Julius Seiler (geb. 14. November 1902 in Schillingsfürst; gest, 8. Mai 1967 in Fürth) war Angestellter und aktives Mitglied der NSDAP sowie Mitglied der Freikorps Oberland.[1]

Leben und Wirken

Seine Schulzeit absolvierte Seiler am Gymnasium in Ansbach sowie Weißenburg. Nach dem Abitur studierte Seiler in Gießen zunächst im Fach Landwirtschaft und absolvierte in München eine Ausbildung als Konzertsänger.

Politisches Engagement

Bereits mit 18 Jahren wurde er politisch aktiv und trat 1920 dem Freikorps Oberland bei - einem freiwilligen Wehrverband aus dessen 1921 später der Kern der Sturmabteilung (SA) in Bayern hervorging. Seiler nahm ebenfalls an Einsätzen im Ruhrgebiet teil.

Seiler trat bereits 1929 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 163.931), entschied sich aber ein Jahr später wieder aus der Partei auszutreten. Im Jahr 1931 trat der der Sturmabteilung (SA) bei und ein Jahr später erneut in die NSDAP. Er wurde Propagandaleiter der NSDAP-Ortsgruppe Theilenhofen in der Nähe von Weißenburg und 1933 Kreisredner im NSDAP-Gau Franken. Innerhalb der SA bekleidete er den Rang eines Oberscharführers der SA-Leibstandarte München.

Von April 1937 bis. 1940 wurde er Kreisleiter der NSDAP-Neustadt an der Aisch und 1939 Leiter des Gaupersonalamtes. Während dieser Zeit war Seiler Adjutant des Gauleiters Julius Streicher und verhinderte gemeinsam mit der örtliche Polizei während der sog. Reichspogromnacht 1938 das Abbrennen der Synagoge in Neustadt an der Aisch. Am Abend des 9. Novembers 1938 befahl Julius Seiler ebenfalls den Ortsgruppenleitern in Wilhermsdorf und Uehlfeld, nichts gegen die jüdische Bevölkerung zu unternehmen und in Uehlfeld ebenfalls die Synagoge nicht zu beschädigen. Der NSDAP-Ortsgruppenleiter Wilhelm Müller widersetzte sich diesem Befehl und so ging die Synagoge am 10. November 1938 kurz nach 9 Uhr in Flammen auf. Zuvor kaute der NSDAP-Ortsgruppenleiter Wilhelm Müller mit zwei weiteren Tätern an der örtlichen Tankstelle über 20 Liter Petroleum und 15 Liter Benzin, so dass nach dem Brandanschlag von der Synagoge lediglich noch die Außenmauern stehen blieben. Die Ruine, der Friedhof sowie die angrenzende Schule wurden am 18. September 1939 für 2000 RM an die Marktgemeinde Uehlfeld weiter unter Wert verkauft.[2] Die nicht abgebrannte Synagoge in Neustadt / Aisch blieb trotzdem nicht erhalten, sondern wurde im Anschluss ebenfalls verkauft und vollständig abgebrochen.[3] Aus bisher unbekannten Gründen schied Seiler 1940 aus dem hauptamtlichen Parteidienst aus und wurde Gesandtschaftsrat, sowie Leiter der Presse-Attaché der Deutschen Botschaft in der Türkei (Ankara).

Nach dem 2. Weltkrieg wurde er Vertreter der Auto-Union in Nürnberg, dessen Aufgaben er bereits 1935 für kurze Zeit versah. Gleichzeitig trat Seiler der Religionsgemeinschaft der Quäker bei und war aktives Mitglied.

Im Mai 1967 verstarb Seiler im Alter von nur 64 Jahren in Fürth.

Literatur

  • Wolfgang Mück: NS-Hochburg in Mittelfranken: Das völkische Erwachen in Neustadt an der Aisch 1922–1933. 2016

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Peter Schuster, E-Mail vom 2. September 2022, 13:08 Uhr - Oberlander
  2. Homepage Haus der Bay. Gesichte - Jüdisches Leben in Bayern - Uehlfeld/Synagoge, online abgriffen am 4. September 2022 / 13:53 Uhr - online abrufbar
  3. Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 1950, S. 172, 416

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