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GESCHICHTE EINES PARKPLATZES Was heute als Brachfläche bzw. Parkplatz neben dem Gasthaus „Weiße Rose“ in der Königstraße ziemlich unscheinbar sein Dasein fristet, hat schon erstaunlich viel erlebt. Erst mit der großen Flächensanierung wurde hier alles abgebrochen. Dem Abbruch fiel aber nicht nur ein Hof mit einem Häuserensemble zum Opfer. Gleichzeitig scheinen damit auch dessen Geschichten und Bewohner dem allgemeinen Gedächtnis verloren zu gehen.

Der Rehfeldenhof Das schieferverkleidete Vorderhaus beinhaltete bis zu seinem Abriss im Zuge der Gänsberg-Sanierung das Textilgeschäft der Rehfelds. Da Arthur Rehfeld mit einem Kurzwarenhandel bereits 1926/27 hier gemeldet war und nach dessen Tod seine Witwe Helene Rehfeld das Geschäft weiterführte, war im 20. Jahrhundert der Name „Rehfeldenhof“ für die Hausnummer 66 (Vorderhaus) und 68 (Hinterhaus) gebräuchlich. Neben Modetextilien, die im Sommerschlussverkauf angeboten wurden, gab es auch Verschiedenes aus der Abteilung Kurzwarenbedarf, worauf ein illuminierter Ausleger mit der Ankündigung „Nähseide“ hinwies. Eingerahmt war das Geschäft Rehfeld vom Zigarrenhandel Wirth (heute Gasthof Weiße Rose) auf der Ostseite und auf der Westseite dem Lebensmittelgeschäft des Georg Roth (befand sich auf dem Parkplatz und dem Durchgang zu dem angrenzenden heutigen Gebäudekomplex), dem Gründer einer Lebensmittelkette, die sich später einmal NORMA nennen sollte. Bereits vor den Rehfelds war die Schnittwarenhändlerin Anna Marie Gugel an dieser Stelle ansässig. Sie hatte das Anwesen von Moses Kohler übernommen. Königstraße 66 a

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Altstadtverein Fürth

Nr. 56 – 2023

Geburtsort Kaufmann Kohlers Dieser war wohl in ähnlichem Metier tätig, trat aber sonderlich im Fasching mit seinen Angeboten in die Öffentlichkeit. Zu jener Zeit firmierte das Gebäude noch unter der Adresse: „mittlere Königstraße 36“. Moses Kaufmann war mit Babette Löwenmayer verheiratet, der Schwester des Sulzbürger RabbiFürther Tagblatt 31.1.1854 ners. Das Paar bekam in dem Haus in der Königstraße einen Sohn, den sie nach dem Großvater Jacob Kaufmann benannten. Jener hatte 1812 den Nachnamen Kohler angenommen und der Name „Kaufmann Kohler“ war gewissermaßen eine Reminiszenz an den Großvater. Kaufmann Kohler besuchte in Fürth die Schule von Simon Bamberger am Jüdischen Waisenhaus bevor er mit zehn Jahren zu dem Talmudisten Eisle Michael Schüler nach Haßfurt, später nach Höchberg bei Würzburg, Mainz, Altona und Frankfurt ging. Mit dem Studium in München (1864) wurde er der Orthodoxie abtrünnig und immatrikulierte sich am 9. Mai 1865 in Berlin für das Studium der Orientalistik und vergleichenden Religionswissenschaften [4]. 1867 promovierte er in Erlangen. Da diese Arbeit ein Bekenntnis zur radikalen Bibelkritik zu sein schien, wurde es dem jungen Theologen schwer, eine Rabbinerstelle zu finden. Seine Abkehr von der Orthodoxie brachte ihm eine vernichtende redaktionelle Anmerkung in der Zeitschrift Der Israelit, dem Zentralorgan der Orthodoxie, vom 12. Februar 1868 ein. Darum war er ab 1868 wieder in Fürth ansässig. Kaufmann Kohler wurde Mitglied der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (ZDMG 1869, Nr. 723) [6], nahm noch 1869 an der Leipziger Reformsynode teil [7] und wanderte dann im August 1869 in die USA aus. Dort wurde er von dem Reformrabbiner David Einhorn, der auch schon in Fürth studiert hatte, aufgenommen Dessen Tochter heiratete Kohler im Jahr darauf. Am 6. September 1869 wurde er Rabbiner der Beth-El Gemeinde in Detroit (1869 – 1879), danach in