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Hier spricht Euer Berufsberater

Berufsmöglichkeiten für Tertianer Es gibt wenige Entscheidungen im L.ben. die für einen jungen Menschen von gleicher Bedeutung sind wie die Berufswahl. Ein Oberschüler schiebt int allgemeinen seinen Berntsentseheid bis in die Zeit hinaus, wo der Schulbesuch beendet und von dem Be­ ginn einer Berufsausbildung abgelöst wird. Die Erfahrung zeigt, daß dabei nur allzuoft die Berufswahl auf Grund mehr oder weni­ ger zufälliger Entschhißkomponenten zustandekommt, und es ist mehr als wahr­ scheinlich. daß eine derart getroffene Ent­ scheidung immer nur ..mehr oder weniger gut“ und selten die ..bestmögliche“ ist. Es handelt sieh bei der Berufswahl um eine vorausgreifende Disposition, um eine Ab­ schätzung künftiger Möglichkeiten, wobei die persönlichen XV ünsche mit den wirt­ schaftlichen Gegebenheiten in Einklang ge­ bracht werden müssen. Allerdings hat schon der Krieg unmißverständlich darauf auf­ merksam gemacht, daß alles, was steht, nicht so fest steht, daß es nicht umgeblasen werden könnte und daß alles, was man be­ sitzt. nicht so gründlich besessen wrird. daß es nicht verloren gehen könnte. Ich will da­ mit sagen, daß bei der Berufswahl die Be­ gabung und das Interesse von dem Streben nach Lebenssicherung nicht einfach beiseite geschoben und unbeachtet bleiben darf. Denn wir haben auch erfahren, daß eine bedingte Sicherung für den einzelnen dann besteht, wenn er in seinem Fach etwas Ordentliches leisten kann. Voraussetzung für eine gute Leistung ist jedoch, daß die Berufsentschei­ dung nicht einseitig auf Aussichten und Ver­ diensthöhe abgestellt ist, sondern daß eine Harmonie bestehen muß zwischen vorhande­ nen Anlagen und Fähigkeiten und den An­ forderungen des gewählten Berufes. Eine wirklich sachgerechte Zuordnung zu der Vielfalt der Berufe hat zur Voraussetzung, daß man eben diese Berufe bis zu einem ge­ wissen Grade kennt. Dementsprechend ver­ langt man von mir allzuoft eine smnmari-

sche Aufzählung der Berufsmöglichkeiten, die vorhanden sind, wenn man die Ober­ schule nach der 6. Klasse verläßt. Und aus diesen listenmäßig aufgeführten Berufen sucht man sich dann den für sich geeignet erscheinenden heraus. Gewiß, eine derartige Aufzählung ist möglich, hat aber nur dann einen Sinn, wenn der Beruf gewählt wird, der die volle Entfaltung der Anlagen ge­ währleistet. Dazu gehören die Kenntnis der eigenen vorhandenen Fähigkeiten und die Anforderungen, die der gewählte Beruf ver­ langt. Nicht zuletzt muß man die Berufs­ aussichten und Eut wicklungsmöglich keilen bedenken, wobei man jedoch Vorhersagen für längere Zeiträume nur mit Vorbehalten und jeweils nur im Rahmen der gegenwär­ tigen Verhältnisse zu beantworten vermag. Um jedoch dem Bedürfnis nach Kenntnis dieser Berufsmöglichkeiten entgegenzukom­ men, versuche ich im folgenden verschie­ dene Berufe anzuführen, die man mit der genannten Schulausbildung ergreifen kann. Dabei ist im Rahmen dieser Ausführungen nur ein Überblick möglich, wobei ich kei­ nen Anspruch auf Vollzähligkeit der Auf­ stellung erheben möchte. Prozentual den größten Anteil an den Be­ rufswünschen nehmen bei der fortschreiten­ den Technisierung unseres gesamten Lebens naturgemäß die technischen Berufe ein. Da­ bei gibt es wiederum innerhalb dieser Grup­ pe verschiedene Möglichkeiten. Wer sich für Bauberufe interessiert kann Hoch- oder Tiefbauingenicur werden und hier gibt es spätere Tätigkeiten entweder bei Baufirmen oder bei einzelnen Behörden in der techni­ schen gehobenen Verwaltungslaufbahn: als Maschinenbau- oder Elektroingenieur beste­ hen zweifellos gute Existenzmöglichkeiten. Der Chemie-Ing.. Textil-Ing., Holz-Ing.. Wirtschafts-Ing., um nur einige zu nennen, sind weitere Unterteilungen in der Ausbil­ dung für technische Berufe. Das Ohm-Poly­ technikum in Nürnberg ist dabei für uns in

ERNST HEIMERAN + Als ich vor einiger Zeit in der Zeitung las. Ernst Heimeran sei gestorben, da war ich ehrlich erschüttert, denn er war mir — wie sicher noch vielen meiner Mitschülerinnen — noch gut in Erinnerung. Ernst Heimeran hatte bei uns im Mädchenrealgymnasium über seine Arbeit als Verleger gesprochen und anschließend einige Auszüge aus seinen Büchern ..Die lieben Verwandten" und ,,Lehrer, die wir hatten“ vorgelesen. Dabei begeisterte alle Zuhörer das Kapitel .über den Singunterricht, weil dessen Beschreibung uns so lebhaft an unsere eigenen Musikstun ■ den erinnerte. Ernst Heimeran wurde am 19. Juni 1902 in Helmbrechts (Oberfranken) geboren. Er ab­ solvierte das Gymnasium in München und gab mit 15 Jahren eine Sehülerzeitung her ­ aus, genannt ..Der Zwiestrolch". Dies war seine erste Leistung als Journalist; außer­ dem war Heimeran ein bekannter Verleger und Sch-iftsteller. Von seinen vielen lie­ benswürdigen Büchern, in denen seine feuil ■ letonistische Ader spürbar wird, sind be­ sonders bekannt: die bereits erwähnten ..Lieben Verwandten“. ..Lehrer, die wir hat­

