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Material gewaschen war begann die Restaurierung, soweit uns das möglich war – besonders das zusammaenfügen der Keramik. Insgesamt lässt sich bereits etwas über das Fundaufkommen aussagen: Wir haben es mit mindestens 33 Schalen (davon eine italienische Fayenceschale des 16. Jahrhunderts) und tiefen Tellern zu tun, mehr als 49 Töpfen (Abb. 1) in verschiedenen Größen, 6 Grapen (Dreibeintöpfe für den Herd), 4 Nachtöpfe, 5 Topfdeckel mit unterschiedlichen Durchmessern, 5 kleine Kännchen, 5 Pfeifenköpfe (1 aus Gouda/Holland), 3 Bierkrüge, 3 Albarelli (Salbentöpfchen aus der Apotheke, davon 1 aus Glas), 2 Sauerwasserflaschen, 6 Blumentöpfe, mindestens 4 Bräter. Ofenkeramik kommt nur ganz selten vor. Auch andere Materialien sind vorhanden. Lederreste, darunter zwei Kinderschuhe, geschnitzte Holzreste, Griffe aus Knochen und ein Bürstenkopf, Gussformen z.T. für Applikationen, Eisen, Schlackereste, ein Sägeblatt, Glasreste darunter vom Weinballon, Tintenfass, Apothekerund Parfümfläschchen sowie Trinkgläser, Knochenreste darunter Werkstatt abfall, Schlachtabfall sowie ein menschlicher Fußoder Daumenknochen. Das Material muss noch beschriftet und ordentlich verpackt werden, wobei uns der Altstadtverein mit den Kosten fürs Verpackungsmaterial kräftig unterstützt hat – herzlichen Dank dafür.
Natlürlich hat sich auch die örtliche Presse und das Fernsehen (Franken Fernsehen) für unsere Funde interessiert und im Zusammenhang mit dem Besuch zweier Expertinnen Frau Dr. Sylvia Glaser und Frau Dr. Angelika Hofmann vom Germanischen Nationalmuseum Nürnberg im Archäologenkeller berichtet (FN vom 22.1.2018, S. 29). Mit einem Kuriosum hatten wir es bei der Durchleuchtung einer Blechdose zu tun, die das Frauhofer Institut vom Atzenhofer Flughafen untersucht hatte, leider aber nichts entdecken konnte (FN vom 31.3.2018, S. 29). Inzwischen ist auch die Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum vorangekommen, besonders mit Herrn Dr. Schramm, dem wir bei der Beurteilung der Pfahlfunde an der Maxbrücke aus der Zeit des UBahn-Baus weiterhelfen konnten, die für eine Neubewertung der Ausstellung herangezogen werden sollten. Am 9.2.2018 konnten wir ein Teilprofil im Hinterhof Gustavstraße 37 dokumentieren. Durch Zufall hatten wir erfahren, dass für ein Abluftrohr der Heizungsanlage im Keller ein 1 qm großer Schacht im Hinterhof aufgegraben worden war, ohne zu klä-
ren, ob dafür eine Genehmigung für den Bodeneingriff vorlag. Neben der schön sichtbaren Baugrube für diesen Keller ist man prompt in historischen Boden eingedrungen. Es handelt sich um eine Planierschicht der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, die sich sehr schön durch die datierbare Keramik zu erkennen gab (Abb. 2). Inzwischen ist uns zu Ohren gekommen, dass der restliche Bereich im Hinterhof anscheinend doch nicht abgegraben wird, um für den Hausaustritt eine ebene Fläche zu erhalten. Über weitere Aktivitäten kann stichwortartig berichtet werden: Am 21.4.2018 waren wir mit einer Delegation zum Niederbayerischen Archäologentag nach Deggendorf gefahren, um uns anhand der Vorträge weiterzubilden. Mitte April gab es eine Anfrage der Siemens AG, die in der Breslauer Straße einen neuen Datenraum bauen will, ob wir über archäologische Funde in diesem Bereich Bescheid wüssten. Wir konnten die Herrschaften an die zuständi-
gen Behörden weiterleiten – man hatte uns gegoogelt und mit mehr Kompetenz gerechnet. In der zweiten Junihälfte haben Gruppenmitglieder der AG an einer Lehrgrabung auf dem Staffelberg teilgenommen, die vom Beauftragten der Ehrenamtlichen im BLfD Herrn Dr. Ralf Obst vermittelt worden war und dabei ein Kollegen kennen gelernt, der sich für die Fundbearbeitung unserer vorgeschichtlichen Funde im Keller interessiert. Am 13.10.2018 gab es im Archäologenkeller ein erstes Vorgespräch. Noch vor den Schulferien hat uns eine Grundschulklasse im Keller besucht, um im Rahmen des HSKUnterrichts Informationen über die frühe Geschichte Fürths einzuholen. Am 19.9.2018 hat der Verein Fürth-Wiki seine Jahreshauptversammlung abgehalten, die durch einen Vortrag der AG über das Urkataster eingeleitet wurde. Über die Befunde im „Mariechen“, die bei den Restaurierungsmaßnahmen des Altstadtvereins entdeckt wurden, wird im nächsten Altstadtbläddla zu berichten sein.
Nordwestprofil des Schachtes Gustavstraße 37 Foto Werner 11