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Sechste Periode (1704).

einen fürstlichen Specialbefehl auf Betreiben des Elkana Fränkel, eines Günstlings des Markgrafen, aufgelöst wurde. Dieser Elkana Fränkel, Bruder des Schwabacher Oberrabbiners Hirsch Fränkel, unter dessen geistlicher Oberherrschaft sämmtliche jüdische Ge­ meinden des Fürstenthums Ansbach mit Ausnahme Fürths standen, war ein Sohn des Rabbi Henoch Levi, der 1670 von Wien vertrieben worden und zuerst nach Bamberg, dann nach Hanau und zuletzt nach Fürth übergesiedelt war. Seine Frau soll die Tochter des reichsten Juden von Wien, des Koppel Ritschel, gewesen sein. Obgleich Elkana weder deutsch schreiben noch deutsch lesen konnte, machte er sich alsbald in Fürth (er erschien zum ersten Male 1686 in den Registern der Juden) zum Sachwalter der Ansbachischen Interessen und erwies sich dabei als ein gewandter, äußerst energischer, unermüdlicher, aber ebenso stolzer und intriguanter Mann. Sein Leumund war sehr getrübt; er soll in Frankfurt und Hamburg verschie­ dene Betrügereien verübt haben; in Nürnberg war eine Kri­ minaluntersuchung wegen falscher Juwelen gegen ihn anhängig. Auch in sexueller Beziehung war er übel beleumundet. Das rücksichtslose Auftreten für Ansbach machte ihm viele Feinde nicht allein unter den domprobsteiliche», sondern auch unter den ansbachischen Schutzverwandten, weil die Bamberger Privilegien

sehr zu Gunsten der Juden waren, während Ansbach damals darauf ausging, dieselben zu beschränken. Er wurde daher von den Fürther Juden vielfach insultirt, sogar beim Gottesdienst am langen Tage. Andererseits war er in einer Audienz bei dem Markgrafen in Cadolzburg gnädig empfangen und hierauf öffentlich in einem Dekrete belobt worden. Auf seinen Vor­ schlag hatte der Markgraf unter dem 27. Mai 1704 eine Com­ mission (Hofrath Appold und Oberamtmann Bredou) angeord­ net, um die Angelegenheiten in Fürth wegen des Kaal zu unter­ suchen. Dieser Beschluß wurde jedoch dahin abgeändert, daß Elkana Fränkel selbst zu dieser Mission verwendet wurde. Unter dem 1. Juni berichtete derselbe an Herrn von Bredou in Ans­ bach, daß er in der Nacht um 12 Uhr aus Ansbach nach Cadolz­ burg geritten sei; dort habe er die Leute aufwecken lassen und sich nach Fürth begeben, wo er die „Parnossim" in Session sand und mit dem ansbachischen Amtsschreiber Graf die Briefe und Papiere derselben wegnahm, trotz des Protestes des dom-

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