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Zehnte Periode (1873).

Schreiben bekannt gegeben, worin der Kommandeur der hier einquartiert gewesenen Infanterie-Abtheilung für die gute Ver­ pflegung, welche den Truppen von den Bürgern geworden war, den besten Dank aussprach. Mündlich hatte der Kommandeur dem Bürgermeister mitgetheilt, daß namentlich die Offiziere für die freundliche Aufnahme, welche sie bei ihren Quartiergebern gefunden, voll des Lobes gewesen seien. Am Abend desselben Tages (es war ein Montag) durchlief die Stadt eine entsetzliche Unglücksbotschast. Der Schauplatz des gräßlichen Unglücks, durch welches viele Familieu unserer Stadt in tiefe Trauer versetzt wurdeu, war die Dreiviertel­ stunden entfernte alte Veste, wo die hiesige Gesellschaft „Wald­ männer" ein Waldfest veranstaltet hatte, an welchem einige hundert Personen, Männer, Frauen und Kinder von hier theil­ nahmen. Man hatte Abends gegen 7 Uhr auf dem Ruinen­ platze die Erscheinung des Waldgeistes aufgeführt und wollte sich dann in geordnetem Zuge auf der über den ehemaligen Burggraben führenden hölzernen Brücke nach dem Wirthshaus­ garten begeben. Die Musik, die an der Spitze des Zuges marschirte, hatte die gegen 45 Fuß lange und gegen 6 Fuß breite Brücke bereits überschritten, als der Zug aus nicht aufgeklärter Ursache etwas ins Stocken gerieth und die aus mehr als 100 Per­ sonen bestehende Menschenmasse auf der Brücke, welche nur als Passage für einzelne Personen bestimmt war, sich zusammen­ drängte — da plötzlich vernimmt man den Krach der aus den Fugen gekommenen Brücke und einen markerschütternden Schrei, der bis zur Stadt Fürth hin gehört wurde; die so vielen auf der Brücke befindlichen Menschen waren sämmtlich in den 37 Fuß tiefen Burggraben gestürzt. Eine unheimliche Stille folgte für einige Momente. Dann erhob sich das Jammergeschrei der unterund übereinander liegenden, durch den Sturz mehr oder weniger verletzten Männer, Kinder, Frauen, das Stöhnen der Schwer­ verwundeten, die Angstrufe der ihre Angehörigen vermissenden Zuschauer; kurz es war eine entsetzliche Jammerscene, die aller Beschreibung spottet und den Augen- und Ohrenzeugen nie aus dem Gedächtniß entschwinden wird. Der in der Tiefe liegende Menschenknäuel entwickelte sich allmählig. Die An­ wesenden waren eifrigst beschäftigt, die Herabgestürzten aus der Schlucht zu befördern. Um den Schwerverwundeten ein Lager