Rathaus

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Schiefer Turm vor Rathaus 2018.jpg
Schiefer Turm vor dem Rathaus, 2018
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Das Rathaus der Stadt Fürth, das von 1840 bis 1850 erbaut wurde, ist mit der Stadtkirche St. Michael das Wahrzeichen der Stadt Fürth.


Überblick

Es ist das erste und einzige Rathaus von Fürth, da sich die Kommune in der Dreiherrschaft, in der preußischen Zeit und auch am Anfang der bayerischen Zeit ab 1806 nicht selbst verwalten durfte. Fürth wurde erst 1818 eine Stadt mit eigener Verwaltung und brauchte deshalb erst danach einen Regierungs- und Verwaltungssitz, sprich ein eigenes Rathaus. In der Zeit zwischen 1818 und dem Bezug des neuen Rathauses werden das Geleitshaus sowie die Knabenschule am Kirchenplatz als Sitz der Stadtverwaltung genannt. Vor 1818 fanden Gemeindeversammlungen u. a. im Bambergischen Amtshaus und im Schießhaus statt.

Das Rathaus soll dem Palazzo Vecchio in Florenz nachempfunden sein, wofür aber keine Belege existieren. 1900/01 entstand der Anbau an der Königstraße, in dem sich der Sitzungssaal des Stadtrats befindet. Er wird auch vom Standesamt als Trauungssaal benutzt. Im Inneren stechen besonders die prachtvoll ausgestalteten Treppenhäuser und Eingangshallen sowie der große Sitzungssaal mit Holzkassettendecke ins Auge. Nur zu besonderen Anlässen wie dem Tag der offenen Tür wird auch der Turm der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, von dem man einen weitreichenden Ausblick über die Stadt hat.

Beschreibung des Baudenkmals

Rathaus, zweiflügeliger, dreigeschossiger Sandsteinbau in Ecklage mit Walmdach, in der Mitte des Ostflügels Turm nach Vorbild des Palazzo Vecchio in Florenz, in der Mitte des Nordflügels Portikus mit Balkonbrüstung, italianisierender Rundbogenstil, von Friedrich Bürklein[1], 1840/50; mit Ausstattung; westlich anschließender Erweiterungsbau, viergeschossiger traufseitiger Sandsteinbau mit Flachsatteldach und Biforienfenstern, italianisierender Rundbogenstil, unter Mitwirkung von Friedrich Thiersch, 1898 - 1901; Gedenktafel für Wilhelm Königswarter, Bronze; Nebengebäude im Hof, zweigeschossiger Sandsteinbau mit Walmdach und Fachwerk-Aufzugsgaube, um 1850; Nebengebäude im Hof, zweigeschossiger Sandsteinbau mit einseitigem Walmdach, seitlichem Risalit mit Aufzugsgaube und südlichem erdgeschossigem Anbau, um 1850.

Besonderheiten

  • Die Höhe des Turms wird häufig mit 55 m angegeben, tatsächliche Messexakt-Höhe liegt bei 51,65 m[2]
  • Beleuchtung des Rathausturms
  • Glockenspiel im Rathausturm
  • Treppenhaus und Sitzungssaal
  • Zugänge:

Die östliche Fassade mit dem Turm liegt an der Brandenburger Straße. Diese Ostseite des Rathauses von der Königstraße bis zum Kohlenmarkt hat an sich drei Zugänge. Der eine an der Ecke zur Königstraße ist jedoch stets geschlossen, weil dahinter der Dienstraum des Hausmeisters liegt. Dieser ist zugänglich von der Eingangshalle der Königstraße (Haus-Nummer 88). Der zweite Zugang, das Tor zum Rathaushof, ist meist geschlossen, weil es nun zum Hof eine neue Verbindung von der Ludwig-Erhard-Straße gibt. Das große Tor enthält aber eine kleinere Türe, nach der man auf gefliesten Böden zu Aufgängen ins Hochparterre kommt und auch in den Hof. Der dritte Zugang außen an der Ecke zur Ludwig-Erhard-Straße führt in das Kriminalmuseum. Diese Halle (heutiger Empfangsraum des Kriminalmuseums) diente ursprünglich dem Zweck, die nicht eingelösten Pfänder der dortigen Pfandanstalt zu versteigern. Der Zugang hat keine eigene Nummer. Somit gibt es insgesamt für die Brandenburger Straße (auch gegenüber dem Rathaus) keine Hausnummern.

Geschichte

 
Rathausentwurf 1837

Im 17. und 18. Jahrhundert wurden u. a. das Schießhaus und das Bambergische Amtshaus für Gemeindeversammlungen verwendet. Als Fürth 1818 Stadt erster Klasse wurde und einen eigenen Bürgermeister nebst gemeindlichen Kollegien bekam, fehlte es an einem Rathaus. Behelfsweise war die Stadtverwaltung im Geleitshaus und im Schulhaus am Kirchenplatz untergebracht. Ab 1823 bemühte man sich dann um die Errichtung eines eigenen Rathauses.

Die ursprünglichen Pläne des Nürnberger Bauinspektors Brüger bzw. von Leo von Klenze, dem Hofbaumeister König Ludwigs I., wurden nicht umgesetzt, weil es bei der Beschaffung des vorgesehenen Bauplatzes am Obstmarkt zu Problemen kam. Nach langen Rechtsstreitigkeiten mit den Besitzern der dort hinderlichen Gebäude beschloss man, das an bevorzugter Lage stehende Brandenburger Haus abzureißen und an dieser Stelle ein monumentales Rathaus zu errichten. 1837 wurde die ministerielle Genehmigung zum Abriss des Gasthauses zum Brandenburger Hof erteilt; allerdings gab es noch keine Einigung darüber, welcher der fünf eingereichten Bauentwürfe genommen werden soll. Große Zustimmung in Fürth fand 1837 der Entwurf von Leonhard Schmidtner, der kurz zuvor das Schloss Burgfarrnbach erbaut hatte. Wohl auch wegen der dabei deutlich überzogenen Kosten setzte Friedrich von Gärtner, der neue Hofbaumeister des Königs, den Plan seines Schülers Eduard Bürklein durch, der aus einem Wettbewerb hervorgegangen war. Heute weiß man jedoch, dass Friedrich Bürklein, ebenfalls ein ehemaliger Gärtner-Schüler, die Pläne entworfen hatte und den Namen seines Bruders nur "ausgeborgt", also betrogen hatte, um bei dem Wettbewerb um für Fürths erstes Haus am Platz mitmachen zu können. Friedrich übernahm auch die oberste Bauleitung und führte die Veränderungen aus, die während des Baus notwendig wurden. Die Entscheidung, dass der Bürklein-Plan genommen wird, wurde 1838 durch das Staatsministerium des Innern getroffen. Die Regierung von Mittelfranken in Ansbach bestätigte ihm, dass er auch das Vestibül mit den Säulen und der Kuppel-Ausmalung nach seinen Wünschen mit Beauftragung anerkannter Künstler in München und Stadtamhof (nun Stadtteil von Regensburg) gestalten könne.

