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Elfte Periode (1880).

dem Nathhause die Mitglieder der hiesigen Gesangvereine ver­ sammelt, von welchen mit Musikbegleitung patriotische Lieder unter Leitung des Lehrers Martini vorgetragen wurden. Um 9 Uhr fand Kirchgang in die beiden Hauptkirchen und in die Hauptsynagoge statt, wo Festgottesdienst abgehalten wurde, in der St.-Michaelskirche noch mit besonderem Gesangsvortrag, den Kantoratsverweser Hannamann leitete. Nach Beendigung der kirchlichen Feier zogen die Schüler und Schülerinnen der Volks­ schulen unter Vorantritt eines Musikkorps und unter Begleitung der Lehrer und der Gesangvereine nach der Turnhalle. Die Knaben waren meist mit Schärpen in den Landesfarben ange­ than, die Mädchen in Weiß gekleidet mit blauen Bändern und Schleifen geschmückt. In der festlich dekorirten Turnhalle, zu welcher der Zudrang ein enormer war, wurde die Feier durch Gesang der Kinder mit Musikbegleitung eröffnet. Die Festrede hielt Schulrath Höchstetter, welcher eine ausführliche Schil­ derung der hervorragenden Fürsten aus dem Hause Wittelsbach gab und namentlich die Geschichte der vier bayerischen Könige mit ihrem segensreichen Wirken für das Land eingehend schil­ derte. Den weiteren Verlauf des Festes bildeten auf die Feier Bezug habende Gedichte, die von einer Anzahl Kinder deklamirt wurden. Um 1 Uhr war Festdiner in Reindel's Hotel, wobei Bürgermeister Langhans die Toastrede hielt, worin er zunächst hervorhob, daß, obwohl wir erst seit kurzer Zeit dem Bayernlande angehören, wir unserem Könige doch dieselbe Liebe und Treue entgegenbringen, wie die Altbayern. Er erwähnte dann, daß König Max I. der erste deutsche Fürst gewesen ist, der das gegebene Wort eingelöst und seinem Volke im Jahre 1818 die Verfassung gegeben hat, daß König Ludwig I. den deutschen Zollverein, den Vorgänger des heutigen geeinigten Deutschlands ins Leben gerufen habe, daß unter König Max II. die neue Gemeindeordnung und die neuen bayerischen Justizgesetze ein­ geführt wurden, welch letztere wegen ihrer Vorzüge zum Theile in der neuen deutschen Justizgesetzgebung Aufnahme gefunden haben, daß König Ludwig II. als Beschützer von Handel und Wissenschaft und als Förderer der Kunst und der Gewerbe sich rühmlichst hervorhebe. Diesem mit allen Regententugenden ausgestatteten Fürsten, dem die Wohlfahrt seines Landes das Ziel seiner heißesten Wünsche sei, brachte er unter jubelnder