Altstadtverein Fürth �
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Ber icht der AG Archäologie 2015 Von Thomas Werner
Die Arbeitsgruppe ist zu Beginn des Jahres in neue Räume der Pfisterschule umgezogen. Die mühevolle Arbeit, alles einzupacken und zu transportieren, blieb mal wieder an einigen wenigen hängen, dennoch haben wir es geschafft. Wir haben jetzt einen großen Arbeitsraum, einen Archivraum sowie einen Raum zur Unterbringung unserer Grabungsgeräte und anderer Materialien. Die Wiedereinrichtung des Fundarchivs gestaltete sich aus Platzgründen als problematisch. Bis auf wenige Fundstellen sind die Funde aber wieder eingeordnet und damit auch zugänglich. Darüber hinaus sind wir dabei, uns ein System zu überlegen wie die Funde durch eine Computer gestützte Datenbank aufgefunden werden können, denn es bleibt für uns von großer Bedeutung, die Bodenurkunden aus der Fürther Altstadt einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu erhalten und in nächster Zeit mit einer Ausstellung auch besser bekannt zu machen.
Tag des offenen Denkmals
Um die Aktivitäten der Gruppe nicht vollständig einschlafen zu lassen, haben wir uns an zwei städtischen Veranstaltungen am 13. und 20. September beteiligt. Am Tag des offenen Denkmals, der unter dem Motto „Handwerk, Technik, Industrie“ stand, ha26
ben wir uns mit den ersten beiden Punkten dieser Thematik beschäftigt und das mittelalterliche Knochenschnitzerhandwerk aus Fürth vorgeführt sowie auf die Technik moderner Prospektionsmöglichkeiten hingewiesen. Mit der rekonstruierten Werkbank eines Paternosterers (Rosenkranzperlenmachers) haben wir das Thema „Experimentelle Archäologie“ erläutert und versucht auf besondere Fertigkeiten des mittelalterlichen Handwerkers aufmerksam zu machen. Mit Hilfe der Experimentellen Archäologie ist man in der Lage aufgrund von Ausschlussverfahren heraus zu finden, welche handwerklichen Kniffe und Tricks dem damaligen Meister geläufig gewesen sein müssen, von denen wir heute nichts mehr wissen. Darüber hinaus war wichtig, die Relationen zwischen Paternosterer und Knopfmacher herzustellen. Diese Form der lebendigen Vorführung eines Handwerks, das nur noch aus zeitgenössischen Abbildungen bekannt ist, hat die Besucher beeindruckt und zu lebhafter Diskussion geführt. Daneben konnte eine neu aufgelegte Broschüre verteilt werden, die das Knopfmacherhandwerk vom Ochsenhöflein (heutige Pfarrgasse) ausführlich beschreibt (vgl. dazu ALTSTADTbläddla Nr. 35, 2000, S. 26-27). Der zweite Schwerpunkt
gehörte dem Thema „Technik“ an und sollte anhand unserer Untersuchungen beim Kapellenruh-Denkmal verdeutlichen, welche interessanten Ergebnisse mit Hilfe der Geomagnetik erzielt werden können. Dazu musste das Prinzip der Methode erklärt und die gewonnenen Ergebnisse erläutert werden. Auch dazu wurden zahlreiche Fragen gestellt. Insgesamt haben wir uns über ca. 45 Besucher gefreut, die sich für unsere archäologischen Gebiete interessiert haben.
Station 362 bei den Stadt verführungen
Das Motto der diesjährigen Stadt(ver)führungen lautete „Wurzeln“ und da durfte natürlich ein Archäologisches Thema nicht fehlen. Wir entschieden uns mit der Überschrift „Die Wurzeln Fürths aus archäologischer Sicht“ bei der Tourist-Info anzumelden. Mit einer PowerPointPräsentation sind wir den archäologischen Spuren der Ansiedlungsgeschichte auf dem Sporn zwischen den Flüssen Rednitz und Pegnitz nachgegangen. Allein bei der rhetorischen Frage, wo ein Fürther seine Wurzeln suchen würde, gelangt man zwangsläufig zu der Erkenntnis, dass die Erforschung von Stammbäumen allenfalls zu den Stammvätern/müttern hinab reicht aber die eigentlichen Wurzeln nicht erfassen kann. Wurzeln sind
– auch biologisch gesehen – etwas Verborgenes, man muss danach graben. Und diese Metapher trifft genau auf den Archäologen zu, der nach den Anfängen der Siedlungsgeschichte forscht. Die vorläufig erzielten Grabungsergebnisse sind aber keine Kette von lückenlos aneinander hängenden Indizien zu unserer Fürther Siedlungsgeschichte, dass sich die Präsentation auf die bekannten Spuren beschränkt hat und der Frage nachgegangen ist wie die Befunde und Funde mit dem späteren Fürth direkt in Zusammenhang stehen könnten. Dabei kam folgendes Ergebnis zum Vorschein: Die frühen Jäger und Sammler des ausgehenden Paläolithikums, der so genannten Atzenhofer Gruppe, haben mit unseren direkten Wurzeln nichts zu tun, zumal danach eine große Siedlungslücke durch die restliche Steinzeit und die frühen Metallzeiten zu verzeichnen ist. Interessant ist dagegen der Fund des Etagengefäßes von der Lehmusstraße aus der Urnenfelderzeit (1200 – 800 v. u. Z. im Stadtmuseum), weil die geographische Verbreitung dieser Gefäßform im Norden Main und Eger, im Osten Elbe und Moldau, im Süden die Donau und im Westen die Rednitz/ Regnitz kaum überschreitet, dass davon auszugeFortsetzung auf Seite 28