Am 1. November 1840 begann der Bau des Rathauses. Die Schreinerarbeiten wurden ab Februar 1843 von den Gebrüdern Haas in Verbindung mit Julius Finster übernommen.[3] 1844 entstand der Bauteil an der Königstraße und wurde in Betrieb genommen. Offenbar war es für Friedrich Bürklein als Bauleiter schwierig, bei Bürgermeister Franz Joseph von Bäumen die prachtvolle Gestaltung des Eingangsbereichs durchzusetzen. Bäumen war darüber wohl so verärgert, dass es nach Bezug des Südflügels an der Königstraße 1844 keine feierliche Eröffnung gab. Immerhin wurde der neue Rathaussaal im Oktober 1845 mit einem Festakt, bei dem erfolgreiche Fürther Industrielle ausgezeichnet wurden, feierlich eingeweiht.[4]

1848 war dann der Turm, und Ende Dezember 1850 schließlich auch der östliche Flügel fertig gestellt. Die Ausführung in zwei Abschnitten hatte die Geduld der Fürther arg strapaziert. Als der Bau fertig war, wurde erneut auf eine Feier verzichtet. Stattdessen ließ man in der Silvesternacht 1850/1851 die drei Glocken im Turm läuten. Die Bronzeglocken wurden in Bamberg von der Glockengießerei Johann Paul Lotter hergestellt und wogen 7, 9 und 17 Zentner (350, 450 und 850 kg). Auf den Glocken stand ein Auszug aus Schillers "Die Glocke": "Arbeit ist des Bürgers Zierde. Segen ist der Mühe Preis. Bürgerglück das höchste Streben". Die Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg im Rahmen der Metallsammlung eingeschmolzen.

Man war in Fürth nicht nur wegen der langen Bauzeit verärgert, sondern mehr noch wegen der immensen Kosten von 220.000 Gulden. Aber das neue Rathaus war ein Prachtbau geworden. Die Lage an der wichtigen Königstraße und die eindrucksvolle Monumentalität drückten das Selbstverständnis der avancierten Industriestadt aus.

1869 befand sich die von Conrad Gebhardt gestiftete Stadtbibliothek in Räumlichkeiten des Rathauses und war an zwei Tagen in der Woche für die Öffentlichkeit zugänglich. Zu dieser Zeit befand sich ebenfalls das kgl. Bezirksgericht im Rathaus.[5]

Von 1895 bis 1908 befand sich im Innenhof des Rathauses die Feuerwache der freiwilligen Feuerwehr.

 
Luitpoldbüste und Sinnsprüche über dem Haupteingang des Sitzungssaals

1900/01 entstand an der Königstraße nach den Plänen von Friedrich von Thiersch ein in der Erscheinung angepasster Anbau, in dem sich heute der Sitzungssaal befindet, der sich auch in seiner zusätzlichen Nutzung als Trauungssaal großer Popularität erfreut. An seiner Westseite befindet sich ein Portrait des sitzenden Prinzregenten Luitpold von Bayern, welches im Dritten Reich zeitweise einem Standbild Adolf Hitlers weichen musste. Die Portale sind mit reichem figürlichen Dekor ausgestaltet, Abschluss sind am Ostportal die Stadtkrone und über dem Südportal die Krone des Bayerischen Königreichs. Über dem Haupteingang ist die Inschrift „PUBLICO CONSILIO - PUBLICAE SALUTI“ (lat.: „ Dem öffentlichen Rat - Dem öffentlichen Wohl“) zu lesen.

Eduard Bürklein vs. Friedrich Bürklein

 
Bauplan von Eduard Bürklein, April 1837

Über die Frage, wer das Rathaus in der Königstraße 88 gebaut hat, ist Mitte der 2000er Jahre ein Heimatforscherstreit entbrannt. Die Frage lautet: War Eduard Bürklein der Baumeister des Fürther Rathauses oder sein drei Jahre älterer Bruder Friedrich Bürklein? Die Irritation entstand dadurch, dass die Baupläne, mit denen der Wettbewerb des Fürther Magistrats gewonnen wurde, von Eduard Bürklein im Erstentwurf unterschrieben sind, auch wenn im Anschluss die Bauleitung von Beginn an Friedrich Bürklein übernahm und Eduard selbst seinen älteren Bruder als Urheber bezeichnete.

 
Hinweisschild am Rathaus über den Erbauer, 2016

Ein paar Hinweise diesbezüglich befinden sich an verschiedenen Stellen der Stadt. Auf der städtischen Erläuterungstafel am Rathaus neben dem Haupteingang steht (Stand 2016): "Rathaus 1840 - 1850 nach Plänen Eduard Bürklein, einem Schüler Friedrich von Gärtners, im romantischen Klassizismus erbaut." Ausführlichere Informationen befinden sich u. a. auch in der U-Bahnstation Rathaus. Hier befinden sich einige Schautafeln, unter anderem auch über den Bau des Rathauses und dessen Erbauer. Auf der Schautafel kann über den Erbauer folgendes gelesen werden: "Der klassizistische Bau mit seinen typischen Rundbogenfenstern orientiert sich an den königlichen Bauten in München. Pate stand der Münchener Architekt Friedrich von Gärtner, dessen Schüler Eduard und Friedrich Bürklein ganz im Stil ihres Lehrers den Fürther Rathausbau entworfen bzw. geleitet haben.

Einen weiteren öffentlichen Hinweis über die Baumeister findet man in der Südstadt. Als in der Südstadt 1946 die Bürkleinstraße nach den vermeintlichen Erbauern benannt wurde, wurde später zusätzlich am Straßenschild der Hinweis angebracht: "Friedrich Bürklein, Eduard Bürklein, Erbauer des Fürther Rathauses". Während also am Rathaus noch Eduard Bürklein als alleiniger Erbauer des Rathauses tituliert wurde, ist in der U-Bahnstation und am Straßenschild von beiden Brüdern plötzlich die Rede. Ein letzter - wenn auch nicht ganz so öffentlich zugänglicher - Hinweis befindet sich im Technischen Rathaus. Vor dem Amt der Unteren Denkmalschutzbehörde befindet sich eine Tafel, in der im Gegensatz zu den anderen Tafeln nun plötzlich von dem alleinigen Erbauer Friedrich Bürklein die Rede ist.