ten“, ..Grundstück gesucht“, ,,Das stillver­ gnügte Streichquartett“ (Heimeran war selbst in seinen freien Stunden passionierter Bratschist und Kammermusiker) u. a. m. Seit 1933 widmete er sich hauptberuflich seinem V erlag. Sehr buld bekannt und be­ liebt geworden ist seine Tusculum-Bücherei, zweisprachige Taschen-Ausgaben antiker Werke. Auf der linken Seite steht da immer der lateinische oder griechische Urtext und rechts daneben die deutsche Übersetzung. In solcher Aufmachung sind z. B. erschienen: Werke von Cicero, Catull, Petronius, Ovid, Vergil, Platon. Aischyios und vielen ande­ ren: sehr viele sind Schriftsteller, mit deren Übersetzungen die armen Schüler heute noch geplagt werden. Am Pfingstdienstag dieses Jahres starb Ernst Heimeran, erst 53-jährig in Starnberg, das seit 1949 sein ständiger Wohnsitz gewesen war. Er hätte uns sicher noch viel Schönes geschenkt, wenn er nicht so früh hätte ster­ ben müssen; eines aber ist sicher: seine Wer­ ke werden noch unseren Enkeln Freude und Erbauung schenken. chiri

Mi.telfranken für ein technisches Studium eine ideale Ausbildungsanstalt, die mit ver­ hältnismäßig geringem Kostenaufwand be­ sucht werden kann. Eine entsprechende praktische Tätigkeit ist in jedem Fall vor Beginn eines derartigen Studiums notwendig. Die Bundespost bildet jedes Jahr auf eigene Kosten mit einem zweijährigen Praktikum und einen dreijährigen Schulbesuch Fern­ meldeingenieure aus, die im techn. gehobe­ nen Fernmeldedienst bei der Post Verwen­ dung finden. Ein weiterer viclgcwünschter Beruf ist die Verwaltnngslaufbahn, die In­ spektorenlaufbahn bei staatl. - oder Ge­ meinde- und Kreisverwaltimgen. Gerade im Nürnberger Raum besteht dafür ein Nach­ wuchsbedarf und je nach Interesse kann man sich für einzelne Verwultungszweige ent­ scheiden, so für den Finanz-, Zoll-, Justiz­ dienst, für Stadt- und Kreisverwaltungen und für die Dienststellen der Bayer, Staats­ ministerien. Hat jemand pädagogische Fä­ higkeiten in Verbindung mit praktischen Interessen wird der Beruf des Gewerbeleh­ rers ihm volle Befriedigung geben können. Dazu ist eine handwerkliche Lehre mit Ge­ sellenprüfung, Meisterprüfung und der Be­ such des Berufspädagogischen Instituts Vor­ aussetzung. Bei künstlerischer Begabung ist die Ausbildung zum Graphiker eine durch­ aus lohnenswerte Berufsmöglichkeit. Der Braumeister, der Gartenbauteehiiiker und -architekt, beide mit praktischer Vorbildung und weiterem Schulbesuch, geben geeigne­ ten Absolventen der 6. Klassen reelle Chan­ cen für ein späteres Unterkommen. Niehl zu vergessen sind die kaufen. Berufe mit ihren vielfältigen Ausbildungs- und Verwen­ dungsmöglichkeiten in der Industrie, im Groß- und Einzelhandel in den verschiede­ nen Branchen, im Bank- und Versicherungs­ wesen, im Speditionsgewerbe. Drogerien. Reisebüros usw. Der Anzeigenteil einer Ta­ geszeitung zeigt, daß versierte Kaufleute immer wieder gesucht werden. Gesucht und begehrt sind Dolmetscher und Ausländskor­ respondenten, insbesondere wenn sie neben ihren Sprachenkenntnissen auch über kauf­ männisches Wissen verfügen. Nicht uner­ wähnt bleiben darf die Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in Nürn­ berg für einen freischaffenden Beruf, etwa Architektur, Innenarchitektur, Textile Kunst usw., wenn man dafür ein außergewöhnli­ ches Talent besitzt. Daneben stehen Ober­ schülern alle sonstigen gewerblichen Berufe offen, wobei die Berufsoberschulc Nürnberg als Höhere Fachschule für Wirtschaft, Tech­ nik und Graphik strebsamen jungen Men­ schen Fortbildung.«- und damit Aufstiegs­ möglichkeiten für alle Berufszweige, einschi. der handwerklichen Berufe, bietet. Diese Auswahl von Berufsmöglichkeiten für Qberschüler, die die Höhere Schule nach Abschluß der 6. Klasse verlassen, mag zu einer Vororientierung für die Berufsent­ scheidung genügen, eine eingehende Aus­ sprache mit dem Berufsberater kann diese Aufzählung natürlich nicht ersetzen. Für je­ den gibt es einen Weg, der neben einer späteren Lebensexistenz auch Freude an der getroffenen Berufsentscheidung bietei­ Dr. B. Ihr Berufsberater