Johann Georg Schlütter
- Vorname
- Johann Georg
- Nachname
- Schlütter
- Geschlecht
- männlich
- Abw. Namen
- Schlitter
- Geburtsdatum
- 28. Dezember 1694
- Geburtsort
- Fürth
- Todesdatum
- 23. Juli 1758
- Todesort
- Erlangen
- Beruf
- Maler
Johann Georg Schlütter, auch Schlitter, (geb. 28. Dezember 1694[1] in Fürth; gest. 23. Juli 1758 in Erlangen) war anfänglich Lebküchner und Kunstmaler, wurde später ein gräflich pücklerischer Hof- und Kunstmaler in Burgfarrnbach und namhafter fränkischer Porträtmaler.[2]
LebenBearbeiten
Er war der eheliche Sohn des „ehrbaren und kunstreichen“ Fürther Kupferstichhändlers und Kunstmalers Georg Schlütter und seiner Frau Regina Catharina.[3]
Er heiratete am 20. Mai 1726 in Fürth Susanna Maria Bürkmann (1709–1774), Tochter des Maurer- und Steinhauermeisters Georg Bürkmann (auch Bürckmann, Hs.-Nr. 175 im Grund-Riß des Fleckens Fürth). Aus der Ehe gingen 6 Kinder hervor, drei von ihnen kamen in Fürth zu Welt, die jüngeren drei wurden in Burgfarrnbach geboren.
Schlütter handelte auch mit Malermaterial. So sind Quittungen von 1730 erhalten, mit denen er dem Fürther Juden Wolf Löw die Bezahlung von Farben, geriebenem Metall und anderen Materialien bescheinigte. Christian Wilhelm Karl Graf von Pückler machte ihm das Angebot, Hofmaler an seinem Hause in Burgfarrnbach zu werden. Mit Schreiben vom 2. Februar 1733 ordnete der Graf zur Versorgung des Hofmalers an:
„Der Mahler, Johann Georg Schlütter, soll iährlich so lange Er in Farrnbach wohnt von mir zu genießen haben:
- Frey Logiment oder dafür zwanzig Gulden Rhein.
- Ein Simra Korn [1 Korn-Sümmer = 328 Liter]
- Sechs Eymer Bier [1 Eimer = 73,7 Liter]
- Ein Klaffter Holz [ca. 2 – 3 Festmeter]
welche Victualien Er sich aus dem hiesigen Amt kann abreichen laßen. Die obengemelte zwanzig Gulden aber, im Falle kein frey Logiment bekant, wird Er von mir selbst empfangen.”
In die gräflich pücklerischen Dienste als Hof- und Kunstmaler trat er am 30. Juli 1734 und zog mit seiner Familie nach Burgfarrnbach. Neben seiner Haupttätigkeit als Porträtmaler wurde er auch zu anderen Malerarbeiten herangezogen. 1736 quittierte er die Bezahlung seiner Arbeiten von 18 Tagen im Zimmer "ober dem Schloßthore" (Wasserschloss Burgfarrnbach); auch an den zwei "hochgräflichen Wappen" am Marstall hatte er drei Tage gearbeitet. Pro Tag rechnete er 45 Kreuzer (Xr.) ab, daneben weisen seine Rechnungen die verbrauchten Materialien und Gerätschaften (z. B. Borstenpinsel) aus, deren Kosten er zuvor ausgelegt hatte.
So hatte Schlütter sein Auskommen, er konnte sogar Geld verleihen. So nahm um das Jahr 1744 der pücklerische Pächter der Güter Brunn und Tanzenhaid, Kaspar Andreas Förster, ein Darlehen über 500 Gulden (fl.) von ihm auf. Dieser hatte aber Schwierigkeiten, die Schuld fristgerecht abzutragen. Nach drei Jahren hatte Förster 285 fl. 36 ½ Xr. zurückgezahlt, dann nochmal 44 fl. 50 ½ Xr. Da dem Pächter Förster die völlige Abzahlung nicht rechtzeitig gelang, ließ Karl Graf von Pückler-Limpurg von seiner Verwaltung die Restsumme von 169 fl. 33 Xr. an Schlütter auf Rechnung seines Pächters begleichen.