 
Hinweisschild U-Bahnhof Rathaus

Die Fürther Historikerin Barbara Ohm unterstützt die These, dass Eduard Bürklein der eigentliche Planer des Rathauses ist und nicht Friedrich Bürklein. Sie schrieb in ihrem 2007 erschienenen Buch über die Stadtgeschichte Fürths: "Aber auf der Fahrt machte Bäumen zufällig Bekanntschaft mit Friedrich von Gärtner, der im selben Gasthaus übernachtete und ihm Hilfe versprach. Dieser Kontakt wurde entscheidend für den weiteren Verlauf der Rathausgeschichte, denn Gärtner setzte einen der Wettbewerbspläne, den des Architekten Eduard Bürklein, bei Ludwig I. durch. Am 11. Mai 1838 wurden die von (Eduard) Bürklein signierten Pläne vom Magistrat angenommen und bald darauf, am 8. Juni 1838, vom König genehmigt. Als es an die Bauausführung ging, schickte Gärtner Friedrich Bürklein, den älteren Bruder von Eduard, der in seinem Büro arbeitete, als Bauleiter nach Fürth."[6] Außerdem führte Frau Ohm weiter auf: "Friedrich Bürklein arbeitete mit den Plänen seines Bruders und führte die während des Baus notwendigen Veränderungen dieser Pläne aus" um den Wünschen des Stadtmagistrats für die innere Einrichtung zu entsprechen. Im Ostteil sollten demnach im Dachgeschoss auch ein Getreideboden aufgenommen werden. Von einem Einbau von Gefängnisräumen riet Bürklein ab. Zellen wurden dann lediglich im Hof-Rückgebäude eingerichtet. Dort wurden auch zwei kleine Wohnungen für die Kutscher der städtischen Wagen errichtet.

Dieser These von Frau Ohm widerspricht Frank im Jahr 2000 und unterstreicht seine Aussage 2005 mit einer schriftlichen Ausführung: "Wer ist denn nun der Architekt bzw. Erbauer des Fürther Rathauses?" Peter Frank weist in seinen Ausführungen nach, dass der Erbauer des Rathauses seiner Meinung nach nur Friedrich Bürklein alleine gewesen sein kann. Die These von Frau Ohm, Friedrich B. sei nur der Bauleiter gewesen, geht fehl, so Peter Frank. In der Literatur wird stets Friedrich Bürklein als Planfertiger und oberster Bauleiter genannt. Dass von ihm die Pläne stammen und der erstmalige Entwurf ist unbestritten und auch vom Bruder Eduard bestätigt worden.[7]

Als Beleg hierfür führt er an:

  • In der 2002 erschienen Publikation „Im Dienste des Bayerischen Königs – Leben und Werk des Baumeisters Friedrich Bürklein (1813 - 1872)“ von Alexander Klar benennt er Friedrich Bürklein eindeutig als Planer und Erbauer des Rathauses. Klar geht zwar auf die von Eduard Bürklein im April 1837 für den Architektenwettbewerb eingereichten Pläne (Fassadenaufrisse und Grundrisse) ein, die ihn als Architekten ausweisen und von ihm signiert sind. Deren Auffinden in München veranlassen Klar aber im Gegensatz zu anderen Historikern nicht dazu, Eduard Bürklein die Urheberschaft als Rathaus-Architekten zuzuschreiben. Hierzu verweist er auf ein Schreiben, in dem Friedrich Bürklein am 17. August 1839 die Herren Bürgermeister gebeten hatte, ihn im Schriftverkehr künftig mit seinem Taufnamen „Friedrich“ ansprechen zu wollen. Er schrieb: (...) „nur aus Gründen der Bescheidenheit für das erste Erscheinen des Rathausprojektes habe ich mir den Namen meines jüngeren Bruders Eduard geborgt“.[8] Der Magistrat mit dem Ersten Bürgermeister Bäumen und dem Zweiten Bürgermeister Schönwald hatte stets nur mit Friedrich Bürklein verhandelt und ihn als Architekten und obersten Bauleiter beauftragt.
  • Dass die Unterschrift Eduard Bürkleins nicht nur aus Gründen der "Bescheidenheit" auf den Entwurf kam, hatte offensichtlich andere Gründe, so Frank. Der offenbar hoch begabte Friedrich Bürklein hatte den Namen seines Bruders nur ausgeborgt, um bei dem Wettbewerb um den besten Entwurf für das Rathaus in Fürth mitmachen zu können. Hierzu muss man wissen, dass Friedrich von Gärtner, einer der namhaftesten Architekten im bayerischen Königreich, seine begabtesten Schüler 1837 aufgefordert hatte Entwürfe für Fürths Rathaus einzureichen. Friedrich Bürklein hatte aber ein Problem: Er war kein Schüler Gärtners mehr, sondern mittlerweile Bauinspektor in Gärtners Büro in München. Um jedoch trotzdem am Wettbewerb teilnehmen zu können, reichte er seine Pläne unter dem Namen seines Bruders Eduard ein.[9]
  • Den Beweis hierfür - die missbräuchliche Verwendung der Unterschrift seines jüngeren Bruders - erbringt Frank hiermit: nach Ausscheiden des Stadtbaurats Kapeller bewarb sich auch Eduard Bürklein für dieses Amt. In dem Bewerbungsschreiben Eduard Bürkleins vom 28. März 1843 findet sich folgende Passage, in der Bürklein schrieb: "...schließlich glaubt der gehorsamst Unterzeichnete noch auf den Umstand aufmerksam machen zu müssen, dass er den von seinem älteren Bruder erfundenen Bauplan für das Rathaus zu Fürth zum Teil mitbearbeitet habe, „durch welche Vertrautheit mit dem Plan nicht allein eine planmäßige, ästhetische, sondern selbst eine rasche praktische Ausführung möglich sei, die sicher nicht ohne vorteilhaften finanziellen Einfluss auf den Gemeindehaushalt sein könne." Bäumen legte die Bewerbung der Regierung von Mittelfranken vor, mit dem Bemerken, dass der Bewerber der Bruder des mit der obersten Leitung des Rathausbaus beauftragten Hofbaukondukteurs Friedrich Bürklein sei. „Er ist mit der Lage unseres Rathausbaus vollkommen vertraut, weil er unter der Leitung seines Bruders an allen Planzeichnungen und sonstigen Ausarbeitungen tätigst mitgewirkt hat. (...) Er möchte also zu der zu besetzenden Stelle eines technischen Baurates mehr als alle anderen Bewerber genügend sein.

