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der Autorität der Persönlichkeit nicht weiter kommentiert. Die weitere Bearbeitung wird dadurch ersichtlich, dass Zeiller unter den Beilagen zum Nürnberg-Text der Topographie ebenfalls durch briefliche Mitteilung Dr. Wurfbains ohne nähere Erklärung auf „Siehe oben Furt“ verweist, als dieser von einer Aufteilung Deutschlands 916 in „sonderbare Reichs-Vogteyen“ durch Konrad I. sprach. Diese Meldung ist aber unter Fürth dann nicht mehr zu finden, vermutlich weil sie sich eigentlich auf die Synode Konrads in Hohenaltheim bezog, dem Ort des späteren Schlachtfeldes bei Nördlingen aus dem Jahr 1634, von wo die „Crabatischen“ Truppen nach Fürth weiter gezogen waren. Dr. Wurfbains Mitteilungen erscheinen detailreich an historischer Kenntnis, für Zeillers redaktionelle Arbeit waren sie aber nur bruchstückhaft verwertbar. Dass für Martin Zeiller „Fürth“ und „Furt“ ein und derselbe Ort gewesen ist, geht aus einer weiteren Stelle in den Nürnberger Beilagen hervor. Dort heißt es: „An(no). 1634. nach der Nördlinger-Schlacht / lag Isolan / mit seinen Crabaten / hinter Furt / und that / im September, der Stadt Nürnberg nicht geringen Schaden.“ Die Brandschatzung Fürths durch die „Crabaten“ 1634 ist an der entsprechenden Stelle auch in den Fürth-Text aufgenommen worden aber es gibt keinen Hinweis dar-

Abb. 2a, links: Altenfurter Rundkapell historische Aufnahme kath. Pfarramt Altenfurt Abb. 2b, unten: Altenfurter Rundkapelle, heutiger Zustand � Foto Werner

auf, dass Altenfurt im gleichen Jahr zerstört worden wäre oder die Truppen sich dort aufgehalten hätten. Aus dieser redaktionellen Zusammenstellung über „Furt/Fürth“ ist nur ein Rückschluss sicher zu ziehen: Die Nachricht darüber, dass die Ruine in Fürths Wiesen mit Karls Schiffsreise auf der Rednitz nach Würzburg im Jahr 793 in Zusammenhang gebracht werden konnte so wie sie Johann Alexander Boener vierundfünfzig Jahre später bekannt gemacht hat, kann erst nach dem Datum des Briefes vom 8. März 1651 in Nürnberg die Runde gemacht haben, denn Dr. Wurfbain kannte nur die Version Karl der Große ↔ Altenfurt. Als Urheber dafür kommt dementsprechend nur der Reiseschriftsteller Martin Zeiller in Frage,

der durch seine falsche Zuordnung der Karlslegende dem Interpretationsspielraum in Fürth Tür und Tor geöffnet hat. Der junge Vikar und spätere Pfarrer in Fürth Carl Friedrich Lochner, der zusammen mit seinem Vater im humanistisch geprägten Pegnesischen Blumenorden Mitglied war und damit in Kreisen verkehrte, in denen über solche Gedanken und Ideen gesprochen wurde, konnte diese unbeweisbaren aber allgemein anerkannten Entstehungslegenden in jungen Jahren mitverfolgen und daher 1679 über die „mutmaßlich in dem Markgräf(lichen) Krieg zerstörte St. Martins Capell“ in Fürth sprechen, immer noch nicht auf Karl den Großen eingehend. Woher der Pfarrer das wusste, kann nicht nur

aus dem Merian, sondern ebenfalls aus den Annalen Müllners herausgelesen werden. Auf den Blättern 522 und 523 kommt er auf den Ort Fürth an der Rednitz zu sprechen und schreibt: „... und wird dafur gehalten, dass es ein ziemblicher Flecken gewest, ehe die Stadt Nurnberg in Aufnehmen kummen, dann man vor Zeiten gern an die Ort gebauet hat, da zwen Wasserfluß zusammenkummen. Ist auch vor alten Zeiten etwas besser hinabwärts, auf der Ebne, jenseits der Rednitz, gestanden, da noch ein altes Gemäuer von einer Kapell vorhanden. Dieweil aber die Ergießung der Wasser den Gebäuen an diesem niedern Ort oft Schaden getan, haben sie diesseits der Rednitz auf die Höhe gebauet, da sie vor dem Gewässer sicher sein mögen“.

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