Schlütter muss viele Reisen unternommen haben, so wird seine Tätigkeit um 1750 in Leipzig und 1751 in Thorn vermerkt.[4] Aber auch in der fränkischen Gegend war er viel unterwegs, längere Arbeitsaufenthalte in Ansbach und Rüdenhausen[5] sind belegt.
Als er im Sommer 1758 der Arbeit und Kunst wegen nach Erlangen reiste, starb er bei der Familie des Professors Christian Ernst von Windheim im Alter von 63 Jahren an „Schlagfluss“. Er wurde auf dem Erlanger Universitätsfriedhof (Neustädter Friedhof) „mit alle Ehren und im Beisein mehrerer Professoren und kunstbeflissenen Personen“ der Universität begraben.[2]
WerkeBearbeiten
- Porträt von Charlotta Louise Maximiliane Gräfin von Pückler (1734 - nicht signiert), Bildersammlung Schloss Burgfarrnbach[6]
- Porträt von Amoena Sophia Friederica Gräfin von Löwenstein-Wertheim, geborene Gräfin von Limpurg (? - nicht signiert), Bildersammlung Schloss Burgfarrnbach[6]
- Porträt von Anna Lucia Holzschuher von Haimendorf (1735), Leihgabe im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg[6]
- Porträt von Friederika Gräfin und Frau zu Castell-Remlingen, geb. Gräfin zu Ortenburg (1739), Porträtsammlung Schloss Castell[6]
- Porträt von Karl Friedrich Lochner d. J. (1740), Sakristei St. Michael
- Porträt von Johann Friedrich Graf zu Castell-Rüdenhausen (ca. 1740 - unsigniert), Porträtsammlung Schloss Rüdenhausen[6]
- Porträt von Friederika Gräfin und Frau zu Castell-Remlingen, geb. Gräfin zu Ortenburg (ca. 1740 - unsigniert), Porträtsammlung Schloss Rüdenhausen[6]
- Porträt von Sophie Caroline Gräfin zu Hohenlohe-Kirchberg, geb. Gräfin zu Hohenlohe-Neuenstein-Oehringen (1742), Porträtsammlung Schloss Rüdenhausen[6]
- Porträt von Christoph Karl Huss, „Diaconus et Senior in Dietenhofen“ (1742)
- Porträt der Juliana Sophia Maria Franz, geb. Jlin, Ehefrau von Johann Michael Franz (1742 - Gemäldevorlage Kupferstich für Valentin Daniel Preißler)[7]
- Porträt von Eleonora Christina Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen, geb. Gräfin zu Hohenlohe-Neuenstein-Oehringen (um 1743), Porträtsammlung Schloss Rüdenhausen[6]
- Porträt von Benedict Simon Theodor Koehler, Pfarrer in Wassermungenau (1743)[8]
- Porträt von Maria Magdalena Koehler, geb. Meyer, Ehefrau von Pfarrer Koehler (1744)[8]
- Porträt von Hof- und Regierungsrat Heinrich Laurentius Grüb[9] (1745), Verbleib nicht geklärt[6]
- Porträt von Eleonora Christina Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen, geb. Gräfin zu Hohenlohe-Neuenstein-Oehringen (1746), Porträtsammlung Schloss Rüdenhausen[6]
- Porträt von Heinrich August Graf von Hohenlohe-Ingelfingen (1747), Porträtsammlung Schloss Rüdenhausen[6]
- Porträt von Luise Henriette Gräfin und Frau zu Castell-Remlingen, geb. Gräfin von Pückler (1747), Porträtsammlung Schloss Castell[6]
- Porträt von Elisabetha Catharina Hussin, „Caplanin et Seniorin (in) Dietenhofen, geb. Schwarzin von Habersdorff“ (1747) - online
- Porträt von Sibylla Katharina Gutsherrin von Sonnenmayerin aetatis 27 Jahr (1750)
- Porträt von Mag. Jakob Friedrich Georgi, Stadtpfarrer und Dechant in Uffenheim (um 1750 - Gemäldevorlage Kupferstich für Johann Christoph Sysang)[10]
- Porträt von August Ludwig Graf von Pückler (um 1750 - unsigiert), Bildersammlung Schloss Burgfarrnbach[6]