Nach Meinung Franks "... bedarf es keines weiteren Beweises für die Zuschreibung der Urheberschaft des Planfertigers und Rathaus-Architekten, wenn sich die Akteure selbst in dieser eindeutigen Weise geäußert haben."[10] Prominente Unterstützung erhielt Frank im Jahr 2013, zum 200. Geburtstag Friedrich Bürkleins. Keine Geringere als die Ururenkelin, Heidrun Proschek aus Grafenau, bat die Stadt: "Es sei endlich an der Zeit, diesen Irrtum zu korrigieren."[11] Auf die Bitte erwiderte der angeschriebene Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung gegenüber den Fürther Nachrichten: "Eine Veranlassung, irgendwelche Tafeln am Rathaus zu ändern, besteht nicht... denn ... zum einen habe man dafür kein Geld, zum anderen gibt es durchaus unterschiedliche Auffassungen zur Urheberschaft“.[11] Dabei bezog sich der Oberbürgermeister Dr. Jung auf die Aussagen der ehem. Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm, die ebenfalls gegenüber den Fürther Nachrichten ihren Standpunkt erneuerte, dass nämlich Eduard Bürklein für sie weiterhin der eigentliche Erbauer sei. Ohm sagte gegenüber der Lokalpresse: "Sie neige dennoch dazu, denjenigen als Erbauer zu bezeichnen, der den Entwurf gezeichnet habe. Es ist doch sehr relevant, wer den Plan macht."[11] Abschließend lenkte im Interview Frau Ohm ein und sagte gegenüber den Fürther Nachrichten: "die „diplomatischste Lösung“ wäre wohl, beide zu erwähnen – erbaut von den Gebrüdern Bürklein. Im Grunde, so Ohm, könne man das Rathaus auch getrost als „Gärtner-Bau“ bezeichnen. Beide Brüder hätten sehr genau nach den Vorstellungen ihres Lehrmeisters gearbeitet."[11]

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hatte jedoch im Juli 2014 zwischenzeitlich die Urheberschaft in der Denkmalliste von Eduard Bürklein nach Friedrich Bürklein abgeändert.[12] Im Jahr 2018 erschien die Abhandlung des Fürther Stadtarchivars, Dr. Martin Schramm, zum Thema Eduard oder Friedrich Bürklein.[13] In Rücksprache mit der Rechtsabteilung der Bayerischen Architektenkammer werde hierin eindeutig festgestellt, dass beide Architekten als Urheber des Fürther Rathauses zu gelten haben. Die Landesamt für Denkmalpflege änderte daraufhin wieder den Eintrag auf der Homepage. Eduard Bürklein sei somit als ursprünglicher Architekt zu nennen, da der Originalplan der Fassade seine Unterschrift trägt. Dies sei das entscheidende Kriterium für die Urheberschaft eines Gebäudes. Selbst wenn Friedrich den Hauptteil der Pläne angefertigt hätte, tragen sie die Unterschrift seines Bruders Eduard. Friedrich hat darüber hinaus als Urheber zu gelten, weil er die Pläne in wesentlichen Teilen abgeändert habe. So die Auffassung von Herrn Dr. Schramm.

Im Frühjahr 2018 wurde vom Ältestenrat der Stadt Fürth diese Sichtweise übernommen und beschlossen, dass künftig Eduard und Friedrich Bürklein gleichwertig als Architekten bzw. Anfertiger der Pläne für den Rathausbau zu bezeichnen sind. Diese "Sichtweise" lehnt der Lokalhistorikers Peter Frank ab, da seiner Meinung nach keine Belege dieser Argumentation in den Akten des Archivs zu finden sind. Deshalb kann weiterhin seiner Meinung nach von einer "Gleichwertigkeit" der beiden Brüder nicht die Rede sein. Besonders empörend empfindet Peter Frank, dass nunmehr auf einer neuen Tafel am Rathausportal (2020 angebracht) der Name von Friedrich Bürklein nicht mehr auftaucht.

Gestalterische Anlehnung

 
Der Turm des Rathauses von Fürth ...
 
... und sein älterer "Verwandter", der Turm des Palazzo Vecchio in Florenz.

In seiner äußeren Erscheinungsform ist das Rathaus der Stadt Fürth an den 1314 fertiggestellten Palazzo Vecchio in Florenz stark angelehnt. Wie auch das Rathaus Fürth, ist der Palazzo Vecchio heute wieder das Rathaus der Stadt Florenz. Er wurde damals als erster Sitz der Regierung der Republik Florenz erbaut und ist heute wieder Sitz der Stadtverwaltung - Rathaus - der Stadt Florenz.

Deshalb ist die Anlehnung des Rathausbaus von Fürth an das ältere Florenzer Vorbild vom Planer Friedrich Bürklein bewusst gewählt, wobei er nicht einfach Gestaltung und Ausführung übernommen hat, sondern in einer neuen leichteren Formensprache, mit stark veränderten Proportionen, etwas völlig Neues geschaffen haben, und so kann man nicht von einem einfachen Nachbau sprechen. Der Baukörper selbst mit den Rundbogenfenstern entspricht ja auch dem Vorbild der Bauten in der Münchner Ludwigstraße (Staatsbibliothek).

Auch mit dem Baukörper des Rathauses in Oppeln weist es erstaunliche Ähnlichkeiten auf, da auch bei ihm der Palazzo Vecchio in Florenz als Vorbild diente.

