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Altstadtverein Fürth �

51 – 17/18

200 Jahre Schule am Kirchenplatz St. Michael Auch wenn die Anfänge des Fürther Schulwesens inzwischen über 400 Jahre zurück liegen, so zählt die heutige Grundschule am Kirchenplatz mit zu einer der ältesten noch erhaltenen Schulen in Fürth, die auch noch ihre Funktion als Schule beibehalten hat. Wo genau das Schulwesen in Fürth seinen Anfang nahm, ist aktuell nicht bekannt. Lediglich eine Rechnung von 1574 belegt, dass „dem Schulmeister ditz Jars für seinen Lohn“ 2 Gulden bezahlt werden sollten. Allerdings darf man den heutigen Schulbegriff nicht auf das Jahr 1574 eins zu eins übertragen. Auch das Lesen und Schreiben war eine seltene Kunst, die nicht einmal die meisten Bürgermeister während der Dreiherrschaft beherrschten.

Die ersten Schulen entstanden noch unter dem Einfluss genau dieser Dreiherrschaft zwischen Ansbach, Bamberg und Nürnberg. So wurde bereits das dompropsteiliche Schulhaus des Bistums Bamberg auf dem heutigen Anwesen Königstraße 45 errichtet, das auf einem Kupferstich Johann Alexander Boener von 1705 gut zu sehen ist. 1793 entstand die nürnbergerische Schule auf dem heutigen Kirchplatz, innerhalb des festen Mauerrings des Kirchhofs St. Michael. Eine Schulpflicht war bis dato nicht bekannt, erst im 19. Jahrhundert wird diese zur Pflicht erhoben. Eltern konnten somit nur ermuntert werden ihre Kinder zur Schule zu schicken, allerdings war dies nur den Familien vorbehalten, die über das entsprechende

Domprobsteiliche Schule links im Bild, heute Königstraße 45 20

Geld verfügten. So wurden für die Volksschule u. a. wöchentlich für einen Leseschüler 2 Kreuzer fällig, wer Lesen und Schreiben lernen wollte musste dafür schon wöchentlich 3 Kreuzer Schulgeld zahlen. Wer dann auch noch das Rechnen erlernen wollte, musste immerhin schon 6 Kreuzer zahlen. Zum Vergleich – eine Maß Bier kostete zu dieser Zeit 3 Kreuzer und für 6 Kreuzer bekam man immerhin ein Dreiviertelpfund vom besten Rindfleisch.

200 Schüler pro Klasse / pro Lehrer

Einen grundsätzlichen Wandel im Schulwesen erlebte Fürth 1806 erst durch die Zuordnung zu Bayern.

Der Staat übernahm ab sofort die Schulaufsicht und führte die Schulpflicht für alle Kinder ein. Zusätzlich gründete der Staat Lehrerbildungsanstalten und übertrug die lokale Schulaufsicht den Geistlichen, was in der Folge meist zu einem Zankapfel zwischen den Lehrern und Pfarrern führte. Die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts waren vor allem dadurch geprägt, dass Lehrermangel und überfüllte Schulräume an der Tagesordnung standen. 1807 ließ die königlich-bayerische Regierung eine Erhebung aller Schulen im Lande durchführen. Dabei wurde in Fürth festgestellt: insgesamt befanden sich 724 Kinder an der Armen- und Waisenschule, 356 an der nürnbergischen und 143 an der dompropsteilichen Schule – summa summarum also über 1.200 Schüler bei gerade einmal 12.000 Einwohnern, das entspricht einer Quote von 10 % Schülern unter der Fürther Bevölkerung. Allerdings wurden diese 1.200 Schüler lediglich von drei Lehrern betreut. Darunter war das Ehepaar Singer -also auch eine Frau – womit Frau Singer vermutlich die erste weibliche Lehrerin Fürths war. Der Lehrer und Ehemann Johann Michael Singer erhielt ein bis dato respektables Jahresgehalt von über 1.000 Gulden, wovon er aber selbst noch zwei weitere Hilfslehrer finanzierte – die allerdings wie-