Seite:Fronmüller Chronik.pdf/242

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

228

Neunte Periode (1817).

fchulinfpektors Dekan Papst enthält, wurde eingelegt."°) — Die in Folge der außergewöhnlichen Theuerung der Nahrungs­ mittel über die unbemittelten Einwohner hereingebrochene Noth machte die Ergreifung verschiedener Maßregeln nothwendig. Vom Januar an wurde das Brod für die Armen um fünf Kreuzer das Pfund abgegeben, also um die Hälfte des damaligen Raitungssatzes. Es war gemischt aus Waizen, Korn und Gerste. In Bezug auf die Bestimmung der Metze fand eine Ermäßigung auf den 24. Theil statt. Den Brauern wurde Erlaubniß ge­ geben, Nachbier zu brauen und im Kleinen an das Publikum abzugeben. "«) — Der „Lokal-Wohlfahrts-Ausschuß" mahlte das Getreide selbst, um den Privaten das Brodbacken zu erleich­ tern. — D'e Regierung erließ ein Verbot, noch nicht ganz gereifte Kornfrüchte abzuschneiden. Die Theuerung verursachte der Gemeinde eine Schuldenlast von 54,091 fl. 38 kr., welche wesentlich dadurch entstand, daß die auf entfernten Seeplätzen angekauften Cerealien im Werthe von 500,000 fl. um billigere Preise zur Konsumtion gegeben werden mußten, damit dem Wucher ein haltbarer Damm entgegengesetzt würde. Um die Zinsen jener Schuld decken zu können, so genehmigte die Re­ gierung am 5. März 1819 einen außerordentlichen Getreideauf­ schlag in der Art, daß von jedem Scheffel Waizen oder Korn 20 Kreuzer, von der Gerste 12, vom Haber 8 erhoben und verrechnet werden durften. Am 1. Oktober 1830 war die Ge­ treideschuld gedeckt. Man hatte damals die traurige Erfahrung gemacht, daß der größte Verlust dadurch entstanden war, daß man zur Zeit des Mißwachses nicht mit den erforderlichen Kapitalien versehen war, daß also die passendste Zeit zum Ein­ kauf verloren ging, bis Nothvereine gebildet und die Geneh­ migung zur Aufnahme der benöthigten Kapitalien erfolgt war."») — Die reich gesegnete Ernte dieses Jahres bewirkte ein rasches Fallen der hohen Getreidepreise. Das Korn trieb auf vielen Aeckern gegen 8 Schuh hohe Stengel und Aehren von 7—8 Zoll Länge. Häufig fand man zwei und mehr Aehren an einem Stengel. Als Merkwürdigkeit mag erwähnt werden, daß eine Kornähre 13 Seitenähren hatte. Am 18. Juli wurde das Erntefest unter allgemeiner Theilnahme mit großer Feierlichkeit begangen. Ein Zug von achtzehn Mädchen und achtzehn Knaben, als Schnitter und Schnitterinnen gekleidet, erstere niedliche