Baukosten

Entlohnung von Friedrich Bürklein nach den Baukosten: Bürklein fungierte als Architekt, Planfertiger und oberster Bauleiter. Mit der Stadt Fürth ausgehandelt wurden von ihm wie üblich 1 % von den Baukosten. Die von Friedrich Bürklein vor dem Baubeginn gefertigte Kostenaufstellung, einzureichen bei der Regierung von Mittelfranken in Ansbach als Aufsichtsbehörde von Fürth, lautete 1838 auf 125.000 Gulden. Im Dezember 1841 legte die Regierung ein Honorar von 1.610 Gulden fest wg. der Erhöhung der Kosten. Bürklein erhielt durch den städtischen Rechnungsführer Fronmüller bis Dezember 1847 in drei Abschlagszahlungen 1.350 Gulden. Sie wurden aus der Bieraufschlagskasse bezahlt. Also bezahlten die Fürther Biertrinker ihr Rathaus. Bis 1850 nach Bau-Fertigstellung beliefen sich die Kosten auf 250.000 Gulden. Ob Bürklein danach 2.500 Gulden Entlohnung bekommen hat, entzieht sich der Kenntnis. Diese Baukosten von 250.000 Gulden bedeuteten nach Einführung der Reichsmark eine Summe von 1,5 bis 2 Millionen RM.[14]

Beleuchtung

 
LED-Glühbirne am Rathausturm, 2018
 
Rathaus in Festbeleuchtung

Seit dem Kirchweihsamstag, dem 2. Oktober 1858, wurde der Rathausturm und der obere Rand des Baukörpers zu festlichen Anlässen zuerst mit hunderten von Gasflammen und später mit hunderten Glühlampen als Lichterketten an den Kanten illuminiert. Als einige diesen schönen Brauch im Jahr 1989 abschaffen wollten ("wegen Kitsch und Kosten"), kam es zu massenhaften Protesten in den Fürther Nachrichten. Diesem eindeutigen Votum widersetzte sich weise der Fürther Stadtrat nicht. Der weithin sichtbare, erleuchtete Rathausturm ist ein lieb gewordener Gruß zu festlichen Anlässen für die Einwohner und die Gäste der Stadt Fürth.

Pünktlich zum Start der Michaelis-Kirchweih 2009 spart das Rathaus bei seiner Festbeleuchtung eine Menge Energie. Mit Einbruch der Dunkelheit beleuchten ab Samstagabend keine herkömmlichen Glühbirnen mehr das städtische Wahrzeichen, sondern 1900 LED-Lampen. Die 8.400 Euro teure Umrüstung, die die infra fürth gmbh im Sommer vorgenommen hat, auf die modernen, energieeffizienten Lämpchen spart bei einer Betriebszeit von etwa 400 Stunden rund 2.300 Euro Stromkosten pro Jahr und ist zudem weitaus weniger wartungsintensiv als die Vorgängermodelle. Im Jahr 2018 war jedoch eine Generalsanierung mit Kosten von etwa 100.000 Euro fällig, 500 m zum Teil schon über 30 Jahre alte Kabel - die letzte Sanierung fand 1990 statt - mussten ausgetauscht werden, ebenso wurden rund 2.000 LED-Lampen ausgewechselt.[15]

Die beliebte Rathausillumination wird traditionsgemäß während der Michaelis-Kirchweih, in der Advents- und Weihnachtszeit und zu besonderen Anlässen eingeschaltet, so z. B. jährlich zur Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg.

Unter nachts fliegenden Piloten hat das Fürther Rathaus wegen seiner aus vielen Kilometern Entfernung sichtbaren Lichterketten auch den Spitznamen "Geisterschiff".


»Zeitverschiebung«

Hier kann per horizontaler Mauszeigerbewegung zwischen zwei deckungsgleich übereinandergelegten Fotos aus verschiedenen Epochen gewechselt werden:



  • Foto alt: historische Postkarte
  • Foto neu: Aufnahme von 2008 (Foto und Anpassung: Robert Söllner)



  • Foto alt: historische Postkarte
  • Foto neu: Aufnahme von 2008 (Foto und Anpassung: Robert Söllner)

»Vergegenwärtigung«

Hier kann per horizontaler Mauszeigerbewegung ein historisches S/W-Foto mit einer kolorierten Fassung überlagert und damit gefühlsmäßig näher an die Jetztzeit herangeholt werden.



  • Foto: Königstraße mit Rathaus im Hintergrund, Aufnahme von 1935 (Urheber: unbekannt, Kolorierung: Robert Söllner)

Uhr

Das Rathausuhrwerk wurde von der J. Mannhardt'schen Königlich Bayerischen Hof-Thurmuhren-Fabrik in München hergestellt und wegen Mängeln schon 1887 durch ein neues Exemplar von der gleichen Firma ersetzt. 1951 Renovierung der Turmuhr, die Zeiger wurden neu mit Blattgold vergoldet. 1960 wurde die Uhr auf Vollautomatik umgestellt. Zeiger und Ziffern leuchten seit 1964. Im Februar 1990 wurden die Zifferblätter ausgetauscht. Es wurden vier neue Ziffernblätter von einer Bayreuther Spezialfirma angebracht, jedes hat 3,2 m Durchmesser.[16]

Turmwächter/Feuerwächter

Heute fast unbekannt ist, dass im Fürther Rathausturm von Februar 1857 bis 1898 zwei Feuerwächter als Turmwache über Brände im Stadtgebiet Ausschau hielten. Vor allem nachts wurde aus der Turmwächterkammer auf Brände geachtet. Die Richtung eines Brandes wurde durch Heraushängen einer Fahne, bei Nacht mit einer Laterne, angezeigt.[17]. Eine elektrische Alarmstation für die Feuerwehr im Rathaus der 1890er Jahre sorgte nun für Alarmierung, Sammeln im Rathaushof und Abrücken mit den dort gelagerten Geräten und Fahrzeugen. Leiter der Feuerwehr war damals Brandmeister Mucke. Nach Bezug der neuen Feuerwache am Helmplatz 1908 wurde die Feuerwache im Rathaus aufgelöst und dorthin verlegt.[18])

Über die Turmwächter Christoph Vollrath und Johann Arnold wusste Georg Wüstendörfer zu berichten: 1856 wurde angeregt, auf dem Rathausturm zwei Feuerwächter abwechselnd einzusetzen. Am 1. Dezember des gleichen Jahres beschlossen die Gemeindekollegien die Anstellung von zwei Feuerwächtern auf dem Rathausturm. Von den 23 Bewerbern wurden ausgewählt: Vollrath und Arnold. Als das Wachtzimmer über der umlaufenden Turmgalerie in ca. 40 Metern Höhe eingerichtet war, nahmen die zwei ab 23. Februar 1857 ihren Dienst auf.

Johann Arnold, ein gelernter Schneider, stets fröhlichen Gemütes, wachte tagsüber im Turmstübchen des Rathauses. Er schneiderte und wachte zugleich durch Blicke aus den vier Fenstern. Brände hatte er durch Signal mit Glocke an die Polizeistation unten zu melden. Stimmlich verständigten sie sich mit Sprachrohr. Dann schwärmten Polizeisoldaten aus und gaben durch Hupentöne kund, dass es in der Gegend brenne. Die Richtung zum Brandherd wurde durch eine rote Fahne und nachts durch eine brennende Laterne angezeigt. Die Feuerwehrleute hatten erst später eine ständige Wache. Der Wächter hatte jede halbe Stunde die Turmgalerie ringsum zu begehen. Dort waren Kontrolluhren angebracht, in die ein Schlüssel einzustecken war.

