Altstadtverein Fürth
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Die Brauereigeschichte Für ths Bayern gilt dank seiner heutigen Brauereidichte von 627 Betrieben (Stand 2008) als das „Bierland“. Dabei ist die Region Franken mit über 300 Brauereien besonders hervorzuheben. Allein in Mittelfranken gibt es heute noch 62 Brauereien. Allerdings hat Fürth seine einst rühmliche Brauereitradition eingebüßt. Bis auf die Tucherbrauerei, die auf der Nürnberg-Fürther Stadtgrenze liegt, jedoch aus Nürnberg stammt, lässt heute kaum noch etwas auf Fürths einstigen Ruhm bei den Biertrinkern schließen. Das Brauwesen in Fürth
In Fürth hatte die Kunst des Bierbrauens eine sehr lange Tradition. So wurde schon seit dem Mittelalter von den Wirten der Gasthäuser und Schankstuben selbst Bier für den Eigenbedarf gebraut. Jedoch war die Braukunst bis ins angehende 19. Jahrhundert teilweise sehr primitiv im Vergleich zu Brauereien in anderen Ländern, die zu diesem Zeitpunkt schon einen weitaus höheren technischen Standard hatten. Vor allem in Norddeutschland, wo Bierbrauen schon lange viel etablierter war, waren die maschinellen Einrichtungen moderner und leistungsfähiger, was viel größere Quantitäten ermöglichte. Die einfa-
che Einrichtung der Brauereien ist aber auch darauf zurückzuführen, dass die Gegend um Fürth und Nürnberg trotz der großen Dichte an Brauern meist eher vom Weinkonsum bestimmt war. In Fürth soll es schon um 1500 herum sieben Brauereien gegeben haben. Laut dem aus Dinkelsbühl zugezogenen Teppichwirker und Meistersinger Jakob Feßlein, haben 1604 neun Brauereien und 35 Wirte die 2000 Einwohner Fürths beliefert. Wahrscheinlich ist, dass die Lage der Stadt an der Straße von Nürnberg nach Frankfurt für diese hohe Brauereidichte mit verantwortlich war. Als sich nach dem 30-jährigen Krieg verschiedene adelige Familien, unter anderem auch
aus Österreich, in der Gegend niederließen, wurden unter deren Leitung vermehrt Brauereien errichtet, da die Adeligen auf ihre alten Gewohnheiten wie das Biertrinken nicht verzichten wollten. So war es zum Beispiel ein gewisser Graf Jürgen, der 1659 das „lange Haus“ in der Gustavstraße mit einer Bierbrauerei errichtete, welches erst 1886 abgerissen wurde. Im Laufe der Zeit wurde das Fürther Bier sehr beliebt, da es wohlschmeckend und für die Fürther auch ein nicht unerhebliches wirtschaftliches Standbein war. Um den wachsenden Bierkonsum unter gesundheitlichen Aspekten überwachen zu können, wurde
Die Evora-Brauerei führte das Fürther Kleeblatt im Emblem. (Foto: Werner, Montage: Vogel)
das Amt der sogenannten Bierkieser auch in Fürth eingeführt. Diese hatten zur Aufgabe das Bier sowohl in Brauereien als auch in den Schenken zu prüfen. Der Beiname „Kleb arsch“ rührt von der Methode her, mit der das Bier geprüft wurde. Der mit Lederhosen bekleidete Prüfer setzte sich zwei Stunden lang auf eine mit Bier bestrichene Bank und wenn er aufstand musste er mit dem Hosenboden an der Bank kleben bleiben. Um möglichen Begünstigungen vorzubeugen, wurden auch gelegentlich Nürnberger Bierkieser herbeigezogen. Erwähnenswert ist hierbei, dass nie eine Beanstandung verzeichnet wurde. Ein weiteres Gesetz, das im Zuge der Qualitätssicherung eingeführt wurde, wurde 1811 erlassen: „Kein Wirt darf fremdes Bier während des Braujahres bei Strafe von 50 bis 100 Gulden einlegen, welche Strafe dem bisherigen Brauer zu entrichten ist. Jeder Wirt hat an Michaelis zu erklären, von welchem Bräuer er Bier für das nächste Jahr zu nehmen gedenke. Er ist schuldig, die von ihm verlangte Eimerzahl anzunehmen und der Brauer muss sie ihm liefern.“ 1848 wurde dieses Gesetz noch um den Zusatz erweitert, dass das Sommerbier erst ab dem 1. Mai ausgeschenkt werden darf, damit es entsprechend reifen konnte. ➢ Seite 22
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