- Porträt von Hofrat Gebauer (1751), Verbleib unbekannt[6]
- Porträt von Dr. Franz Caspar Stöhr, Arzt in Vierzehnheiligen (1752), Verbleib nicht geklärt[6]
- Porträt von Ludwig Georg Christoph von Schlammersdorf, brandenb.-ansbach. Geheimrat, Oberjäger- und Oberforstmeister (1753 - Gemäldevorlage Kupferstich für G. Lichtensteger)
- Porträt von Johann Carl Lochner (1753), Sakristei St. Michael
- Porträt von Sophia Carolina Florentina geb. und vermählte Gräfin von Rechtern (1755), Bildersammlung Schloss Burgfarrnbach[6]
- Porträt von Heinrich Friedrich Delius (vor 1759 - Gemäldevorlage Kupferstich für G. P. Nusbiegel)
- Porträt von Philipp Samuel Mitzel, auch Mützel, Konsistorialrat und Stadtpfarrer zu Ansbach (zwischen 1715 und 1758 - Gemäldevorlage Kupferstich für M. Rösler) - online
- Kinderporträts der Grafenfamilie von Pückler-Limpurg
- - Porträt von Friederica Louise Carolina Gräfin von Pückler (1739), Stadtmuseum Fürth[11]
- - Porträt von Carl Friedrich Ludwig Sylvius von Pückler (1741 - quittiert)[6], Verbleib unbekannt
- - Porträt von Sophia Justina Carolina Gräfin von Pückler-Limpurg (1745), Bildersammlung Schloss Burgfarrnbach[6]
- - Porträt von Christian Friedrich Carl Alexander Graf von Pückler (um 1747), Bildersammlung Schloss Burgfarrnbach[6]
- - Porträt von Friederica Louisa Theodora Carolina Gräfin von Pückler (1750), Bildersammlung Schloss Burgfarrnbach[6]
- - Porträt von Christian Carl Alexander August Graf von Pückler (1752), Bildersammlung Schloss Burgfarrnbach[6]
- Erwachsenenporträts der Grafenfamilie von Pückler-Limpurg
- - Porträt von Christian Wilhelm Karl Graf von Pückler (1735), Porträtsammlung Schloss Castell[6][12]
- - Porträt von Caroline Christiane Gräfin von Pückler, geb. Gräfin zu Löwenstein-Wertheim-Virneburg (1741), Porträtsammlung Schloss Castell[6]
- - Porträt von Christian Wilhelm Karl Graf von Pückler (1744), vier Exemplare, Verbleib unbekannt[6]
- - Porträt von Caroline Christiane Gräfin von Pückler, geb. Gräfin zu Löwenstein-Wertheim-Virneburg (1744), vier Exemplare, Verbleib unbekannt[6]
In der Gemäldesammlung im Schloss Burgfarrnbach gibt es noch fünf Porträtgemälde, die von Johann Georg Schlütter stammen, deren porträtierte Personen aber bislang nicht sicher identifiziert sind. Nach bisherigen Untersuchungen wurden folgende Zuschreibungen vorgenommen:[13]
- Eva Franziska Wilhelmine Gräfin von Pückler, geb. von Burghaus (schlesische Linie)
- Franz Sylvius Graf von Pückler (schlesische Linie)
- Christian Wilhelm Karl Graf von Pückler-Limpurg
- Caroline Christiane Gräfin von Pückler-Limpurg
- Friedrich Philipp Karl Graf von Pückler-Limpurg
Es gab Mitte der 1980er Jahre Hinweise des bekannten Würzburger Restaurators Peter R. Pracher, dass sich in den Ahnengalerien des Blauens Schlosses Obernzenn und des Schlosses Rügland auch Porträtgemälde von Schlütter befinden sollen.[14] In der späteren Erforschung des Bildersaals im Blauen Schloss von Edith Schoeneck[15] (1997) zeigte sich, dass unter den 87 heute dort befindlichen Porträts drei von Schlütter sind. Eindeutig als seine Gemälde, die auch Pracher restaurierte, wurden identifiziert:
- Porträt von Sophia Carolina Florentina Gräfin von Rechtern-Limpurg, geb. Gräfin von Rechtern zu Almelo (Entstehungszeit ?)