Über die Wächter ist Näheres bekannt: Christoph Vollrath, bereits 60jährig, wusste gut zu singen und so zog es ihn die Wirtschaft, wo er z.B. das Lied vom „gerösteten Griesbrei“ oder „die Katz“ und „die Uhr“ vortrug. Das erregte große Heiterkeit. In seine Schnupftabaksdose, die umhergereicht wurde, sammelten sich viele Groschen. Im August 1889 verstarb Vollrath, der pensionierte Turmwächter. Der Chronist Paul Rieß veröffentliche die Traueranzeige seiner Witwe Anna Vollrath in seinen Chronikband.

Johann Arnold, bisher Flurschütz, hatte laut Georg Wüstendörfer einen ernsteren Charakter und eine Art philosophischer Natur. Im Jahr 1882 gab es den Wechsel von Arnold auf Rößler, bisheriger Taglöhner. Und 1883 ging Vollrath mit 70 Jahren in Pension. Es folgten Rößler (bis 1891), Stoll und Hormes. 1891 wurde vom Magistrat die Auflassung der Turmwächter in Erwägung gezogen.

Ihren Dienst verrichteten die Turmwächter bis es dann die technische Neuerung der elektrischen Feuermelder (so genannte Weckerlinien oder Läutewerke) gab und Alarmierungssignale durch Leitung an die Feuerwehrleute möglich war: ab 1890 Linien gelegt und ab 1892 angeschlossen an das öffentliche Telefonnetz.

Anlass für die Aufhebung der Turmwache war aber auch „die unregelmäßige Dienstführung“ durch einen Turmwächter. Dieser wurde entlassen und die Aufhebung der Turmwache beschlossen (lt. Chronik Käppner zum Berichtsjahr 1898). Am 7. März 1898 wurde die Rathausturmwache zum letzten Mal bezogen.

Glockenspiel

 
Zeitungsbericht über die Ankunft der Rathausglocken, 1850
 
Glockenabgabe im Zweiten Weltkrieg am Rathaus Fürth

Am 25. November 1850 trafen die ursprünglichen Glocken des Rathauses ein, gegossen von Johann Paul Lotter in Bamberg: „In der Neujahrsnacht 1850 ertönten zum ersten Male vom Rathausturme herab die neuen Glocken. Damit galt das Rathaus als ganz vollendet.“[19] Diese wurden um 1902 stillgelegt, da man Bedenken wegen der Statik des Turms hatte, lediglich im Ersten Weltkrieg reaktivierte die Stadt sie einige Jahre zwecks Einläuten von Siegesnachrichten. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Glocken am 30. Dezember 1941 im Rahmen der Bronzesammlung [20] abgenommen und vermutlich eingeschmolzen.

Anfang Dezember 1950 wurden die sog. „Bornkesseli“ in den Probebetrieb genommen und in der Silvesternacht 1950/51 offiziell eingeweiht. Es handelte sich um fünf Porzellanglocken der Fa. Rosenthal in Selb, die der Stadtrat aufgrund der wesentlich geringeren Kosten gegenüber Bronzeglocken wählte. Die größte der Porzellanglocken wog drei Kilogramm. Das Geläut wurde entsprechend einem Gutachten auf die Glocken der umgebenden Kirchenglocken in Moll abgestimmt, sie hatten angeblich die Stimmung "E1" (laut Quelle, richtig vermutlich: Es oder es), des1, g1, b1, des2 und wurden von einem 80-Watt-Verstärker auf acht Siluminguß-Druckkammerlautsprecher übertragen (weswegen der Klang von vorneherein bescheiden gewesen sein dürfte). Die Lautsprecher waren paarweise in den Turmfenstern unter den Ziffernblättern angebracht und sorgten dafür, dass die Glocken im Umkreis von zwei bis drei Kilometern gehört werden konnten.[21] Das Spiel erfüllte nicht die Ansprüche. Es blieb der einzige Versuch, keine Porzellanglocken aus der Manufaktur Meißen für ein Glockenspiel zu verwenden; alle heute noch existierenden spielbaren Porzellanglockenspiele sind aus Meißner Porzellan (vgl. Porzellanglockenspiel).[22] Im Juni 1956 besuchten im Rahmen einer Studienfahrt 70 Glockenfachleute Fürth und bestätigten den ausnehmend schlechten Klang der Porzellanglocken. Wegen Beschädigungen (Haarrisse), vor allem war eine Glocke gesprungen, und des daraus resultierenden schlechten (bzw. noch schlechteren) Klangs wurden sie am 20. November 1966 ausgeschaltet.

Am Tag des Stadtjubiläums, dem 1. November 2007, um 15:00 Uhr wurde zum ersten Mal offiziell das neue Glockenspiel im Turm des Rathauses geläutet. Jeden Mittag kurz nach 12:00 Uhr und zu besonderen Anlässen wird nun, mit passender Melodie, geläutet, um die Fürther und ihre Gäste zu erfreuen. Das Spielwerk besteht aus 25 Glocken und kann 100 verschiedene Melodien erklingen lassen. Ursprünglich wurde es vom Vorbesitzer aus Bayreuth als mobiles Glockenspiel auf einem Autoanhänger für Messen o. ä. benutzt. Der frühere Stadtheimatpfleger Alexander Mayer entdeckte dieses Glockenspiel im Juni 2007 und leitete den Erwerb ein.[23]

Seit dem 2. November 2007 erklingen die Takte 8 bis 16 des Rockklassikers Stairway to Heaven der britischen Rockgruppe Led Zeppelin täglich um 12:04 Uhr. Die Auswahl erfolgte durch Alexander Mayer, da sich seiner Meinung nach mehr Menschen mit dem 1971 veröffentlichten Rockklassiker (Auflage der Schallplatte bzw. der CD: über 37 Millionen) identifizieren können als mit einem Volkslied o.ä. Mayer und Kirchenmusikdirektor Hans Schmidt-Mannheim[24] bearbeiteten die Melodie soweit, dass sie vom Glockenspiel wiedergegeben werden können. So wurde die Melodie nach c-moll transponiert (Originaltonart a-moll) und überwiegend die Notenführung der Gesangstimme verwendet.[25] Der Zeitversatz zur Mittagsstunde dient dazu, nicht akustisch mit dem Geläut der Kirchenglocken in Konflikt zu treten.[23][26] Die beste Wiedergabequaltät findet der Hörer in der Bäumenstraße.

