Johann Paul Lotter (geb. 4. Oktober 1816 in Fürth, gest. 4. Juni 1894 in Bamberg) war ein bedeutender Glockengießer im 19. Jahrhundert.

Leben und Wirken

Er war Sohn des Lebküchners Johann Georg Lotter und wurde im Elternhaus - damals Nr. 452[1], später Wasserstraße 23 - geboren. Er war Gründer einer bedeutenden Glockengießerei bzw. Glockengießerfamilie in Bamberg. Als Glockengießergeselle trat er 1838 in die Glockengießerei von Georg Michael Keller[2] in Bamberg ein, die er im folgenden Jahr (1839) von diesem übernahm.[3] Die ursprünglichen Glocken des Rathauses von 1850 wurden von ihm gegossen. 1879 hatte er als 500. Werk die große Glocke für die Basilika Gößweinstein hergestellt, „die - 103 Jahre vorher von Joachim Keller[4] gegossen - zersprungen war“. Die Gießerei Lotter führte - wenn auch seltener - den Kunstguss aus; sie war aber das älteste Feuerlöschgerätewerk, und wie schon vor zwei Jahrhunderten wurden die unterschiedlichsten Pumpen- und Brunnenvorrichtungen gefertigt.[3]

Er hatte zwei Söhne und Nachfolger: David (I.) (geb. 1840, gest. 1915) und Leonhard[5] (geb. 1844, gest. 1908). Sie führten die Gießerbezeichnung ihres Vaters I. P. L. fort.[6] Im Jahresbericht über die technischen Lehranstalten in Bamberg 1856/57, erschienen 1857, sind die Söhne von Johann Paul Lotter als Schüler aufgeführt:[7]

  • Bernhard Lotter, Alter 13 Jahre, Stand der Eltern: Glockengießer (S. 32, 40)
  • David Lotter, Gewerbe: Glockengießerl. (S. 42)

Der Sohn von David (I) hieß Christian Lotter (geb. 1867, gest. 1943). Er war ausgebildeter Ingenieur und bezeichnete seit 1920 die Glocken nach seinem Namen. Christian goss die 1000. Glocke der Bamberger Glockengießerei Lotter, welche für St. Willibald in Nürnberg bestimmt war.

David Lotter (II) (geb. 14. Oktober 1897 in Stuttgart; gest. 26. September 1977 in Bamberg) war als Sohn des Glockengießers Christian Lotter (1867 - 1943) der Urenkel von Johann Paul Lotter. David (II) war Dipl.-Ing.; unter seiner Leitung ging 1929 schon die 1335. Glocke der Glockengießerfamilie Lotter hervor. In einer Zusammenstellung über im Eichstätter Diözesangebiet tätige Glockengießer ist David Lotter (II) aufgeführt. Danach wurde um 1960 die Gießerei geschlossen und das Grundstück in Bamberg, Vorderer Graben 1 verkauft, da sich kein Nachfolger fand.[8]

Literatur

  • Lotter, Johann Paul. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 250
  • Karl Sitzmann: Künstler und Kunsthandwerker in Ostfranken, Schriftenreihe "Die Plassenburg, Schriften für Heimatforschung und Kulturpflege in Ostfranken", Band 12 (1957)[9]
  • Karl Sitzmann: Die Bamberger Glockengießerei, Oberfränkische Heimat 5, 1928, S. 83 - 90

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eger, Johann Gottfried: Taschen- und Adreßhandbuch von Fürth im Königreich Bayern, 1819, S. 26, 62
  2. Georg Michael Keller (1753 - 1841), Deutsche Biographie, Hrsg. Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften - im Internet
  3. 3,0 3,1 Berühmte Fürther. Artikel in der Nordbayerischen Zeitung vom 19. April 1929, Nr. 91 (StadtAFÜ Biogr. Slg. Nr. 1470)
  4. Joachim Martin Keller (geb. 10.11.1723 in Bamberg; gest. 02.01.1804 in Bamberg), Übernahme der Stück- und Glockengießerei am Graben in Bamberg 1749; Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1983, S. 410
  5. Vornamenunstimmigkeit der Angabe Sitzmann 1957 zum Schülerverzeichnis 1857
  6. Karl Sitzmann: Künstler und Kunsthandwerker in Ostfranken, Schriftenreihe Die Plassenburg, Band 12 (1957), S. 352
  7. Jahresbericht über die technischen Lehranstalten in Bamberg: 1856/57 (1857) - im Internet
  8. Diözesanbauamt Eichstätt, Rubrik Glocken, Teil Glockenlandschaft, Abschnitt Glockengießer, abgerufen 31.03.2018 - Homepage
  9. nach Schwammberger dort versehentlich mit Johann "Peter" Lotter bezeichnet

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