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42/07�

Altstadtverein Fürth

Vorsicht Satire!

komplex eine interessante städtebauliche Komponente darstellen (als optischer Anziehungspunkt am westlichen Innenstadtzugang). Die derzeit aktuelle Situation, nämlich, dass eine Mitfinanzierung der Stadthalle durch den Bund (ein Drittel) und Land Bayern (ein Drittel) für Fürth offenbar nur dann in Betracht kommt, wenn diese im förmlich festgelegten Sanierungsgebiet entsteht, lässt hoffen, dass alle Bedenken der Bürgerinitiative in diesem Zusammenhang ohnehin gegenstandslos werden. Alle bisherigen Verlautbarungen seitens der Stadt Fürth (OB Scherzer, Finanzreferent Dr. Zottmann, Stadtbaurat Schneider) lassen den Schluss zu, dass Stadtverwaltung und Stadtrat zum gültigen Entscheid für das ehemalige Gänsberggebiet stehen werden. Die Bürgervereinigung Altstadtviertel St Michael begrüßt diese konsequente Haltung der Fürther Stadtväter sehr und hofft, dass möglichst bald die von der Stadt beauftragte Bedarfsplanung und das möglichst rasch fließende Geld aus dem Konjunkturförderungsprogramm zu einem konkreten Architektenwettbewerb mit anschließender Realisierung des Projektvorhabens führen werden.�

Vor Jahresfrist bereits hat die A ltstadtbürger vereinigung vielfältige Möglichkeiten zur totalen Nutzung der künfti­ gen Fürther Stadthalle und damit zur vollen Ausschöpfung des Raumprogramms von ca. 40.000 cbm aufgezeigt. Dabei hat sie um die Bereitstellung der Stadthalle für einen ihrer Wiederbelebungsversuche (der Altstadt) nachgesucht. Wegen des allgemeinöffentlichen Interesses daran und zwecks gesteigerter Transparenz geben wir dieses Schreiben vom 8. Juni 1977 hier in gekürzter Fassung wieder.

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Illustration: Reinert

Betr.: Künftige Stadthalle Fürth, Raumprogramm und Nutzung hier: Vorhaben der Bürgervereinigung Die Bürgervereinigung Altstadtviertel St. Michael plant im Rahmen ihres Super-Altstadtfests im Jahre 1979, einen in­ternational-suprakontinentalen, multilateralen Denkmal­ schutz und -pflegekongress, die sog. INTER-COSMO-GLO­ BAL, durchzuführen. Gedacht ist in diesem Rahmen an ca. 50 000 Teilnehmer aus aller Welt (Rednerliste: 1 – 1500); als Schirmherr soll Kurt Waldheim, UNO-Präsident und oberster UNESCO­ Boss (zuständig für internationalen Denkmalschutz) fun­gieren. Seine Teilnahme hat bereits Jimmy Carter, Präsident der USA, zugesagt, freilich unter der Voraussetzung, daß auch Leonid Breschnew, Parteichef und Staatsoberhaupt der UdSSR, anwesend ist – wegen der bilateralen Ausgewogen­heit. Ebenfalls wird daran gedacht, daß Papst Paul Vl. und Lan­desbischof Hanselmann auf dem ehemaligen Synagogen­ Platz zusammen mit dem Oberrabbi der jüdischen Gemein­ de einen ökumenischen Feldgottesdienst zelebrieren mit anschließendem feierlichem

Umzug um den alten Juden­ friedhof. Zwecks besseren kulturellen Touchs wird eine tragbare Ausgabe der Internationalen Orgelwoche Nürnberg (sog. ION portable) diese Veranstaltung bereichern. Zum vorgesehenen Folklore-Teil des Altstadtfests haben wüstenerfahrene Beduinen aus Mittelarabien ebenfalls ihren Auftritt (Kamelreiterspiele in der Sanierungswüste o.ä.) angekündigt. Franz Beckenbauer wird ein Benefizspiel im großen Saal der Stadthalle mitgestalten; Udo Jürgens, Heino und Peter Alexander werden ihre neueste, gemeinsame LP zum Thema „Denk ich an Fürth nur in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht“ in einem Super-Riesen-Open-Air-­Festival vorstellen. Für die Fischer-Chöre ist dabei leider kein Platz mehr; so groß ist die Sanierungswüste nun auch wieder nicht ... Sollte die geplante Stadthalle bis Mitte 1979 all diesen An­ forderungen gerecht werden, dann beantragt die Bürgerver­ einigung Altstadtviertel St. Michael hiermit die Überlas­sung

dieses multifunktionalen Kommunikationszentrums. Besonderen Wert legen wir dabei auf die zum Einbau vorge­ sehene Kegelbahn. Denn – wie uns bekannt ist – haben der Schah von Persien und Königin Elizabeth II. von England bei ihrem letzten Gipfel eine diesbezügliche Wette abge­ schlossen. Wir bitten dringend, zwischen Meer­s chwein­chen­z üch­ter ­ver­ ein und Kleingärtnergroß­ festival einen Termin auch für die Bürgervereinigung freizuhalten. Etwaige Programmänderungen und Verschiebungen in der Teilnehmerliste müssen wir uns freilich vorbehalten. gez. Bürgervereinigung Altstadtviertel St. Michael“

Kommentar:

Wir haben dieses Schreiben vor einem Jahr tatsächlich (!) bei der Stadt Fürth eingereicht. Ergebnis: die Stadt hat offenbar den kulturhistorischen und völkerverbindenden Wert dieses unseres Vorschlags erkannt. Der Beweis hier­für: im Oktober 1978 noch beginnt bekanntlich der Bau der Stadthalle!� 41