Altstadtverein Fürth
�
43 – 09/10
Untersuchungen am alten Or tsfr iedhof St. Michael Die Lage des ersten Ortsfriedhofes in Fürth ist heute von sich aus kaum mehr erschließbar, da nur noch durch einige Grabplatten an der Außenmauer der Michaelskirche und eine Schautafel auf diesen Friedhof hingewiesen wird. Zwei Abbildungen des Graphikers Johann Alexander Boener von 1705 lassen aber sehr deutlich die Anlage erkennen, wobei der Bereich nördlich der Kirche recht spärlich belegt zu sein scheint. Im Jahr 1771 hat sich diese Situation aber völlig verändert und Fronmüller schreibt in seiner Chronik, indem er sich auf das Tagebuch von Andreas Gruber bezieht: „Die Gemeinde hat den Kirchhoff hinten mit Sandt überführen laßen dem Schulmeister und Mößner auch sogar dem Pfarrer ihre Gärtlein einhauen laßen, um besser Plaz zur Begräbtniß der Todten (zu haben)“. 1780 konnte der Friedhof nach Norden abermals erweitert werden, weil die heute noch sichtbare Mauer an der Unteren Fischerstraße errichtet worden war. Ab 1797 wurde die Schließung des Friedhofes wegen Platzmangels betrieben, im Juni 1811 fand die letzte Beisetzung dort statt und 1812 hat man ihn eingeebnet. Obendrein hat man am 16. November dieses Jahres die Heilig Grabkapelle abtragen lassen, um zu verhindern, dass
sie zu einem „katholischen Bethause“ umgewandelt wird, was das entschiedene Missfallen König Maximilians I. von Bayern hervorrief. Die geophysikalische Prospektion
Soviel zu den historischen Grunddaten des Friedhofs. Schon im April 2004 hat die AG Archäologie den Versuch unternommen, zusammen mit dem Institut Tarasconi auf dem Friedhof eine geophysikalische Prospektion vorzunehmen, um eine Bestätigung der von Boener vorgegebenen Grabausrichtungen zu erhalten sowie die Lage der abgetragenen Heilig Grabkapelle zu ergründen. Diese Untersuchung war nicht sehr ergiebig, da in den verdächtigen Bereichen zu viele Störungen vorgefunden wurden.
Die archäologischen Untersuchungen
Erst als im August dieses Jahres vor der Grundschule am Kirchenplatz das Pflaster geöffnet wurde, um neue Versorgungsleitungen zu verlegen, ergab sich die einmalig Gelegenheit Überreste aus dem alten Ortsfriedhof zu erschließen und zu dokumentieren. Die ersten Erkundungen der AG Archäologie am 10. August machten deutlich, dass in den geöffneten Bereichen die Belegung zum Teil noch völlig ungestört war, dass eine Einschaltung des Landesamtes für Bodendenkmalpflege notwendig wurde, weil eine baubegleitende Dokumentation aus zeitlichen Gründen ehrenamtlich hier nicht mehr zu leisten war. Zwei freiberuflich tätige Archäologinnen aus Bamberg über-
nahmen deshalb die Freilegung und Dokumentation der Bestattungen und fanden einige interessante Aspekte zur örtlichen Volkskunde und medizinischen Versorgung heraus. Erste Ergebnisse
Die Freilegung der Bestattungen wurde von dem glücklichen Umstand begleitet, dass die Ausrichtung des Versorgungsgrabens in fast ost-westlicher Richtung verlief und dadurch einige Gräber in ihrer vollständigen Länge erfasst werden konnten. Diese Ausrichtung lässt gleichzeitig auch die christliche Gesinnung der Bestatteten erkennen, lag doch der Schädel immer im Westen mit gehobenen Nacken, dass der imaginäre Blick nach Osten, symbolisch für die Richtung ins Heilige Land, gegeben
Abb. 1: Ostwestliche Bestattung mit Blick nach Osten. Foto: AG Archäologie
30
Altstadtbläddla_2009.indd 30
23.11.2009 12:56:23