dem Reichswehrdienst Ausgeschiedene durften zwar ab sofort wieder zur Wahl, was aber dem Wahlamt oft noch nicht bekannt war. Weltspiegel: „Zigeunerblut“ mit Adele Sandrock und Georg Alexander. Donnerstag, 16. August 1934 Eine unübersehbare Menschenmenge beteiligte sich in Fürth einige Tage vor der Volksabstimmung am 19. August an einer Kundgebung. In schier endlosen Kolonnen waren sämtliche Gliederungen der NS-Hago, SA, SS, Motorstaffeln, HJ, DAF, NS-Beamte usw. aus allen Himmelsrichtungen zum Fürther Rathaus marschiert. Hauptredner waren dort OB Jakob und der hessische Gauleiter Sprenger. Die NZ kam zu dem Ergebnis: „Ganz Fürth bekennt sich zum Führer!“ Eine gute Obsternte wurde aus dem Fürther Hinterland gemeldet. Besonders die Apfel- und Birnbäume wiesen einen guten Ertrag aus. Der Mangel an Regen in den letzten Wochen führte zu einer vorzüglichen Beschaffenheit der Früchte. Freitag, 17. August 1934 Die Rede des Führers am Freitag um 20.30 Uhr wurde vom Radio-Dienst des Pg. Eilfeld durch Großlautsprecher in die umliegenden Straßen übertragen. Auch in den Kinosälen Alhambra und Kristall-Palast war die Rede direkt zu hören. An die deutschen Volksgenossen in Nürnberg und Fürth wurde – wieder einmal – von der Gaupropagandaleitung der NSDAP appelliert, ab Freitag, 17. August vormittags, Häuser und Wohnungen zu beflaggen. Ganz Deutschland sollte bis zum Abend des Abstimmungstages am 19. August im Zeichen eines nie gesehenen Fahnenschmuckes stehen. Samstag, 18. August 1934 Als die Dämmerung hereinbrach, versammelten sich immer mehr Fürther Volksgenossen vor den Lautsprechern, um der Rede Hitlers zu lauschen. Die ganze Stadt war in Hakenkreuzfahnen gekleidet. Ein riesiges Mahnmal mit Reichsadler und Hakenkreuz sowie dem Text „Wir alle stimmen mit Ja“ war vor der Gaststätte „Schwarzes Kreuz“ gegenüber dem Rathaus aufgebaut. Lu-Li: „Nordpol ahoi“ mit Guzzi Lantschner und Walter Riml. Alhambra: „Es war ein Walzer“ mit Martha Eggerth und Paul Hörbiger. Kristall-Palast: „Pipin, der Kurze“ mit Heinz Rühmann und Charlotte Serda. Montag, 20. August 1934 Fürth – eine nationalsozialistische Hochburg? Bei einer Wahlbeteiligung von 97,61% stimmten 90,6% der Fürther mit Ja, 7,7% mit Nein und 1,7% der Stimmen waren ungültig. Am Sonntag gab es in den Morgenstunden Weckkolonnen, die mit Trommeln und Pfeifenklang die Fürther an ihre Wahlpflicht erinnerten. HJ und BDM fuhren auf Lastwagen durch alle Fürther Stadtviertel und warben in Sprechchören für eine Ja-Stimmabgabe. Sogar die Seitenflächen der Straßenbahnen forderten zu einem Ja-Entscheid auf. Viele Eingänge zu Wahllokalen waren mit der Aufschrift „Hitler-Ja“ versehen. Von der Fürther Sanitätskolonne wurden jede Menge Alte und Gebrechliche zum entsprechenden Wahllokal gebracht. Dienstag, 21. August 1934 Das Wahllokal „Humbserbräu“ in der Friedrichstraße wies von allen Fürther Wahllokalen bei der Volksabstimmung die meisten Nein-Stimmen auf. Von 780 Stimmberechtigten hatten 763 ihre Stimme abgegeben. Genau 100 stimmten mit „Nein“, 29 weitere Stimmen waren ungültig. Die Reichsparteitage 1934 lagen nicht mehr fern: Für die Nürnberg-Fürther Straßenbahn
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