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Man erlebt deshalb auch überall, daß die Umwelt in unseren Städten zusehends farbiger w ird. Über spezifische Modeer­ scheinungen (große, pop-bunte Fassadcnmalereien infor­ mativen oder bloß dekorativen Charakters) und regional unterschiedliche Bedeutungen (z.B. die politisch motivier­ ten Großbilder in nord- und südamerikanischen Städten) hinaus trägt im Normalfall bewußt und planvoll-gestalte­ risch angewandte Farbe zur besseren ästhetischen Aufbe­ reitung städtischer und ländlicher Architektur wirkungs­ voll bei (und vor allem dauerhafter als die üblichen Blu­ menschmuckwettbewerbe). Kann sie doch wesentlich Stim­ mung und Verhalten der betroffenen Menschen (ob als Anlieger oder als Passanten) positiv beeinflussen (freilich bei ungeziclt-chaotischer Anwendung auch negativ). Nicht zuletzt deshalb fühlen wir uns in Städten wie Burghausen, Bad Tölz oder Landshut, die denkmalschutzbewußt und doch farbintensiv sich darbieten, so wohl. Die Bürgervereinigung Altstadtviertel St. Michael hat wäh­ rend ihres Bestehens in mehreren Lichtbildervorträgen zum Themenkomplex „Farbige Gestaltung in Altstadtquartie­ ren" und darin an Hunderten von konkreten, auch auf Fürth nahezu vollständig übertragbaren Beispielen aus aller Welt demonstriert, auf welche A rt und m it wie wenig tech­ nischem bzw. finanziellem Aufwand unter anderem farb­ bewußte Fassadengestaltung bei gutem Willen möglich wä­ re. Man brauchte nur die zahllosen guten Beispiele anderer m odifiziert nachzuahmen (wie es im Verlauf der Geschichte ohne jeweilige Berücksichtigung regionaler Besonderheiten immer wieder geschehen ist — keineswegs immer zum Nach­ teil landschaftsüblicher Gepflogenheiten). Und in kurzem könnte auch die Fürther Altstadt ein charakteristisches Schmuckstück ohnegleichen darstellen. Einzelne, schüch­ terne Ansätze sind im Bereich der unteren Königstraße bereits festzustellen, noch etwas mehr Mut zur Farbe könn­ te nicht schaden. Deshalb sollte ein flexibler, durch großen Spielraum die individuellen Interessen berücksichtigender Farb-Richtplan für das gesamte Fürther Altstadtgebiet entwickelt werden m it konkreten Handlungsanweisungen für den einzelnen. Drückt sich doch auch in einem wohlabgestimmten Farb­ bild der Bürgerstolz einer ganzen Stadt aus. Dabei darf die Erstellung dieses Farbgestaltungsplans auf keinen Fall allein der städtischen Administration überlassen bleiben, auch sollte nicht ausschließlich der bereits be­ stehende Baukunstbeirat damit befaßt werden. Vielmehr könnten Wettbewerbe einerseits unter Experten (Archi­ tekten, Malern, Künstlern), zum anderen aber auch freie Bürgerwettbewerbe phantasievolle Anregungen geben. Ge­ rade diese könnten einen weiteren Fortschritt im Sinne bürgernaher Transparenz darstcllen und zur Bewußtseins­ bildung bzw. -erweiterung effektiv beitragen.

„ICH GLAUB', JETZT GEHT'S LOS!" MITARBEITER AM WAAGPLATZ GESUCHT Lange wurde davon geredet, jetzt endlich soll es losgehen: voraussichtlich im Sommer dieses Jahres w ird die Bürger­ vereinigung die beiden Fachwerkfassaden (siehe A b bil­ dung!) am Waagplatz freilegen und renovieren.

Da sie das — ähnlich wie beim Anwesen Gustavstraße 46 — in Eigenarbeit macht, benötigt sie noch etliche, freiwillige Helfer, die an fernsehlangweiligen Sommerfrühabenden bzw. an freizeitseligen Samstagen ab und zu ein wenig kräftig zupacken. Expertentum ist willkomm en, aber nicht nötig; Heimwerkerqualität ist denkbar, Hilfsarbeiterfähig­ keit reicht aus. Deshalb werden alle Mitglieder und Freunde von sechs bis sechzig gebeten, ihren persönlichen Einsatz dem Dienst der sozialen Sache zu widmen. Versicherung ist gewährleistet, Freibier kann beschafft, Einsatzfreude soll­ te selbst mitgebracht werden. Bitte melden Sie sich (telephonisch, schriftlich, mündlich) recht zahlreich beim ersten Vorsitzenden oder anderen Vor­ standsmitgliedern (siehe Liste!) an! Und denken Sie daran: Sie können sich damit enorm um Ihre Fürther Altstadt verdient machen. Welch ein Glücksgefühl!

Wenn auch schlechte Architektur durch Farbe nicht besser werden kann, so vermag diese doch vielfach, sie in ihrer op­ tischen Wirkung erträglicher zu gestalten. Bei durchschnitt­ lichen Bauwerken erhöht sie den ästhetischen Wert und damit deren Gestalteigenschaften. An wertvollen, kunst­ historisch bedeutsamen Objekten bewirkt sie keinen Sub­ stanzverlust, da sie — stets veränderbar und reparabel — keine Ewigkeitswerte schafft, die unserer Nachwelt etwa ein ähnlich problematisches Erbe hinterlassen, wie so man­ che „purifizierende Restaurierung" des 19. Jahrhunderts an Kunstwerken der Vergangenheit. Das „Altstadt-Bläddla" wird sich in seiner nächsten Aus­ gabe detailliert noch einmal m it diesem Thema auseinan­ dersetzen. Einzelne Aspekte sollen sein: Bedeutung der Farbe landschaftsgeprägter Bauten, Grundregeln zur far­ bigen Gestaltung alter Fassaden besonders des 18./19. Jahrhunderts, Berücksichtigung verschiedener Baustile im gleichen Ensemble, Farbpsychologische Wirkungen auf den Anwohner usw.

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