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Zehnte Periode (1874).
Privatiere Magdalene Balbierer dahier 10,000 fl. zur Ausstattung von Bräuten und 6000 fl. zur Unterstützung von Wittwen und Waisen. Von Erhöhungen bereits bestehender Stiftungen fanden 13 statt; die davon auf 1000 fl. und darüber sich erhebenden waren 1000 fl. für das städtische Hospital von Privatere Magd. Balbierer, 4000 fl. zur Armen stiftung von derselben, 12,350 fl. zur israelit. Hospitalstiftung von Pri vatier Moses Wassermann, 1000 fl. für den isr. Armenfond von Kauf mann S. Löwe und Genossen, desgl. von Kaufmann I. I. Hirschmann und Genossen, 1000 fl. zur Michaeliskirchenstiftung von obengenannter Balbierer. — Die Polizeimannschaft erstattete 2521 Anzeigen und nahm 1830 Arretirungen vor. — Das gemeindliche Vermittlungsamt wurde 72mal in Anspruch genommen. — Der Pflaster- und Brückenzoll er trug 9435 fl., der Getreide- und Mehlaufschlag 24,631 fl., Malz- und Bieraufschlag 21,702 fl. — Das Aktivvermögen der Gemeinde beträgt 1,726,614 fl., das Passivvermögen 943,076 fl. bleibt reines Vermögen 783,637 fl. — Die Zahl der Kranken im christl. Hospitale war 1120 (688 M. und 432 W.), 302 weniger als im Vorjahre (42,205 seit dem Bestehen der Anstalt); von dieser Zahl waren in Fürth geboren 201, von auswärts 919. Protestanten waren es 844, Katholiken 270, Reformirte 3, Israeliten 2, Freireligiöse 1. — Es genasen 696, wur den gebessert entlassen 279, ungebessert 33, starben 66, blieben in Be handlung 46. — Von epidemischen Krankheiten kamen außer 28 Typhus fällen (17 M. 11 W.), wovon 5 tödtlich verliefen, sowie 10 Scharlach kranken und 7 Bariolidenfällen nichts Bedeutenderes vor. — Vom Juni 1873 bis Ende 1874 hat in dem unteren Theile der Stadt, und fast ausschließlich in den Häusern, welche, eigner Brunnen entbehrend, ihr Trinkwasser aus einem in der Rednitzstraße gelegenen Pumpbrunnen entnahmen, in dessen Nähe — 1^z Meter entfernt — sich eine große Abtrittsgrube befindet, eine lokale Typhusepidemie ge herrscht. Es waren im Ganzen 57 Fälle, worunter 9 mit tödtlichem Ausgang. Zuerst erkrankte am 1. Juni der Fabrikarbeiterssohn Fritz M. im Hause Nr. 3 der unteren Königsstraße, in welchem überhaupt der Hauptsitz der Epidemie war (mit 19 Erkrankungen und 3 Todesfällen); dann folgte am 20. Juni die Metall-Einlegerin M. M. in demselben Hause, ferner am 25. Juni im Hause Nr. 31 der Rednitzstraße die Metzgerstochter M. B. Von da an bis zum 1. August kamen 30 Er krankungen in dieser Brunnenregion vor, im Monat August 14, im September 3, im November und December die übrigen 10. Diese sämmtlichen Kranken hatten Wasser aus diesem Brunnen getrunken. Die Krankheit charakterisirte sich als gewöhnlicher Abdominaltyphus mit verschiedengradiger Entwickelung. Gleichzeitig kamen in der übrigen Stadt an einigen zerstreuten Punkten Typhusfälle vor; es waren deren aber nur sehr wenige. Der fragliche Pumpbrunnen, in welchem wahr scheinlich Fäkalmaterien aus der nahen Abtrittsgrube eindrangen, ist 24/ tief, gegen 60' von der Rednitz entfernt und das Wasser darin, welches früher zu Grundwassermeffungen benutzt worden war, ziemlichen Schwankungen ausgesetzt, hält beim Austreten der benachbarten Rednitz