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Fünfte Periode (1622).

71

bei der Sache nichts, obgleich er in allen Dingen das Prä haben und Gemeinherr sein wollte." Sie verunehrten Frauen — ja man beschuldigte sie selbst der Sodomiterei und des Wei­ ber- und Kinderraubes. Am Freitag wendete sich ein Edelmann von den Kosaken zu Doos bei der Brücke an eine hochschwangere Frau von Fürth und wollte sie zur Unzucht zwingen. Weil sie jämmerlich schrie, zog er seinen Säbel, versetzte ihr einen Stich in den Leib und ging davon. So verwundet ging das Weib

nach Fürth und wollte sich bei dem Bader verbinden lassen, fand aber keinen zu Hause, denn die Bader waren alle zu Nürn­ berg. Hierauf zog die arme Frau wegen heftiger Schmerzen die Gedärme aus dem Leib, riß sie ab und warf sie auf die Straße. Sie starb und wurde am Sonntag den 13. Oktober in Fürth begraben. Ihrem Manne, Endres Klein, Siebmacher und Mückenwedelmacher, hinterließ sie ein Kind von 1V, Jahren. Die ganze „Armada" der Kosaken war Tag und Nacht in Rüstung und Bereitschaft. Auch hielten sie fleißig Schildwache, denn sie waren in großer Furcht, die Nürnberger und der Markgraf von Ansbach möchten sie überfallen und ihnen den großen Raub wieder abnehmen, den sie in vielen Wagen mit sich führten. Dies geschah aber nicht und die Einwohner von Fürth behielten dadurch viel, was ihnen wäre genommen wor­ den. Bei den Mönchen im Pfarrhofe sah der Schulmeister Meier in diesen Tagen etliche silberne Münzen mit dem Bilde Luthers. Wenn sie die Münze Jemand zeigten, so spuckten sie zuvor dreimal darauf und sagten dann: „Da seht ihr euern Heiligen." Dem Pfarrer Paulus Sartorius nahmen die „Ko­ sakischen Pfaffen" und ihre Diener sein Kaleschlei , über 100 fl. an Hausrath, lederne Polster, Teppiche, Betttücher und Bett­ überzüge. Er mußte nur Gott danken, sein Weib und Kind unbefleckt erhalten zu haben. Unter den Kosaken ritten viele Weibspersonen in Mannskleidern. Sie führten auch großen Raub und viele gestohlene Jungfrauen und Pferde mit sich. Die Kosaken konnten nur gebrochenes, unverständliches Deutsch reden, verstanden aber französisch, waren ein abgerissenes, zer­ lumptes Volk. Einige führten Bogen und Pfeile, Schild und Tartschen, auch Säbel und Pistolen, hatten aber kein grobes Geschütz. Am 12. Oktober brach das räuberische Volk auf uud zog über Kraftshvf, Erlangen, Lauf und Hersbruck nach Böhmen.