Seite:Pennalen Jg 9 Nr 2 1961.pdf/14

Aus FürthWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Zwei dinge verwunderten denjenigen,der sich die französische gesangsgruppe "les compagnons du Jourdain , Paris" im Nürn­ berger Lessing-theater anhörte.Zum ersten,daß man eine halbe stunde vor beginn nur den teuersten platz bekam und zum zwei ten,daß der saal wirklich bis zum letzten platz gefüllt war. Fünf junge herren in der besetzung,je zwei tenöre und büße und ein bariton bildeten die gruppe.Sie trugen die stücke entweder mit klavier- oder gitarrenbegleitung oder a capella vor.Manchmal in dem Wechsel zwischen Vorsänger und chorua Dabei wurde der Chorus oft zu einem instrument,das den Soli­ sten unterstützte und ihm den rhythmischen halt gab.Die st im men klangen hell und klar , ohne phrasen und Unklarheiten. Nicht nur stimmlich,auch an den instrumenten waren die fran­ zosen virtuosen. Der spiritual stellt die melancholie des negersklaven bei seiner arbeit dar , seine zweifei und nöte."Nobody knows the trouble I see".Niemand kennt meine nöte außer jesus.Er wird mir helfen.Im nächsten augenblick waren die neger schon wie­ der ausgelassen und fröhlich . "Ich telefoniere einfach mit dem himmel".I just telephone upstairs .Von ihren müttern und Vätern hatten sie die melodie der choräle gehört . Auf diese melodien sangen sie ihre eigenen worte.Worte aus ihrem einfa chen täglichen leben.Das ist der spiritual , wirklich vorhan den in dem augenblick,da er gesungen wird. Als die gruppe begann,entschuldigte sich der leiter dafür, daß sie keine neger seien und betonte,daß sie deshalb nicht die absicht hätten,negerchöre nachzuahmen oder mit ihnen in konkurrenz zu treten.Sie wollten vielmehr den spirituals ih­ ren eigenen Stempel aufdrücken . Und das taten diese jungen franzosen mit solch einer freude und begeisterung ,daß förm­ lich ein funke von den Sängern zu den Zuhörern übersprang. Der beweis dafür war der lang anhaltende beifall und die tajt Sache,daß das Programm durch Zugaben erweitert werden mußte Nachdem das konzert beendet war ,verließen viele jugendli­ che in gedanken versunken den saal .Wenn der jazz,der ja den spiritual prägt,der jugend unserer tage das gibt,was sie ver mißt,nämlich geborgenheit und das erwachen aus der übertrie­ benen jagd nach besitz , warum ihn dann ablehnen ?Vielleicht kann der jugend die formstrenge klassischer musik nicht das geben,was sie sucht:vor allem die bildung einer eigenen meinung,einer eigenen Persönlichkeit,die heute viel früher ein­ treten sollte.Der jazz wäre eine plattform ,auf der sie ihre ersten gehversuche machen könnte,die ersten minderwertigkeit komplexe zu überwinden ,auch wenn sich das in erster zeit in einem pseudo-existentialismus zeigen würde ,der sich sicher­ lich bald wieder legt. Wenn uns der jazz dazu verhelfen könnte.... -gf-

26

"Guten morgenlBitte setzen sie sich!" Sechste stundeJ-schlafstunde . Der Schü­ ler freut sich schon den ganzen vormit­ tag auf diese stunde. In einer hinteren bank gähnt einer noch einmal und setzt sich dann zum schlaf zurecht .Auch unser schüler hat es sich gemütlich gemacht und den köpf auf die arme gelegt ,hinter dem Vordermann ver­ steckt. . . .— ..gestern abend war es doch wirklich schön,vor allem auf dem heimweg.Wie sie da langsam neben mir ging,herrlich.Viel geld habe ich allerdings ausgegeben. "Laß mich in rune!" Immer in den schön­ sten gedanken muß einen der nachbar st£ ren. Naja,viel geld,aber was machts,für sie tu'ich es ja gerne.Nanu,warum redet der lehrer nicht mehr weiter?Sieht er vielleicht auf mich?Nein,gottseidank.da haben nur welche geschwätzt .Oder haben sie im schlaf gesprochen ? Na,mir kann! egal sein . Wann seh'ich sie überhaupt das nächste mal?Wir haben garnichts aus gemacht.Ich werde sie halt mal abholen. Telefon hat sie ja kein!.Ob es ihr auch so gut gefallen hat ? Muß der da drüben unbedingt immer seinen bleistift über die bank rollen lassen?Das stört furctrt bar,wenn man am einschlafen ist.Na,end­ lich ermahnt der lehrer ihn JSIoch schöner wäre es allerdings ,wenn der auch ruhig sein würde.Was sagt er?"August Herrmann Franke war ein..."Ich dachte immer ,der mann heißt Albert Herrmann Franke. Da sieht man , was man alles lernen kann beim aufpassen im unterricht .Der heim­ weg mit ihr gestern abend ist aller­ dings doch fast zu schnell vergangen.Na versäumtes werde ich schon noch nachho­ len. Was mache ich heute abend ? Eigent­ lich wäre theater , aber ich gehe nicht hin. Der erste abend damals nach der oper war wirklich sehr schön.Sie hat ja so einen weiten heimweg.Vorgestern war! aber auch schön...und gestern auch.... sehr schön...viel geld ,aber was macht! ...für sie .... sie ....morgen abend....ab_ holen.... Rrrring!Mensch,ist der wekker heut'laut.Ach so,ist ja die schulglocke.Mist!— ... Benommen steht der schüler auf und wankt,noch halb im land der träume ,aus dem klas 8enzimmer..... -gb-

gedanken