Die Frage nach der Melodie des Glockenspiels am Fürther Rathausturm war inzwischen mehrfach Thema von Fernseh-Quizsendungen, so zum Beispiel in Wer weiß denn sowas? vom 4. Februar 2021 mit etwa 4 Millionen Zuschauern.

Kriegergedenktafel im Hauptportal

Nach Beendigung des Krieges 1870/71 war es der Wunsch König Ludwigs von Bayern, dass in den Kirchen Gedenktafeln für die Gefallenen des Krieges aufgestellt werden. Daraufhin beschloss der Stadtmagistrat noch 1871, für die toten Krieger aus der Stadt Fürth eine marmorne Gedenktafel in der Kirche von St. Michael anbringen zu lassen und bestimmte dann noch ausdrücklich, "daß die Namen sämmtlicher Soldaten ohne confessionellen Unterschied in der Gedenktafel, welche in der Michaelskirche aufgestellt wird, eingegraben werden." Bei der Ausführung ergaben sich immer wieder Verzögerungen und Änderungen. Letztlich entschied man sich für eine Gedenktafel aus Bronze, gefertigt von der Firma Lenz & Herold in Nürnberg.[27] Als sie schließlich Ende August 1884 fertig war, argumentierte Bürgermeister Langhans in einer eigens einberufenen Sitzung des Magistrats „gegen die zuerst in’s Auge gefasste Aufstellung in einer Kirche mache sich das Gedenken geltend, daß eine solche immer nur von einer Religionspartei besucht, daher nicht der Platz sei, wo sie allgemein sichtbar für Jedermann ist“.[28] Für den passendsten Ort hielt er die östliche Nische des Rathaushauptportals und diesem Vorschlag stimmte die Mehrheit zu. Am 2. September 1874 wurde die Gedenktafel dort feierlich enthüllt[29]. Eigenartigerweise blieb die Bronzetafel im 2. Weltkrieg von der Erfassung und Ablieferung zur Metallspende verschont.

Inschrift:
Zum ehrenden Andenken der im Kriege gegen Frankreich 1870-71 zum Opfer gefallenen Söhne Fürth`s:
Binas, Conr. Hieronym. gest. zu Neuburg,
Bolleininger, Johann gest. zu Versailles,
Doßler, Joh. Lorenz gest. zu Orléans,
Hiltel, August Christoph gest. zu Rochefort,
Hüttner, Friedr. Georg gest. zu Bièvres,
Huß, Johann Michael gef. bei Meung,
Keller, Joh. Andreas Gustav gest. dahier,
Krieger, Friedrich gest. zu Châlons,
Kundinger, Leonh. B. gest. z. Soisy sous Etiolles,
Reichel, Joh. Georg Friedr. gef. bei Balan,
Ruff, Carl Wilhelm gest. dahier,
Sämann, Friedrich gef. bei Sedan,
Schöffel, Joh. Paul gef. bei Sedan,
Zeiler, Joh. Martin gef. bei Binas.

Errichtet v. der Stadtgemeinde Fürth 1874.

Rathausturm-Besteigung

Der etwas über 50 m hohe Rathausturm kann regelmäßig bestiegen werden. Anfragen können hierzu an die Tourist-Information der Stadt Fürth gestellt werden.

Die Besteigung erfolgt über das Treppenhaus im Osten, direkt unterhalb des Turms. Das eigens hierzu umgebaute Treppenhaus bietet einen kurze Überblick über die Stadtgeschichte. Den Anfang macht eine vom Fürther Künstler Karl Muggenhöfer geschaffene Kunstskulptur: Der Amtsschimmel.

Folgende Themen sind im Treppenhaus abgebildet:

 
Original-Lastenaufzug aus der Bauzeit des Rathausturms, etwa 1848


Bis zur Aussichtsplattform können folgende Gegenstände oder Themen besichtigt werden:

  • Original-Lastenaufzug aus der Bauzeit des Rathausturms;
  • Glockenzimmer mit den aktuell und den früher verwendeten Glocken;
  • Uhrwerk der Rathausuhr;
  • Nistkästen der Turmfalken.

Verwaltung

Im Rathaus sind u. a. das Amt für Informationstechnik, Teilbereiche des Bürgermeister- und Presseamtes, das Standesamt, das Personal- und Organisationsamt und das Direktorium untergebracht.

StadtZeitung Fürth

Die StadtZeitung Fürth ist das Mitteilungs- und Amtsblatt der Stadt Fürth. Es wird vom Bürgermeister- und Presseamt herausgegeben.

Kriminalmuseum

Im Kellergeschoss des Südflügels wurde am 22. September 2010 das Fürther Kriminalmuseum, ein Museum zur Polizei- und Justizgeschichte mit starkem Bezug zu Fürth, eröffnet.

ÖPNV

 
Der U-Bahnhof Rathaus

Vor dem Rathaus befindet sich der gleichnamige Busbahnhof, und seit 1998 befindet sich direkt unter dem Rathaus die U-Bahnhaltestelle Rathaus.

Sonstiges

Laut Aussage eines Zeitzeugen, kam es bei der Flaggenhissung auf dem Rathausturm "...in den 1980er Jahren ...[immer wieder vor]..., dass der grüne Streifen oben war und der weiße unten. Da wurde dann der Hausmeister gerüffelt. Und das Hauptamt sah sich veranlasst, eine Dienstanweisung zu verfassen und zu regeln, wann jeweils – an welchen Feiertagen und Festtagen – ...[wie korrekt]... gehisst werden soll."[30]

Anlässlich eines Besuchs des damaligen Finanzministers Markus Söder im Rathaus am 2. Dezember 2016 blieb der Fahrstuhl mit dem Minister und Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung für knapp eine halbe Stunde stecken. Der besagte Fahrstuhl hat bestenfalls eine Grundfläche von knapp 2 qm. Die "Befreiung" erfolgte durch einen Techniker, so dass in der Folge die gemeinsam geplante Pressekonferenz doch noch stattfinden konnte.[31]

Tourismus

Literatur

  • Sax, Julius: Das Rathaus in Fürth. Fürth, 1871
  • Eduard Rühl: Das Fürther Rathaus und sein Florentiner Vorbild. In: Bayerland 1934, Sonderheft Fürth
  • Peter Frank: Das Rathaus in Fürth - Zur Baugeschichte des Ostflügels und Rathausnutzung bis zur Erweiterung 1901. In: Fürther Heimatblätter, 2000/3, S. 57 - 79
  • Barbara Ohm: Von wem stammt das Fürther Rathaus? Anmerkungen zu seiner Baugeschichte. In: Fürther Heimatblätter, 2000/3, S. 80 - 90

