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Altstadtverein Fürth �

52 – 18/19

Freigabe der Zahlungen an die Brauerei Humbser, Dez. 1946

5 – 600.000 RM), sich aber der Financial-Officer Lt. Saffranek und Lt. Harrison weigerten der Brauerei dieses Geld auszuzahlen. Der von der Brauerei eingeschaltete Anwalt sei „über das Verhalten des Lt. Saffranek empört“, dieser hätte keinen Grund diese Gelder zurück zuhalten. Offensichtlich gab es zwischen Lt. Saffranek und der Brauerei Humbser weitere Zerwürfnisse, die die offensichtliche Weigerung der Auszahlung mit begründeten. So geht aus einer Aktennotiz der Brauerei vom August 1945 hervor, dass Lt. Saffranek über das Geschäftsgebaren der Brauerei mehr als ungehalten war. Die Brauerei hatte eine ihr zustehende Wohnbaracke in Burgfarrnbach abgerissen, woraufhin Lt. Saffranek „… über unser selbstherrliches Vorgehen dort [entrüstet war] und machte uns hierüber die heftigsten Vor34

würfe. Er verstände nicht, wie wir uns so etwas herausnehmen könnten obwohl wir doch genau wüssten, dass so viele Menschen zur Zeit obdachlos wären und auf der Straße lägen. Für Humbser hätte er nichts mehr übrig und wir sollten uns ja nicht einbilden, dass wir auch nur eine Mark von ihm freigegeben erhalten würden. Auf meinen Einwand, dass wir zum Abbruch dieser Baracke die ausdrückliche Genehmigung von Hrn. Baurat Wilhelm bekommen hätten, erwiderte er mir: „Sie wissen ganz genau wo Sie sich diese Erlaubnis zu erholen haben.“ Er brach dann die Unterhaltung mit mir ziemlich barsch ab und ließ mir durch die Dolmetscherin sagen, dass im übrigen noch hundert andere Gläubiger mit berechtigten Forderungen da seinen.“ Bewegung in die Sache kommt erst wieder im Oktober 1945, als nämlich

Lt. Saffranek ersetzt wurde durch Lt. Schisa (?). In den darauf folgenden Wochen wird eine Entschädigungssumme von 70.000 RM festgelegt, die allerdings erst zwei Jahre nach Kriegsende ausbezahlt wurde. Die Zahlung wurde am 13. Januar 1947 bestätigt. Die BBF, die ursprünglich 77 Arbeiter und 20 Angestellte hatte, beschäftigte zu diesem Zeitpunkt nur noch fünf Arbeiter und zwei Angestellte. 1950 wechselt die Firma kurzfristig den Geschäftssitz und versuchte in Hamburg Fuß zu fassen. Jedoch wurde die Firma 1954 – inzwischen in Berlin – aufgelöst und 1973 endgültig aus dem Handelsregister gelöscht. Die Firma Humbser hingegen fusionierte 1967 mit der Brauerei Geismann und verkaufte die Mälzerei in der Bäumenstraße. Das Gebäude wurde in den 1970er Jahren abgerissen um Platz

zu machen für das damals „neue“ Einkaufszentrum City-Center. Inwieweit Humbser aus politischen Überzeugungen heraus, oder eher aus einer rein ökonomischen Argumentation sich bis Ende 1944 gegen das NS-Regime stellte, geht aus den Unterlagen leider nicht hervor. Wahrscheinlicher ist die rein ökonomische Sichtweise, die dennoch den Protagonisten einen gewissen Mut abverlangt haben muss. Die Firma BBF hingegen war sich ihrer kriegswichtigen Funktion offensichtlich bestens bewusst und nutze die Situation für sich aus – ohne Rücksicht auf Verluste. Geholfen hat es letztendlich beiden nicht … die Firma Bachmann, von Blumenthal & Co. hat sich nie vom Kriegsende erholt und musste sich auflösen – während die Brauerei Humbser-Geismann 1972 durch den Schickedanz-Konzern geschluckt wurde. Immerhin wird seit der Kirchweih 2018 wieder ein Humbser Bier in der alten Wirkungsstätte der Brauerei Humbser in der Schwabacher Straße ausgeschenkt. In den neu eröffneten „Humbser und Freunde“ kann nun wieder ungetrübt ein Humbser Bier getrunken werden. Angesichts der historischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte sollte man sich vielleicht etwas beeilen, um dieses Fürther Bier an historisch „richtiger“ Stätte zu genießen. Man weiß ja nie, was die Zukunft für Fürth noch alles so parat hält … Kamran Salimi