Pfarrhaus Poppenreuth
Die ersten Notizen über das Poppenreuther Pfarrhaus sind mehr im Bereich der Vermutungen anzusiedeln. So schreibt Werner Sprung[1], dass der Poppenreuther Pfarrer Johann Schimmel (1463 - 1471) sich des Aufbaus des Pfarrhauses nach der Zerstörung im Ersten Markgrafenkrieg 1449 angenommen haben dürfte. Dies folgert er aus dem Engagement Schimmels für die Kirche, die ebenso einer gründlichen Renovierung nach dem Feldzug des streitlustigen Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach unterzogen werden musste. Schimmel hatte für die Renovierungsarbeiten Geld mittels Ablassbriefen beschafft, von denen in einer Kirchbeschreibung aus dem Jahr 1607 noch vier vorhanden waren.[2] Papst Sixtus IV. soll Schimmel als Poppenreuther Pfarrer 1471 (nochmals?) bestätigt haben. Allerdings erlebte der Pfarrer dann auch ein unrühmliches Ende. Im Jahr 1489 wurde er in Herzogenaurach wegen Landfriedensbruch enthauptet.[3]
Das nun wiederaufgebaute Pfarrhaus existierte nur gute 100 Jahre. Dann erlebte es das Schicksal des Vorgängerbaues und wurde im Zweiten Markgrafenkrieg im Mai 1552 durch den brandenburg-ansbachischen Albrecht Alcibiades erneut niedergebrannt. Wegen des erneut zerstörten Pfarrhofes bezog der Pfarrer Bartholomäus Gebhard ein Notquartier. Er kam in dem später so genannten Wirtshaus „Schwarzer Adler” unter. Das Landalmosamt zahlte die nächsten Jahre die Miete in Höhe von 16 fl. (Gulden) für ein Gemach, das dem Pfarrer dort zur Verfügung gestellt wurde. 1555 scheint er dann das Pfarrhaus wieder bezogen zu haben. Allerdings verbot der Rat der Stadt Nürnberg im gleichen Jahr dem Pfarrer Gebhard „Schenken und Gastung”. Anscheinend hatte jener versucht, einen kleinen Nebenverdienst zu erlangen. Dies war wohl zu jener Zeit nicht ganz unüblich, denn gleiches ist von dem Pfarrer zu St. Leonhard überliefert, der wohl auch eine Schenkstatt betrieben hat.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Poppenreuth und damit auch das Pfarrhaus ein Raub der Flammen, die von den Truppen Wallensteins gelegt worden waren. Jahrelang betreute Pfarrer Christian Kettwig die wenigen Bewohner des Ortes von St. Johannis aus, wo er wohnte und von dort seinen Dienst versah.
Pfarrhausbau nach dem Dreißigjährigen Krieg[Bearbeiten]
Endlich konnte das Landalmosamt 1661 die Arbeiten für ein neues Pfarrhaus an den Zimmermeister Adam Wenzel aus Eltersdorf vergeben. In den Aufzeichnungen dazu liest man, dass „das Pfarrhaus zu Poppenreuth, welches ehedessen im nechsten (= letzten) Krieg ganz in die Aschen gelegt, nunmehr aber auf der eingepfarrten Gemein daselbsten so starkes Anhalten wieder aufgerichtet und von neuem erbaut werden solle ...”[3]
Das Aussehen des künftigen Pfarrhauses wird auch näher erläutert. „Erstlich soll dasselbe wie die darüber gefertigte Visierung (= Bauplan) zu erkennen gibt, eingädig (= einstöckig), jedoch aber an einer Seiten mit einem angehängten Erker, darein ein Stuben und ein Kammer gebracht werden soll, gemacht und auferbaut werden ...“
Dem Plan für den Maurermeister Hans Soergel aus Gostenhof lässt sich entnehmen, dass er „an solchem Pfarrhauß die Riegelwänd innen und außen, desgleichen die Schlöt, Feuermauern und Herd von neuem machen, die Stiegen und Gewölb im Keller ändern und ausbessern, auch die Siegreth Röhren (= Klosett) samt den Gruben machen, dann das Dach latten und decken ...” soll. Es gab damals zwei Pläne für die Ausfertigung. Man entschied sich für die bescheidenere und billigere Lösung eines eingädigen Baues, der dann auch verwirklicht wurde. Die Ausführung geschah natürlich als Fachwerkbau. Der Gesamtbau wurde übrigens mit 616 fl. veranschlagt. Weil jenes Haus auch bei späteren Überbauungen als Kern bestehen blieb, finden sich noch heute Fachwerkmauern im Inneren des Pfarrhauses.
Übrigens ist 1661 auch das Jahr, in dem eine neue Taufschale, eine Beckenschlägerschüssel in die Kirche gestiftet worden ist.
Die Barockisierung des Pfarrhauses[Bearbeiten]
Es folgte eine wirtschaftliche Phase der Konsolidierung im Knoblauchsland durch zwei neu eingeführte Pflanzen:
die Kartoffel- und die Tabakspflanze. In der Folge konnte sich Pfarrer Johann Andreas Volland für die Erneuerung von Pfarrhaus und Kirche einsetzen.
1707 wurde dann einem gesteigerten Repräsentationsbedürfnis Rechnung getragen. Das Pfarrhaus überbaute man im Stile des Barock. Zimmermeister Johann Schwenzel aus Nürnberg und Maurermeister Adam Trambauer aus Wöhrd durften diese Maßnahme durchführen. Das Pfarrhaus erhielt mit seinem Walmdach und einer fünfachsigen Straßenfront das Aussehen, das selbst heute noch Bestand hat und unter Denkmalschutz steht.