Lokalberichterstattung

  • Wolfgang Händel: Die Stadtspitze macht mit dem Sparen ernst. In: Fürther Nachrichten vom 20. Februar 2010 - online abrufbar
  • Wolfgang Händel: Fürth wird zum rigorosen Sparen verdonnert. In: Fürther Nachrichten vom 26. Mai 2010 - online abrufbar
  • Fürther Rathaus zapft Kanal-Wärme an. In: Fürther Nachrichten vom 1. Juli 2010
  • Volker Dittmar: Schandfleck hinterm Rathaus soll verschwinden. In: Fürther Nachrichten vom 20. Juni 2011 - online abrufbar
  • Johannes Alles: Das Bürklein-Problem: Wer hat das Rathaus gebaut? In: Fürther Nachrichten vom 1. April 2013 - online abrufbar
  • Antje Seilkopf: Friedrich war’s, nicht Eduard. In: Fürther Nachrichten vom 20. März 2014 - online abrufbar
  • Gwendolyn Kuhn: Neue Rathausbeleuchtung strahlt zur Kärwa. In: Fürther Nachrichten vom 13. September 2018 (Druckausgabe) bzw. Neue Rathausbeleuchtung strahlt zur Fürther Kärwa. In: nordbayern.de vom 13. September 2018 - online abrufbar

Siehe auch

Weblinks

  • Peter Frank: Wer ist denn nun der Architekt bzw. Erbauer des Fürther Rathauses? - PDF im Internet

Einzelnachweise

  1. Antje Seilkopf: Friedrich war's, nicht Eduard. In: Fürther Nachrichten vom 20. März 2014 - online abrufbar
  2. Anmerkung: Evtl. erklärt sich der Unterschied in der Höhe durch die Hinzuziehung oder Weglassung der Fahnenstange auf dem Rathausturm als höchster Punkt
  3. "Fürther Tagblatt" vom 8. Februar 1843
  4. Fronmüllerchronik, 1887, S. 273 f.
  5. Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 29 - online-Digitalisat
  6. Barbara Ohm: Fürth. Geschichte der Stadt. Fürth, 2007, S. 167
  7. Peter Frank: Wer ist denn nun der Architekt bzw. Erbauer des Fürther Rathauses?; Homepage Dr. Alexander Mayer, abgerufen am 20. März 2016 | 23.57 Uhr - online abrufbar
  8. Magistratsakte im Stadtarchiv Fürth Fach 64 a Nr. 14 „Erbauung eines Rathauses in Fürth 1839
  9. Antje Seilkopf: Friedrich war´s, nicht Eduard. In: Fürther Nachrichten vom 20. März 2014 - online abrufbar
  10. Peter Frank: Wer ist denn nun der Architekt bzw. Erbauer des Fürther Rathauses?; Homepage Dr. Alexander Mayer, abgerufen am 20. März 2016 | 23.57 Uhr - online abrufbar
  11. 11,0 11,1 11,2 11,3 Johannes Alles: Das Bürklein-Problem: Wer hat das Rathaus gebaut? In: Fürther Nachrichten vom 1. April 2013 - online abrufbar
  12. E-Mail Schriftverkehr mit dem Landesamt für Denkmalschutz, Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Fürth und Peter Frank, Juli 2014
  13. Martin Schramm: Zum Erbauer des Fürther Rathaus - Eduard oder Friedrich Bürklein? In: Fürther Geschichtsblätter, 3/2018, S. 97 - 108
  14. Hans Lippert: Abhandlung von 1940 über den Rathausbau. In: Fürther Heimatblätter 1940, Heft 3/5, S. 42.
  15. Presse-Information des BmPA vom 12. September 2018 / 396/18: Fürther Rathaus erhält neue Beleuchtung
  16. Fn; Vier schwebende Zifferblätter. In: Fürther Nachrichten vom 8. Februar 1990, S. 37
  17. Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr zum 125-jährigen Jubiläum 1987
  18. "Peter Frank: Fürther Heimatblätter", Nr. 3, 2000
  19. Chronik der Stadt Fürth (Buch), S. 291 f.
  20. Auslöser dafür war die sog. Hermann-Göring-Abgabe. Die „gespendeten Metalle wurden als „Geschenk der Deutschen Nation“ zum „Führergeburtstag“ am 20. April 1940" erstmals überreicht. Siehe [Nr. 35] Verordnung zum Schutz der Metallsammlung des Deutschen Volkes vom 29. März 1940, in: Gerhard Werle: Justiz-Strafrecht und polizeiliche Verbrechensbekämpfung im Dritten Reich, 1989, S. 304 – online verfügbar
  21. Fürther Nachrichten vom 8. Dezember 1950: "Wieder Glockenklang vom Rathausturm"; Fürther Nachrichten vom 30. Dezember 1950: "Rathaus-Glocken läuten wieder".
  22. Annelene Raasch: Glockenspiele aus Meissener Porzellan, Verlag Hauschild, Bremen 1994, S. 73.
  23. 23,0 23,1 Alexander Mayer: Glockenspiel auf dem Fürther Rathaus (PDF-Datei)
  24. Hans Schmidt: Artikel in der Neuen Musikzeitung
  25. Glockenspiel als mp3-Datei
  26. Johannes Goecke: Glocken als Attraktion - Das Publikum strömte zur Premiere in den Rathaushof. In: Fürther Nachrichten, Ausgabe vom 3. November 2007
  27. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Aufstellung einer Gedenktafel [in der Michaelskirche = nachträglich durchgestrichen] dahier zur Erinnerung an die gefallenen Krieger aus hiesiger Stadt und die Einrichtung eines Grabmonuments für die dahier verstorbenen Krieger
  28. Fürther Tagblatt vom 30. August 1874, Bericht über die öffentliche Sitzung des Stadtmagistrats am Samstag, 29. August 1874
  29. Fronmüller: Chronik der Stadt Fürth, 2. Aufl., S. 436-437
  30. Zeitzeugeninterview Peter Frank, Mail vom 11. Februar 2021|12.44 Uhr
  31. FN: Jung und Söder steckten fest. In: Fürther Nachrichten vom 3. Dezember 2016 - online abrufbar

Bilder

Videos

  Dieser Artikel war Thema beim Fürther Höfefest vom 21. - 22. Juli 2018. Unter dem Titel "200 Jahre an einem Wochenende" bot die Veranstaltung Einblick in mehr als 50 Fürther Höfe, davon 20 als Themenhöfe mit einem geschichtlichen Thema.