- Porträt von Caroline Christiane Gräfin von Pückler, geb. Gräfin zu Löwenstein-Wertheim (1753)
- Porträt von Christian Wilhelm Karl Graf von Pückler (1753)
Einzelheiten zum Rügländer Schloss sind aktuell nicht bekannt.
LiteraturBearbeiten
- Schlütter (Schlitter), Johann Georg. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 322 - 324
- Nürnberger Künstlerlexikon, Hrsg. Manfred H. Grieb, Band 3 (Pf – Z), K. G. Saur Verlag, München 2007, S. 1338
- Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, Hrsg. Hans Vollmer, 30. Band (Scheffel – Siemerding), Verlag E. A. Seemann, Leipzig 1936, S. 123
LokalberichterstattungBearbeiten
- Adolf Schwammberger: Quittungen künden von vielen Porträts. In: Fürther Nachrichten vom 23. Juli 1966[16]
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Taufdatum, Quelle: StadtAFÜ Biogr. Slg.
- ↑ 2,0 2,1 Lebensläufe im 18. Jahrhundert bei St. Johannis Burgfarrnbach, Teil I; Hrsg. Ev.-luth. Pfarramt St. Johannis Burgfarrnbach, 2003, S. 94 - 96
- ↑ möglicherweise wohnhaft Hs.-Nr. 96 nach Vetter-Plan, wohl später nach preuß. Hausnummerierung Hs.-Nr. 50, heute Königstraße 21
- ↑ Katalog der graphischen Porträts in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 1500 – 1850, Reihe A: Die Porträtsammlung, K. G. Saur München 2007, Bd. 45, S. 334
- ↑ siehe Domarus, Max: Die Porträts im Schloss Rüdenhausen; Mainfränkische Hefte, Nr. 46, Freunde Mainfränk. Kunst u. Geschichte, Würzburg 1966
- ↑ 6,00 6,01 6,02 6,03 6,04 6,05 6,06 6,07 6,08 6,09 6,10 6,11 6,12 6,13 6,14 6,15 6,16 6,17 6,18 6,19 6,20 6,21 6,22 6,23 6,24 nach Angabe Schwammberger, 1968, S. 323
- ↑ museum-digital:staatliche museen zu berlin (Kunstbibliothek) - online
- ↑ 8,0 8,1 Cathrin Wieduwild u. a.: Bildnis der »Maria Magdalena Köhlerin« (1744) aus dem Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig – Untersuchung - Konzept - Konservierung - Restaurierung, Diplom-Poster 2020 - online
- ↑ Ansbacher Rat und Stadtvogt, „Hoch-Fürstlich Brandenburg-Onoltzbachischer Address- und Schreib-Calender auf das Jahr 1747”, S. 47 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek; Ansbacher Stadtvogt, Hof-, Regierungs- und Justizrat, „Hochfürstlicher Brandenburg-Onolzbach- und Culmbachischer Genealogischer Calender und Addresse-Buch auf das Jahr 1782”, S. 96 - Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
- ↑ siehe Gertraud Geißendörfer (Hrsg.): Neustadt an der Aisch und sein Umland in alten Karten, Ansichten und Portraits; Beiträge zur Heimatgeschichte, Band 1, Schmidt-Verlag Neustadt/Aisch, 1983
- ↑ Aktenvermerk Ulmer vom 10. März 1981, StadtAFÜ Biogr. Slg. (in Schwammberger [1968] versehentlich nicht genannt)
- ↑ ein weiteres von 1753 soll nach Angaben zur Ahnengalerie im Barockschloss Branitz in Cottbus existieren
- ↑ Aktenvermerke Ulmer vom 10. März 1981, 23. Juni 1984 und 26. Juni 1986; StadtAFÜ Biogr. Slg.
- ↑ Schriftverkehr Peter Pracher/Stadtarchiv Fürth 1983/84; StadtAFÜ Biogr. Slg.
- ↑ Schoeneck, Edith: Der Bildersaal im Blauen Schloss zu Obernzenn – Ein Spiegel adeligen Selbstbewusstseins im 18. Jahrhundert; Selbstverlag des Historischen Vereins für Mittelfranken, Ansbach 1997
- ↑ Quelle: StadtAFÜ Biogr. Slg.