Der Kupferstecher Johann Alexander Boener schuf 1708 eine Ortsansicht, die alle Neubauten in Poppenreuth wiedergab. Dem Ortsbild gab er die Staffage des Kirchweihgeschehens mit bei. Bemerkenswert ist auf dem Stich noch die Pfarrhofmauer, die einen früheren Holzzaun („Gedüll”) ersetzte und das Waschhaus, in dem wohl auch Schlachtungen durchgeführt wurden. Dieses Gebäude existiert heute noch als Garage mit Lagerraum. Die Pfarrhofmauer ist zu Zeiten von Christoph Siegmund Löhner noch einmal erneuert und mit stattlichen Portalen aus Stein versehen worden.
Die Pfarrer mussten sich manchmal schon tief erniedrigen, um Reparaturen an ihrer Dienstwohnung zu erlangen. So ist von dem Pfarrer Friedrich Lochner ein Brief aus dem Jahre 1773 folgenden Wortlauts überliefert:
- „Wohlgeborene Herren, Gnädige Herren,
- So edel, so Theuer und köstlich auch mir dieselben holde Augenblicke gewesen, in welchen letzthin meinem Pfarrhause die hohe Gnade und Ehre angediehen, der Herrn von ... als unserers Hochvenerirlichen Herrn Hauptpflegers Wohlgeborne Gnaden und Herrlichkeit, mein untertänig devotestes Compliment machen zu können!
- So innig sehr bejammerte zugleich bey mir im geheim, daß es anbey auch solch schnell abgekürzte und flüchtige Minuten waren, die mir nicht zuließen die Noth und das Elend deren in allen Zimmern meines Pfarrhauses äußerst zu Grund getretene Fußböden augenscheinlich vorstellig machen zu können.
- Dannenhero ich anjetzo meine Zuflucht zur Feder zu nehmen und Ewer Wohlgeboren Gnaden um Höchgnädige Deferenze und Erlaubnis demütig anzuflehen mich hiermit erkühne, daß die in meiner großen, dann in meiner Studier Stube, wie nicht weniger auch in der Obern und Untern Kammern, zusammen also in vier Zimmern ungemein eingegangene Fußböden mit neuem beleget und in gänzlich vollkommnen Verbesserungsstande hergestellt werden zu dürfen, ich erringen mögte!
- Der ich in tiefer Erniedrigung mit reinen und unversehrten Respekte bin, und verharre
- Poppenreuth, den 2. July 1773
- Ew. .... treugehorsamster Diener
- Magister Matthäus Friedrich Lochner, Pfarrer“
Baumaßnahmen des 18. Jahrhunderts[Bearbeiten]
1778 wurden im großen Zimmer an der Straßenfront (dem heutigen Wohnzimmer) Fensterstöcke und Decke erneuert. Die repräsentative Gestaltung lässt darauf schließen, dass dieses große Erkerzimmer wohl als eine Art Dienstzimmer in der kalten Jahreszeit vorgesehen war. Verschiedene Einträge in den Pfarrbüchern lassen darauf schließen, dass hier Amtshandlungen wie Kindstaufen und Hochzeiten vorgenommen wurden.
1781/82 wurde anstelle der hölzernen Stiege, die sich im mittleren Teil des langen Hausflures befand, an der Südseite des Hauses ein steinernes Treppenhaus angebaut. Für den Bau ließ der Gründlacher Maurermeister Schüpferling aus dem Tennenloher Steinbruch 200 Stück Steine und 50 Quadersteine heranschaffen. Nach Abschluss dieser Maßnahme schrieb Pfarrer Erhard Christoph Bezzel ans Landalmosamt:
- „Ich erkenne den großen Aufwand, der auf die Pfarr Wohnung gemacht wird, mit dem lebhaftesten Dank. Umso mehr werde ich mich bestreben, mein Amt nach der Kraft, die der Herr darreichen wird, mit allem möglichen Fleiß, Eifer und Treue fortzusetzen.”
Dieser Treppenturm wurde vor dem Einzug von Pfarrer Dr. theol. Dr. phil. Horst Fild entfernt und das Treppenhaus ins Innere des Hauses verlegt. Dabei veränderte man auch den Innengrundriss. Der große Gemeinderaum verschwand und ging in das neugestaltete Büro ein. Die frühere Dienstbotenkammer wurde zum Amtszimmer des Pfarrers.
2007 - 300-jähriges Pfarrhausjubiläum[Bearbeiten]
2007 feierte die Gemeinde ein 300-jähriges Pfarrhausfest. Das Gebäude wurde ganz und gar mit einem großen Geschenkband verschnürt und die Räume wurden in einem „Tag der offenen Tür” der Gemeinde gezeigt. Eine umfassende Renovierung erfolgte dann im Jahr darauf 2008. Der Dachstuhl wurde saniert, die Ziegeldeckung erneuert und dabei die letzten Reste des aus früheren Zeiten von PCB und Lindan verseuchten Holzes im Dachboden entsorgt.
Ein großer Eingriff war vor allem der Austausch aller 40 Fenster samt den dazugehörigen Fensterstöcken, die daraufhin den zeitgemäßen Energierichtlinien entsprachen.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
Lokalberichterstattung[Bearbeiten]
▪Thomas Voigt: Witze in der Predigt. In: Fürther Nachrichten vom 3. Juli 2007 - online