. Unter allen Pfarrstellen der Metropolregion dürfte das Salettchen auch ein Alleinstellungsmerkmal darstellen, das bestenfalls noch vom Lochner’schen Gartenhaus in Fürth übertroffen würde, gehörte dieses noch zur Pfarrstelle St. Michael.

Die Mutmaßung, der Gartenpavillon könnte in seiner Entstehungszeit nach allen Seiten offen gewesen sein [2] kann nach der Renovierung und Sanierung des Jahres 2012 dahin korrigiert werden, dass er nur nach zwei Seiten (Ost und West) offen war. Die fehlenden Fachwerkgefache an der östlichen Wand, und der entdeckte Mauerabschluss in diesem Bereich legen dies nahe.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. das Lochner’sche Gartenhaus in Fürth existierte bereits. Der Pfarrer von Kraftshof machte Jahre später - 1776 - den Vorschlag in einem verwilderten Eichenhain in der Nähe des Dorfes Kraftshof einen Versammlungsort anzulegen. Daraus entstand der Irrhain. Man wollte naturnahe Dichtung pflegen. Das Konzept eines sprechenden Gartens entsprach dem zeitgenössischen pietistischen Geist. Man verstand den „Irr-Wald“ als Symbol des „Welt-Irr-Waldes“.
  2. Walter Fischer: "Fürther Stadtbilder" in: Fürther Heimatblätter, 1989/2, S. 88

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