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46 – 12/13�  Altstadtverein Fürth

zont, deutet darauf hin, dass mit einer zusätzlichen Erosionsauflage aus höheren Hanglagen zu rechnen ist, vollkommen unabhängig davon, dass mit der erreichten Tiefe von 2,15 m eventuell noch eine der oben angesprochenen Gruben vorhanden wäre. Ob auch hier Weingärten anzunehmen sind wie sie der Chronist Fronmüller für die Westhänge zur Rednitzaue vor 1500 vermutet hat, kann leider nicht gesagt werden. Die Auffindung eines einzelnen Stakenloches von ca. 10 cm Durchmesser in der humosen „Gartenschicht“ wird man wohl nicht als Indiz dafür hernehmen wollen, wobei bei der bekannten Wurzeltiefe von Weinreben die Stärke der Humusbildung dadurch auch wieder relativiert werden könnte. Insgesamt lässt sich sagen, dass die archäologischen Befunde viel weiter zurück reichen als das durch dendrochronologischen Beleg ermittelte Alter des Gebäudes von 1655. Dennoch kann im Moment die Bebauung auf der Gesamtparzelle nicht wesentlich vor das historisch bekannte Fischereianwesen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts zurück datiert werden. Daraus ergibt sich das Problem, dass die nördliche Straßenbebauung der unteren Königstraße in Richtung Flussübergang vom Marktplatz aus gesehen im Bereich der Gesamtparzelle nicht älter ist als der Marktplatz mit seiner ottonischen Keramik des 10./11. Jahrhunderts.

Ber icht über die Untersuchung in der ehemaligen Garage von Robert Grüning

Im Zuge der Renovierung des Anwesens Königstraße 17 wurde auch eine Grabung in der ehemaligen Garage durchgeführt. Mitte März begann man einen 1 m2 großen Schnitt direkt hinter dem Garagentor anzulegen. Das Grundstück, auf dem die Garage aus den sechziger Jahren steht, gehört seit 1929 zum Anwesen. Folgende Fragen waren mit diesem Schnitt verbunden: Wie alt ist die erste Kulturschicht an dieser Stelle? Weist die Befundsituation Ähnlichkeiten mit der des ersten Schnittes im Eingangsbereich des Hauses auf? Zunächst wurde die oberste Schicht aus Schuttresten, die von der Abtragung des Garagenbodens übrig geblieben war, entfernt. Der Schutt bestand aus Betonresten und schwarzer Schlacke. In der ersten Schicht traten zerhackte Tierknochen und unterschiedliche Keramikund Glasscherben aus dem 19. Jh. auf. Zu den herausragenden Funden zählten Segmente von Tabakpfeifen, ein ganzer Tabakpfeifenkopf mit Fersenmarke und ein dünner Ring. Die Fersenmarke des Tabakpfeifenkopfes (Abb. 7) besteht aus dem Großbuchstaben L in einer Serifenschriftart. Über dem L befindet sich eine Krone, die der heraldischen Adelskrone im Heiligen Römischen

Abb. 7: Fersenmarke von einem Pfeifenköpfchen. Das gekrönte L weist Gouda/Niederlande als Produktionsort aus. � Foto Grüning

Reich deutscher Nation, in Dänemark und in den Niederlanden sehr ähnelt. Beide Elemente sind von einem Ring umschlossen. In Korrespondenz mit der Website pijpenkabinet.nl wurde die Produktion dieser Pfeife auf die zweite Hälfte des 18. Jh. eingegrenzt. Dies ist jedoch eine unbestätigte Bestimmung, weil unter anderen dieser Pfeifenstil rund 200 Jahre lang beibehalten wurde. Der Ring weist star-

ke Ähnlichkeit mit einem Fundstück auf, das 2009 während der Ausgrabung bei der Kirche St. Michael gefunden worden war (Abb. 8 und ALTSTADTbläddla 45, 2011/12, S. 47). Der Ring hat einen auffällig großen Druchmesser. Dies lässt vermuten, dass der Träger möglicherweise ein Mann war. Bei einer Tiefe von ca. 40 cm unter dem Garagenboden zeichneten sich zwei scharf und geradlinig ab-

Abb. 8: Messingring wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert. � Foto Grüning

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