Alfred Schwarzmann
Alfred Schwarzmann (* 23. März 1912 in Fürth, † 11. März 2000) in Goslar, war ein Turner, u.a. dreifacher Olympiasieger 1936 und Deutscher Kunstturner des Jahrhunderts. Alfred Schwarzmann stammt aus der Turnerfamilie Schwarzmann. Er ging aus dem Turnverein 1860 hervor. Sein Vater, Georg Schwarzmann, war über 20 Jahre Oberturnwart des Vereins.
Laufbahn während des 2. Weltkrieges
Schwarzmann diente während des 2. Weltkrieges zunächst als Sportlehrer in der Armee-Schule Wünsdorf in der Stadt Zossen / Brandenburg - dem späteren Hauptquartier des Oberkommando des Heeres (Bunkeranlage Maybach I)[1]. Am 1. Januar 1939 wechselte er zum 2. Bataillon des 1. Fallschirmspringer Regiments Stendal. Am 1. April 1940 wurde er zum Kommandeur und Zugführer einer Maschinengewehr Einheit in der 8. Kompanie des 1. Fallschirmspringer Regiments ernannt, nachdem er zuvor am 11. März 1940 zum Oberleutnant befördert wurde[2].
Am 10. Mai 1940 war Alfred Schwarzmann mit seiner Fallschirmkompanie an der Invasion Hollands beteiligt. Um 5.35 Uhr begann der Feldzug Hitlers mit der Heeresgruppe B gegen Holland, nachdem er einen Tag zuvor Holland und Belgien die nationale Souveränität abgesprochen hatte. Für den Einmarsch der Truppen mussten strategisch wichtige Brücken über den Hollandsch Diep (Fluss südlich von Rotterdam) bei Moerdijk, über die Noord bei Dordrecht und die Neue Maas bei Rotterdam unversehrt in Besitz genommen werden und für die anrückenden Deutschen Truppen gehalten werden[3]. Schwarzmanns Einheit hatte den Auftrag die Brücke bei Moerdijk unversehrt einzunehmen. Bei den starken Kampfgefechten in Moerdijk erlitt seine Kompanie schwere Verluste. Schwarzmann selbst wurde ebenfalls schwer verletzt. Eine Kugel durchbohrte seinen Brustkorb und verletzte einen Lungenflügel. Die Wunde entzündete sich und Schwarzmann bekam starkes Wundfieber. Während seiner medizinischen Behandlung in Dordrecht - in dem inzwischen kapituliertem Holland - erhielt er für die Einnahme der Brücke am 25. Mai 1940 zwei Eiserne Kreuze und am 29. Mai 1940 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Die NS-Propaganda stellte die Einnahme der Brücke bei Moerdijk eigens in einem Propagandafilm dar: NS-Propagandafilm "Sprung in den Feind" bei Youtube HP. Noch während des Krieges wurden Stimmen laut, dass Schwarzmann das Ritterkreuz unberechtigt bekam, da er als einziger Kommandant seine operativen Ziele nicht erreicht hatte. Die Auszeichnung wäre lediglich aus Propagandazwecken (ehem. Olympiasieger) durch die NS Heeresleitung vollzogen worden, da man davon ausging das Schwarzmann die Schussverletzung nicht überleben wird. Nachdem Schwarzmann wider Erwarten die Verletzung überlebt hatte, hielt ihm das Gerücht aber nicht davon ab mit dem Ritterkreuz vor seinen Kompaniekollegen zu prahlen, was ihm einige Antipathie einbrachte[4].
1941 war Schwarzmann mit seinem Regiment bei der Schlacht um Kreta beteiligt. Am 27. Juni 1942 wurde er zum Hauptmann des 3. Fallschirm-Regiments der 8. Kompanie befördert. Ab 1941 war er an der Ostfront in Russland eingesetzt.
Am 15. März 1943 wurde er zum Kommandeur des 7. Jagdgeschwaders, im Anschluss führte er die 1. Fallschirmjäger-Division. Auf Grund seiner Schussverletzung aus Holland musste Schwarzmann am 4. März 1944 in München erneut medizinisch behandelt werden. Noch kurz vor Kriegsende wurde er am 20. April 1945 zum Major befördert. Schwarzmann geriet nach Kriegsende in Britische Gefangenschaft vom 9. Mai bis zum 29. Oktober 1945.
Sportliche Laufbahn
1934 wurde er Deutscher Meister im Mehrkampf bei den Deutschen Turnmeisterschaften in Dortmund.
Bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 holte der Kunstturner drei Goldmedaillen: im Pferdsprung, im Mehrkampf und im Mehrkampf mit der deutschen Mannschaft. Außerdem gewann er in Berlin Bronzemedaillen am Reck und am Barren. Als einzigem Turner gelang es ihm, alle zwölf Übungen mit einer Wertung von über 9,0 Punkten abzuschließen.
1948 kam er nach Goslar, wo er Sportlehrer am Ratsgymnasium Goslar war und bis zu seinem Tod 2000 blieb. An den Olympischen Sommerspielen 1952 in Helsinki nahm er erneut teil und gewann wieder eine Silbermedaille, diesmal am Reck. Eine Sensation zum damaligen Zeitpunkt, da er als 40jähriger nochmal an seine Vorkriegsleitung anknüpfen konnte - trotz Kriegsgefangenschaft und Verletzungen.
Mit seinen Medaillen ist Schwarzmann bis heute der erfolgreichste deutsche Kunstturner bei Olympischen Spielen. Eine zehnköpfige Experten-Jury wählte ihn 1999 zu Deutschlands Turner des 20. Jahrhunderts. Als Bundeslehrwart des Deutschen Turner-Bundes, als Kampfrichter und als Landeslehrwart in Niedersachsen stellte der Sportlehrer später sein Wissen dem Turnernachwuchs zur Verfügung.
Seine Tochter ist die ehemalige und erste Bundestrainerin im Voltigieren, internationale Richterin und renommierte Ausbilderin Helma Schwarzmann. Mit mehr als 30 Weltmeistertiteln zählt sie zu den erfolgreichsten Trainern weltweit.
Seit dem Jahre 2007 ehrt ihn seine Heimatstadt im Ehrenweg Fürth.
Ehrungen
- 1936: Benennung der Schwarzmannstraße
- 2007: Plakette auf dem Ehrenweg Fürth
Literatur
- Schwarzmannstraße. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 335
Lokalpresse
- Olympische Goldmedaillen für Fürth - in FN
- Johannes Goecke: Fürther Ausnahmeathlet im Rampenlicht. In: Fürther Nachrichten vom 11. April 2012 FN